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Mots et cadeaux d’Odette Blavier Profil einer belgischen Pataphysikerin Diplomarbeit Liana Zanfrisco 2003

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Diplomarbeit Liana Zanfrisco 2003, Kunsthochschule für Medien Köln Medienkunst, MOTS ET CADEAUX D’ODETTE BLAVIER, Profil einer belgischen Pataphysikerin, Diplomarbeitvon Liana ZanfriscoBetreuende Professoren:Valie ExportDieter JungThomas Schmitt

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Page 1: Mots et cadeaux d’Odette Blavier Profil einer belgischen Pataphysikerin

Mots et cadeaux d’Odet te Blavier

Profil einer belgischen Pataphysikerin

Diplomarbeit

Liana Zanfrisco2003

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© Villa Pelsser Editionsars

Alle Rechte vorbehaltenGestaltung eine ART Büro

www.eineartbuero.comD-2003-7573-8

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Kunsthochschule für Medien Köln

Medienkunst

MOTS ET CADEAUX D’ODETTE BLAVIER

Profil einer belgischen Pataphysikerin

(ehem. Mots et cadeaux d’André et d’Odette Blavier)

Diplomarbeit

von Liana Zanfrisco

Betreuende Professoren:Valie ExportDieter Jung

Thomas Schmitt

Henri-Chapelle im Herbst 2003

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Inhaltsverzeichnis Seite

- Bemerkungen 7- Vorgeschichte 10- Bericht über meine Arbeit 12- Gespräch mit Odette über ihre Collagen 54- Was ist Pataphysik? 56- Une image d’Odette Blavier 60- Vita: Odette Blavier 68- Une image d’André Blavier 72- Ausstellung: Queneau/Blavier 76- La Maison Belge in Köln 78- Haus Blavier: Plan und Foto-Archiv 80- Bibliographie 140- Brief 144- Dank 147

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Bemerkungen

Diese Arbeit ist insbesondere meiner Freundin Odette gewidmet, die währenddes Projektes würdig verstarb.Wie so vieles in ihrem Leben war auch ihr Tod ‘un-erwartet’, ‘lebend-ig’ und‘vor-bildlich’ im wahrsten Wort-sinn.Während der Arbeit an ihrer letzten Collage verschied sie mit aufgestütztem Kopfan ihrem Schreibtisch sitzend ohne theatralische Geste ‘selbst-verständlich’.So kenne ich sie und schätze dankbar die vielen Momente und Begegnungen,die ich mit ihr erleben durfte.„Aber natürlich bist auch du lieber André nicht vergessen, obwohl du viel-leicht erst sehr spät bemerkt hast, dass Odette weit mehr als nur die Frau anDeiner Seite war.“Dem Schriftsteller, Editor und Pataphysiker André Blavier wurden schon zuseinen Lebzeiten in Belgien und Frankreich viele Denkmäler gesetzt, obwohlauch ihm ein Weiterleben der Gidouille eher am Herzen lag als offiziellePreise, Auszeichnungen und Anerkennungen.Diese (Diplom)-Arbeit versteht sich als ein künstlerisch-offener Versuch demLeben und Schaffen der belgischen Pataphysikerin Odette Blavier ein ‘Merci’zu sagen,ein ‘Auf wieder-sehen’ im Jetzt und in der Zukunft.Im Laufe dieser sicherlich auch vorläufigen Arbeit verschob sich naturgemäß durchOdettes Tod, aber auch durch meine stärkere Affinität zu ihr die Akzentuierung zugun-sten von Odette, deren Schaffen bei aller Autonomie und individuellen Kraft allerdingsnie ohne den Bezug zu ihrem Mann André und der Pataphysik gesehen werden kann.

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Die Spirale der pataphysischen Gidouille wird sich weiterdrehen, auch wennin so kurzer Zeit nacheinander drei ihrer wichtigen Verteter die ‘Erdscheibe’verlassen mussten.Neben André (2000) verstarb auch Enrico Baj (2003), dessen ubueske Urkraft ichnoch bei meinem letzten Besuch in seinem Atelier erleben durfte und nun Odette.Sie werden sicherlich gemeinsam mit Alfred Jarry, Boris Vian, Max Ernst,Marcel Duchamp und Company ihre Skurrilitäten an anderem Ort weitertrei-ben und uns auch weiterhin mit ihrem‚ bonsens’ und ‚nonsens’ erfreuen undlehren, das Leben nicht ganz so naturwissenschaftlich ernst zunehmen.Warum ist es wichtig oder sogar not-wendig, das Leben von Odette Blavierzum Thema (m)einer Diplomarbeit zu machen?In einer Zeit zunehmender Wissenschaftsgläubigkeit, wo auch Kunst-Starskommen und gehen wie temporäre Moden, richtet sich der Focus desInteresses leider eher auf spektakuläre Sensationen denn auf leise Wahr-nehmung, eher auf lustige Gags denn auf durative Qualitäten.Vor diesem Hintergrund hat das Leben und Schaffen von Odette Blaviereinen besonderen Stellenwert und verdient unsere intensive Beachtung.Die Gestaltung des täglichen Lebens war Teil ihrer Kunst. Ihr Lesen,Schreiben, Zeichnen, Collagieren waren die wesentlichen und regelmä-ßigen Bestandteile ihres Lebens.Wenn Joseph Beuys’ Auffassung der Einheit von Kunst und Leben sei-nen wirklichen Niederschlag gefunden hat, dann sicherlich bei denbeiden belgischen Pataphysikern André und Odette Blavier.

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Die nachfolgende beschreibende und damit erzählende Form meinerArbeitsweise und die Entwickelung meines Diplom-Projektes ist als ‘verba-ler Zusatz’ gedacht.So versteht sich mein Schriftteil als ergänzender Kommentar.Die künstlerisch praktische Realisation der Installation mit Fotos, Collagen,Video etc, entspricht der Art und Weise in durchaus bildnerisch anschau-licher Form (Rudolf Arnheim) die pataphysischen Welten der beidenBlaviers, ihr Leben, ihre Strukturen und Freiheiten, ihre Interessen und Not-wendigkeiten und vieles mehr zu repräsentieren.Ihre Kleidung, ihr Haus, ihre Einrichtung, die eben keine Möblierung war, ihrTagesablauf, ihre Lieblingsautoren, ihr Verhältnis zur Nahrungsaufnahme,ihre Vorlieben und Abneigungen, ihr Alltag, ihr eigenes Verhältnis zur Kunstund Kultur usw. waren Teil dieser gelebten pataphysischen Identität.Mich faszinierte die gute und augen-scheinliche, besser offen-sichtliche,Struktur ihrer Küche ebenso wie die durch die langjährige Bibliotheksarbeitgeschulte Karteikästchen-ordnung.

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Vorgeschichte

Auf der Suche nach den Wurzeln des belgischen Surrealisten Marcel Mariën(1920-1993) besuchte ich das Museum in Verviers, um einen Ausstellungskatalogder französisch-belgischen Malerin Jane Graverol zu erwerben.Diese gab als Zeit- und Lebensgefährtin von Mariën dessen Les Lèvres Nues (sur-reale Zeitschrift) mit heraus und gehörte zu den wenigen weiblichen Streiterinnender surrealistischen Bewegung in Belgien.Mariën, ein enger Weggennosse von René Magritte, zeigt in einer Reihe seinerWerke eine hohe Kongenialität zu meiner eigenen künstlerischen Arbeit, und ichwurde erst durch eine Fernsehsendung auf diese exponierte Figur des belgischenSurrealismus 1995 aufmerksam.Nach einigem Suchen fand der hilfsbereite Museumsangestellte in Verviers denKatalog und erwähnte mehr ‚en passant’, dass als einer der letzten Leitfiguren dersurrealen Aktivitäten in Belgien der ehemalige Bibliothekar André Blavier hier inVerviers lebe;schnell fand ich seine Telefonnummer und ein‚ rendez-vous’ wurde arrangiert.

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Erste Begegnung

Am 14.9.1995 traf ich André und Odette Blavier das erste Mal mit WolfgangSchulte im Café du Théâtre „Chez Flo“ in Verviers.Direkt zu Beginn der Begegnung fragt André Blavier sehr unvermittelt:„Was erwarten Sie von uns?“„Nichts“, antworteten wir.Das Eis war gebrochen. Das Gespräch beginnt. Vertrauen entsteht.Dann der Vorschlag von Odette Blavier, nach kurzer Vergewisserung bei ihremMann: „Beim nächsten Mal, besuchen Sie uns in unserem Haus am Place duGénéral Jacques“.So begann eine sehr intensive Freundschaft, die auch heute knapp sieben Jahrespäter nicht durch das Ableben von André und Odette gebrochen ist.

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1 Siehe Kapitel über ‘Pataphysik

2. Roland Topor (1938-1997) franz. Schriftsteller, Dramaturg, Zeichner, Fotograf und Satiriker

3. Enrico Baj (1924-2003) ital.Künstler und Pataphysiker

4. Armand Simon (1906-1981).belg. Zeichner surrealer Welten

5. Temps mêlés: Organisation, die 1952 von André Blavier und Jane Graverol in Verviers gegründetwurde und in loser Reihenfolge Schriften publizierte, Konferenzen organisierte und sich enagaiert umTheater, Film und Ausstellungen kümmerte

Bericht über meine Arbeit

Ich wollte sie porträtieren, Odette Blavier, als Freundin, Künstlerin,Collagistin, Aktivistin in Sachen objektiver Wahrheit, sich selbst treu und der‘Pataphysik1; ich wollte sie porträtieren und nicht nur eine zufällige Mieneoder belanglose Geste einfangen.Ich dachte deshalb sie zu fotografieren, sie zu filmen, sie zu befragen; zuhinterfragen, sie zu beobachten, ihr zu folgen auf den labyrinthartigen Wegendurch ihr Haus, ihr Laboratorium, ihre Bibliothek und so habe ich auch ange-fangen; so entstehen Fotos während Odette mir Bilder an den Wänden zeigtund in der Erinnerung danach sucht, von wem sie stammen.Sie öffnet die Schublade einer Kredenz (Anrichte) und zeigt mir deren Inhalt:Arbeiten von Topor2, Baj3, Armand Simon4, all die Künstler, die einst in Tempsmêlés5 erschienen.Wir gehen von einem Raum zum anderen, sie erklärt mir, wozu jeder dient, einimmens großes Haus, in dem alles seinen Platz hat und einen Zweck erfüllt.Alles scheint aus einemGuß.

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Ich fotografiere darin die Wände, mustere die Schreibtische; stecke ich denKopf in einen Schrank, finde ich selten Kleidungsstücke, weit öfter Bücher,Zeitschriften, collages achevés, collages presque achevés (Definition von ob6

= fertige Collagen, fast fertige Collagen).Alles macht mich neugierig, eher sollte ich sagen, dass ich alles an diesemHaus liebe, wo überall die unauslöschliche Spur derer sichtbar wird, die hiergelebt haben- und wie sie gelebt haben!

Die Anfänge

In der ersten Phase, als es um das theoretische Konzept des Pojektes, genanntDiplomarbeit, ging, hatte ich an eine Arbeit gedacht, die das Leben meinerpataphysischen Freunde André und Odette Blavier dokumentieren sollte.Ich hatte allerdings den Verdacht, dass ich, wenn ich mich mit

ihnen beschäftigte, mehr oder weniger ungewollt ins Innere (in

die Gedärme) ihrer „Spirale“ rutschen würde. Die Gidouille7 hätte

mich dahin geführt, wo man Bilder macht, indem man sie erfin-

det ohne den Regeln aus den /nationalen Vorratskammern/ des

6. ob = Odette Blavier

7. La Gidouille: Signet der Pataphysiker, orientiert sichan der Nabelformation des von Alfred Jarry konzipiertenKönig Ubus. Sie zeigt eine gegen den Uhrzeigersinn sich drehendeSpirale

8. Enrico Baj: Cose, Fatti, Persone. Elèuthera.Milano 1988. S. 339

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Konformismus zu folgen. (Enrico Baj)8

Der Zwang der Umstände (André Blavier stirbt am 9. Juni 2001) machte Odettezur ausschließlichen Kustodin und Würdeträgerin im Reich der Satrapen9.Übrigens liegt Odette sehr daran, auf ihrem Anrufbeantworter nach dem Todeihres Weggefährten André wieder ihren Mädchennamen Laurent zu verwenden.Sie führt mich, klärt mich hier und da auf; läßt immer öfter zu, dass ich es sei,die entscheidet, welche Kartons geöffnet werden, in welche Schränke ich meineNase stecke, um die Magie der, Schatztruhen’ zu entdecken.Sie verschwindet mir aus den Augen.Sie weist mich ein in Dinge, um die ich mich wenig später kümmern sollte.(Ledernier devoir, die Bezeichnung hätte ihr sicher nicht gefallen)Diese letzte Aufgabe wird alles andere als eine ‘Pflichterfüllung’ für mich sein.Auf wahrhaft pataphysische Art, in der zu glauben gleichzeitig Glauben undNichtglauben einschließt, huscht Odette davon, wahrscheinlich an einemMorgen (im Haus brannte nirgendwo Licht, als man sie fand).Sie sitzt noch in ihrer Schulbank vor dem Hoffenster. Ihr Kopf liegt auf den ver-

9 Satrap ist ein hoher ‘pata-

physischer Würdentitel. Seine

Magnifizenz ist ein noch höhe-

rer, daneben gibt es auch den

General, Aufseher, Adjunkt und

Bittsteller, u.v.m.

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schränkten Armen, in der Haltung eines Schülers, der eingenickt ist.Vor ihr fand man ihr Asthmafläschchen, das uns glauben lassen will, es habeetwas mit diesem Tod zu tun.Ob diese Vorstellungen am 7., am 8. oder vielleicht am 9. Juli Wirklichkeit gewor-den sind, wissen wir nicht- aber warum soll man auf billige Sicherheit aussein?Am 13. Juli, gegen 14.30 Uhr bin ich wieder vor der Haustür am Place du GénéralJacques, 23 in Verviers.Ich trete ein und finde sogleich die vertrauten Farben der Dinge wieder, aberOdette ist nicht da, und so wie ich sie kenne, wird sie nirgendwo mehr sein.Oder will sie es uns nicht sagen?Bezeichnenderweise ist sie mir an dem Tag, an dem ich sie, wie es Brauch ist,auf ihrem ‚letzen Gang’ begleiten sollte, aus dem Blick geraten.Ich erwarte sie: Parzelle 8, Reihe 27; ich dachte sie würde neben André begra-ben, aber nein, sie, freier Geist und vor allem frei von jeder Konvention, lässtsich vom ,cosi fan tutte’ nichts vorschreiben, so lässt sie sich anderswo begra-ben. „Was soll das schon?“ hätte sie gesagt. Es hätte sie nur gestört, dass sie

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bei der ganzen Prozedur anderen zur Last fiel.

Über den Film

14. Juli 2003: Odette ist weiterhin nicht da. Im Moleskine finde ich notiert:Anfang Film ob.Diese Verabredung ist unweigerlich geplatzt.Dem Prof. Thomas Schmitt, der mir beim filmischen Teil dieses Examenshilft, hatte ich nach und nach meine Arbeit vorgestellt. Ich hatte ihm dieFotoserien gezeigt und schließlich auch von dem Material, das ich im Maidieses Jahres gedreht hatte.Ich sagte ihm, es handele sich um meinen Pilotfilm, Notizen, gefilmt miteiner alten Familienkamera. Meine Einstellungen waren ohne Kalkül,peinlichst habe ich versucht das Sensationelle zu vermeiden. Eine weite-re Version sollte folgen- dazu war nicht mehr die Zeit.Ich wollte Odettes Wirklichkeit wiedergeben, ihre Ökonomie in denGesten, mitunter begleitet von Worten, kurz und knapp.Sie definierte, kommentierte und reflektierte mit solcher Präzision, dasssie mich manchmal verblüffte.Ich hatte mir angewöhnt, ihre Bemerkungen in meinem Notizbuchfestzuhalten, und das war es, was mich, als ich über den Titel derArbeit nachdachte, „Mots et Cadeaux d’André et d’Odette Blavier“wählen ließ, auch wenn ich, so wie die Dinge sich entwickelten,immer mehr Odette in den Mittelpunkt gestellt habe.

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Ich füge hier die Seite vom 12. Mai 2003 aus meinem Notizbuch ein.Jemand wollte Odette zu einer Antwort auf eine tagespolitische Fragebringen. Sie ließ ihn ohne Antwort. Hinterher sagte sie zu mir:„Ich gebe keine Antworten mehr, ich will nicht mehr streiten. Streiten willbesiegen. Ich will keinen Sieg.“ (Abb.: Seiten 18/19).Dann sprachen wir über Pataphysik und darüber, wieviel Pataphysik in dieserWelt noch nötig sei, damit die Leute in die Lage kämen, Lösungen da zusuchen, wo sie sie nicht vermuteten.„La ’Pataphysique“ sagt Alfred Jarry „est la science des solutions imaginaires“.Immer, wo auch immer und bei wem auch immer, bezog Odette Stellung undwußte ihr ‘Nein’ vorzubringen, in einer Art, klar und entschieden, die über-raschte und in der Überraschung jedes Missbehagen hinwegfegte; dafür aberdem Gesprächspartner neue Räume öffnete, um darüber nachzudenken.Was ich meinem Tutor zeigte, waren also Notizen zu einem Versuch, eineStrategie des Filmens zu finden, dass bei unserer Kommunikation (die zwi-schen Odette und mir) nichts dazwischen treten sollte.Eine Strategie, die mir vielmehr erlauben würde, Fragen zu stellen, Antwortenanzuhören, Odette zu beobachten während sie sich über alte Collagen beugt,um mir irgendwelche Bruchstellen zu zeigen.Ich beobachte sie und filme. Mir sind alle Regeln des professionellen Filmensfremd. So bemerke ich schon bei den ersten Einstellungen, dass ich dieKamera wie einen Bleistift benutze, genau so, wie wenn ich die Gesichter derReisenden, die mir im Zug gegenübersaßen, rasch skizzierte.

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Damals versteckte ich den Block unter dem Arm, wenn ich mich beimZeichnen entdeckt fühlte, fuhr aber fort, die Leute zu beobachten, allerdingsnur aus dem Augenwinkel, täuschte vor, anderswohin zu schauen und brachtedann rasch aufs Papier, was ich im Augenblick zuvor erhascht hatte.Ich war sehr flink darin, die Gesten, die die Leute an sich gar nicht kannten, inLinien umzuwandeln.Jetzt, wie auch damals, fühlte ich, nicht das Recht zu haben über das Bild einesanderen zu verfügen.Die Tatsache, dass Odette vor mir stand und mir ohne Zensur von sich erzähl-te, unbeabsichtigt Bilder hervorrief, gab mir nicht das Recht, diese Bilder zumissbrauchen.Thomas Schmitt verstand sofort meine Intention, er schätzte sie(glaube ich). Er beschränkte sich darauf, mir zum Gebrauch einesAnsteckmikrophons zu raten, das Odette an die Bluse hätte stecken können,damit sie sich frei bewegen könnte und ab und an hätte ich mit der Kameraeinen Moment zurückbleiben können, um irgend ein Detail neu aufzunehmen.Ich sagte ihm, dass ich alleine arbeiten wollte, ohne Team. Er fing an zu lachen

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und sagte, er hätte schon gesehen, dass ich eine ,Einzelkämpferin’ sei.

Einige Szenen

Odette unter dem Bogen der Tür, zwischen ihrem Studio-Zimmer und dem vonAndré; sie erzählt vom Verhältnis zu Pirenne10. Von dem Treffen zwischen ihmund André, vom Umstand, dass sie nie dabei zugegen war etc. Ich fixiere sie,die Kamera ist eingeschaltet, ich halte sie in der Hand; (Prof. Schmitt meinte,ich hätte eine‚ feste Hand’). Odette spricht und wenn sie auf eben diese Artspricht, dann weil sie zu mir spricht. Es ist mir unglaublich peinlich, jetzt eineKamera in der Hand zu haben, und die fängt an, mir von der Schulter zu rut-schen, sie bleibt dann irgendwo auf Höhe der Brust hängen, ist noch einge-schaltet, aber jetzt stört mich das nicht mehr.Und so entstehen die gewagten Bildausschnitte der beiden Filme, die Odetteals Protagonistin zeigen, aber Protagonisten sind neben ihr auch dieBücherstapel auf dem Boden, die Kamine, überladen mit Gegenständen, dieWände ihrer Zimmer, wo große Blumen auf den Tapeten prangen.

10MauricePirenne:Belgischer Maler,der von ab geför-dert wurde.

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Unvorhergesehen geht Odette aus dem Bild angezogen vom Läuten desTelefons in einem anderen Raum. Wußte sie, dass ich sie gerade filmte? Ichfahre fort die Leere zu drehen, die sie hinterlassen hat; ich höre sie mit einem(Mädchen) sprechen (wie sie es nennt), das ihr helfen will einen Scheck ein-zulösen, den ein französischer Verlag wegen irgendwelcher Autorenrechtegeschickt hatte.Ewigkeite vergehen, bis sie wieder unter dem Türbogen erscheint.Die Tür geht ins einzige Zimmer des Hauses, wo keine Blumen von der Tapeteprangen, es ist das Zimmer Andrés, der ihr ausdrücklich erklärt hatte, er liebedie Blumen nicht und wolle keine Tapeten.Ich habe kein Stativ bei mir und um weiterzudrehen an dem Gespräch, dasgerade entstand, setze ich die Kamera auf die Kommode, etwas höher als dasBett, auf dem wir beginnen, den Inhalt der Couverts auszubreiten, in denenOdette Zeitungsausschnitte für ihre Collagen aufzubewahren pflegt.Ein anderer gewagter Ausschnitt: Odette nimmt einen großen Teil der rechtenSeite ein, fast von hinten gesehen, im Halbprofil, das vielleicht nicht so vor-

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teilhaft für sie ist; von mir hört man nur die unangenehme Stimme, die Sätzevorliest in einem von der italienischen Intonation gestörten Französisch unddie deren Bedeutung dann auf Deutsch erfragt.Die Kamera entreißt dem Zeitfluß Bilder, die sonst im Raum des Vergessensverschwinden würden.Und jetzt befinde ich mich genau in diesem Raum, in dem sich die Sequenzenanhäufen, die entfliehen wollen, und ich versuche, Details der Stunden an dieOberfläche zu holen, in denen mir nicht bewusst war, den letzten Film überOdette Laurent zu drehen.Odette wird noch die Zeit haben die Filme anzuschauen, diese letzten Bilder.Am 27.Mai 2003 sind wir in meinem Atelier in Henri-Chapelle. Ich zeige ihrdie Aufnahmen, sie schätzt sogleich die spröde Art der Bildausschnitte, völligohne Effekt. Ich beichte ihr meine Wunschvorstellung, auch in einer letztenVersion ein solches Resultat erreichen zu wollen.Das war die einzige Sache, die sie nicht einsehen wollte:, Wozu sollte eine letz-te Version nutze sein!

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Vielleicht dachte sie, dass ich als Skizze, Notiz, Fragment unterschätzte, wasin Wirklichkeit authentisches Dokument einer Zeit ausmachte, die letzte Zeit,die wir miteinander verbrachten und in der sie mir allmählich ein Erbe anIdeen, Methoden und Anwendungen anvertraute.Aber mir erlaubte sie alles und mit einem Wohlwollen, das nie mütterlich war,gab sie mir Zeit, alle Zeit, die ich benötigte.Odette entschwindet am 7., vielleicht am 8. oder 9. Juli 2003. Es ist keine Zeit mehr füreine neue Filmversion. So bleibt der Film durch den Zwang der Ereignisse so, wie sie ihnwollte und wie er im Grunde auch mein Anliegen war.

Zwischen Andrés Tod und dem 13. Juli 2003

Ich fange an, mich an die unwiderrufliche Tatsache zu gewöhnen, dass Odette nichtmehr die Räume am Place du Général Jacques, 23 bewohnt. Eine neue Bindung wirdaber in diesen Tagen konkreter, geboren aus der Leere; sie entsteht rund um den mas-siven Tisch im ersten Zimmer des Erdgeschosses, um den herum wir sitzen: Andrée,Guy, Wolan11 und ich, neben mir auf der Lehne eines leeren Stuhls hängt die Jacke

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mit grauen und schwarzen Streifen, die Odette in jenen Tagen gerne trug.André ist zwei Jahre zuvor fortgegangen, um die Wahrheit zu sagen, er wurde voneiner schrecklichen Krankheit dahingerafft, deren einziger Vorzug es war, dass sienicht sogleich zu Tage trat, André also Monate, vielleicht Jahre unschuldigenNichtwissens schenkte, die in diesem Falle der Herausgabe der revidierten undkorrigierten Fassung von „Les Fous Littéraires“12 gewidmet wurden.Odette war also übriggeblieben, um über diese Masse an Gedankensubstanz zuherrschen, die André ihr hinterlassen hatte. Sie hatte angefangen, Ordnung zuschaffen. Vielleicht nicht sogleich.Nach dem Tod von André sah ich sie bei meiner Rückkehr aus den Ferien daserste Mal wieder, lächelnd aber streng, sehr mager; eine Magerkeit, die diesebeiden Jahre hindurch anhielt und ihr seltsamerweise ein etwas mädchenhaf-tes Flair gab.Sie hatte die Gewohnheit angenommen, ihre Collagen an die Wand zu heften.Das erste, was ich da las, betraf ihr Alleinsein: „Ça va seul? Non“.In einer anderen Collage konstatierte sie: „La résignation est un suicide quo-

11.Andrée Blavier-Jungblut: Tochter von ab & obGuy Jungblut: Andrées Mann, Schwiegersohn von ab &ob, Verleger, Galerist und Hochschullehrer an derKunstakademie in Lüttich, Leiter der Éditions YellowNow.Wolan (=Wolfgang Schulte): Künstler und Leiter derVilla Pelsser

12. In Fortführung der Queneau’schen Tradition vonAndré Blavier herausgegebenes Kompendium, das sich der‘Ver-rückten’ als Schriftsteller widmet. Kultbuch im fran-kophilen Bereich.Herausgegeben von der ÉditionsCendres. (siehe Literaturverzeichnis).

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tidien“. (Resignation ist täglicher Selbstmord).Wir diskutierten im Zimmer der ersten Etage; sie stets luzide und humorvoll.Mir hingegen gelang es nicht, mich zu konzentrieren, ich hörte die starke Stimmeder Collagen, Worte, die Odette nie ausgesprochen hätte, Worte aus Blei.Odette beginnt also Ordnung zu schaffen in jenen Tagen. Nicht, dass das nötiggewesen wäre. Das Haus der beiden berühmtesten Bibliothekare Belgiens trugbis ins kleinste Detail den Stempel ihrer Profession.Die Ordnung, auf die Odette sich bezog, war ganz anderer Natur.Nach dem Ableben von André betraten Odette und ihre Tochter die menschli-che Leere und geistige Fülle, die ihnen hinterlassen wurde, und die beidenFrauen schauten sich um, nahmen wahr.

Eine Serie von 500 Aufnahmen

Es war genau zu dieser Zeit, als Odette mich fragte, ob ich das Haus an demPlace du Général Jacques, 23 in Verviers fotografieren würde; vor allem dieBibliothek, um in den Bildern deren Charakter festzuhalten; ihre Struktur, sowie André sie ihr hinterlassen hatte, die wohl unweigerlich nach und nach ver-ändert werden würde. Sie tut schon alles, damit die Bibliothek sich nicht ver-ändere. Sie und Andrée hatten sich angewöhnt, alle literarischen Zeitschriften,die weiterhin eintrafen, oder neuerdings angeschaffte Bücher in Ordner undKartons unterzubringen, die sie dann auf dem Boden abstellten.Der Charakter der Bibliothek blieb so noch einmal erhalten und der unaus-weichlichen Veränderung entzogen, denen ein Ambiente unterworfen ist, wenn

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* Spätestenshier solltestDu, lieberLeser, mal inden Hausplanschauen!Seite 80

es in andere Hände übergeht. Odette ließ nicht ab von ihrem Respekt vordiesen Räumen. Sie benutzte die ihren und ließ Andrés ‘casquette’(Schirmmütze) an der Garderobe unten im Flur, die Aktentasche, die derFreund Maurice Pirenne André geschenkt hatte, in der Bibliothek und dasBuch, das André als letztes bei einer Versteigerung erstanden hatte, auf demSchreibtisch im zweiten Stock, gleich neben der Schreibmaschine.In letzter Zeit hatte sie wohl angefangen, ihr Atelier, (das sich, um ehrlich zusein, bis dahin auf ihr Schlafzimmer beschränkte), in das Zimmer Andrés’ hin-ein auszudehnen.Die beiden Zimmer waren miteinander verbunden; die Betten standen einan-der, denkt man sich die Mauer weg, diagonal gegenüber, dass bei offener Tür,(so stellte ich es mir vor), einer über den Schlaf des anderen wachen konnte.

Als Künstler in die Privatsphäre eines Künstlers eindringen-was kann das bedeuten?

Zuerst einmal heißt das, in jedem Augenblick zu fühlen, dass man dazu kein Recht hat.Das Vergehen erspüren, dessen sich der schuldig macht, der den Blick in frem-

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de Tagebücher wirft.Sich wie jene Kunstparasiten fühlen, die sich in fremde Ateliers einschleichen, umetwas an Ideen zu erbeuten, das sie bis zum nächsten Diebstahl überleben lässt.Offensichtlich fühlte ich mich nicht als Parasit; ich war ja eingeladen zu schau-en, aber bis wohin durfte ich mich vordrängen?In all den Jahren, die wir uns jetzt kannten, war ich nur einmal in derBibliothek gewesen und hatte noch nie Odettes Zimmer gesehen, Garten undHof nur aus dem Fenster im ersten Stock erblickt; auch deshalb übte das Hauseinen Zauber auf mich aus, ja, aber durchsetzt von Respekt. Jede Tür, die mirzu öffnen angeboten wurde, war für mich ein weiteres Zeichen vonFreundschaft und Solidarität. Odette war dabei, mir Rechte einzuräumen, vorderen Annahme ich zurückschreckte.Während der ganzen Fotografie-Aktion, mit der wir in jenen Monaten beschäf-tigt waren, wollte ich, dass sie mich immer begleite auf meinen Streifzügendurch die verschiedenen Stockwerke des Gebäudes.Insgesamt machte ich mehr als 500 Fotografien. Ich fing an mit dem ersten amEingang, ging weiter durch die beiden miteinander verbundenen Zimmer desErdgeschosses, unterzog die Küche einer genauen Untersuchung, spähte in dieAbstellkammer, die zum Hof geht, dann fotografierte ich den Hof selbst.Danach ging ich eine halbe Treppe höher, wo das Gästezimmer und eineToilette sind.*Im zweiten Stock habe ich lange in der Bibliothek gearbeitet, drei Zimmer,deren Wände von Büchern geradezu überwuchert wurden.

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Hier habe ich fotografiert, aber viel Zeit haben Odette und ich auch damit ver-bracht, Bücher hervorzuziehen, die sicherlich nach Namen, nach Autoren,nach Themen geordnet waren oder nach Verwandtschaft durch Eigenheiten,

Foto:Georges ThiryAndré Blavier vor der Stadtbibliothek in Verviers

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die nur André kannte.

Ein nicht vorhersehbares Doppelleben

In den letzten beiden Jahren hatte Odette vergeblich nach einem Plan der Bibliothekgesucht, eine Art von Klassifizierung, die der regierende Satrap, passionierterBibliothekar und pingeliger Archivar, unmöglich nicht gefertigt haben sollte.War die Bibliothek hier am Place du Général Jacques eine ideelle Bibliothek?Zwei, drei Kilometer entfernt von seinem langjährigen Arbeitsplatz (derBibliothèque Communale de Verviers) war André dabei, das zu formen, wassein größtes Werk geworden wäre, die Errichtung einer idealen Bibliothek ausdem Geist der Pataphysik, letzte Zuflucht für alle, die von den bestehendenInstitutionen verstoßen sind; all diese Narren (fous) fanden hier am Place duGénéral Jacques den gebührenden Respekt und beste Gesellschaft.

Noch weiter über die Fotos

Odette ist immer auf den Fotos anwesend, auch wenn man sie nicht sehen

13 Raymond Queneau: franz. Schriftsteller,Pataphysiker, Freund der Blaviers. SeinMeisterwerk: Zazie in der Métro erlangteWeltruhm und wurde von Louis Malle verfilmt.

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kann, ist sie es, die für mich den Schrank Queneaus13 öffnet, die mir dieBücher der limitierten Auflagen aufschlägt.Während ich fotografiere, nutzt sie die Zeit, um Bücher zu inspizieren; inzwi-schen ist der Fotoapparat kein Problem mehr zwischen uns, er kommt uns beiunseren Gesprächen nicht mehr dazwischen, zerstückelt nicht mehr den Faden,den wir zwischen unsere unterschiedlichen Existenzen gespannt haben, undder bei jedem unserer Treffen um einen Knoten kräftiger wird.Der Fotoapparat ist klein, handlich, digital; ich benutze ihn nicht mehr auf‚Automatik’; habe gut gelernt, schnell in den Seiten des ‚Menus’ zu blättern,um die richtige Einstellung zu bekommen und den Blitz zu vermeiden. Beiniedriger Auflösung kann ich bis zu 200 Aufnahmen machen, ohne den Chipleeren zu müssen.Das kommt mir entgegen, auch im Hinblick darauf, dass ich schon vomBeginn der Arbeit an den Anspruch hatte, mit der selben Schnelligkeit zu foto-grafieren, mit der man den Blick auf die Dinge wirft, die einen eher neugierigmachen, und der dann von einem Objekt zum nächsten wandert.Ich wollte Fotos, schnell wie ein ‚Augenaufschlag’, von dem ich immer

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gedacht habe, er diene dazu, das was wir sehen, ins Gehirn zu schicken und imGedächtnis zu speichern.Wenn ich nach einem Treffen in mein Atelier nach Henri-Chapelle zurück-kehrte, war es schon Gewohnheit geworden, mir das fotografierte Materialanzusehen (genau deswegen zog ich die Digitalkamera vor). Hier ging es dannan die Auswahl, ich löschte die Bilder, die sich durch grobe Beleuchtungsfehlerals unlesbar erwiesen. Wenn sie sich auf ein Objekt bezogen, habe ich sie beimnächsten Treffen wiederholt. Ich nummerierte alle und gab sie in den ‚Ordner’des Computers mit der Bezeichnung ‚Odette-Diplom’.Der Gedanke, eine solche Menge von Fotos ausdrucken zu sollen, war einPunkt, der mich an Postkarten denken ließ. Andererseits lernte ich auch dieArbeit von Odette erst durch ihre Collage-Briefkarten wirklich kennen.Sie pflegte sie zu verschicken, um ein Treffen auszumachen, um uns überirgendwas auf dem Laufenden zu halten. Odette gehörte noch zu derGeneration, die die Post vom Briefträger bevorzugt.Am Telefon gab sie sich förmlich und zugeknöpft; wenn sie schrieb, fand sieherzliche Worte.

Die Briefkarten von Odette Blavier

Es gab keinen Freund oder Bekannten, der nicht wenigstens einmal eine Briefkartevon Odette erhalten hätte. “Wie kannst Du nur so leichtfertig Deine Arbeiten ver-schleudern?“ sagte ich oft zu ihr. Die Antwort wechselte im Ton, blieb aber immersinngemäß die gleiche. ‘Sie wolle, dass ihre Arbeit die Runde mache wie

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Briefkarte von Odette Blavier

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Dorfgespräche, die von Mund zu Mund gehen,’ und was aus diesen Arbeiten wurde,wenn sie in den Briefkasten gesteckt waren, das wollte sie nicht mehr wissen.Nach der Ausstellung, die wir für sie und André in der Villa Pelsser ausge-richtet hatten, begannen diverse Galerien und Institutionen, sich für OdettesCollagen zu interessieren; einige Museen kauften Arbeiten von ihr.Odettes ‘Kunst’ fing also auch in diesem Sinn an, sich zu verbreiten. FürOdette Blavier machte das aber nicht viel Unterschied; sie war völlig immungegen Worte wie ‘Bekanntheit’, ‘Geld’ und allem, was damit zusammenhängt.Im Grunde war es ihr gelungen, mehr als dreißig Jahre ungestört zu arbeitenan der Seite vieler Künstler. Hierbei denke ich u.a. an Hans Arp, Enrico Baj,Marcel Duchamp, Jane Graverol, Eugène Ionesco, René Magritte, MarcelMariën, um nur einige zu nennen.Sie wirkte mit bei Präsentationen wie der von René Magritte, dem die Blaviersmit Temps Mêlés eine Ausstellung seiner‚ Stein-bilder’ in Verviers ausrichte-ten. Magritte, noch recht unbekannt, bot André und Odette eines seiner Bilderzu einem Freundschaftspreis an. Leider konnten die beiden Blaviers selbstdiese geringe Summe nicht aufbringen.

Odette, die Bibliothekarin

Zu dieser Zeit (1952/53) machte Odette noch keine Collagen. Sie zeichnete ein wenig undsagte mir, sie habe erst nach ihrer Pensionierung so recht mit dem Collagieren angefan-gen. Sie arbeitete als Bibliothekarin in der Universitätsbibliothek von Lüttich, AbteilungRadiologie. Zu ihren Aufgaben gehörte es auch, aus den medizinischen Fachzeitschriften

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die Reklameseiten herauszulösen, die sich oft auf Operationsinstrumente bezogen,Gerätschaften, die die Industrie der Forschung bereitstellte.Glücklicher Weise folgte die Reklame oft nach dem Titelblatt. OdettesAufgabe war also schnell erledigt, und sie ging gleich danach an dieArchivierung.Es sind aber eher die halb-steifen Deckblätter jener Zeitschriften, die Odetteinteressieren. Sie trägt sie nach Hause, neugierig gemacht von diesen anato-mischen Darstellungen.Es wird nicht lange gedauert haben, bis ihre Neugier zu einer Sammlung führ-te, einer Sammlung, die für lange Zeit vielleicht in einem Winkel ihresZimmers harmlos blieb.André beachtete das nicht, wenn doch, dann erst Jahre später, als Odette ausdiesem, ihrem ‘Material’ Collagen anfertigte und das ‘öffentliche Interesse’ anihren Arbeiten geweckt war.Als ich Odette fragte, wie André über ihre Collagen denke, antwortete sie, dassAndré zufrieden sei, sie beschäftigt zu wissen. Das war’s dann?Wie ich schon erklärte, hatte Odette die Gabe, Zeit zu schenken, alle Zeit, dieman braucht.Ich stellte mir aber vor, welche tiefe Befriedigung sich Jahre später eingestellthaben wird, (vielleicht ist es erst vier Jahre her, wenn ich mich recht entsinne),als André sie um eine dieser Collage-Bildkarten bat, um sie an, ich weiß nichtmehr wen, zu schicken.War das vielleicht die offizielle Weihe von Odette als Collagistin? Odette steht darüber!

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Meine Fotos sollten also das Kartenformat 11x14 cm bekommen und einenschmalen weißen Rand haben.

Mit Hilfe von Odette werde ich Archivarin

Es wurde langsam etwas kompliziert, die Fotos nur mit Nummern zu kenn-zeichnen, das machte jede eventuelle Suche schwer. Ich fragte Odette um Rat.Wir trafen uns von da an öfter in meinem Atelier, wo ich über einen Beamer ver-füge, mit dem ich die angesammelten Fotos an die Wand projizierte, und übereinen zweiten Computer, an dem Odette arbeitete.Die Klassifizierung, das war ausgemacht, sollte in Französisch erfolgen, auchweil wir uns schon angewöhnt hatten, die Räume in dieser Sprache zu benennen.Odette war zweisprachig; geboren in La Calamine/Kemis heute Belgien, aberfrüher zu Deutschland gehörend; sie wurde in deutschen Schulen unterrichtet.Das Französische war die Sprache ihrer Zuneigung, es wurde in der Familievon ihren Eltern gesprochen, beide Lehrer, die zuhause auf eine guteAussprache hielten, frei von Einschlägen aus dem Dialekt jenes Grenzortes.Odette war daher fähig, unwillkürlich vom Deutschen ins Französische zuwechseln, wie es nur die können, die in beiden Sprachen aufgewachsen sind.Wenn man ihr reges Interesse für Literatur hinzunimmt, das neben dem für dieMusik schon in der Familie gepflegt wurde, Dinge auf die sie stolz war, sogewinnt man eine Vorstellung von der kultivierten Frau, die sie war, frei vonKonventionen, begierig auf Neues.Dieser Frau fiel es also nicht sonderlich schwer, von nun auf jetzt sich an die

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Tastatur eines Computers zu setzen und in Quark-X-Press das niederzuschrei-ben, was wir zur Klassifizierung unserer Arbeiten ausgewählt hatten, dieSeriennummer, Bindestrich, der Raum, dann das Objekt, das für uns imMittelpunkt des Bildes stand und natürlich Tag, Ort und Jahr. All diese Datenhabe ich später auch selbst direkt auf den Fotografien angegeben, wie man eshier in den diversen Abbildungen sieht.Daraus entstand sofort zwischen ihr und mir das schönste Spiel, das man sichdenken kann. Anfangs hielten wir uns ganz eng an das, was das Foto zeigte,aber bald ließen wir uns gehen, oder besser, wir ließen der Beobachtung freienLauf. Unter vier Augen geriet sie unausweichlich schärfer und traf direkt denKern des Fotos.Ich bringe hier die vollständige Klassifizierung der Fotos, soweit wir sie fertigstellten. Es ist nötig klarzustellen, dass es für mich alleine schwer gewesenwäre, diese Klarheit zu erreichen, die Fotos ohne Lüge zu betrachten und einenStuhl ‘Stuhl’ zu nennen und ein Bett ‘Bett’. Diese Aufrichtigkeit verdanke ichOdette und ihrem Willen, etwas zu schaffen, das mir half, mich im Labyrinthihres Hauses zurecht zu finden; denn das Haus war ja mein Thema geworden.

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Einerseits, weil es naturgemäß vom Wesen und Denken seiner Bewohnererzählt und es repräsentiert und später nach Odettes Tod ein noch deutlicheresund wichtiges Dokument ihrer Persönlichkeit werden sollte.Odette war unermüdlich in der Arbeit; morgens fuhr ich nach Verviers, um sieabzuholen. Wir arbeiteten bis zum späten Abend. Odettes Energie war, ähnlichwie die von André schier unerschöpflich, nie hatte sie Konditionsprobleme.Zwischendurch gingen wir wieder in die Küche hinab, aßen ein Brötchen undgegen 23 Uhr brachte ich sie zurück nach hause.Vor dem Haus wartete ich im Auto, bis sie das Flurlicht anmachte, sie grüßtemit einer einfachen Handbewegung.Eine Geste, die bei Odette als Kind, als Mädchen genau die gleiche gewesensein dürfte, eine Geste bei der sie sich etwas auf die Spitze ihrer immer flachenSchuhe hob, den Arm leicht angehoben, die Hand gestreckt.Ich sagte ihr „Danke“ und sie antwortete mir nur mit „Danke“.Ich habe immer gedacht, Odette denke nie an den Tod, nicht einmal als sie mirdetailliert und mit größter Klarheit vom Tod Andrés erzählte.Aber ich glaube, dass in der Szene des Grüßens der Wunsch steckte, mir einBild von sich zu schenken, an das ich mich halten könnte, wann immer ich anden Place du Général Jacques zurückkehren und sie selbst nicht mehr antref-fen würde.

Letzte Fotoaufnahmen und die Suche nach André

Im Gegensatz zum Filmmaterial, an dem ich noch arbeiten wollte, war die Arbeit an

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den Fotos mit den letzten Aufnahmen vom 13. Juli 2003 definitiv abgeschlossen. Anjenem Tag war ich einmal nach Verviers gefahren mit meiner ganzen Ausrüstung undmit einer Liste an Punkten, die ich neu fotografieren wollte, und anderer Details, diemir entgangen waren. Ich bewegte mich jetzt absolut frei umher, wusste wohin ichzu gehen hatte, und welche Dinge ich mir noch heranholen wollte.Bei diesem Mal wurde ich viel schneller fertig als sonst; es war ziemlich warmin der Sonne, und ich schlug Odette einen Spaziergang vor.Wir fuhren mit dem Wagen zum Friedhof; das war kein trauriger Einfall, eherder Wunsch (in dem auch Neugier anklang) in natura jene ‚Gidouille’ auf demMarmorblock von Andrés Grab zu sehen.„Reihe 27“ schreibt der Wärter auf einen Zettel, den er Odette in die Handgibt; von diesem Augenblick an, wandern wir eine Stunde lang oder vielleichtnoch länger durch die Reihen der Grabsteine des Friedhofes auf der Anhöheüber Verviers.Ich fotografierte mehr oder weniger bewußt, was ich zwischendurch wahrnahm.Odette ist beim Begräbnis dort gewesen und noch ein zweites Mal mit ihrer

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Tochter Andrée und schon dabei hatten sie die gleiche Schwierigkeit, den let-zen Wohnsitz des einzigen Satrapen an jenem Ort ausfindig zu machen.Nach einer Zeit finden wir Andrés Grabstätte. Wer von uns beiden zuerst dieStelle sah,weiß ich nicht mehr. Aber fest steht: wir standen davor.Der Marmorblock steht etwas schief auf dem leicht abschüssigen Boden, dieSchrift und die Aufteilung sind klassisch und streng: Name, Zuname und diebeiden Blöcke der Daten, zwischen denen sich der Lebensfaden spannt. Wie viele gespannte Fäden hatten wir in dieser Zeit der Suche nach AndrésGrab betrachtet?Oft lieferten die Gesichter, die man auf jenen ovalen Keramikplättchen erken-nen konnte, Indizien, aus denen wir uns kurze unterhaltsame Geschichtenzusammenreimten.Für Odette hatten diese Steine historischen, künstlerischen und sozialen Wert,aber sie konnte sich nicht vorstellen, dass unsere Geschichten über dieQueneau gelächelt hätte, die Würde einer irgendwie anwesenden Seele hättebeleidigen können.Am Ziel angekommen, hielten wir an, und ich gestehe, Odette die ganze Zeitbeobachtet zu haben, wie sie neben mir aufmerksam den Stein betrachtete undmit einer Prise Ironie, die ihr eigen war, sich das Staunen des armen Arbeitersausmalte, der gezwungen war, diesmal auf einen Grabstein eine gegen denUhrzeigersinn laufende Spirale anzubringen an Stelle des gewohnten Kreuzes.Und dann noch ein Gedanke an André, der sicherlich die weibliche Gesellschaftgeschätzt hätte, da der Zufall ihm eine gewisse ‘Lea Limburg’zur ewigen Nachbarin

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gemacht hatte. Ihr Grab lag dem seinem gegenüber und drängte sich zwischen ihm undder Weite des Himmels über Verviers, der von hier oben aus viel größer erscheint. Aus dieser Perspektive brauchte Verviers keinen Vergleich mit jenen anderen Städten zuscheuen, die André so oft als mögliche Wohnsitze sich wünschte (Paris und Koblenz).Wir verließen den Ort mit einer gewissen Gleichgültigkeit, angesteckt vonOdette, hatte ich auch diese Art von Melancholie, die gewisse Wege begleitet,aufgegeben. Aber bevor wir gingen, bückte ich mich, denn auf einer freienStelle neben Andrés Grab hatte eine Lavendelpflanze Wurzeln geschlagen; ichbrach einen blühenden Zweig ab, vielleicht fünf oder sechs Zentimeter lang.Ich hatte die üble Idee, hinzugehen und ihn in die Windungen der Gidouille zustecken. Mir kam es so vor, als würde Odette kein Aufhebens davon machen,aber mit dem Blick schon anderswohin gerichtet, sagte sie unumstößlich:“Paß auf, das hätte André nicht gefallen!“Mit einer unwillkürlichen Geste, geeignet die Scham zu verbergen, die ich indem Moment spürte, zog ich den Zweig wieder weg und wir gingen weiter.Odette hatte mich verblüfft. Meine Geste war sicherlich nicht schwerwiegend

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und aus gutem Glauben geschehen, und sie, die eine Meisterin der Gesten war,hat in ihr vielleicht etwas bloß Automatisches gesehen, auf das man halt ange-sichts eines Grabes zurückgreift. Und das hat ihr nicht gefallen. Auch wenn ich es war, die das vollführte, wenn auch unabsichtlich.Wir stiegen zur Straße hinab zum Auto, das ich vor dem Tor geparkt hatte.Wir nahmen den Faden wieder auf, uns die Dinge zu erzählen, wie sie uns in den Sinnkamen, so wie wir es gewohnt waren. Es war immer noch warm und auch noch nichtspät; also entschieden wir uns irgendwo etwas zu trinken. Wir fuhren durch die halbeStadt, am Place Vert ließen wir das Auto unterhalb der Kirche stehen; wir überquerten dieStraße und es war klar für uns, dass wir das Café Central ansteuerten. Wir waren unseinig, uns innen am ersten Tisch links hinzusetzen am großen Fenster, das auf die Verandahin zeigte. Auch bei der Wärme war das der Platz mit der besten Luft im ganzen Lokal;er hat uns nicht enttäuscht. Wir setzten uns und bestellten, Odette ein Jupiler und ich einPerrier. Mit Blick auf die Zeit fragte ich sie, ob es nicht angebracht sei, etwas zu essen.„Gute Idee“ antwortete sie. Sie bestellte ein Croque Madame, ich ein Baguette Dagobertavec crudités. Es war ein Drehbuch, das wir auswendig kannten, aber keine von uns gab

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das zu erkennen.Nach jeder Unterbrechung gelang es uns immer das Gespräch wieder aufzuneh-men, das in all diesen Jahren -jetzt wurde mir das klar- nie unterbrochen war.Ich hatte immer etwas zu sagen, da war immer etwas, das sie wissen sollte, ichhatte immer etwas zu fragen, stets schien mir, wir hätten uns noch nicht allesgesagt, ich hätte sie noch so vieles fragen wollen… wir aßen, tranken; es kamdie Rechnung und sie war es, die bezahlen wollte. Gewöhnlich kümmerte sichjeder um seinen Teil. Diese Geste berührte mich daher, wo ich doch wusste,dass ihr jede Art konventioneller Freigiebigkeit fremd war.„Diesmal bin ich es, die sich bedankt.“Sie zahlte und wir blieben noch etwas sitzen um zu plaudern; vielleicht genaudie Zeit, die reichte, damit sich der letzte Akt eines Stücks vollziehe, das unsals Protagonisten wollte.Als wäre es abgesprochen, sehen wir einen Rosenverkäufer durch die Tür her-eintreten, der Inder, der Odette sofort erkennt und sich ihr nähert. Ohne zusprechen, legt er zwei Rosen auf den Tisch „3 Euro“ sagt er. Odette reicht ihm

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5 und wartet auf den Rest; er legt noch eine Rose hinzu, grüßt und geht weg;Odette ist einverstanden und er weiß das. Diese Szene habe ich viele Malegesehen, aber da war André der Akteur.Genau wie damals trägt Odette ihre roten Rosen, jede für sich in Cellophanverpackt nach Hause. Ich begleite sie dies Mal bis ins Haus, wo ich einen Teilmeiner Ausrüstung gelassen hatte. Ich suche ihr eine Vase, finde eine Flasche,eine mit Hals, lang genug, um die Rosen hineinzustecken und stelle sie auf dasBrett des Fensters, das zur Straße geht; ich weiß, dass auch sie sie hierhergesetzt hätte. Als Odette die Rosen in der Vase sieht, sagte sie so vor sich hin:„Ja, jetzt komme ich dahin zurück, wirklich alles zu haben, auch die Rosen desindischen Rosenhändlers.“ Ich weiß, was sie meint. Wir verabschieden unsherzlich wie immer.Im Auto auf dem kurzen Stück Autobahn zwischen Verviers und Henri-Chapelle und später zu Hause mit Wolfgang denke ich an diese gemeinsamenStunden, die mir sogleich als besondere vorkommen, zurück. Ich rekonstruie-re sie mir, indem ich Details auf ein zufällig da liegendes Papier notiere.

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Von diesen Stunden bleiben Bilder, es werden die letzten sein; sie schickensich an, den Zyklus der Fotos von Odette Blavier abzuschließen, den ansehn-lichsten Teil dieser Examensarbeit, das Herzstück einer Arbeit, das mit einempräzisen Konzept begonnen wurde, aber recht bald ein Eigenleben bean-spruchte und sich auf den Pfad begab, der mir zu Beginn unbekannt war.Valie Export, die dieses Experiment verfolgte, sagte mir als wir anfangs über dasVorhaben sprachen und ich ihr meine Zweifel anvertraute, ich solle arbeiten und nur dieArbeit können mir zeigen, was zu tun sei.So war es auch und dafür danke ich Valie Export, Dieter Jung und Thomas Schmitt, derendiskrete Art, sich dieser Sache anzunehmen, die nicht nur meine Diplomarbeit sonderngleichzeitig einen schwierigen Moment meines Lebens darstellt, mir sehr hilfreich war.

Die letzen Tage meiner Ausstellung in der Galerie‚Projektraum’, Köln

Ich hatte meinen Fotozyklus beendet; zusammen mit Odette hatte ich Titeldafür gewählt; die gefilmten Notizen –es gefiel mir sie so zu nennen- waren

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schon gedreht, die Mosaiksteine zum Profil eines Menschen, das die Zügemeiner großen Freundin tragen sollte; noch ein wenig Arbeit und ich würde esvollendet haben.Aber dann dieser unvorhergesehene Anruf; es war am letzten Tag meinerAusstellung im Projektraum in Köln.In jenen Tagen sprach ich oft über Odette mit Freunden und Kollegen, diemich in der Galerie besuchen kamen. Wir redeten über Belgien; ich erzählteihnen von unserem Engagement in der Villa Pelsser14, von den Künstlern, diedort ausstellten; ich zeigte ihnen die Cahiers15’, erzählte von meinerBeziehung zu den belgischen Künstlern, der Entdeckung Marcel Mariëns undder folgenden Begegnung mit den Blaviers, der Geburt einer festenFreundschaft, der Intensität unserer gemeinsamen Abende, an denen ich micheinübte in die Kunst des Debattierens, vom Rotwein, bei dem sie sehranspruchsvoll waren.Ich erzählte ihnen also auch vom Wunsch, das alles zu dokumentieren, vomPlan des medialen Porträts. Prof. Dieter Jung sprach schon von ‘meinem

14 Villa Pelsser 1994 von Wolfgang Schulte und Liana Zanfrisco in Henri-Chapelle gegründetesZentrum für kulturelle Begegnungen und Ausstellungen mit angeschlossener Edition

15 Les cahiers Prospektartiger Ausstellungskatalog, der die Projekte der Villa Pelsser begleitet

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Surrealismus’, so sehr schien ich diese Welt zu leben, und er bestärkte mich inmeinem Anliegen. Es sollte meine Examensarbeit werden.Viele von denen, die mich in der Galerie besuchen kamen, hinterließen ihreAdressen im Gästebuch mit der Bitte, sie zu informieren, sobald dieArbeit beendet sei und ich eine Möglichkeit gefunden hätte, sie auszu-stellen.Doch der Anruf, den ich am letzten Ausstellungstag erhielt, der mich überdas Entschwinden Odettes informierte, er hat den Lauf der Dinge verän-dert, anfangs hat er mich blockiert, hat verlangt, dass ich mich anschickteeine Erinnerung an Odette zu bilden, während sie noch bis kurz zuvormeine Gegenwart einnahm.Ich hatte Angst, dass , wenn ich diese Erinnerung nicht ab sofort kulti-vierte, mich nicht über sie beugte, um ihr zu lauschen, wer weiß wie vieleEinzelheiten verloren gehen würden.Aber welcher Art Grausamkeit unterwarf ich mich da, ich fing an zu wei-nen und begriff auch warum.Das Weinen stellte sich ein zwischen dem Ende ihrer Gegenwart und demAugenblick, in dem ich bereit war, den Trost der Erinnerung anzunehmen.Eine Postkarte von Andrée Blavier-Jungblut, die des Trostes sicherlichmehr bedurfte als ich, hellte diesen Zeitraum auf.Einfühlsam, wie ich sie schon kennengelernt hatte, macht sie mir zumGeschenk, was Odette als Erbe hinterlassen hat an Ausschnitten vonKöpfen, Händen, Wolken und Gebirgen, Ubu mères und Ubu pères, die

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Odette beim Blättern in Illustrierten entdeckt hatte.„Erlaube mir das zu tun, von dem ich glaube, dass es der Wunsch meinerMutter gewesen wäre“, schrieb Andrée.Ich bin ihr ausgesprochen dankbar; ich bin dabei, die künstlerische Kustodinmeiner Freundin und Kollegin Odette Laurent zu werden. Ich weiß noch nicht,was ich aus all dem, was ich bekomme, machen werde.Und wenn mir manchmal ein Zweifel kommen sollte, werde ich mich ideellmit Odette zu verbinden wissen; sie wird mich mit einem Vorschlag überra-schen, vielleicht wird sie mich auch wieder einmal verblüffen, mich erstsprachlos zu lassen, ich werde einen Augenblick stille sein und dann anfangen,die Jahre zu zählen, die mein Alter von dem ihren trennen, um dann zu über-legen, ob diese Jahre mir reichen würden, so diese Klarheit zu erlangen.Es handelte sich hier wohlverstanden nicht um Altersweisheit, Dummheitenfür eine Frau wie Odette. Hier handelte es sich darum, durch die Dinge scharfhindurch zu sehen, um ohne Lüge den Kern zu erreichen.Odette wusste so zu blicken und dem entsprechend zu handeln.Das, so glaube ich, ist das wahre Erbe, das sie mir hinterlassen hat.

Die Raum-Collagen von Odette

Das Haus am Place du Général Jacques wird verkauft werden, das läßt sichnicht verhindern ; vielleicht werden Freunde es kaufen ; es wird den Stempelanderer Individuen eingeprägt bekommen, der Raum wird funktionaler wer-den nach den Regeln dieser Zeit, das ist nicht vermeidbar und im Grunde auch

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richtig. Ich beneide sie ein wenig, diese zukünftigen Bewohner, denn alleVeränderungen, die sie auch vornehmen werden, können nie den guten Geistdieses Hauses verdunkeln.Odette wird mir diese mediterane Schwäche verzeihen, aber ich weiß, einHaus ist schön oder hässlich, schlecht oder gut je nach dem, der es bewohnthat, und auch die Skeptischeren werden zugeben, dass so viel Kreativität undso viel Regsamkeit nicht verloren gehen wird, sie hat die Mauern infiltriert undwird darin bleiben auch dann, wenn von den Wänden die Tapeten abgerissenwerden, die Odette so akkurat angeklebt hatte.Eine Freundin, die in einem Tapetengeschäft arbeitete, gab ihr diverse Rollenund Bordüren, feines Papier und oft Musterstücke aus dem Geschäft. Ganz ein-verstanden mit dem Umstand, dass keine Rolle der anderen glich, begannOdette die schönsten Collagen auf den Mauern zu schaffen; völlig frei und prä-zise klebte sie die Bahnen nebeneinander und folgte dabei allein ihrem Urteil.Danach begann sie die Collagen, die wir von ihr kennen. Die letzte haben wirnoch unvollendet auf ihrem Arbeitstisch gefunden, es fehlten nur zwei Stellen,

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Schatten, die weiß geblieben waren, in einem Geflecht aus Grün - Pflanzen,Bäume, Landschaften, die in neuen Formen wieder erstehen.Sie sind völlig neu, die letzten Collagen von Odette, die sie für die großeAusstellung vorbereitete, die das Museum von Verviers aus Anlass des 100.Geburtstags von Queneau veranstaltete.Es sind neue, große Visionen von Landschaften, Bilder, von Augen aufge-nommen, die schon anderswohin blicken.Und sie als generöse Künstlerin, die gerne ihre Erfahrungen mit anderen teil-te, lässt uns in neue Bereiche blicken.

Die kreisförmigen Schwenks der Kamera in den Räumen

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Ich habe noch etwas Zeit, bevor sich alles endgültig verändert, also nehme ichnoch einmal die Kamera mit und schicke mich an, zum letzten Mal am Placedu Général Jacques zu drehen.Es handelt sich bei den letzten Aufnahmen, die ich machen möchte, tatsäch-lich um ein ‚Drehen’, um Schwenks.Ich fange systematisch am Eingang an und dann geht es weiter bis hinauf zurMansarde. Die Kamera stelle ich in die Mitte des Raumes und lasse sie gegenden Uhrzeigersinn drehen; ganz, ganz langsam!Für diese Aufnahmen wähle ich das Format 16:9; der Streifen, der dabei imFilm entsteht, scheint dem Blick näher zu kommen, so wie ich ihn rings umschweifen lasse, um noch einmal alles Revue passieren zu lassen.Es gelingt mir nicht, die Aufnahmen an einem Tag fertig zu bekommen;Andrée gibt mir den Hausschlüssel, damit ich am nächsten Tag allein wiederherkommen kann.Am nächsten Tag kehrte ich zurück. Jetzt war ich allein mit all dieserGegenwart, die bald nicht mehr gewesen sein würde und mit dem Gefühl dergroßen Bedeutung, die alles für mich hat.Es war nicht anders als an den Tagen, in denen ich mit Odette neben mir, dasHaus besuchte.Ich habe nur versucht, alles tiefer in mich aufzunehmen, um nichts zu verpassen.Im Zimmer von Odette fällt mein Blick auf die halb offene Tür ihresKleiderschranks; der Ärmel einer Bluse kommt gerade ein wenig zumVorschein. Odette hatte die Angewohnheit, alle Kleidungsstücke, auch die im

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Kaufhaus gekauften, einer Umänderung zu unterziehen; sie änderte sie undpasste sie ihrer Person an. Ich erkannte diese Bluse wieder, sie trug sie beieinem der letzten Male, an denen ich sie traf.Ich habe nicht widerstanden, habe die Schranktür nun ganz geöffnet und dieBluse anprobiert.Ich habe sogar eine Art Tirolerjacke mit kleiner Gidouille gefunden, wer weiß,wie sie ihr stand…nun improvisierte ich eine kleine Modenschau, schlüpftehinein.Alle Kleidungsstücke zeigten ihre Handschrift; jetzt sah ich sie von nahem, undich bereue nicht, mir jene Freiheit genommen zu haben…Odette hätte ihreFreude gehabt, mich so zu sehen, dessen war ich mir in jenen Momenten sicher.Ich spürte, dass ich jetzt zum wirklich letzten Mal so allein in diesem Haussein würde.Beim nächsten Mal wäre es nicht mehr dasselbe. Seine Struktur würde all-mählich verschwinden. Kisten und Kartons würden sich ausbreiten, bereit, werweiß wohin gebracht zu werden.Man denkt daran, ein ‚Dokumentationszentrum-Blavier’ einzurichten, nichtnur aus Verantwortung vor einem so wichtigen Erbe sondern auch um dieVitalität der Blaviers weiterwirken zu lassen. Es wird auch uns nutzen, die wiraus ihrer Vitalität unsererseits Vitalität geschöpft haben.Danke Odette! Danke André!

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„Modenschau“ in: Maison Blavier 2003. Video. Farbe. 123 min.

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Gespräch mit Odette über ihre Collagen (Filmausschnitt)

O.B.: Das ist wie alle Leute denken. Das ist zu kurz.L.Z.: Zu kurz gedacht?O.B.: Ja, das ist zu kurz gedacht für mich. Das ist zu direkt.Da braucht man nicht lange nach zu gucken, man weiß sofort, wo man dran ist.Das zum Beispiel, das gefällt mir nicht mehr.(Sie zerreißt eine ihrer alten Collagen).Und das ist auch Kunst. Kunst mit zu viel Kunst, an einander geklebt, damitdas schön wird oder so...Das hat mit meiner Idee der Schönheit nichts zu tun.Das ist zu direkt, es gefällt mir nicht.L.Z.: Wie machst Du jetzt Deine Collagen?O.B.: Ich denke jetzt nicht mehr so viel. Damals dachte ich viel zu sehr anKunst. Ich finde das schöner, wenn man was schön findet.Also schön ist eigentlich...schön ist für mich dasselbe wie hässlich, etwas, das etwas sagt;und wenn es so wie ein Klick ist... auf einmal sieht man etwas, und man weiß,ja das ist genau, was man tun soll.Das ist gut. Aber, wenn man lange daran arbeitet Dann, das und das nebeneinander macht... dass es ein schönes Bild wird,habe keinen Spaß mehr daran,muss etwas mehr sein als Bilder nebeneinander tun, da muss mehr rauskommen. Ich weiß nicht, ob ich das gut ausdrücke.

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„Odettes’ Zettels-traum“ in: Maison Blavier 2003. Video. Farbe. 123 min.

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Was ist Pataphysik ?

„Alle Jahrzehnte einmal bricht sie wieder hervor, die Wissenschaft der erfun-denen Lösungen und der Ausnahmen: die ‘Pataphysik.Vielleicht genau dann, wenn die Welt ruhig betrachtet am verrücktesten, ambrutalsten wirkt, verwirrt, nur Probleme, aber keine Lösungen bietet. Die‘Pataphysik bietet dann zwar keine Erlösung, jedoch eine unendliche Anzahlvon Lösungen an, da sie sich methodisch ausschließlich mit diesen beschäftigt,nach dem immer verträglichen und brutalen Motto: zuerst die Lösung, danndas Problem.(...)‘Pataphysik gibt es natürlich schon seit immer und sie war überall auf dieserWelt vorhanden. Erst aber um das Jahr 1900 wurde sie bewusst eingesetzt,nämlich vom Schriftsteller Alfred Jarry. Obwohl sie bis heute hauptsächlichvon Literaten gepflegt und gepredigt wird, ist sie keine philosophisch-literari-sche Schule, die in Paris gegründet wurde, um der Gefräßigkeit vonBuchstabenkonsumenten vorgeworfen zu werden. Sie ist eine Wissenschaftmit eigener Hochschule, dem Collège de ‘Pataphysique in Paris, mit einemglobalen Forschernetz und vielen medienwirksamen Anhängern, zumindestalle paar Jahrzehnte einmal, wenn sie wieder auftaucht.(...)Wie überall, wo mensch sich ans Erklären der ‘Pataphysik heran macht, wirdauch hier näher auf Alfred Jarry eingegangen werden müssen. (...). Durch dieSchaffung vor allem zweier Figuren wurde der 1873 geborene und 1907

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gestorbene Jarry berühmt und mit ihm die ‘Pataphysik: König Ubu und DoktorFaustroll.(...)Ubu ist ein Monster von einem Wesen, ein wenig dumm, von einer gleichwer-tig brutalen, aber vielleicht helleren und ehrgeizigeren Ehefrau angetrieben;der Mutter Ubu, die ihn motiviert, den König zu massakrieren und sich selbstzum solchen zu machen.(...)Ubu wird von vielen eher als ein Mythos, als die Symbolfigur für die sich ver-selbstständigende Mutwilligkeit der Macht, denn einfach nur als eine Figur desTheaters oder der ‘Pataphysik gesehen. Ubu steht bei erster Betrachtung fürden nimmersatten, machthungrigen, kleinbürgerlichen Diktatortypen, imGroßen wie im Kleinen, den das XIX. Jahrhundert geboren und welcher dasXX. Jahrhundert verwüstet hat.(...)Doktor Faustroll braucht sich mit keinem Teufel einzulassen, um einiges aufden Kopf zu stellen. In Taten und Ansichten von Doktor Faustroll läßt AlfredJarry den Wissenschaftler auf die Menschheit los. Dieser überschüttet diesedann darin mit ‘pataphysischer Methodik und Theorie und zieht alle, die sicheinlesen, in seinen Bann, wie ein Doktor seine weißen Mäuse in den Bannzieht.(...)Warum beschäftigen sich aber avantgardistische Schriftsteller, solche die

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mensch als revolutionär humanistisch umschreiben kann, wie Boris Vian,Raymond Queneau (... sein Freund André Blavier, Enrico Baj, Umbert Eco-[Ergänzung der Verfasserin L.Z.]) u.v.a. in den 50er Jahren dann plötzlichnicht nur mit der ‘Pataphysik, sondern leben und vertreten sie auch, ganz imSinne Ubus? Sie organisierten sogar das ‘Pataphysische Collège, welches starkan die Strukturen der katholischen Kirche, vor allem an den Jesuitenordenerinnerte, (...)Die Erklärung, warum mitten im kalten Krieg, mitten im Atombombenzeitalterdie ‘Pataphysik ein taugliches Element der Kritik sein konnte, ist einfach: mitder wissenschaftlichen Nonsens-Methode der ‘Pataphysik können alle Phasernder Gesellschaft neu verzerrt und somit nicht selten ins richtige Licht gerücktwerden, kann das, was der Mensch allen Ernstes von sich gibt, als eindeutigun-ernst enttarnt werden. Ohne zu relativieren, will die ‘Pataphysik eine über-triebene Realität darstellen, die der Realität sehr nahe kommen soll. Ganz klar,für Vian, Queneau u.v.a. war die ‘Pataphysik der Schwarze Humor im Diensteder Revolution und des Humanismus.(...)Die ‘Pataphysiker exerzieren in ihren Alpträumen, ähnlich wie schon einstMarquis de Sade, vor, wie grauslich die Welt ist, sie sind Spiegel aus schwar-zem Humor und über das gesehene Abbild seiner selbst muß mensch lachen,auch wenn dieses Lachen noch so unpassend und demaskierend ist. Sie lassensich nicht auf die Diskussion ein, ob sie es ernst meinen oder nicht, einzig dieDarstellung des Wahnwitzes als menschliche Komödie steht im Vordergrund(...)

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Aber jeder Alptraum, egal wie groß, ist nur eine Ausnahme. Grund genug, dieHoffnung nicht zu verlieren? Die ‘Pataphysik als letzte Instanz läßt nurAusnahmen zu, keine Allgemeinregel, somit auch keine Hoffnung. Nicht jederMensch ist Ubu, vielleicht aber nur jeder, der regieren will, und wer will dasnicht? Die ‘Pataphysik bringt keine neuen Kenntnisse, behauptet sie sowieso,daß jede Form von Kenntnis ‘pataphysisch ist, sie will nur die grotesken Seitender Menschheit, die in ihrer Normalität schon jeden Schrecken eingebüßthaben, so darstellen, dass sie wieder unerträglich werden.“

Aus: Alptraum ‘pataphysisch

Oder die Kunst, die Welt so zu sehen, daß einem dabei lachend schlecht wird. 8/2000

von Alexander Schürmann-Emanuely.

Une image de Odette Blavier

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À travers le questionnaire Marcel Proust (Livre de France. Revue littérairemensuelle. Raymond Queneau. Paris en décembre 1960. Page 8)

Was ist für Sie das größte Unglück?être S.D.F.Wo möchten Sie leben?Ici, chez moi. / Hier, bei (in) mir.Was ist für Sie das vollkommene irdische Glück?Existerait-il autre chose que le terrestre? / Gibt es etwas anderes außer demIrdischen?Welche Fehler entschuldigen Sie am ehesten?Celle que je commettrais moi-même. / Diejenigen, die ich selbst begehe.Ihre liebsten Romanhelden?Sherlock Holmes, Don Quichotte, Gargantua, GulliverIhre Lieblingsgestalten in der Geschichte?Chaplin.Ihre Lieblingsheldinnen in der Wirklichkeit?Je n’en trouve pas! / Ich finde keine!Ihre Lieblingsheldinnen in der Dichtung?Penelope, Diane.Ihr Lieblingsmaler?Il y en a haut! Parmi eux, au petit bonheur = M.Pirenne, R.Magritte, M.Mariën,J.Beuys,...Ihr Lieblingsmusiker?

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Collage - Antworten von Odette Blavier zum Questionnaire

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Idem!... Pousseur, Nono, Stockhausen, Cage,...Welche Eigenschaften schätzen Sie bei einem Mann am meisten?L’intelligence- Le refus de la guerre / Intelligenz und KriegsverweigerungWelche Eigenschaften schätzen Sie bei einer Frau am meisten?Aussi, l’intelligence. / Auch die IntelligenzIhre Lieblingstugend?J’ai longtemps réfléchi au sens à donner - Peut-être, la courtoisie, la frabili-té, la bonne humeurIhre Lieblingsbeschäftigung?Pèche à la documentation pour mes futurs collages / Die Suche nach brauch-barem Material (Dokumenten) für meine künftigen CollagenWer oder was hätten Sie sein mögen?Moi. / Ich selbst.Ihr Hauptcharakterzug?La tolerance, Spaß am längeren GedankenspielWas schätzen Sie bei Ihren Freunden am meisten?La gentillesse, la convivialité / Die FreundlichkeitIhr größter Fehler?Pour autant que je m’ en connaisse (que je ne me tromp pas sur moi-même):la timidité, les rêves utopiques-Ihr Traum vom Glück?Immortalité assurée!?! / Versicherte Unsterblichkeit?Was wäre für Sie das größte Unglück?

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Apprendre que c’est impossible. / Zu lernen (erfahren), dass das unmöglich seiWas möchten Sie sein?MoiIhre Lieblingsfarbe?Le rouge, mais je ne sais pas pourquoi. / Rot, aber ich weiß nicht warum.Ihre Lieblingsblume?La pervenche (=Immergrün) le perce-neige (Schneeglöckchen)Ihr Lieblingsvogel?La mésange, l’hirondelle / Die Meise, die SchwalbeIhre Lieblingsschriftsteller?R. Queneau, J. Joyce, A. Schmidt, etc. etc. etc.Ihre Lieblingslyriker?R. Queneau, encore, H. Ball, beaucoup d’autres, et A. Blavier.Ihre Helden in der Wirklichkeit?J. Happart, Mao.Ihre Heldinnen in der Geschichte?M.Curie, M.Monroe.Ihre Lieblingsnamen?Manon, Muriel, Mireille, Aude.Was verabscheuen Sie am meisten?La guerre, sous que n’importe quel préteste / Den Krieg, ganz gleich unterwelchem VorwandWelche geschichtlichen Gestalten verachten Sie am meisten?

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Les militaires, donc! /Die militärischen, folglich!Welche militärischen Leistungen bewundern Sie am meisten?Aucun, donc! / Keine, folglich!Welche Reform bewundern Sie am meisten?La suppression de la peine de mort, l’I.V.G. / Die Abschaffung der Todesstrafe, Welche natürliche Gabe möchten Sie besitzen?De l’audace, de l’equilibre, de l’invention. / Wagemut, Ausgeglichenheit,ErfindungsgabeWie möchten Sie sterben?Pas du tout, bien entendu. / Auf keinen Fall, verstanden!Ihre gegenwärtige Geistesverfassung?Détente, Lucidité. / Entspannt, klarIhr Motto?Le travail, c’est la santé. / Die Arbeit ist die GesundheitVive le Père Ubu! / Es lebe Père Ubu“!

am 9.5.1997P.S.: En annexe - album collage – Pour Liana et WolanP.S.: Als Anhang ein Collage-Album für Liana und Wolan

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Vita: Odette Blavier

Odette Blavier (née Laurent) épouse d’André Blavierla Calamine,1926 – Verviers, 2003Etudes: Bibliothéconomie, Province de LiègeProfession : Bibliothécaire-documentaliste, Faculté de Medecine,Service de Radiologie, Université de Liège de 1960 à 1986Collogiste autodidacte

Expositions

1982 à l’occasion du premier colloque internatinal Raymond QueneauRaymonnd Queneau romancier, Verviers (B)1992 à l’occasion de la présentation,à la Libre Pensée, à Paris de la traduc-tion francaise du ‘Rabelais’ de John Cowper Powys, éditéee par LaThalamège, à Verviers « Le multivers de Rabelais »La libre Pensée - Rabelais, Paris (F)1997 Soyez réalistes - demandez l’impossible, André et Odette BlavierVilla Pelsser, Henri-Chapelle (B)André Blavier - Le don d’ubuquité, La Bellone, Bruxelles (B)1998 Temps mêlés, autours et alentours, Musée des Beaux –Arts, Verviers (B)Un siècle de collage en Belgique,Centre de la Gravure, La Louvière (B)Forum für junge Literatur, Wort im Raum, La Parole dans l’Espace,Colloque de „Krautgarten“, Maria-Goretti, St.Vith (B)La Beauté du Diable, Centre d’Art différentié (CREAHM), Liège (B)

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1999 Ils vivent à la colle, Villa Pelsser, Henri-Chapelle (B)A l’occasion du concert de MECAM, salle « la Niestrée », Complexe Baré,Wilhogne (B)Expostion des oeuvres acquises couvrant les années 1997 et 1998,Musée d’Artmoderne et d’Art contemporain (MAMAC), Liège (B)2000 Crêpage de Chignons II , organ. Le Chalet de Haute Nuit, L’Usine,Bruxelles (B)Au-dessus des contingences, Le Chalet de Haute Nuit, Bruxelles (B)Odette Blavier-Collages, Galerie La Marotte, Theux (B)2001 Les grands loisirs, Le Chalet de Haute Nuit, Bruxelles (B)2002 Odette Blavier - La Pate A Physique, organ. Le Chalet de Haut Nuit,chez Valérie & Oliver, Bruxelles (B)La fine équipe, Le Chalet de Haute Nuit, Bruxelles (B)Le Chalet de Haute Nuit, Le Comptoir, Liège (B)Les collections d’hiver du chalet, Le Calet de Haute Nuit, Bruxelles (B)2003 Odette Blavier, Galerie Le Vieil Engreux, Engreux (B)Odette Blavier ‘Collages’, Cirque Divers, Liège (B)Crêpage de Chignons III, organ. Le Chalet de Haut Nuit,Galerie Nei Liicht,Dudelange (Lu)Orbitale, 3Déstructure, Charleroi (B)Country, Le Chalet de Haute Nuit, Bruxelles (B)Queneau-Blavier, Musée de Verviers (B)

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„Raymond Queneau: Les derniers jours“ in: Maison Blavier 2003. Video. Farbe. 123 min.

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„L’armoire parlante“ in: Maison Blavier 2003.Video. Farbe. 123 min.

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„Pataphysische Schals von André Blavier“ in Maison Blavier 2003. Video. Farbe. 123 min.

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Ausstellung: Queneau/Blavier

Einige Worte und Bilder zu meiner aktuellen Ausstellung in VerviersZu Ehren des 100. Geburtstags von Raymond Queneau veranstaltet die StadtVerviers im Oktober 2003 eine umfangreiche Ausstellung, um die besondereBeziehung zwischen Queneau und Blavier zu würdigen.„La ville de Verviers (profite de l’occasion) de rendre enfin hommage, deux ans aprèssa mort, à l’extraordinaire agitateur culturel que fut André Blavier.“(J.-M. Aubier)„La disparition subite d’Odette Blavier, il y a quelques semaines, empêche que la fêtesoit complête, et justifie l’ajout d’une évocation de celle qui, plus encore qu’une com-pagne, fut véritablement la complice agissante et engagée d’André tout au long de sonaventure humaine.“(Julien Mestrez)Vor diesem Hintergrund wurde ich eingeladen, eine Hommage an meine Freundin und künstlerische Weggefährtin Odette zu entwickeln.So ergab es sich, dass ich einen Teil meines Projektes “Mots et cadeaux“ bereits zu die-sem besonderen Anlass zeigen konnte.

Foto: Jean Liénard

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Zu meiner Installation

Im ersten Saal des Museums stehen der leere Arbeitstisch von Odette mitihrem Stuhl und eine langgestreckte, raumteilende Großvitrine mit originalenCollage-materialien, Archivierungs-schachteln und fertigen Collagen vonOdette. Beide Installationselemente erzeugen eine Ruhe im Raum.Die permanente Diaprojektion einer Auswahl meiner Fotos läuft nebenOdettes Arbeitsplatz. Souvenir-fotos dokumentieren an den Wänden meineBegegnungen mit den Blaviers.

Queneau/Blavier-travaux en cours

20. september - 26. oktober 2003Musée des Beaux-Arts à Verviers

Ausstellungskatalog:Les amis du musée:Queneau/Blavier. Verviers 2003

Liana Zanfrisco:„Mots et cadeaux“ SS. 118 ff.

Foto: Jean Liénard

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La Maison Belge in Köln

Für Odette. Ein Stück Belgien in Köln. Heimat?Hier wurden bereits ihre Freunde und künstlerischen Weggenossen aus demUmfeld von René Magritte gezeigt.Marcel Mariën, Robert Willems, Armand Simon..., dem André Blavier sogarein Katalogvorwort schrieb.Seit Jahren wurde hier keine Ausstellung mehr präsentiert.„Reaktivieren“, dachte ich mir. Mit einer Ausstellung über Odette Blavier.Meine Diplomarbeit an unserem Verbindungsort Köln. Gesagt-getan.

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Die im Maison Belge vorhandene Bibliothek bildet den wünschenswerten Raum , derden Welten der Blaviers sehr entspricht.Hier werden die Fotos in endlos Schleife projiziert. Im Foyer mit seinem Schaufensterplatziere ich die Installation aus den ‘Filmen’, Odettes Collagen, Bücher etc.

Zu meinen ‚Filmen’

Es ist mir sehr wichtig darauf hinzuweisen, dass meine ‚Filme’ nicht in Monitorengezeigt werden (als Fernsehbilder) sondern sich als ‚Bilder’ permanent leise wieGemälde an den Wänden erstrecken. Die ‚Filme’ haben keine hierachisierendeDramaturgie; sind also eigentlich ohne Einleitung, ohne Hauptteil, ohne Schluss.Endlose Schleifen! Wie das Leben. Sie erzählen, besser: sie zeigen linear; konsta-tieren was ist, scheinbar objektiv, gleich-wertig. Aber es sind doch meineAugenblicke, meine Seh-zeit eventuell meine Langsamkeit und meineBewegungslosigkeit, die sich auf die Dinge übertragen, diese zeigen. Oft bekommtman als Betrachter allerdings das Gefühl, die Dinge stellen sich selbst vor, zeigensich; wie ein perpetuum mobile.

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Maison Blavier

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Plan des Hauses (Grundrisse: aus der Erinnerung gezeichnet)Die Grundrisszeichnungen dienen der räumlichen Zuordnung der Fotos.

rez-de-chaussée Erdgeschossarrière hintendevant vornecorridorFlurcour intérieure Innenhofkotch Vorratsraumjardin Gartenpalier entresol Zwischengeschosschambre d’ami Gästezimmertoilette Toilettepremier étage erste Etagetoit Dachpalier Podestbibliothèque Bibliothekdeuxième étage zweite Etagechambre O.B. Schlafzimmer Odettechambre A.B. Schlafzimmer Andrésalle -de -bains Badezimmerétage mansardé Dachgeschossmansarde Mansarde

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Foto-Archiv

Die nachfolgende Auflistung und Betitelung benennt die Fotos, die ich seitdem Tode von André Blavier in dessem Haus aufgenommen habe. DiesesFoto-Archiv wurde gemeinsam mit Odette erstellt.

von 1 bis 136 - Verviers, 9. 03 2002

1 -rez-de-ch.ar.: arrosoir2 -salle bains: chaise armoire3 -salle bains: bassin4 -salle bains: armoire5 -salle bains: abat-jour6 -salle bains: miroir et tapis magrittien7 -salle bains: evier8 -salle bains: baignoire9 -chambre ob: bibliothèque10 -chambre ab: collages encadrés11 -chambre ab: classeurs cadres12 -chambre ab: tapette affiche 13 -chambre ab: ob classant14 -chambre ab: classeurs peinture15 -chambre ab: chaise lit armoire16 -chambre ab: tableaux verso poubelle17 -chambre ab: commode

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18 -chambre ab: classeurs19 -chambre ab: garderobe porte chambre ob20 -chambre ob: tableaux pirenne calendrier21 -chambre ob: ob avec herbier22 -chambre ob: collages sous presse panier23 -chambre ob: collage con boîtes réserve24 -chambre ob: boîtes réserve25 -chambre ob: collage con boîtes fichiers26 -chambre ob: ob cherchant27 -rez-de-ch.dev.: tableau marine portraits ab28 -rez-de-ch.dev.: idem et armoire à musique29 -rez-de-ch.dev.: idem 2730 -corridor: collage anonyme 31 -corridor: objet baibay fils tableau noir wolan32 -corridor: tableaux pirenne chute d’eau anonyme33 -corridor: tableaux :naif ubu lianas34 -corridor: tableaux :schmitz pirenne cravatte35 -corridor: nu portant pénis36 -corridor: vue générale37 -corridor: vue générale avec lustre38 -corridor: tableau-collage yellow39 -corridor: vue générale avec porte-manteau40 -corridor: tableau soldats baibay fils

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41 -corridor: vue partielle avec tableaux42 -rez-de-ch.ar.: appui fenêtre avec plantes43 -palier II: pantalon avec collage44 -rez-de-ch.dev.: téléphone avec tableau liana45 -rez-de-ch.dev.: tableau liana46 -chambre d’amis: tableau rose yvonne lethiexe n°147 -chambre d’amis: tableau rose yvonne lethiexe n°248 -mansarde: lit avec rouleaux papier49 -mansarde: mercure de france50 -mansarde: ob collage tapisserie51 -mansarde: lit portrait d’homme52 -mansarde: ob la femme qui pense53 -mansarde: la même54 -mansarde: affiche je t’aime55 -mansarde: affiche la mort56 -mansarde: affiche la mort avec chaise de jardin57 -mansarde: affiche avec broderies58 -mansarde: vue générale59 -mansarde: porte-manteau avec sacs60 -mansarde: lit avec sac pour vêtements61 -mansarde: collage de tapisserie62 -mansarde: lit avec deux pirenne63 -mansarde: vue d’ensemble

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64 -mansarde: vue d’ensemble avec lit65 -mansarde: vue d’ensemble avec livres66 -mansarde: collage de tapisserie67 -mansarde: tapisserie de venise avec table de nuit68 -mansarde: tapisserie de venise seule69 -mansarde: ob avec portrait d’aline gagnaire n°170 -mansarde: ob avec portrait d’aline gagnaire n°271 -mansarde: vue générale avec chevalet72 -mansarde: clé73 -mansarde: que fait odette ?74 -mansarde: ob inspecte les livres n°175 -mansarde: ob inspecte les livres n°276 -mansarde: ob inspecte les livres n°377 -mansarde: ob inspecte les livres n°478 -mansarde: ob inspecte les livres n°579 -mansarde: odette80 -mansarde: ob inspecte les livres n°681 -rez-de-ch.ar.: ob essaye collage avec roses n°182 -rez-de-ch.ar.: ob essaye collage avec roses n°283 -rez-de-ch.ar.: ob essaye collage avec roses n°384 -rez-de-ch.ar.: ob essaye collage avec roses n°485 -rez-de-ch.ar.: ob essaye collage avec roses n°586 -rez-de-ch.ar.: ob essaye collage avec roses n°6

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87 -rez-de-ch.ar.: ob essaye collage avec roses n°788 -rez-de-ch.ar.: ob essaye collage avec roses n°889 -rez-de-ch.ar.: ob recouvre le collage90 -chambre d’ami: ressort de lit n°191 -chambre d’ami: ressort de lit n°292 -chambre d’ami: ressort de lit avec93 -chambre d’ami: ressort et coussins94 -chambre d’ami: ressort de lit n°395 -chambre d’ami: porte d’entrée et tableaux96 -chambre d’ami: porte d’entrée et tableau alain denis97 -palier entresol: tableau alain denis et plantes n°198 -palier entresol: tableau alain denis et plantes n°299 -palier entresol: porte chambre d’amis100 -rez-de-ch.ar.: collage de la rose en préparation n°1101 -rez-de-ch.ar.: collage de la rose en préparation n°2102 -rez-de-ch.ar.: collage de la rose en préparation n°3103 -rez-de-ch.ar.: collage de la rose en préparation n°4104 -rez-de-ch.ar.: collage de la rose en préparation n°5105 -rez-de-ch.ar.: rose artificielle106 -rez-de-ch.ar.: collage de la rose en préparation n°6107 -rez-de-ch.ar.: collage de la rose en préparation n°7108 -rez-de-ch.ar.: collage de la rose en préparation n°8109 -rez-de-ch.ar.: collage de la rose en préparation n°9

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110 -rez-de-ch.ar.: collage de la rose en préparation n°10111 -rez-de-ch.dev.: ob va écrire 112 -rez-de-ch.dev.: ob écrit113 -rez-de-ch.dev.: vue de la chambre114 -rez-de-ch.dev.: tableaux de graverol, pirenne, ob115 -entre.chambres: rez-de-ch.dev./ar.116 -rez-de-ch.dev.: ob relisant117 -rez-de-ch.dev.: plusieurs pirenne118 -escalier: collage119 -palier III: photo milou struvay120 -palier entresol: tableaux121 -palier entresol: tableau lizene122 -escalier: tableaux123 -escalier: pirenne, son fils bébé124 -palier II: tableaux divers125 -palier II: tableaux divers126 -escalier: robert willems127 -palier II: tableaux divers portes II128 -palier II: objet-collage aline gagnaire129 -escalier: tableaux divers130 -escalier: ob veut accrocher131 -chambre ab: ob, sa table de travail132 -escalier: collage stas

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133 -corridor: dessin topor134 -corridor: dessin topor avec ab135 -escalier: escalier vide136 -palier II: yellow: objet cage d´oiseau main tenant coupe-papier

von 137 bis 297 - 12.05.03

137 -rez-de-ch.ar.: ob dans l’ar.moire murale n°1138 -rez-de-ch.ar.: ob dans l’ar.moire murale n°2139 -rez-de-ch.ar.: ob dans l’ar.moire murale n°3140 -rez-de-ch.ar.: ob dans l’ar.moire murale n°4141 -rez-de-ch.ar.: ob dans l’ar.moire murale n°5142 -rez-de-ch.ar.: ob dans l’ar.moire murale n°6143 -rez-de-ch.ar.: ob dans l’ar.moire murale n°7144 -rez-de-ch.ar.: ob dans l’ar.moire murale n°8145 -cuisine: vue d’ensemble146 -cuisine: armoire aux épices147 -cuisine: adhésif le boeuf148 -kotch: séchoir à linge149 -kotch: séchoir à linge150 -kotch: évier et ar.rosoirs151 -kotch: ob évier et ar.rosoirs152 -cour intérieure: ob dans la cour intérieure n°1153 -cour intérieure: ob dans la cour intérieure n°2154 -cour intérieure: la cour intérieure sans ob

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155 -cour intérieure: ob dans la cour intérieure n°3156 -rez-de-ch.ar.: cheminée et valise157 -rez-de-ch.dav.: timbre ´pataphysique158 -rez-de-ch.dav.: bureau de travail n°1159 -rez-de-ch.dav.: bureau de travail n°2160 -rez-de-ch.dav.: bureau de travail n°3161 -rez-de-ch.dav.: bloc notes près du téléphone162 -cour intérieure: table163 -rez-de-ch.ar.: ob en mouvement164 -rez-de-ch.ar.: banc d’écolier n°1165 -rez-de-ch.ar.: banc d’écolier n°2166 -rez-de-ch.ar.: cendrier-sucrier apollinaire167 -rez-de-ch.ar.: ob et la valise rouge168 -rez-de-ch.ar.: ob et la valise rouge169 -cour intérieure: cour intérieure vue du haut170 -cour intérieure: table de la cour171 -rez-de-ch.ar. ob en mouvement172 -rez-de-ch.ar.: thermostat173 -rez-de-ch.ar.: collage cadeau nouvel-an174 -rez-de-ch.ar.: gant ´pataphysique de enrico baj175 -rez-de-ch.ar.: gant ´pataphysique de baj porté par liana176 -rez-de-ch.ar.: valise rouge177 -rez-de-ch.ar.: collage cadeau nouvel-an pour ab

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178 -rez-de-ch.ar.: valise rouge179 -rez-de-ch.ar.: ob montrant affiche contre la guerre180 -rez-de-ch.ar.: ob montrant affiche contre la guerre181 -rez-de-ch.ar.: ob montrant affiche contre la guerre182 -rez-de-ch.ar.: pause-café183 -rez-de-ch.ar.: poubelle balai vin184 -rez-de-ch.ar.: assiette gidouillante sur napperon185 -rez-de-ch.ar.: appar.eils „électro-acoustiques“186 -rez-de-ch.ar.: collages achevés dans la gar.de-robe (en désordre )187 -rez-de-ch.ar.: collages achevés dans la gar.de-robe188 -rez-de-ch.ar.: collages achevés dans la gar.de-robe189 -rez-de-ch.ar.: ob suspend son vêtement dans la gar.de-robe190 -rez-de-ch.ar.: fenêtre vue sur cour191 -rez-de-ch.ar.: banc d’écolier avec outils192 -rez-de-ch.ar.: banc d’écolier avec outils193 -rez-de-ch.ar.: mini-étagère avec outils194 -rez-de-ch.ar.: réserve d’illustrés195 -bibliothèque: zettels’ traum ar.no schmidt avec signet ubuesque 196 -bibliothèque: ob lisant zettels’ traum ar.no schmidt n°1197 -bibliothèque: ob lisant zettels’ traum ar.no schmidt n°2198 -bibliothèque: ob lisant zettels’ traum ar.no schmidt n°3199 -bibliothèque: vue d’ensemble200 -bibliothèque: aperçu avec aquar.elles raymond queneau

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201 -bibliothèque: fauteuil du maître202 -bibliothèque: autre vue de la bibliothèque203 -bibliothèque: la revue „il caffé“204 -bibliothèque: tiroir aux oeuvres d’art205 -bibliothèque: collage de riewert (papal)206 -bibliothèque: carte postale207 -bibliothèque: carte de membre de l’a.m.e.de ab208 -bibliothèque: ob admirant209 -bibliothèque: dessins willems liana210 -bibliothèque: dessins roland topor n°1211 -bibliothèque: dessins lionel vinche 212 -bibliothèque: dessin enrico baj213 -bibliothèque: dessin roland topor n°2214 -bibliothèque: dessins roland topor n°3215 -bibliothèque: dessins roland topor n°4216 -bibliothèque: collage dewahlens217 -bibliothèque: dessin andrée blavier218 -bibliothèque: intérieur de catalogue219 -bibliothèque: bureau de travail220 -bibliothèque: ab derniers ouvrages reçus n°1221 -bibliothèque: ab derniers ouvrages reçus n°2222 -bibliothèque: ab derniers ouvrages reçus n°3223 -bibliothèque: ab derniers ouvrages reçus n°4

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224 -bibliothèque: derniers ouvrages reçus n°5225 -bibliothèque: prix du gouvernement à andrée blavier n°1226 -bibliothèque: prix du gouvernement à andrée blavier n°2227 -bibliothèque: ob cherchant un livre228 -bibliothèque: estampe cachée229 -bibliothèque: ob feuilletant230 -bibliothèque: ob remet en place231 -bibliothèque: ouvrages érotiques232 -bibliothèque: ouvrages érotiques italiens233 -bibliothèque: livres au repos234 -bibliothèque: ob dans la bibliothèque235 -bibliothèque: le futurisme236 -bibliothèque: vue sur l’escalier menant au jar.din n°1237 -bibliothèque: vue sur l’escalier menant au jar.din n°2238 -bibliothèque: ob à la fenêtre239 -bibliothèque: vin ‘pataphysique n°1240 -bibliothèque: vin ‘pataphysique n°2241 -bibliothèque: vin ‘pataphysique n°3242 -bibliothèque: vin ‘pataphysique n°4243 -bibliothèque: la mallette de ab244 -bibliothèque: regar.d sur les fous littéraires245 -bibliothèque: diplôme de satrape de ab246 -bibliothèque: ob consultant les exercices de style

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247 -bibliothèque: cachet mariën par wolan et pinocchio248 -bibliothèque: ob consultant queneau249 -bibliothèque: avertissement250 -bibliothèque: les exercices de style illustrés par. carelman n°1251 -bibliothèque: les exercices de style illustrés par carelman n°2252 -bibliothèque: les exercices de style illustrés par carelman n°3253 -bibliothèque: les exercices de style illustrés par carelman n°4254 -bibliothèque: les exercices de style illustrés par carelman n°5255 -bibliothèque: les exercices de style illustrés par carelman n°6256 -bibliothèque: les exercices de style illustrés par carelman n°7257 -bibliothèque: mille milliard de poèmes de queneau n°1258 -bibliothèque: mille milliard de poèmes de queneau n°2259 -bibliothèque: mille milliard de poèmes de queneau n°3260 -bibliothèque: mille milliard de poèmes de queneau n°4261 -bibliothèque: mille milliard de poèmes de queneau n°5262 -bibliothèque: mille milliard de poèmes de queneau n°6263 -bibliothèque: petite cosmogonie portative ill. andre marchand n°1264 -bibliothèque: petite cosmogonie portative ill. andre marchand n°2265 -bibliothèque: petite cosmogonie portative ill. andre marchand n°3266 -bibliothèque: armoire raymond queneau n°1267 -bibliothèque: armoire raymond queneau n°2268 -bibliothèque: l’autre fauteuil du maître269 -bibliothèque: femme par anonyme-décédé

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270 -bibliothèque: la pipe de liénard271 -bibliothèque: mur de livres272 -bibliothèque: les surréalistes273 -bibliothèque: vue d’en haut274 -bibliothèque: vue d’en haut275 -bibliothèque: chambre bleue n°1276 -bibliothèque: chambre bleue n°2277 -bibliothèque: chambre bleue n°3278 -bibliothèque: essuie papier n°1279 -bibliothèque: vue d’ensemble280 -bibliothèque: collage verviers place verte par géhéniau n°1281 -bibliothèque: collage verviers place verte par géhéniau n°2282 -bibliothèque: collage verviers place verte par géhéniau n°3283 -bibliothèque: nu peinture284 -bibliothèque: vue depuis chambre bleue285 -bibliothèque: tasse érotique avec bics286 -bibliothèque: avertissement287 -bibliothèque: la revue temps mêlés288 -bibliothèque: emblème érotique289 -bibliothèque: pèse-lettres290 -bibliothèque: canette et oeuvre d’art291 -bibliothèque: moine et femme nue avec livres292 -bibliothèque: ob feuilletant n°1

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293 -bibliothèque: ob feuilletant n°2294 -bibliothèque: main de bibliothécaire295 -bibliothèque: dessin de simone toussaint n°1296 -bibliothèque: dessin de simone toussaint n°2297 -bibliothèque: dessin de simone toussaint n°3

von 298 bis 307 - 13.05.03

298 -bibliothèque: extraits n°1299 -bibliothèque: ouvrages dédicacés n°1300 -bibliothèque: ouvrages dédicacés n°2301 -bibliothèque: extraits n°2302 -bibliothèque: extraits n°3303 -bibliothèque: fauteuil du maître avec oeuvre d’apollinaire304 -bibliothèque: extraits n°4305 -bibliothèque: extraits n°5306 -bibliothèque: extraits n°6307 -bibliothèque: extraits n°7308-538 o. T.

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Bibliographie (=Auswahl)

Hinweis: Neben der angeführten Auswahl an Büchern/Zeitschriften/Aufsätzengibt es eine Reihe von Radio- und Fernsehaufzeichnugen zu den Themfeldern,die nicht eigens erwähnt werden.

André Blavier:

GesamtwerkSiehe vollständiges Literaturverzeichnis in: Le don d’ubuquité, a.a.O.Blavier, André: Maurice Pirenne le peintre.Brüssel. Malvaux 1959.Blavier, André (Hrsg.): René Magritte. Sämtliche Schriften. Carl HanserVerlag. München/Wien 1981.Blavier, André: Ceci n’est pas une pipe. Temps Melés. Verviers 1973.Blavier, André: Armand Simon. Katalog, Belgisches Haus. Köln 1973.Blavier, André: Liana Zanfrisco. Katalog, Villa Pelsser. Henri-Chapelle 2000.Blavier/Queval: Album Queneau. Henri Veyrier. Paris 1984.Blavier/Queneau: Lettres croisées 1949-1976. Editions Labor. Brüssel 1988.André Blavier: Les Fous Littéraires. Editions Des Cendres. Paris 2000.André Blavier: Temps mêleés et Documents Queneau von 1952-1997.

zu André Blavier

Les Très Riches Heures d’André Blavier. Bassac. Plein Chant. 1985.Bénédicte Wiesel: André Blavier, Essai de bibliographie 1952-1983. ISIS, Lüttich 1989.Vincent Auvray: Table générale des temps mêlés . IPERB. Lüttich 1980.Delaunois/Verheggen: André Blavier. Le don d’ubuquité. Maison du SpectacleLa Bellone. Didier Devillez Éditeur. Brüssel 1997.

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Odette Blavier:

siehe Biographie

Alfred Jarry:

GesamtwerkAlfred Jarry: Le Roi Ubu.Reclam. Stuttgart. 1996.Alfred Jarry: Ansichten über das Theater. Verlag Die Arche. Zürich 1970.

zu Alfred Jarry:

siehe auch ‘Pataphysik’Patrick Besnier: Alfred Jarry. Éditions Plon. Paris 1990.Jarry Ymagier. Katalog. Musée Félicien Rops. Namur 1997.Christine van Schoonbeek: Les Portraits d’Ubu. Biarritz 1997.Jarry Alfred. Spekulationen. Edition Nautilus/Nemo Press. Hamburg/Zürich1988.Giedon-Welcker,C.: Alfred Jarry.Eine Monographie. Verlag Die Arche. Zürich1960.

zur Pataphysik:

Ilse Pollack: Pataphysik, Symbolismus und Anarchismus bei Jarry. Wien 1984.Gruppo Editorialiale Fabbri: Jarry e la Patafisica. Arte, letteretura, spettacolo.Mailand 1983Ronny van de Velde: Ubu à L’Anvers. Alfred Jarry 1873-1907. Editie Rossaert.Antwerpen 1997.Alexandre Merdrev: Compendium Pataphysikum. Temps Mêlés. Verviers o.J.Manfred Geier: Doktor Ubu und ich. CMZ-Verlag. Rheinbach-Merzbach 1983.

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Zum belgischen Surrealismus:vergleiche auch die umfangreichen Literaturangaben bei Christian Bussy,Xavier Canonne und Marcel Mariën (hier: L’Activité Surréaliste en Belgique.a.a.O. SS. 455-484).Christine Béchet: L’aventure des Surréalistes wallons. In: La Vie Wallone.Tongeren 1987. Übersetzt von Heribert Becker: Das Abenteuer derWallonischen Surrealisten. Köln 1996. Für Villa Pelsser Editions Henri-ChapelleMarcel Mariën: L’activité surréaliste en Belgique (1924-1950).Lebeer Hossmann. Brüssel 1979.Musées royaux des Beaux-Arts: Ce qui est attirant est beau. Irène, Scut,Magritte And Co. Brüssel 1996.Katalog: René Magritte et le Surréalisme en Belgique/R.M. e il surrealismo inBelgio/R.M. und der Surrealismus in Belgien Brüssel/Rom/Hamburg 1982.Katalog: L’apport wallon au Surréalisme. Musée des Beaux-Arts. Lüttich 1955.Katalog: Le Surréalisme en Belgique. Maubeuge-Espace. Sculfort 1995.Katalog: Introduction au Surréalisme en Belgique. La Louvière 1969.Katalog: Phantomas. Musée d’Ixelles. Brüssel 1975.Katalog: Le Surréalisme à Mons et les Amis Bruxellois 1935-1955. Mons1986.Georges Thiry. Portraits. Éditions Yellow Now. Crisnée 1983.Raymond Queneau:GesamtwerkAlbum Queneau. Bibliothèque de la Pléiade. Éditions Gallimard 2002.

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Boris Vian:GesamtwerkBoris Vian: Der Kommissar und die grüne Pantherin. Tübingen 1984.Enrico Baj:Kiss me I’m Italian. Edition Nautilus. Hamburg 1997.Enrico Baj: Cose, Fatti, Persone. Mailand 1988.zu Enrico Baj:private Besuche, Gespräche, Briefwechsel, Ausstellungen usw.Luciano Caprile: Conversazioni con Enrico Baj. Mailand 1997.Ronny van de Velde: Baj, Jorn, Spoerri. Modifications. Antwerpen 1998.Citta di Locarno: Enrico Baj 1/2 vol. Electa. Locarno 1993.Fachliteratur Film/Foto:Rudolf Arnheim: Film als Kunst.Walter Benjamin: Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit.Susan Sontag:GesamtwerkSusan Sontag: Über Fotografie.Susan Sontag. Kunst und Antikunst (= Against Interpretation).Roland Topor:Gesamtwerk Roland Topor: Die Masochisten. Kiepenheuer und Witsch. Köln 1970.Zu Roland Topor:Siebeck,Wolfram: Der letzte Bohemien. In: Die Zeit Nr.18 vom 25.April 1997.

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„Cara Liana,

18 septembre.

Dans trois jours, c’est l’automne.

Période de l’année où les feuilles ne demandent qu’à tomber, de toute couleur vernissée.

18 septembre.

Vernissage à VerviersQUENEAU-BLAVIER.

Blavier, c’est pour nous parler d’Odette.

Cette Odette pour qui toutes les saisons pouvaient être des automnes.

Elle n’attendait que la chute des feuilles pour les découper, lacérer, en mots.

Et, ainsi, rejoindre Queneau.

Privilégiée de son jardin secret, tu es devenue la jardinière qui ratisse ces tapis

qui recréent à ton gré pour la préserver de son long hiver.

Odette t’a laissé en héritage l’obligation de création.

Elle t’a montré du doigt ta propre découverte.

D’ailleurs, une autre Liana Zanfrisco tournait autour de cette vitrine, dans cette exposition.

Liana est devenue lourde du paradis d’Odette“

(Lienard-Andre, Francoise et Jean, ce 12octobre 2003)

Brief:

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Foto: Jean Liénard

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Die Arbeit besteht aus:• Mots et cadeaux d’Odette Blavier-Profil einer belgischen Pataphysikerin, 2003.

Video. Schwarz-weiß. 57 min.• Maison Blavier, 2003 .Video. Farbe. 123 min.• Foto-Film, 2003.Video. Farbe. 60 min.• Farb-Foto-Karten 11x14 cm (500 St.)• Le livre - das Buch - il libro (= schriftl. Arbeitsteil ca. 150 SS.)• Original-Collagen und Arbeitsmaterialien von Odette Blavier• Bücher und Objekte aus der Bibliothek von A.& O. Blavier• Mobiliar aus dem Haus Blavier

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Dank

-für die einfühlsame Übersetzung sage ich meinem Freund Herbert Krings-an Andrée Blavier und ihren Mann Guy Jungblut für ihren menschlichenUmgang mit mir, besonders jetzt nach Odettes Entschwinden und die Übergabedes künstlerischen Erbes

-für die technische Bearbeitung meiner Filme an meine Freundin Claudia Schmitz-für die Liebe und Geduld in vielerlei Hinsicht an meinen Wolf-an meine betreuenden Professoren Valie Export, Dieter Jung, Thomas Schmitt-für die Teilnahme am Leben und Werk in tiefer Verbundenheit anOdette Blavier und André Blavier

„Mit Schlüssel kann man Türen öffnen!“(André Blavier)

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