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FESTIVALZEITUNGJOURNAL DU FESTIVAL 31 No. 0 3

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Page 1: FESTIVALZEITUNGJOURNAL DU FESTIVAL · 2007-12-06  · le drame de la perte du sens, en terme de signification et de direction. À travers le récit des personnages, le spectacle

FESTIVALZEITUNGJOURNAL DU FESTIVAL

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Page 2: FESTIVALZEITUNGJOURNAL DU FESTIVAL · 2007-12-06  · le drame de la perte du sens, en terme de signification et de direction. À travers le récit des personnages, le spectacle

3 . Ausgabe | 3ème numéro 12 .06 . 2007

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Das Bühnenbild im nüchternen Eurobahnhof passt zur Atmosphäre des Geschehens: kaltes blaues Licht, ein glatt polierter Konferenztisch, schwarze Lederstühle, sonst nichts. Falk Richters Stück „Unter Eis”, das die Berliner Schaubühne am Lehniner Platz bei Perpectives zeigt, erzählt die Geschichte eines Mannes, der von seiner Vergangenheit eingeholt wird. In stakkatoartigen Monologen ohne Punkt und Komma – nur kein Wort zu viel, immer der effiziente Geschäftsmann – rekapituliert Niemand seine Kindheit als Außenseiter und sein bisheriges Leben. Es handelt sich mehr um wirre Impressionen als um zusammenhängende Erzählungen, in denen das Motiv des Erstarrens in Eis im Zentrum steht. Thomas Thieme verkörpert Paul Niemand mit effektvollem Minimalismus. Er sitzt fast das ganze Stück über auf seinem Stuhl, verzichtet überwiegend auf Gestik und Mimik. Allein durch die Modulation seiner Stimme, mal ruhig und monoton, mal laut und emotionsgeladen, verleiht er Niemand sein Profil.

Früher war Paul Niemand einmal jemand. Ein Mann, dessen Worte Gewicht hatten, dessen Taten einen Unterschied machten: ein gewiefter Unternehmensberater. Doch jetzt, Mitte 40, droht Niemand tatsächlich ein Niemand zu werden. Er hat den Biss verloren. Anstatt im Strom des Lebens oben auf zu schwimmen, wird er nur noch mitgerissen. Stillstand ist ein Rückschritt, das weiß er ganz genau. Und die jüngeren Kollegen sitzen ihm bereits im Nacken. Sie traktieren ihn mit den Beraterweisheiten, die Niemand Jahre lang selbst wie ein Lebenscredo auf den Lippen führte, denen er heute jedoch nicht mehr gerecht wird.

Text: STEFANIE MARSCH

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REGIE | MISE EN SCÈNE FALK RICHTER

MIT |AVEC ANDRÉ SZYMANSKI, THOMAS THIEME,MARK WASCHKE, VINCENT REDETZKI.

UNTER EIS

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Bühne | ScèneJAN PAPPELBAUM

„Kalt, kalt, kalt! Schnee, Schnee, Schnee! Eis, Eis, Eis!”, rattert Niemand herunter. Das skurrile Bild einer erfrorenen Katze unter der Eisdecke eines Flusses wird zum immer wiederkehrenden Symbol für seine Gefühlswelt. Gegen die Kälte hat er sein Leben lang angekämpft – und zwar mit eigener Kälte. Ohne mit der Wimper zu zucken, empfahl er die Entlassung von Mitarbeitern. Er hat keine Frau, keine Kinder und auch keine Freunde. Doch jetzt fühlt Niemand, wie der Mantel der Kälte ihn allmählich lähmt. Die jungen Kollegen attestieren ihm nur noch eine Effizienz von 45 Prozent. Am Ende wird er Opfer eines Systems, das er selbst viele Jahre lang gelebt und geprägt hat. Die Ironie seines Schicksals bringt Niemand treffend auf den Punkt: „Ich habe den Plan entworfen, um mich zu entlassen.“

Doch „Unter Eis” ist keine Tragödie. Vielmehr ist es eine gnadenlose und äußerst unterhaltsame Persiflage der gefühlskalten Geschäftswelt mit ihren inhaltslosen Floskeln und Fremdwörtern. Mark Waschke und André Szymanski in den Rollen der aufstrebenden Karrieremänner treiben die Verwendung von Anglizismen ins Absurde und lassen den Geschäftsmann zum Komiker werden. Die Dreistigkeit der Überspitzung steigert sich jedoch ganz allmählich soweit, dass selbst politisch unkorrekte Äußerungen über Arbeitslose oder die Ausbootung unerwünschter Mitarbeiter keine Empörung mehr hervorrufen. Dadurch wird der gesellschaftskritische Ansatz relativiert. Schade auch, dass das Stück zum Ende hin in eine Parodie abdriftet: Waschke und Szymanski werfen ihre Kleider von sich, suhlen sich in auf dem Tisch verstreuten Eiswürfeln und zeigen Einlagen aus einer firmeninternen Tanzaufführung. „Unter Eis” hat dieses überspitzte Finale eigentlich nicht nötig, denn die „Message”, wie man so schön neudeutsch sagt, ist dann längst angekommen.

ERFRORENIM SYSTEM

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Texte: MARION BOHY-BUNEL

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Une immense table laquée de noir occupe la scène dans toute sa longueur. Trois hommes en costume s’y installent à distance les uns des autres, face au public. L’un d’entre eux, le plus âgé, est visiblement très anxieux. Ses jambes sont entremêlées sous la table et ses mains tremblent. Son nom est Personne. Paul Personne. Dans un travail de lecture monocorde et accéléré, le comédien raconte avec une certaine fébrilité les rêves et les angoisses du personnage. Dès l’enfance, il se sent à l’écart du monde, et seul le frigo dans lequel il se glisserait pourrait lui servir de refuge. Fils d’un piètre aiguilleur au sol, il raconte son manque de repères. Les métaphores filent, du ciel à la banquise, pour signifier son égarement.

La pièce écrite et mise en scène par Falk Richter est un écho au mal-être des individus dans une société où les machines mais aussi les animaux finissent par confisquer la capacité de s’émouvoir. Ici se joue le drame de la perte du sens, en terme de signification et de direction.À travers le récit des personnages, le spectacle expose les problématiques du monde de l’entreprise, de la norme imposée par le travail salarié et par la présence collatérale des collègues. « Il n’y pas de société. Il n’y a que des individus. », dit Paul Personne. Il aime se mettre en retard à l’embarquement pour entendre son nom dans les hauts parleurs de l’aéroport. « Monsieur Paul Personne est attendu porte 27. » Il dénonce une vie de « crétin en sachet » qui mange des « soupes en sachet ». Il aspire à la lumière du soleil mais reste bloqué sous la glace, « vol à -40°C ».

Aurelius Glasenapp est l’un des deux autres personnages. Il est consultant en organisation du travail, chaleureux, calme et doté de psychologie. Son collègue Karl Sonnenschein est un jeune loup agressif. Ensemble, ils assènent à Paul Personne et au public les grandes lois du management humain. Tout à tour podium de leurs discours et de leurs simagrées, la table noire est aussi un tombeau. Déjà trop vieux pour le travail à 40 ans, Paul voit apparaître son successeur sur scène, joué par un comédien de treize ans.Falk Richter dresse un réquisitoire sans appel. « Sous la glace » est un spectacle traité à froid, qui renvoie à une situation individuelle sans issue, comme gelée !

SOUS LA GLACE

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Text: MATTHIAS WEIGEL

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Man kennt sie inzwischen. Schließlich liegt sie überall herum. Sie trägt ein pinkes Kapuzenshirt, darüber eine Felljacke, Sonnenbrille, untenherum nur eine Netzstrumpfhose und Plateauschuhe. Und sie trinkt Tabasco. Die Dame mit extravagantem Geschmack und robusten Geschmacksnerven räkelt sich lasziv auf jedem Plakat und Programmheft des Festival „Perspectives“ und nuckelt genüsslich am Fläschchen. Echt scharf.

Nun, es gibt auch eine Art Fortsetzungsplakat. Das Plakat des Festival „Sans Perspectives“. Zwar nicht so häufig zu sehen, und nicht ganz so penetrant in der Farbgebung. Aber logisch. Und konsequent! Denn: Sie kotzt. Die Dame, eben noch lethargisch die Beine übereinander geschlagen, steht nun in der Küche und macht ein kleines, unappetitlich grünes Häufchen auf den Boden. Irgendwie menschlich, verständlich, oder? Denn wer, zumindest in gemäßigten saarländischen Breiten, übergibt sich nicht nach dem Genuss einer kompletten Flasche Tabasco? Zumal bei an die 30 Grad Celsius, strahlendem Sonnenschein (deswegen die Sonnenbrille!) – und dann noch in eine Felljacke eingepackt. Sicher, jeder. Dazu noch hunderte von Male, teilweise auch noch großformatig, immer wieder: hinlegen, entspannen, Tabasco trinken, hinlegen, und rein, und weiter, gluck, gluck, na los, auf Ex, und jetzt noch die Magnum-Flasche für die Großleinwand, jaa, runter damit, gluck, gluck, spuck.

Doch Hilfe naht! Zum Glück gibt es da die Gründer des Alternativfestivals, ihres Zeichens Befreier der Tabasco-Sklaven, Ritter im Kampf für die artgerechte Haltung Schärfegeschädigter. Sie stellen Küchen bereit, in denen sich Tabasco-übersäuerte Mägen ihres Martyriums entledigen können.

Ein Festival der Perspektiven halten sie für zu optimistisch, dann schon eher ein Festival „Sans Perspectives“: Das Künstler-Kollektiv „Osso+Bucco“ veranstaltet derzeit unter diesem Titel Performances am Stadtrand Saarbrückens. „Wir verstehen uns allerdings nicht als Alternative oder gar Anti-Festival“, so Wolfgang Pietrzok, Mitglied des Kollektivs. Viel mehr wolle man die Gelegenheit des bekannten Festivals nutzen, um auf einige Missstände hinzuweisen. „Auch in Saarbrücken gibt es eine vielschichtige, avantgardistische Kunst-szene“, erklärt Pietrzok. Allerdings wandere das Geld, das durch Stadt und Land bereitgestellt wird, vor allem nach Berlin. Viele der Theaterinszenierungen, die im Rahmen von „Perspectives“ zur Aufführung gebracht werden, stammen aus der Bundeshauptstadt. Man vermisse avantgardistische Formen, oder zum Beispiel Straßentheater, wie es im letzten Jahr noch aufgeführt wurde.

Hier offenbart sich jedoch ein Dilemma: Für moderne Kunstformen gibt es nur ein kleines Publikum. Und ein Festival ist natürlich auch von Zuschauerzahlen abhängig. Im Vergleich zu letztem Jahr zeichnet sich bereits jetzt ein erheblicher Anstieg der Besucherzahl ab.„Osso+Bucco“ organisiert ab Dienstag drei Abende mit Musik, Installationen und Performances, bei denen auch der in Hannover und Kassel ausgebildete Künstler Wolfgang Pietrzok beteiligt ist. Zu Essen gibt es Ochsenschwanzsuppe, passend zum Namen „Osso+Bucco“ – geschmorte Kalbshaxe. Schmeckt auch mit Tabasco.

„FESTIVALSANSTABASCO“

gluck, na los, auf Ex, und jetzt noch die Magnum-Flasche für die

ilfe naht! Zum Glück gibt es da die Gründer des Alternativfestivals,

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Text: TABEA MAGER

Text: JUSTINE WANIN

Der Mann, der die Bilder das Laufen lehrt, heißt Volker Gerling. Seit 1998 porträtiert er mit einer motorisierten Spiegelreflexkamera Menschen und erstellt aus den Photoserien Daumenkinos. Angefangen hat er im eigenen Freundeskreis, begab sich aber bald quer durch Deutschland auf Wanderschaft, um Begegnungen und Eindrücke im Handformatfestzuhalten und sie in seinen Wanderausstellungen und Vorführungen zu zeigen. Mit Hut und Bauchladen zieht er über Stadt und Land, übernachtet im Zelt und bei zufälligen Bekanntschaften. Die Geschichten, die er erzählen will, findet er schon vor der Haustür. „Es geht einfach um Begegnungen, um Leben. Um einen Moment, der lebendig wird. Das Photographieren löst bei den Leuten Emotionen aus – die Geschichten entstehen dann drum herum.“ Der Junge am Kanal, der sich nicht vorstellen kann, ohne Strom für seinen Computer auf Wanderschaft zu gehen. Der alte Mann, der als erstes das leere Bett seiner verstorbenen Frau zeigt. Das Mädchen, das sich die Haare abrasieren will und keine Zeit zu verlieren hat, um es sich nicht doch noch anders zu überlegen.

Diese Geschichten erzählt der Künstler, der neben seinem Kamerastudium in Babelsberg seine Wurzeln in der Photographie sieht, in seinem Bühnenprogramm. Zur Vorführung seiner Daumenkinos mit Beamer und Leinwand kam er zunächst nur zögerlich. Überzeugt hat ihn schließlich die Möglichkeit, mit seinen verdichteten Geschichten Kino en miniature zu ermöglichen und mit seinen Anekdoten die eingefangenen Momente in ihrer Ausstrahlung zu unterstreichen. Zugeständnisse an die Moderne macht Gerling auch in seiner bislang einzigen Auftragswanderschaft – für die Mannheimer Schillertage photographiert er sogar mit seiner Handykamera. Von dem anfänglichen Versuch, den Porträtierten Bewegungsabläufe vorzugeben, ist der Künstler schnell abgekommen. Inzwischen arrangiert er lediglich den Schauplatz des Photographierens und empfindet die Einblicke, die ihm die Menschen für seine Daumenkinos gewähren, als Geschenk. Das Besondere und besonders Hilfreiche hierbei ist, dass die Menschen, die Gerling auf seinen Wanderschaften trifft, in der Regel nicht wissen, dass sie mehrmals photographiert werden. In dem Moment, in dem die bewusst oder unbewusst angenommene Pose der Person selbst weicht, entsteht eine unmittelbare Schönheit des Wesentlichen. Dabei lässt der Künstler nicht nur den Porträtierten, sondern auch den Zuschauern Freiraum für das Eigene. „Ich will keine fertigen Geschichten erzählen. Ähnlich wie das Daumenkino bewusst mit Lücken, mit Leerstellen arbeitet, die man ja ergänzen muss. Ich versuche, dem Zuschauer die Chance zu geben, die Geschichten selbst weiterzudenken.“

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VON & MIT | DE ET AVEC VOLKER GERLING

BILDER LERNEN LAUFENCINÉMA DU BOUT DES DOIGTS

INDEM MAN SIE HERUMTRÄGT

FOLIOSCOPE

DAUMENKINO

Volker Gerling parcourt l’Allemagne et photographie les personnes qu’il rencontre depuis 1998. Rien ne semble extraordinaire, à ce détail près que pour partager ses photos avec le public, il en fait des flips books. Ce sont des livrets qu’il faut feuilleter très rapidement pour voir se dérouler un mini film. Si vous croisez cet artiste et son chapeau, il portera ses flips books et vous pourrez discuter avec lui. Ce « cinéma de pouce » nous montre les moments de vie partagés avec ces personnes, comme ce vieil homme qui avait commencé par lui montrer le lit vide de sa femme décédée. Cet ancien étudiant de Babelsberg a choisi le cinéma en miniature. L’image est projetée pendant qu’il nous raconte l’histoire. Une manière originale pour nous rapprocher des histoires du quotidien.

Cinéma du bout des doigts

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Zusammenfassung | Résumé: CLOTILDE DE GASTINES

Text: MICHAELA SCHUH

Foto | photo: DR

DEBOUT SUR LE ZINC CHRISTOPHE BASTIEN Guitares, chant, chœurs

FRED TRISSON AccordéonCÉDRIC ERMOLIEFF Batterie, xylo, tambourin, derbouka

WILLIAM LOVTI Contrebasse, basse

SIMON MIMOUN Violons, chant, chœurs, trompetteROMAIN SASSIGNEUX Clarinette, guitares, banjo, chant, chœurs

OLIVIER SULPICE Banjo, mandole

LE TEMPOFÉMININ

NUIT DE LACHANSONVALERIE LEUILLOT

ÉMILY LOIZEAU

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Dimanche, le groupe breton Red Cardell a fait vibrer les murs. Avec lui, l´ancien entrepôt est à la limite de l´implosion. La basse hurlante, la batterie frénétique et tonitruante, l´accordéon se démène pour souffler plus fort que les autres. Le tout forme un cocktail sauvage et assourdissant. Jean-Pierre Riou solide breton ne se contente pas de pousser sa chansonnette « from the south of britany ». Il la hurle, mêle et emmêle tous les styles : entre autres blues, pow wow et rock celtique. Le public semble apprécier cette transgression des genres qui n´a plus grand chose de breton. Hier soir, c´était au tour de « Debout Sur Le Zinc » de mener la danse. Ces sept poètes de guinguette, ont irradié la scène. Simon Mimoun, tout sourire, entame le premier chant sur la pointe des pieds. Sa trompette et son violon accroché au micro attendent leur tour. Les sept musiciens entraînent avec générosité leurs tours de chants et leurs instruments : l´accordéon à lunettes, la contrebasse aux pieds nus, la clarinette enchantée. Les textes, exclusivement chantés en français, sonnent juste. Repus de musique après trois rappels, les spectateurs se dispersent. Le DJ se met ensuite aux platines. Des danseurs increvables virevoltent jusque tard dans la nuit. Les musiciens en font partie.

Trois jeunes avancent dans le tunnel de la gare, traînant godillots, collants troués et piercings gothiques. Ils sont attirés par le club du festival et sa programmation de « chanson française » pour le moins éclectique. Les deux premiers soirs, le groupe électro EFFI a investi les bâtiments de l’Eurobahnhof où le kitsch domine. Une trentaine de boules à facettes en colonnade surplombent l´entrée. Deux immenses portraits des célèbres Marilyn (la Monroe et le Manson) ornent le fond du dépôt diabolisé en rouge et noir. Dans la salle, s´invite un joyeux bric-à-brac :des mini chaises et des tables en zinc au motif léopard, des chevaux d´arçon et des poufs argentés.

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LECLUB ÉLECTRISELEFESTIVAL Texte: CLOTILDE DE GASTINES

ABWECHSLUNGSTEHTAUFDER THEKE Text: MATTHIAS WEIGEL

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« Ces femmes mettent leur vie en musique » affirme Gert Heger, le modérateur des « Nuits de la Chanson ». Valérie Leulliot, francaise et Emily Loizeau, franco-anglaise, sont des étoiles montantes parmi les auteurs- compositeurs. En Allemagne, on peut les comparer à Annett Louisan. Leur point commun : des chansons à texte sur des airs de jazz, folk ou rock qui s´écoutent plus qu´elles se dansent. « En Allemagne, un tel concept, ça fait tout de suite bailler » concède Gerd Heger. Mais en France le genre même de la chanson est compris au sens plus large et intègre aussi la pop. Valérie Leulliot entame avec son album « Caldeira » une carrière solo, débutée avec le groupe Autour de Lucie. Quant à Emily Loizeau, elle présente son premier album « L´Autre bout du Monde ».www.emilyloizeau.netwww.myspace.com/valerieleulliot

„Alles geht demokratisch zu – aber ich bin der Bandleader.“ Fred Trisson grinst. Er selbst spielt „nur“ zwei Instrumente in seiner Band: Schlagzeug und Akkordeon. Aber in „Debout sur le Zinc“, Rockband der neuen französischen Szene, spielen einige der sieben Bandmitglieder mehr als drei verschiedene Instrumente. Da muss erst einmal ausgemacht werden, wer bei welchem Lied was spielt.

Am Mittwochabend traten „Debout sur le Zinc“ – übersetzt etwa „Auf der Theke stehend“ – im Festivalclub am Europabahnhof auf. Die Band, die in Frankreich bereits landesweite Popularität besitzt, erobert nach und nach auch das restliche europäische Publikum: Budapest, Berlin, Moskau sind nur einige ihrer Stationen. Denn auch wer die lyrischen Texte, die oft von der Schönheit ganz alltäglicher Dinge handeln, nicht versteht, kann die effektvoll instrumentierten Chansons uneingeschränkt genießen. Banjo- und Mandolinenklänge sorgen für folklorische Elemente; die vorbeirauschenden Bläsereinwürfe des Trompeters Simon Mimoun und des Klarinettisten Christophe Bastien peitschen das Publikum Richtung Balkan. Schlagzeuger Cédric Ermolieff liefert als Zugabe eine Steppeinlage und den stets breit grinsenden, barfuss und mit verschwitzen Zottelhaaren im Hintergrund für sich mitsingenden Bassisten William Lovti muss man einfach lieben.

„Seit 14 Jahren machen wir zusammen Musik, seit sechs Jahren professionell“, bemerkt Olivier Sulpice stolz. Wenn „Debout sur le Zinc“ auf der Bühne stehen, stehen sie nicht still: Sie unterwerfen sich ihrem eigenen Rhythmus; wenn der Refrain auf einmal leise und dünn instrumentiert erklingt, fallen die Körper zusammen, um beim pulsierenden Höhepunktspringend in der Musik aufzugehen. Dabei wird aber auch das unauffälligste Banjo-Pattern zu jeder Zeit mit Liebe zum Detail verfolgt – keine Nachlässigkeit in den leisen Tönen.Eine Besonderheit sicherlich, dass sich drei Sänger abwechseln: Jeder singt die Texte und Lieder, die er schreibt, auch selbst. Abwechslung – das scheint die oberste Maxime zu sein von „Debout sur le Zinc“.

Ich höre Lachen, höre Herzen. „Diese Frauen schreiben sinnlich, schreiben emotional.“ Halte das Tempo des Herzens, das schlägt. „Sie erzählen in der Musik ihr Leben.“ So beschreibt Gerd Heger, Moderator der „Nuit de la Chanson“, die beiden Künstlerinnen des Abends.Schläge im Tempo, die ich kaum ertrage.Valérie Leuillot und Emily Loizeau geht es in ihren Liedern vor allem um Texte, die zum Nachdenken anregen sollen. Sie sollen tiefgreifend, anspruchsvoll, einfühlsam sein. Deshalb könne man hierzulande die Sängerinnen, so Gerd Heger, am besten mit Annett Louisan vergleichen. Der Zuhörer solle mit dem Gesang berührt werden – im Gegensatz zum „normalen Hitparaden-Pop“. Bei der „Nuit de la Chanson“ gehe es deshalb auch eher ums Zuhören als ums Tanzen. Dass emotionale Texte im Mittelpunkt stehen, heißt aber nicht zwangsläufig, dass die Musik ausschließlich

balladesk ist – viele beinhalten auch Elemente aus Jazz, Folk oder Rock.Es gibt ein Lächeln, das Du hast fallen lassen. Verpflichtende Hintergrundmusik bei jeder Fernsehsendung über Frankreich – diese Musik würde man in Deutschland als Chanson bezeichnen. „Nennt man hierzulande dieses Wort, bricht ein Gähnkrampf aus.“ Gerd Hegervermeidet es deshalb bewusst, nicht zuletzt da in Frankreich der Begriff eine andere Bedeutung hat. Dort ist mit Chanson die gesamte Musik gemeint, auch aktuelle Popmusik. Und zu letzterem gehören die zwei Frauen der „Nuit de la Chanson“. Es gibt Träume, die Du hast entwischen lassen. Die Sängerinnen sind aber nicht nur Sängerinnen, sondern sie schreiben auch die Texte und komponieren die Musik.Ihre Themen sind vielfältig: Liebe, Gesellschaft, Einsamkeit, Träume, Ideale, Seele, Alltag... Ich höre Reime voller Fehler.Valérie Leuillot stand bisher, und das erfolgreich, mit der Band „Autour de Lucie“ auf der Bühne. Jetzt versucht sie sich an einer Solo-Karriere. Auch Emily Loizeau ist in Frankreich bereits bekannt. Nicht nur wegen ihrer zarten und zugleich kratzigen Stimme, sondern auch wegen ihres besonderen Klavierspiels. Es gibt Geschichten, die nur auf Dich warten.

MEHR ALS EINGÄHNKRAMPF

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Diese Festivalzeitung ist im Rahmen eines deutsch-französischen Kulturjournalismus-Ateliers entstanden. Organisiert wird das Atelier vom deutsch-französischen forum junger kunst in Partnerschaft mit dem deutsch-französischen Festival der Bühnenkunst PERSPECTIVES. Aude Lavigne (France Culture) und Egbert Tholl (Süddeutsche Zeitung) leiten das Atelier und die Redaktion der Zeitung. Das Redaktionsteam besteht aus 10 jungen Journalisten aus Frankreich und Deutschland.Alle Artikel können auch online gelesen werden: www.theaterkanal.de und www.festival-perspectives.de Dieses Projekt wird vom Deutsch-Französischen Jugendwerk finanziert. Mit freundlicher Unterstützung der Volkshochschule Stadtverband Saarbrücken, der Französischen Botschaft und des ZDF-Theaterkanals.

Ce journal du festival a été créé dans le cadre d’un atelier franco-allemand de journalisme culturel. Cet atelier est organisé par le forum franco-allemand des jeunes artistes en partenariat avec le festival franco-allemand des arts de la scène PERSPECTIVES. Aude Lavigne (France Culture) et Egbert Tholl (Süddeutsche Zeitung) encadrent l’atelier et la rédaction du journal, composée de 10 jeunes journalistes de France et d’Allemagne. Tous les articles sont publiés en ligne: www.theaterkanal.de et www.festival-perspectives.de Ce projet est financé par l’Office franco-allemand pour la Jeunesse.Avec le soutien de la Volkshochschule Stadtverband de Sarrebruck, de l’Ambassade de France en Allemagne et le ZDF-Theaterkanal.

KULTURJOURNALISMUSJOURNALISME CULTUREL

CIRQUE DEDEMAIN

Texte: MARIETTE LOIRAT

Dans les années 1960, on assiste au déclin artistique et économique du cirque traditionnel. La télévision arrivée dans les foyers devient une concurrence importante. Avec moins de public, le cirque a du mal à entretenir sa ménagerie. Une vingtaine d’année plus tard, on voit apparaître un cirque nouveau qui bouleverse les conventions traditionnelles dont le Cirque Plume est précurseur en France. Dans l’idée de renouveau et de mélange des disciplines, le théâtre investit le chapiteau. On ne vient plus voir des numéros, mais une histoire racontée par des personnages dans laquelle se mêlent les prouesses circassiennes.

Dans la lignée du nouveau cirque, le collectif AOC choisit en 2004 la couleur orange pour son premier et tout nouveau chapiteau. Pour échapper aux images convenues et repérées, l’idée de bandes bicolores est écartée à la faveur d’une couleur unique. Les AOC annoncent la couleur. Orange c’est tout un projet : électrique, urbain, jeune, actuel et désormais démocratique. A l’intérieur, l’espace inventé tient toutes ses promesses. Innovant, c’est un savant croisement entre un plateau de théâtre, avec une scène surélevée qui comprend de nombreuses trappes qui s’ouvrent, qui glissent, qui coulissent, et une scène circulaire de cirque qui permet la convergence des regards, l’égalité entre spectateurs. Il est l’outil idéal, pour ne pas figer l’espace mais le rendre vivant, dynamique, surprenant. L’espace de jeu, en perpétuel mouvement, ressemble à un carrefour où tous les croisements sont possibles sans être attendus, un lieu de connexion plus qu’un espace de démonstration.

Après avoir balayé les codes anciens, cette forme de cirque a attiré des nouveaux publics. Cependant, si la démonstration esthétique a largement permis des spectacles très intéressants, la formule aujourd’hui semble s’épuiser. Le nouveau cirque ne parait plus très jeune et il serait peut-être temps qu’il renoue avec son illustre ancêtre.