comics als brücke… - idt 2017 · 2017. 8. 23. · comics; eine über bloße unterrichtsideen...

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Die Comics: Simon Schwartz: drüben! (avant-Verlag 2009) Ulrike Albers/Johannes Saurer: Martin Luther. Ein Mönch verändert die Welt (Evangelisches Medienhaus 2016) Robert Crumb/David Zane Mairowitz: Kafka (Reprodukt 2013) Éric Corbeyran/Richard Horne: Die Verwandlung (Knesebeck 2012) Peter Kuper: The Metamorphosis (Broadway 2003) Isabel Kreitz: Emil und die Detektive (Dressler 2012) Sekundärliteratur: Scott McCloud: Comics richtig lesen (Cornelsen 2001) Michaela Brinitzer: Zack. Deutsch lernen mit Comics (Klett 2015) Der fremdsprachliche Unterricht Englisch 73/2005 + 117/2012 Praxis Fremdsprachenunterricht Basisheft 3/2014 Praxis Deutsch 252/2015 Stefan Sadecki DAAD-Lektor an der Aristoteles-Universität Thessaloniki, Griechenland Comics als Brücke zu Literatur und Landeskunde im DaF-Unterricht Fribourg/Schweiz, auf der IDT 2017. ComicsAsterix und Donald Duck? Lustige, triviale Bildchen für Kinder… Was haben denn Literatur und Landeskunde damit zu tun? Hallo übrigens! Ich bin Stefan Sadecki. Ich unterrichte Studie- rende mit Deutschkenntnissen auf den Niveaus B1-C1. Man hört oft: Die heutige Studentengeneration habe geringes historisches Vorwissen, sei kaum literarisch sozialisiert und sprachlich nicht fit genug. Also versuchte ich, in einem Seminar Geschichte und Literatur mit Comics zu vermitteln und vielleicht einen Zugang zu sperrigen Themen/Texten zu schaffen. Denn Comics können (wie andere visuelle Medien auch) sich sehr wohl ernsthaft mit litera- rischen und historischen Inhalten beschäftigen! Was spricht für Comics in DaF? Sprachlich zugänglich, Bilder können unterstützen Ästhetisch ansprechend, anschaulich Kombination von Text und Bild narrativ anspruchsvoll Vielfalt an Themen und Genres Zahlreiche mögliche methodische Zugänge, kreative Resultate sind ausstellbar Realistische Chance auf Lektüre einer Ganzschrift Didaktisch „unschuldig“, niemand ist Experte, die Lehrkraft kann sich zurücknehmen Diese Comics lasen wir im Seminar gemeinsam: „drüben!“, Erinnerungen an die deutsche Teilung und die Berliner Mauer; einen historischen Comic über Leben und Werk Martin Luthers; Adaptionen verschiedener Erzählungen Kafkas; sowie Kästners „Emil und die Detektive“ als Comic. Außerdem verpflichtend: Referate über zeitgenössische deutsche Comic-Künstler. Skepsis ist sicher gesund, Vorur- teile eher nicht… Ich lerne heute noch gerne mit Comics Fremd- sprachen! Die Bilder helfen mir und liefern Kontext, die Geschichte motiviert, und nach der Lektüre eines ganzen Bandes in der Fremd- sprache bin ich stolz auf mich. Nun, lieber Betrachter, ich hoffe, Sie haben Lust bekommen, auch in Ihrem Unterricht einmal Comics oder Auszüge daraus einzusetzen! Hier habe ich mir Inspiration geholt. Ich stehe gerne für Fragen zur Verfügung! Was ich mir für die Zukunft wünschen würde: Ein Comics ernstnehmendes Analyse- instrumentarium; Hilfe- stellungen für konkrete Spracharbeit in DaF mit Comics; eine über bloße Unterrichtsideen hinausgehende systematische Comic-Didaktik. „ …[dass] man auch schwer zu lesende literarische Werke als Comics lesen kann.“ (Krystallenia T.) „…[dass man] mit Comics nicht immer verstehen kann, dass man dabei etwas lernt.“ (Aliki M.) „Ich habe viel […] gelernt. Besonders haben mir die Illustrationen geholfen.“ (Athina K.) „[Die] größte Macht des Comics ist das Bild. […] [Ich bin überrascht,] dass Comics auch für Erwachsene sein könnten [und] dass sie über wichtige Themen informieren.“ (Antonios G.) „Meine Meinung zu Comics hat sich total verändert, und das zum [P]ositiven.“ (Anastasia M.) „Ich bin erstaunt, was man alles über und mit Comics lernen kann. [Ein] guter Comic [kann] als Lern- material behilflich sein und gleichzeitig die Neugierde der Leser erwecken.“ (Sophia P.) Bei Kafkas „Verwandlung“ bietet sich ein Vergleich ver- schiedener Comics an, z.B. hinsicht- lich Perspektive, Aussehen Gregors, Integration des Kafka-Textes und emotionaler Wirkung der Bilder. Vor der Lektüre können geweißte Textboxen mit eigenen Interpretationen der Szene gefüllt werden. Ein Beispiel aus „drüben!“ für produktive Anfänge: Titelblatt und erste Seiten regen zu Fragen an: Wie genau sah die Mauer aus? Wieso sind die Fenster zugemauert? Wo ist „drüben“? Was erzählen jeweils Bild und Text und was verschweigen sie? Zur Annäherung an die Figuren und den zentralen Konflikt (Ausreise der Eltern aus der DDR) kann man kreativ Sprech-und Denkblasen ergänzen lassen. Mit besonderem Dank an meine Studierenden! Comics online erstellt auf www.pixton.com Kontakt: Stefan Sadecki, [email protected] Abschließend: Handout zu studentischen Referaten mal anders! Fünf-Finger-Feedback – visuelles Feedback! Man zeichne den Umriss seiner eigenen Hand und beschrifte folgendermaßen: Daumen – das war sehr gut! Zeigefinger – darauf bitte achten/das war mir wichtig! Mittelfinger – das war nicht gut! Ringfinger – bitte so lassen/das nehme ich mit! Kleiner Finger – was ich sonst noch sagen möchte!

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Page 1: Comics als Brücke… - IDT 2017 · 2017. 8. 23. · Comics; eine über bloße Unterrichtsideen hinausgehende systematische Comic-Didaktik. „ …[dass] man auch schwer zu lesende

Die Comics:▪ Simon Schwartz: drüben! (avant-Verlag 2009)▪ Ulrike Albers/Johannes Saurer: Martin Luther. Ein Mönch verändert die Welt (Evangelisches Medienhaus 2016)▪ Robert Crumb/David Zane Mairowitz: Kafka (Reprodukt 2013)▪ Éric Corbeyran/Richard Horne: Die Verwandlung (Knesebeck 2012)▪ Peter Kuper: The Metamorphosis (Broadway 2003)▪ Isabel Kreitz: Emil und die Detektive (Dressler 2012)

Sekundärliteratur:▪ Scott McCloud: Comics richtig lesen (Cornelsen 2001)▪ Michaela Brinitzer: Zack. Deutsch lernen mit Comics

(Klett 2015) ▪ Der fremdsprachliche Unterricht Englisch 73/2005

+ 117/2012▪ Praxis Fremdsprachenunterricht Basisheft 3/2014▪ Praxis Deutsch 252/2015

Stefan SadeckiDAAD-Lektor an der Aristoteles-Universität Thessaloniki, Griechenland

Comics als Brücke zu Literatur und Landeskunde im DaF-Unterricht

Fribourg/Schweiz, auf der IDT 2017.

Comics… Asterix und Donald Duck?

Lustige, triviale Bildchen für Kinder… Was haben denn

Literatur und Landeskunde damit zu tun?

Hallo übrigens! Ich bin Stefan Sadecki. Ich unterrichte Studie-rende mit Deutschkenntnissen auf den Niveaus B1-C1. Man hört oft: Die heutige Studentengeneration

habe geringes historisches Vorwissen, sei kaum literarisch

sozialisiert und sprachlich nicht fit genug. Also versuchte ich, in einem Seminar Geschichte und Literatur

mit Comics zu vermitteln und vielleicht einen Zugang zu sperrigen

Themen/Texten zu schaffen.

Denn Comics können (wie andere visuelle Medien

auch) sich sehr wohl ernsthaft mit litera-

rischen und historischen Inhalten beschäftigen!

Was spricht für Comics in DaF?

• Sprachlich zugänglich, Bilder können unterstützen

• Ästhetisch ansprechend, anschaulich

• Kombination von Text und Bild narrativ anspruchsvoll

• Vielfalt an Themen und Genres

• Zahlreiche mögliche methodische Zugänge, kreative Resultate sind ausstellbar

• Realistische Chance auf Lektüre einer Ganzschrift

• Didaktisch „unschuldig“, niemand ist Experte, die Lehrkraft kann sich zurücknehmen

Diese Comics lasen wir im Seminar gemeinsam: „drüben!“, Erinnerungen

an die deutsche Teilung und die Berliner Mauer; einen historischen Comic über Leben und Werk Martin Luthers; Adaptionen verschiedener Erzählungen Kafkas; sowie Kästners „Emil und die Detektive“ als Comic. Außerdem verpflichtend: Referate

über zeitgenössische deutsche Comic-Künstler.

Skepsis ist sicher gesund, Vorur-teile eher nicht… Ich lerne heute

noch gerne mit Comics Fremd-sprachen! Die Bilder helfen mir und

liefern Kontext, die Geschichte motiviert, und nach der Lektüre

eines ganzen Bandes in der Fremd-sprache bin ich stolz auf mich.

Nun, lieber Betrachter, ich hoffe, Sie haben Lust bekommen, auch in Ihrem

Unterricht einmal Comics oder Auszüge daraus einzusetzen! Hier

habe ich mir Inspiration geholt. Ich stehe gerne für Fragen zur Verfügung!

Was ich mir für die Zukunft wünschen würde: Ein Comics ernstnehmendes Analyse-instrumentarium; Hilfe-stellungen für konkrete Spracharbeit in DaF mit Comics; eine über bloße

Unterrichtsideen hinausgehende systematische Comic-Didaktik.

„ …[dass] man auch schwer zu lesende literarische Werke als Comics lesen kann.“ (Krystallenia T.)

„…[dass man] mit Comics nicht immer verstehen kann, dass man dabei etwas lernt.“ (Aliki M.)

„Ich habe viel […] gelernt. Besonders haben mir die Illustrationen geholfen.“ (Athina K.)

„[Die] größte Macht des Comics ist das Bild. […] [Ich bin überrascht,] dass Comics auch für Erwachsene sein könnten

[und] dass sie über wichtige Themen informieren.“ (Antonios G.)

„Meine Meinung zu Comics hat sich

total verändert,und das zum [P]ositiven.“

(Anastasia M.)

„Ich bin erstaunt,was man alles

über und mit Comicslernen kann. [Ein] guter

Comic [kann] als Lern-material behilflich sein

und gleichzeitig die Neugierde der Leser erwecken.“ (Sophia P.)

Bei Kafkas „Verwandlung“ bietet sich ein Vergleich ver-

schiedener Comics an, z.B. hinsicht-lich Perspektive, Aussehen Gregors, Integration des Kafka-Textes und emotionaler Wirkung der Bilder. Vor der Lektüre können geweißte Textboxen mit eigenenInterpretationen derSzene gefüllt werden.

Ein Beispiel aus „drüben!“ für produktive Anfänge: Titelblatt

und erste Seiten regen zu Fragen an: Wie genau sah die Mauer aus? Wieso sind die Fenster zugemauert? Wo ist „drüben“? Was erzählen jeweils Bild und Text und was verschweigen sie?Zur Annäherung an die Figuren und

den zentralen Konflikt (Ausreise der Eltern aus der DDR) kann man kreativ Sprech-und Denkblasen

ergänzen lassen.

Mit besonderem Dank an meine Studierenden!Comics online erstellt auf www.pixton.comKontakt: Stefan Sadecki, [email protected]

Abschließend: Handout zu studentischen Referaten mal anders!

Fünf-Finger-Feedback – visuelles Feedback! Man zeichne den Umriss seiner eigenen Hand und beschrifte folgendermaßen:Daumen – das war sehr gut! Zeigefinger – darauf bitte achten/das war mir wichtig! Mittelfinger – das war nicht gut! Ringfinger – bitte so lassen/das nehme ich mit! Kleiner Finger – was ich sonst noch sagen möchte!