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Fricktal Regio Planungsverband Regionalentwicklungskonzept Analyse und Regionentypisierung Rapperswil, 21. November 2006/rev. 12. Januar 2007 asa/arm 1104.1/01 we/sg

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Fricktal Regio Planungsverband

Regionalentwicklungskonzept

Analyse und Regionentypisierung

Rapperswil, 21. November 2006/rev. 12. Januar 2007 asa/arm 1104.1/01 we/sg

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Arbeitsgruppe für

Siedlungsplanung und Architektur AG

Spinnereistrasse 29 8640 Rapperswil (SG)

Tel. 055 220 10 60 Fax 055 220 10 61

Bankstrasse 8 8610 Uster

Tel. 01 942 10 11 Fax 055 220 10 61

www.asaag.ch [email protected]

Bearbeitung:

Patricia Wenk Lüönd

a r m Dr. Hans Rudolf Arm

Unternehmensberater Rathausgasse 20

8253 Diessenhofen

Tel. 052 657 41 20 [email protected]

Bearbeitung:

Hans Rudolf Arm

1104.1/01 Bericht Analyse 21.11.06/rev. 15.01.07.doc

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Regionalentwicklungskonzept Fricktal, Analyse

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Inhaltsverzeichnis

0. Management-Summary 5

1. Einleitung 12

2. Aufgabenstellung und Grundlagen 14 2.1 Auftrag 14 2.2 Zielsetzung 14 2.3 Nachhaltige Entwicklung 14 2.4 Das Planungsgebiet 15

2.4.1 Charakteristika 16 2.4.2 Raumstruktur 16 2.4.3 Lage 17

3. Analyse (Lagebeurteilung) 20 3.1 Geschichte 20 3.2 Boden und Landschaft 21

3.2.1 Gemeindeflächen 22 3.2.2 Bodennutzung: Viel Wald, Wiesen und Äcker 23 3.2.3 Landschaft und Umwelt 25

3.2.3.1 Landschaftsbild 25 3.2.3.2 BLN-Gebiete 27 3.2.3.3 Entwicklung der Hochstamm-Obstbaumkulturen 27 3.2.3.4 Bauen ausserhalb Bauzone 27 3.2.3.5 Umweltgefahren 28 3.2.3.6 Umweltbelastungen 29 3.2.3.7 Landschaftsentwicklungsprogramm 32 3.2.3.8 Kraftorte 32 3.2.3.9 Sonnenstube Fricktal 32 3.2.3.10 Naturpark 33

3.2.4 Entwicklung und Prognose 33 3.3 Siedlung 34

3.3.1 Heutige Bauzonen 34 3.3.2 Bauzonenreserven 37 3.3.3 Einwohnerkapazität 40 3.3.4 Arbeitsplatzkapazität 41 3.3.5 Ortsbildschutz 41

3.4 Bevölkerung 42 3.4.1 Bevölkerungsstruktur 43 3.4.2 Bevölkerungsentwicklung 46

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Regionalentwicklungskonzept Fricktal, Analyse

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3.4.3 Wanderungen: Junge gehen – Familien kommen 48 3.4.4 Bevölkerungsprognose 49 3.4.5 Identität 49

3.5 Einkommen 50 3.6 Wirtschaftsstruktur und -entwicklung 52

3.6.1 Wirtschaftssektoren 53 3.6.2 Branchenstruktur und Beschäftigung 55

3.6.2.1 Beschäftigung nach Branchen 55 3.6.2.2 Branchenbewertung 58 3.6.2.3 Strukturwandel 59 3.6.2.4 Wertschöpfung 62 3.6.2.5 Schlüsselbranchen 64 3.6.2.6 Entwicklung der Schlüsselbranchen 66 3.6.2.7 Energie, Energiestädte und Energie-Unternehmen 75 3.6.2.8 Forschungsinstitute 76

3.6.3 Unternehmensstruktur 77 3.6.3.1 Betriebe nach Unternehmensgrösse 77 3.6.3.2 Beschäftigung nach Unternehmensgrösse 78 3.6.3.3 Betriebe und Beschäftigte pro Gemeinde 79 3.6.3.4 Zentrale Arbeitsorte 80 3.6.3.5 Entwicklung der Arbeitsstätten 81 3.6.3.6 Beschäftigungswirkung 82

3.6.4 Struktur der Erwerbstätigen 83 3.6.4.1 Qualifikation 83 3.6.4.2 Beschäftigungsgrad in den Gemeinden 86 3.6.4.3 Arbeitslosigkeit 86 3.6.4.4 Entwicklung der Beschäftigung 86

3.7 Mobilität 88 3.7.1 Verkehrsinfrastruktur 89

3.7.1.1 Verkehrsnetz Bahn 89 3.7.1.2 Verkehrsnetz Bus 90 3.7.1.3 Verkehrsnetz Schiff 91 3.7.1.4 Strasseninfrastruktur 92 3.7.1.5 Verkehrsbelastung Strassennetz 93 3.7.1.6 Velorouten 94 3.7.1.7 Infrastruktur Flugverkehr 95

3.7.2 Erschliessungsqualität öffentlicher Verkehr 95 3.7.2.1 Fahrzeiten öffentlicher Verkehr 95 3.7.2.2 Anzahl Verbindungen öffentlicher Verkehr 97 3.7.2.3 Erreichbarkeit der Haltestellen 98

3.7.3 Erschliessungsqualität motorisierter Individualverkehr 98 3.7.3.1 Fahrzeiten motorisierter Individualverkehr 98 3.7.3.2 Stausituation 100

3.7.4 Vergleich Erschliessungsqualität ÖV und MIV 100 3.7.5 Kombination MIV und ÖV 101

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Regionalentwicklungskonzept Fricktal, Analyse

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3.7.6 Parkierung 101 3.7.7 Verbindungen internationaler Flugverkehr 101 3.7.8 Pendler 101

3.7.8.1 Regionale Pendlerströme 102 3.7.8.2 Pendlerströme im Fricktal 103 3.7.8.3 Grenzgänger 105 3.7.8.4 Erreichbarkeit 107

3.8 Freizeit, Tourismus und Kultur 109 3.8.1 Tourismusangebot 110

3.8.1.1 Sehenswürdigkeiten 110 3.8.1.2 Freizeitangebote 110

3.8.2 Übernachtungsmöglichkeiten 111 3.8.2.1 Nachfrage an Übernachtungsmöglichkeiten 111 3.8.2.2 Angebot an Übernachtungsmöglichkeiten 111

3.8.3 Tourismusinfrastruktur 112 3.8.4 Kultur 113

3.8.4.1 Veranstaltungen 113 3.8.4.2 Kulturvereine 113 3.8.4.3 Vereine 113

3.9 Öffentliche Finanzen 113 3.9.1 Steuerfüsse 115 3.9.2 Steuerkraft 116 3.9.3 Finanzausgleich 119 3.9.4 Nettoverwaltungsaufwand 123 3.9.5 Cash-flow 124 3.9.6 Nettoschuld 125 3.9.7 Entwicklung der öffentlichen Finanzen 127 3.9.8 Entwicklung der Gemeindefinanzen 127

3.10 Ausstattung, Verwaltung und Infrastruktur 127 3.10.1 Schule 128

3.10.1.1 Kindergarten und Primarschule 128 3.10.1.2 Oberstufe 129 3.10.1.3 Weitere Schulen 130 3.10.1.4 Prognose 131

3.10.2 Bank, Post, Detailhandel 132 3.10.3 Gesundheits- und Sozialwesen 133

3.10.3.1 Ärzte 133 3.10.3.2 Zahnärzte 134 3.10.3.3 Apotheken 134 3.10.3.4 Tierärzte 134 3.10.3.5 Spitäler 134 3.10.3.6 Spitex 134 3.10.3.7 Altersheime 134

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Regionalentwicklungskonzept Fricktal, Analyse

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3.10.4 Kirchen 135 3.10.5 Verwaltung und technische Versorgung 135

3.10.5.1 Zusammenarbeit 135 3.11 SWOT-Analyse 138

4. Strategische Teilregionen im Fricktal 141 4.1 Das 4-Regionen-Schema 142 4.2 Wanderung der Produktionsfaktoren 143

4.2.1 Wanderung von Arbeitskräften 143 4.2.2 Wanderung von Kapital 143 4.2.3 Fluss an Know-how 144

4.3 Strategische Teilregionen 145

5. Schlussfolgerungen 149

6. Abbildungsverzeichnis 151

7. Beilagen 154

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0. Management-Summary

Auftrag und Ziel

Der Planungsverband FricktalRegio hat die Arbeitsgemeinschaft asa/arm beauf-tragt, ein Regionalentwicklungskonzept zu entwerfen, mit dem Ziel, eine interna-tional wettbewerbsfähige Region zu gestalten, welche einerseits die stärkeren und schwächeren Gemeinden integriert, und andererseits die Bedürfnisse der heutigen und diejenigen der zukünftigen Generation berücksichtigt. Ein zentrales Anliegen war dabei ein partizipatives Vorgehen, d.h. der Einbezug der 41 Mit-gliedergemeinden.

Ergebnisse der Analyse

Wir haben jeweils wichtige Ergebnisse als Thesen zusammengefasst. Nach den Thesen sind Folgerungen im Sinne von strategischen Herausforderungen formu-liert (grün + kursiv). Wir verstehen die Thesen und Strategie-Ansätze als Wegwei-ser: Richtungsweisend und plakativ, als Einladung zum Aufbruch.

Welches die genauen Ziele für das Fricktal sind und welche Wege zum Ziel führen, ist Aufgabe des nächsten Schrittes, der Strategie-Erarbeitung.

Lage Das Fricktal ist Teil der Metropolitanregion Basel. Gleichzeitig liegt es aber auch am westlichen Rand des Metropolitanrau-mes Zürich und im Einflussbereich des Espace Mittelland. Es grenzt im Norden an Deutschland und ist Teil der Region Oberrhein. Das Fricktal ist verbunden mit den europäischen Metropolen Stuttgart, München, Frankfurt, Paris und Mailand.

Geschichte Prägend für das Fricktal ist das gleichzeitig Trennende und Verbindende: Rhein und Jurahöhen sowie die emotionale Trennung in oberes und unteres Fricktal.

Es ist unumgänglich, das Trennende und Verbindende künftig in einer starken Region Fricktal zu bündeln. Das Fricktal muss das Profil der „Einheit in der Vielfalt“ entwi-ckeln.

Boden und Landschaft

Die Landschaft und das unverwechselbare Landschaftsbild sind prägende Elemente des Fricktals.

Das Fricktal weist Umweltgefahren und –belastungen auf: Gefährdete Zone für Bodenerosion und Erdbeben sowie Lärmimmissionen entlang der Hauptstrassen und der Auto-bahn.

Aufgrund der zunehmenden Periurbanisierung besteht ein erheblicher Siedlungsdruck.

Die Landschaft muss als Lebensraum, als Naturraum, als Erlebnisraum und als Identifikationsraum erhalten bleiben.

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Regionalentwicklungskonzept Fricktal, Analyse

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Die Idee eines Naturparks kann dazu beitragen.

Die Positionierung als Naherholungsraum hat angesichts der intakten Landschaft und der Lagequalität Potenzial.

Siedlung Das Fricktal besitzt insgesamt Bauzonenreserven für 33'000 Einwohner und 36'000 Arbeitsplätze.

Jede Gemeinde besitzt ein Ortsbild von nationaler, regionaler oder lokaler Bedeutung. Nur wenige davon sind in den Zo-nenplänen rechtlich geschützt.

Das Fricktal muss der Gefahr der Zersiedelung entgegen-wirken.

Es sind Verdichtungsgebiete und Entwicklungsachsen zu bezeichnen.

Der dörflichen Struktur und dem Ortsbildschutz ist gebüh-rend Beachtung zu schenken.

Bevölkerung 60% der Bevölkerung im Fricktal sind Familien mit Kindern.

Das Fricktal ist eine Zuwanderungsregion. Bis 2030 werden 20'000 zusätzliche Einwohner prognostiziert.

Die bisherige Zuwanderung ist sehr unterschiedlich auf die Gemeinden verteilt.

„Junge gehen – Familien kommen“ charakterisiert das Wan-derungsverhalten.

Die Identität kommt gegen Aussen viel deutlicher zum Aus-druck, als das im Inneren des Fricktals der Fall ist.

Das Fricktal profiliert sich als Wohnregion.

Die hohe Lebensqualität ist trotz 20'000 Neuzuzügern zu erhalten.

Der Siedlungsdruck ist zu kanalisieren, die dörfliche Sied-lungsstruktur zu erhalten.

Es ist eine der Zuwanderung entsprechende Infrastruktur zu planen.

Einkommen Die Einkommenssituation ist durch eine erhebliche Disparität zwischen den Gemeinden gekennzeichnet.

Hochwertige Arbeitsplätze und gut qualifizierte Neuzuzü-ger verbessern die Einkommenssituation des Fricktals.

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Wirtschaftsstruktur und -entwicklung

Das Fricktal ist eine Industrie-Region: 61% der Wertschöpfung wird durch den 2. Sektor generiert.

Die Branchenstruktur ist wettbewerbsfähig. Schwerpunkt-branche ist die chemische Industrie mit knapp 5'000 Beschäf-tigten. Das birgt ein gewisses Klumpenrisiko.

Strukturwandel: Der 3. Sektor – vor allem Gesundheitswesen und Unternehmensdienstleistungen - und die Spitzenindust-rie1 schaffen mehr Stellen. Die traditionelle Industrie1, Gast-gewerbe, Handel, Banken und die Landwirtschaft bauen Stellen ab.

Wir haben 7 vorläufige Schlüsselbranchen2 identifiziert: Chemie, Bau, Gesundheitswesen, Land- und Forstwirtschaft, Unternehmensdienstleistungen, Maschinenindustrie, Logistik. Die Entwicklungsaussichten sind im Grundsatz positiv. Politi-sche und strukturelle Veränderungen könnten einen negati-ven Einfluss haben.

Das Fricktal hat die Chance, sich als wertschöpfungsstarker Industrie-Standort zu profilieren. Vorhandene Ressourcen, die Lagequalität und die Nähe zu Forschungsinstituten tra-gen dazu bei.

Die Schlüsselbranchen sind zu ergänzen und zu fördern.

Der Dienstleistungssektor hat kaum Chancen, sich im Frick-tal als Cluster zu etablieren. Ziel muss sein, das Angebot an Dienstleistungen für die regionalen Unternehmungen zu unterstützen.

Land- und Forstwirtschaft, Gewerbe und „sanfter“ Touris-mus bilden das wirtschaftliche Rückgrat des ländlichen Raumes.

Das Fricktal setzt auf eine Entwicklung von Innen. So schaf-fen wir Arbeits- und Ausbildungsplätze. Für Neuunterneh-mer mit innovativen Technologien ist ein unkomplizierter Zugang zu Risikokapital wichtig.

Unternehmens- struktur

Die Unternehmensstruktur im Fricktal ist kleinkörnig: 98% aller Unternehmungen sind Mikro- oder Kleinbetriebe; sie beschäftigen 55% der Beschäftigten. Die 2% mittleren und grossen Unternehmungen beschäftigen 45% aller Beschäftig-ten.

1 Vgl. Punkt 3.5.2.1 2 Vgl. Punkt 3.5.2.5

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Betriebe und Arbeitsplätze sind ungleich auf die Gemeinden verteilt: In den 8 Gemeinden mit über 1'000 Arbeitsplätzen arbeiten 78% aller Beschäftigten im Fricktal.

Die kleinkörnige Unternehmensstruktur soll erhalten blei-ben. Sowohl die Mikro- und Kleinbetriebe als auch die mitt-leren und grossen Unternehmungen leisten einen gewichti-gen Beitrag zu Beschäftigung und Wertschöpfung.

Struktur der Erwerbstätigen

Der Anteil der Hochqualifizierten ist im Fricktal relativ gering. Die Sogwirkung vor allem der Zentren ist spürbar.

Die Arbeitslosigkeit im Fricktal ist rund 2x tiefer als im Kan-ton und in der Schweiz. Hauptgrund ist die gewerbliche Unternehmensstruktur. Kleine Unternehmungen sind flexibler und dadurch krisenresistenter.

Die Entwicklung der Beschäftigung in den Gemeinden ist sehr unterschiedlich: Sie reicht von 83% zusätzlichen Stellen bis zu einem Stellenverlust von 48%.

Die Verfügbarkeit von Arbeitskräften ist von drei Seiten her zu steuern: Erstens durch die Ansiedlung von innovativen Unternehmungen, zweitens durch die Profilierung als Wohnregion und drittens durch eine gute Verkehrser-schliessung und attraktivere Rahmenbedingungen für Pendler.

Mobilität 58% der Fricktaler Erwerbstätigen arbeiten im Fricktal selbst, 15% pendeln in die Stadt Basel, 11% ins Baselbiet und 6% in die Region Glattal und die Stadt Zürich. Der Wegpendleran-teil ist steigend.

Der Vergleich der Fahrzeiten zwischen öV und MIV zeigt, dass der öV nur in Gemeinden mit einem Bahnhof konkurrenzfä-hig ist. Entsprechend wird die Erreichbarkeit der Fricktaler-gemeinden unterschiedlich gut beurteilt.

Die Anbindung an den internationalen Flugverkehr – sei es nach Basel oder Zürich - ist gut.

Die Lärmimmissionen entlang der Eisenbahn, der Autobahn und der Hauptverkehrsachsen sind z.T. erheblich.

Das Fricktal muss den (öffentlichen) Regionalverkehr in einer zweckmässigen Kombination von öV und MIV leis-tungsfähiger gestalten.

Die Lärmimmissionen sind zu minimieren.

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Freizeit/Tourismus/ Kultur

Das Freizeitangebot im Fricktal ist vielfältig. Es reicht von historischen Stätten über Wander- und Bikewege bis zu Bädern und Golfplätzen. In Schupfart besitzt das Fricktal sogar einen eigenen (Sport)-Flugplatz.

Auch das Kulturangebot und das Vereinsleben erscheint als sehr breit gestreut und intensiv: Ausstellungen, Märkte, Theateraufführungen, Konzerte, Vorträge, Sportveranstal-tungen, Jassturniere, Unterhaltungsabende.

Trotzdem sind die Logiernächte rückläufig. Das ist primär auf den Rückgang in Rheinfelden zurückzuführen, welches mit zwei Dritteln aller Übernachtungen im Fricktal eine führende Rolle einnimmt.

Die touristische Infrastruktur entspricht nicht in allen Teilen den immer anspruchsvolleren und differenzierteren Ansprü-chen der Erholungssuchenden.

Das vielfältige Freizeitangebot ist zu halten.

Das Potenzial als Naherholungsgebiet ist mittels „sanftem“ Tourismus auszuschöpfen. Es ist eine entsprechende Infra-struktur aufzubauen.

Der Bekanntheitsgrad des Fricktals ist zu erhöhen.

Dem Kulturangebot ist Profil zu verleihen. Die Ausstrahlung auf Tourismus, Image und Bekanntheitsgrad sind nicht zu unterschätzen.

Das Fricktal muss sein Angebot und die Infrastruktur als Gesamt-Region planen, will es sich als Tourismus-Region profilieren.

Öffentliche Finanzen

Der Standortfaktor „Steuern“ befindet sich im Vergleich zu den Nachbarregionen im günstigeren Mittelfeld.

Um die Finanzlage rund der Hälfte der Gemeinden im Fricktal steht es nicht gut: 22 der 41 Gemeinden sind nicht in der Lage, ihren Nettoverwaltungsaufwand mit ihrer Steuerkraft zu decken. Insgesamt beziehen 26 Gemeinden Finanzaus-gleich.

Die stark unterschiedliche Entwicklung der einzelnen Regions-teile führt zu einem erheblichen Gefälle der finanziellen Leistungsfähigkeit der Gemeinden.

Für das ganze Fricktal betrachtet zeigt der Nettoverwaltungs-aufwand gegenüber den anderen Finanzzahlen eine über-proportionale Steigerung.

Der Wirtschafts- und Wohnstandort Fricktal ist auf ein

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günstiges Steuerklima angewiesen.

Die Disparitäten der finanziellen Leistungsfähigkeit der Gemeinden sind abzubauen. Die Gemeinden müssen in der Lage sein, neue Investitionen finanzieren zu können.

Der Nettoverwaltungsaufwand ist zu senken.

Die Frage „ Wie gehen wir verteilungspolitisch mit der unterschiedlichen Entwicklung der einzelnen Regionsteilen um?“ muss beantwortet werden.

Ausstattung, Verwaltung und Infrastruktur

Die Ausstattung mit Kindergärten, Primarschulen und der Oberstufe ist sichergestellt. Die Mittelschulstandorte befinden sich ausserhalb des Fricktals.

Die Grundversorgung mit Detailhandelsgeschäften, Banken und Poststellen ist nicht in allen Gemeinden gewährleistet.

Das Sozial- und Gesundheitswesen im Fricktal ist gut ausge-baut.

Einige Gemeinden arbeiten zusammen und/oder führen Fusionsgespräche mit dem Ziel, die finanzielle und politische Position zu verbessern und die Gemeindeaufgaben effizienter erfüllen zu können.

Die Grundversorgung sowie die Ausstattung mit Schulen und dem Gesundheitswesen sind zu halten.

Die Verwaltungsaufgaben sind durch Zusammenarbeit der Gemeinden zu optimieren.

Das Fricktal muss sich als Ganzes entwickeln. Deshalb erachten wir Gemeindezusammenschlüsse als sinnvoll.

SWOT-Analyse

Mit der Analyse der Stärken und Schwächen, Chancen und Gefahren wurden die Ergebnisse der Analyse in vier Stufen verdichtet. Das Ergebnis:

Das Fricktal verfügt über gute Wachstums- und Entwicklungsaussichten. Als Kern-fähigkeiten haben wir identifiziert: - die zentrale verkehrsgünstige Lage zwischen den Metropolitanräumen Basel

und Zürich, - die Landschaft und das Landschaftsbild als prägendes Element des Fricktals, - den hohen Freizeitwert als Naherholungsraum, - die schönen Wohnstandorte für Familien, - ein Industrie-Standort mit entwicklungsfähigen Schlüsselbranchen.

Demgegenüber stehen zentrale Herausforderungen für das Fricktal, soll die Wett-bewerbsfähigkeit langfristig erhalten und ausgebaut werden: - durch Kanalisierung der Zuwanderung der Zersiedelung Einhalt gebieten, - die dörfliche Siedlungsstruktur und die schützenswerten Ortsbilder erhalten,

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Regionalentwicklungskonzept Fricktal, Analyse

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- einen „sanften“ Tourismus aufbauen und den Bekanntheitsgrad des Fricktals erhöhen,

- die Leistungsfähigkeit der Gemeinden stärken, - die öV-Erschliessung neben den Hauptachsen verbessern.

Durch die unterschiedliche Entwicklung der einzelnen Regionsteile entstehen zwei Problemkreise: Wie soll das strukturschwache östliche Fricktal - mit Abwande-rungstendenzen – gestärkt werden? Und damit eng verbunden: Wie gehen wir mit den verteilungspolitischen Unwägbarkeiten zwischen den Regionsteilen um?

Strategische Teilregionen

Ein für das weitere Vorgehen entscheidender Punkt ist die Identifikation von strategischen Teilregionen. Wir bilden strategische Teilregionen, weil wir eine funktionale Strategie für das ganze Fricktal nicht als optimal ansehen. Denn Funktionale Strategien orientieren sich an Schwerpunktstrategien wie Wirtschafts-strategie, Landschaftsstrategie, Verkehrsstrategie, Siedlungsstrategie, usw. Das Ergebnis würde der Verschiedenheit der Teilregionen des Fricktals nicht gerecht.

Das Fricktal ist nämlich gekennzeichnet durch unterschiedliche Strukturen und Entwicklungen der verschiedenen Regionsteile. Daraus ergibt sich für jede Teilre-gion eine andere Ausgangsposition. Für jede Teilregion werden deshalb auf ihre spezifischen Stärken und Schwächen abgestimmte Ziele und Strategien erarbeitet – ähnlich einer Unternehmung, die nicht für ihr ganzes Sortiment weltweit die gleiche Strategie einsetzt, sondern diese kundenspezifisch oder geografisch diffe-renziert. Hintergrund der strategischen Teilregionen ist das Ausnützen der jewei-ligen Eigenheiten und damit der gezieltere Einsatz spezifischer Massnahmen. Die strategischen Teilregionen werden zu einer Gesamtstrategie koordiniert und leisten so einen optimalen Beitrag zur Erreichung des Gesamtziels, nämlich der Stärkung der Wettbewerbsposition des gesamten Fricktals.

Zur Auswahl der Teilregionen: Strategische Teilregionen gleichen sich in ihrer Grundstruktur. Sie besitzen alle eine wirtschaftliche Basis sowie Wohn- und Naher-holungsgebiete und sind geografisch nicht zu sehr voneinander getrennt.

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1. Einleitung

„Stillstand heisst Rückschritt“ sagt das Sprichwort. Für uns übersetzt heisst das: „Wie schafft es das Fricktal im internationalen Standortwettbewerb zu beste-hen?“. „Durch seine nachhaltige Standortpolitik und seine einzigartige Wettbe-werbsposition“ ist die Antwort darauf.

Eine nachhaltige Standortpolitik beruht auf dem ausgewogenen Zusammenspiel von Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft. Während die Standortqualität die lang-fristige Wettbewerbsposition des Fricktals beeinflusst, hängt sie mittelfristig von der Branchenstruktur und vom Bevölkerungswachstum ab.

Vor diesem Hintergrund hat uns der Planungsverband FricktalRegio beauftragt, ein Regionalentwicklungskonzept zu entwerfen, mit dem Ziel, eine international wettbewerbsfähige Region zu gestalten, welche einerseits die stärkeren und schwächeren Gemeinden integriert, und andererseits die Bedürfnisse der heutigen und diejenigen der zukünftigen Generation berücksichtigt. Ein zentrales Anliegen war dabei ein partizipatives Vorgehen, d.h. der Einbezug der 41 Mitgliederge-meinden.

Die Lagebeurteilung untersucht Struktur und Perspektiven des Fricktals. Nach einführenden Feststellungen zum Planungsgebiet gehen wir in den folgenden Abschnitten auf die Geschichte, auf die Bodennutzung, die Landschaft und das Landschaftsbild als prägendes Element des Fricktals ein. Die Bevölkerungsstruktur, ihre Entwicklung und ihr Einfluss auf die Einkommen sind ein weitere Diskussions-punkte. Ein Schwergewicht haben wir auf die Wirtschafts-, Branchen- und Unter-nehmensstruktur sowie auf die Beschäftigungssituation gelegt. Besondere Bedeu-tung haben dabei die Schlüsselbranchen, die einen Grossteil zur gegenwärtigen und zukünftigen Wertschöpfung des Fricktals beitragen. Unter die Lupe genom-men wird auch die Mobilität, d.h. die Verkehrsinfrastruktur, die Erschliessungsqua-lität und das Pendlerverhalten. Die Analyse der öffentlichen Finanzen gibt Hinwei-se auf den finanziellen Spielraum für eine Standortpolitik des Fricktals. Als letzter Punkt wurden die Ausstattung des Fricktals mit Bildungs-, Gesundheits- und Frei-zeiteinrichtungen sowie die öffentlichen Verwaltungen betrachtet. Den Abschluss bildet eine Analyse der Stärken und Schwächen, Chancen und Gefahren, die aus der Lagebeurteilung abgeleitet wurden.

Am Anfang jedes Kapitels oder grösseren Abschnitts stehen jeweils eine Kurzfas-sung des Inhalts und ein Zwischenfazit. Die Details mit Zahlen und/oder Hinter-gründen folgen im Anschluss daran. Die Zwischenfazite werden zuletzt als Schluss-folgerung zusammengefasst.

Ein für das weitere Vorgehen entscheidender Punkt ist die Identifikation von strategischen Teilregionen. Strategische Teilregionen gleichen sich in ihrer Grund-struktur. Sie haben jeweils eigene, spezifische Stärken und Schwächen. Daraus werden auf sie abgestimmte Ziele und Strategien erarbeitet – ähnlich einer Unternehmung, die nicht für ihr ganzes Sortiment weltweit die gleiche Strategie einsetzt, sondern diese kundenspezifisch oder geografisch differenziert. Hinter-grund der strategischen Teilregionen ist das Ausnützen der jeweiligen Eigenheiten und damit der gezieltere Einsatz der Massnahmen. Die strategischen Teilregionen

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Regionalentwicklungskonzept Fricktal, Analyse

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leisten so einen Beitrag zur Erreichung des Gesamtziels, nämlich der Stärkung der Wettbewerbsposition des gesamten Fricktals.

Zum Schluss bedanken wir uns bei Gerry Thönen und Monika Zimmermann. Ihre Informationen und ihre aktive Mithilfe waren eine grosse Hilfe bei der Erarbei-tung dieser Lagebeurteilung.

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2. Aufgabenstellung und Grundlagen

2.1 Auftrag

Basierend auf dem „Vorgehenskonzept und Honorarofferte“ vom 2. Mai 2006 beauftragte der Planungsverband Fricktal Regio das Team asa/arm mit der Erar-beitung eines Regionalentwicklungskonzeptes (REK). Zentrale Elemente bei der Auftragserteilung waren einerseits der regionalökonomische Ansatz sowie ande-rerseits der starke Einbezug der 41 Mitgliedergemeinden. Dieses partizipative Vorgehen soll die Akzeptanz und die Umsetzung des Konzeptes sicherstellen.

2.2 Zielsetzung

Um den Kampf um wettbewerbsfähige Regionen bestehen zu können, ist der Globalisierung eine lokale Antwort zu erteilen. Als Schlagwort dazu hat sich „Glokalisierung“ etabliert.3

Ziel muss es also sein, eine international wettbewerbsfähige Region zu gestalten, welche einerseits die stärkeren und schwächeren Gemeinden integriert, und andererseits die Bedürfnisse der heutigen und diejenigen der zukünftigen Gene-ration berücksichtigt.

Mit der Erarbeitung eines räumlich differenzierten REK erhalten der Planungsver-band - und damit die Gemeinden selbst - ein Instrument, welches ihnen erlaubt, die 41 Verbandsgemeinden in ihren unterschiedlichen räumlichen und wirtschaftli-chen Ausprägungen zu stärken und die Entwicklung der gesamten Region FRICK-TAL zu fördern. Ergebnis ist eine räumlich differenzierte Entwicklungsstrategie.

2.3 Nachhaltige Entwicklung

Wirft man einen Blick auf die Entwicklung der letzten Jahrzehnte, so zeigt sich, dass das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung immer wieder im Zentrum von Diskussionen stand. Debatten über Gewässerverschmutzung und das Waldsterben, aber auch spektakuläre Umweltkatastrophen wie Schweizerhalle oder Tschernobyl sensibilisierten sowohl weite Teile der Bevölkerung als auch die Politik für Um-weltfragen.

Wichtiger Bestandteil des Nachhaltigkeitskonzeptes ist die Integration wirtschaft-licher, ökologischer und sozialer Aspekte. Wirtschaftliche Entwicklung darf nicht auf Kosten übermässiger Nutzung der Umweltressourcen geschehen, denn ohne Rücksicht auf die Umweltqualität ist Wirtschaftswachstum langfristig nicht möglich. Zu grosse Disparitäten der finanziellen Situation von Einzelnen und auch von Gemeinden gefährden die soziale Stabilität und somit auch die wirtschaftliche Entwicklung.

Um das Spannungsfeld regionalpolitischer Entscheidungen deutlich zu machen, greifen wir auf das Drei-Dimensionen-Konzept der Nachhaltigen Entwicklung des Bundesrates zurück:

3 Vgl. dazu die Beilage 1 „Glokalisierung“.

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Abb. 1

Bundesamt für Raumentwicklung: Nachhaltige Entwicklung – Begriff und Verankerung in der Schweiz (verändert), Bern 2005

(http://www.are.admin.ch/imperia/md/content/are/nachhaltigeentwicklung/strategie/4.pdf)

Mit den drei Kreisen wird die Vernetzung der Zieldimensionen „leistungsfähige Wirtschaft“, „gesellschaftliche Solidarität“ und „ökologische Verantwortung“ symbolisiert. Ergänzt wird diese Grafik durch zwei Achsen: Erstens durch eine Zeitachse, welche uns darauf aufmerksam macht, dass wir sowohl für die heutige als auch für die zukünftige Generation planen müssen; Zweitens durch die Dispari-täten-Achse, welche anzeigt, dass wir es in unserer Region mit unterschiedlich starken Gemeinden zu tun haben.

Das Modell der Nachhaltigen Entwicklung zeigt, dass wir unsere Planung ganzheit-lich angehen müssen, wenn wir langfristig Erfolg haben wollen.

2.4 Das Planungsgebiet

Der Planungsverband Fricktal Regio umfasst 41 Gemeinden; es sind dies alle Gemeinden der beiden Bezirke Laufenburg und Rheinfelden sowie 4 Gemeinden aus dem Bezirk Brugg. Strukturell handelt es sich um ein heterogenes Gebiet, das von ländlich geprägten Kleingemeinden bis zu kleinstädtischen Gemeinden und Agglomerationsgemeinden alle Typen umfasst.

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Abb. 2

2.4.1 Charakteristika

Das ist das Fricktal 2005: 283 km2 Fläche, 70'000 Einwohner, 34'000 Erwerbstäti-ge, 1.9 Mrd. Fr. Wertschöpfung und 41 Gemeinden. Das Fricktal gehört zur Region Nordwestschweiz.

Neben den harten Fakten wird das Fricktal auch als „liebliches Hügelland zwischen Jura und Rhein“ beschrieben4, stark geprägt von Wiesen, Feldern, hochstämmigen Obstkulturen und Wald. Eine Gegend mit hoher Attraktivität für Wohnen, Frei-zeit/Erholung und Tourismus.

Weil die Bezirke als administrative Einheiten immer mehr an Bedeutung verlieren (St. Gallen hat sie ja erst kürzlich abgeschafft), und weil die politischen Grenzen immer mehr durch wirtschaftliche Zwänge abgelöst werden, wurde die Planungs-region Fricktal Regio installiert. Fricktal Regio ist in Bezug auf die Fläche die mit Abstand grösste Planungsregion des Kantons Aargau. Was die Bevölkerung anbe-langt liegt sie auf Rang 3 hinter Baden und Aarau.

2.4.2 Raumstruktur

Im Landschaftsentwicklungsprogramm (LEP) Fricktal wurde die Region in 10 Land-schaftsräume gegliedert. Wir übernehmen diese Raumstrukturierung vorerst, weil sie uns für die unterschiedlichen geografischen und topografischen Gegebenheiten vernünftig erscheint5:

4 Patrick und Peter Bircher: Das Fricktal, S. 1 5 Creato: LEP Fricktal, November 2004, S. 26-27

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Abb. 3

2.4.3 Lage

Wie die Karte zeigt, ist das Fricktal Teil der Metropolitanregion Basel. Gleichzeitig liegt es aber auch am westlichen Rand des Metropolitanraumes Zürich und im

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Einflussbereich des Espace Mittelland. Es grenzt im Norden an Deutschland und ist Teil der Region Oberrhein. Das Fricktal ist verbunden mit den europäischen Met-ropolen Stuttgart, München, Frankfurt, Paris und Mailand.

Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit ist für das Fricktal wichtig. Im Zuge der Bilateralen Abkommen zwischen der Schweiz und der EU, des europäischen Integ-rationsprozesses und der Globalisierung nehmen die grenzüberschreitenden Beziehungen in Politik, Wirtschaft und Kultur laufend zu. Sowohl als Lebensraum wie auch als Wirtschaftsstandort ist das Fricktal darauf angewiesen. Ziel dieser Zusammenarbeit ist die Lösung von gemeinsamen regionalen Problemen wie Verkehr, Umwelt, Bildung und Raumplanung. Das Fricktal ist aktiv vertreten in der Hochrheinkommission (Geschäftsführer Gerry Thönen), in der TAB Ost (inkl. Rhein-felden) und im Eurodistrict Basel.

Abb. 4

Die Ausbreitung der Städte ist eine Tatsache. So wohnen heute über drei Viertel der Bevölkerung in der Schweiz in städtischen Gebieten. Die Suburbanisierung führte seit den 1960er-Jahren zu Agglomerationen. Die suburbanen Gemeinden schliessen direkt an die Kernstadt an und sind gekennzeichnet durch eine gute Verkehrsinfrastruktur sowie eine hohe Dichte der Bevölkerung, der Arbeitsplätze und der Gebäude.

Die nächste Phase Verstädterung wird als Periurbanisierung bezeichnet, die Ver-städterung der Peripherie. Sie greift tief in den ländlichen Raum. Ihre Kennzei-chen sind Einfamilienhäuser, eine geringe Dichte der Bevölkerung, der Arbeits-plätze und der Gebäude, und eine relativ homogene soziodemografische Schich-tung der zuziehenden Bevölkerung. Wichtig – aber nicht zentral – ist eine gute Erreichbarkeit. Periurbanisierung setzt einen hohen individuellen Motorisierungs-grad voraus.

In dieser Situation befindet sich das Fricktal: Teil der Agglomeration Basel und durchdrungen von periurbanen Wohngemeinden.

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Abb. 5 Grafik G. Thönen

Diese spezielle Situation, Pufferzone zwischen den Metroplotanräumen Basel und Zürich, im Sog der Agglomeration Basel, umworben vom Metropolitanraum Zürich; all das macht es für das Fricktal nicht leicht, sich als eine eigenständige Region zu profilieren und eine eigenständige Identität aufrechterhalten zu können. Gleich-zeitig ist diese spezielle Situation auch eine Chance für das Fricktal.

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3. Analyse (Lagebeurteilung)

3.1 Geschichte

Kurzfassung

Prägend für das Fricktal ist das gleichzeitig Verbindende und Trennende: Rhein und Jurahöhen mit ihren markanten Seitentälern einerseits und Brücken und Wehrtürme andererseits. starkes Geschichtsbewusstsein und ein starker Unabhän-gigkeitswille – Kanton Fricktal 1802-1803 – gepaart mit der Energie für Neues zeichnet die Fricktaler aus. Wirtschaftlich waren es Fischerei und Schifffahrt sowie Landwirtschaft und Eisenindustrie, die das Fricktal prägten. 1841 kam der Salzab-bau dazu. Heimarbeit, Fabrikarbeit, Verelendung und Auswanderung sind weitere prägende Elemente der Geschichte. Stichworte zu wichtigen Traditionen: Brunnen-singen der Sebastiani-Bruderschaft in Rheinfelden, Fastnachtsfeuer, Eierleset und Pfingstsprützlig. Emotional besteht eine Trennung zwischen dem oberen und dem unteren Fricktal, die bis heute anhält.

Fazit

Es ist unumgänglich, das Trennende und Verbindende künftig in einer starken Region Fricktal zu bündeln. Die Region Fricktal muss das Profil der „Einheit in der Vielfalt“ entwickeln. Ein selbstbewusstes Erscheinungsbild und ein klares Bewusst-sein über die wichtigen Funktionen tragen dazu bei, eine gemeinsame Identifika-tion der Bevölkerung mit dem Fricktal zu aufzubauen.

Alle Gesellschaften – und das gilt auch für Regionen und Gemeinden - - haben eine gemeinsame Geschichte; - besitzen eine gemeinsame Tradition, die sich in spezifischen Sitten und Gebräu-

chen widerspiegelt; - bemühen sich um ein Zusammengehörigkeitsgefühl ihrer Mitglieder; - lenken die gesellschaftlichen Gruppen auf bestimmte, gemeinsame Ziele hin; - kennen bestimmte Werte und Normen des Zusammenlebens, Arbeitens und

Wirtschaftens; - gebrauchen gemeinsame Symbole, z.B. Sprache, Fahnen, usw.; - wollen sich über Generationen hinweg erhalten.

Entsprechend können wir eine Region nur verstehen, wenn wir ihre Geschichte verstehen.6

- Das Fricktal ist gekennzeichnet durch permanenten Aufbruch und Neubeginn. Das ist bis heute prägend für die Identität und den Zusammenhalt der Frickta-ler.

- Das gleichzeitig Verbindende und Trennende zeichnet das Fricktal aus: - Das Leben spielt sich zwischen dem Rhein und den Jurahöhen mit ihren topografisch markanten Seitentälern ab. - Brücken und Übergänge (heute Autobahnen und Tunnels) sowie Wehrtürme

6 Vgl. zur Geschichte des Fricktals: Patrick und Peter Bircher: Das Fricktal (www.fricktal.ch)

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und Burgen symbolisieren sowohl den Willen zur Gemeinschaft als auch zur Verteidigung.

- Das Fricktal gehörte bis zur Französischen Revolution zur Donaumonarchie, war überwiegend römisch-katholisch und besass als westlichste Provinz des Reichs eine teilweise privilegierte Sonderstellung.

- Die Gründung des Kantons Fricktal im Jahre 1802 demonstriert einen starken Hang zur Unabhängigkeit. Ein Unabhängigkeitswille, der bis heute auszuma-chen ist.

- Wirtschaftlich war das Fricktal geprägt durch Fischerei und Schifffahrt auf der einen Seite und Landwirtschaft und Eisenindustrie auf der anderen Seite. Der Niedergang des Erzbergbaus und das Ende der Schifffahrt hatte zwei Effekte: - Die Heimarbeit, das Weben von Seidenbändern, brachte die Industrie der Bandwebmaschinen ins Fricktal. - Die allgemeine Verelendung führte zu einer Auswanderungswelle, die unter anderen Vorzeichen bis heute anhält: Das Fricktal ist ein ausgesprochenes Pendlergebiet.

- Seit 1841 bis heute ist das Fricktal ein wichtiges Salzabbaugebiet in der Schweiz.

- Kulturell sind neben historischen Bauten vor allem die Traditionen wichtig: Brunnensingen der Sebastiani-Bruderschaft in Rheinfelden, das Fastnachtsfeuer in Wittnau, der Pfingstsprützlig in Sulz und Eierleset oder Eierauflesen in ver-schiedenen Gemeinden sind Beispiele.

- Die Trennung zwischen dem oberen und dem unteren Fricktal wurde durch die Gründung des Forums Fricktal und später durch den Planungsverband Fricktal Regio überwunden. Sie bildet aber emotional noch immer eine wahrnehmbare Grenze für die Bevölkerung.

3.2 Boden und Landschaft

Kurzfassung

Die Gesamtfläche des Fricktals von 28'366 ha ist unterschiedlich auf die einzelnen Gemeinden verteilt. So ist Möhlin mit 1'879 ha rund 8mal grösser als Laufenburg mit 228 ha. Diese Unterschiede gelten auch für die Bodennutzung. Siedlungsflä-che: Elfingen 3.1% der Gemeindefläche - Stein 34.3%; Landwirtschaftsfläche: Laufenburg 22% - Oeschgen 67.4%; Wald: Sisseln 17.9% - Olsberg 59.8%. Das Fricktal wird durch Landwirtschaft und Wald geprägt: Über zwei Drittel aller Gemeinden liegen über dem kantonalen Durchschnitt der Addition von Wald- und Landwirtschaftsfläche.

Die Landschaft und das unverwechselbare Landschaftsbild sind prägende Elemente des Fricktals und gleichzeitig seine zentrale Stärke im Standortwettbewerb. Das zeigen auch die Gebiete im oder um das Fricktal, die im Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung aufgenommen worden sind. Das Landschaftsentwicklungsprogramm aus dem Jahr 2004 beweist, dass das Fricktal diese Stärke behalten will. Auch das Projekt eines Naturparks des Vereins „dreiklang.ch JURA-AARAE-RHEIN“ zielt in diese Richtung.

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Das Fricktal weist aber auch Umweltgefahren oder –belastungen auf: So sind die hochstämmigen Obstbäume je nach Kultur seit 1951 zwischen der Hälfte und über neun Zehnteln zurückgegangen. Teile des Fricktals liegen in einer gefährdeten Zone für Bodenerosion und für Erdbeben. Die Grenzwerte der Luftbelastung werden lediglich beim Feinstaub überschritten. Auch liegt der Strassenlärm ent-lang der Hauptstrassen und der Autobahn oft über dem Grenzwert, teilweise sogar über dem Alarmwert. Kommt der gekröpfte Nordanflug, wird auch die Fluglärmbelastung zunehmen.

Fazit

Wir müssen Sorge tragen, dass die Landschaft mit ihrem unverwechselbaren Landschaftsbild als Lebensraum, als Naturraum, als Erlebnisraum und als Identifi-kationsraum erhalten bleibt. Nur so kann der Standortvorteil „Landschaft“ im Fricktal genutzt werden. Die Idee eines Naturparks kann dazu beitragen.

Die Positionierung als Naherholungsraum für die Metropolitanräume Basel und Zürich hat angesichts der intakten Naturlandschaft und der Lagequalität Potenzial.

3.2.1 Gemeindeflächen

Das Fricktal umfasst eine Gesamtfläche von insgesamt 28'366 ha. Die Grafik zeigt die Flächen der einzelnen Gemeinden.

Abb. 6

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Die Differenzen sind erheblich: So ist Laufenburg mit 228 ha Gemeindefläche 8x kleiner als Möhlin mit 1879 ha. Die durchschnittliche Gemeindefläche im Fricktal beträgt 692 ha, was in etwa den Gemeindeflächen von Hellikon und Zeihen entspricht. im Bezirk Laufenburg beträgt der Durchschnitt 533 ha, im Bezirk Rhein-felden 800 ha und bei den 4 Gemeinden des Bezirks Brugg 480 ha. Die Durch-schnittsfläche aller Gemeinden im Kanton Aargau liegt bei 605 ha.

3.2.2 Bodennutzung: Viel Wald, Wiesen und Äcker

Die Nutzung des Bodens wird in der Arealstatistik festgehalten. Die 4 Hauptberei-che der Bodennutzung sind: - Landwirtschaftsflächen (Äcker, Wiesen) - Wald und Gehölze (bestockte Flächen) - Siedlungsflächen (überbaute Flächen für Arbeiten, Wohnen, Verkehr,

Parkanlagen, ……) und - unproduktive Flächen (primär Gewässer).

Bei der Interpretation der Arealstatistik7 des Fricktals ergeben sich zwei Hauptergebnisse:

Abb. 7

1. Die durchschnittliche Bodennutzung entspricht in etwa derjenigen des Kantons Aargau. Hingegen ist die Streuung ausserordentlich gross. Hier die Extremwer-te: - Siedlungsfläche: Elfingen (3.1% der Gemeindefläche) und Stein (34.3%), bei einem Mittelwert des Fricktals von 12.4% und des Kantons Aargau von 15.4%

- Landwirtschaftsfläche: Laufenburg (22% der Gemeindefläche) und Oeschgen (67.4%), Mittelwerte: Fricktal 46.8%, Kanton Aargau 45.3%

- Wald: Sisseln (17.9% der Gemeindefläche) und Olsberg mit 59.8%, Mittelwerte: Fricktal 38.5%, Kanton Aargau 36.9%

7 Die Zahlen stammen aus der Arealstatstik 1992/97 (1994), seither wurde keine umfassende

Erhebung mehr gemacht.

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- Bei den unproduktive Flächen liegen Sisseln (14.8%), Stein (11.7%) und Schwaderloch (10.1%) deutlich über dem Fricktaler Mittel von 2.3% und dem kantonalen Mittel von 2.4%

Die Tabelle zeigt die Bodennutzung der Gemeinden im Fricktal:

Bodennutzung

Gemeinde Fläche km2 Siedlung % Landw. % Wald % Unprod. %

Bözen 3.9 10.9 65.5 23.4 0.3 Effingen 6.9 10 42.7 47.2 0 Eiken 7 21.1 46.6 31.3 1 Elfingen 4.2 3.1 47.8 48.9 0.2 Etzgen 3.3 11.2 29.8 50.8 8.2 Frick 9.9 21.3 48.1 30.1 0.4 Gansingen 8.8 7 55.2 37.5 0.3 Gipf-Oberfrick 10.2 8.8 50.5 40.5 0.2 Hellikon 7.1 6.8 60.9 32.3 0 Herznach 6.2 9.6 65 25.2 0.3 Hornussen 7.3 9.9 49.2 40.5 0.4 Hottwil 4.1 4.4 56.2 39.5 0 Ittenthal 3.9 3.6 52.3 43.2 0 Kaiseraugst 4.9 33.5 24.5 34.2 7.8 Kaisten 14.2 9.7 43.2 45 2 Laufenburg 2.2 33.2 22 37.2 7.6 Magden 11.1 9.1 48.9 41.7 0.3 Mettau 3.3 4.5 41.5 53.9 0 Möhlin 18.8 15.4 44.6 36.9 3.1

Mumpf 3.1 21.7 25.9 44.4 8 Münchwilen 2.5 25.8 41.1 32.7 0.4 Oberhof 8.2 5 53.1 41.6 0.2 Oberhofen 3.2 7.6 46.7 45.7 0 Obermumpf 5.1 8.1 53.3 38.6 0 Oeschgen 4.4 13.4 67.4 18.7 0.5 Olsberg 4.6 5.2 35 59.8 0 Rheinfelden 16 19.3 23.9 50.3 6.5 Schupfart 7 7 59.7 33.1 0.1 Schwaderloch 2.8 11.5 35.3 43.2 10.1 Sisseln 2.6 31.1 36.2 17.9 14.8 Stein 2.8 34.3 30.7 23.3 11.7 Sulz 12.3 7.7 41.9 48.9 1.5 Ueken 5.1 7.8 52.6 39.5 0 Wallbach 4.5 15.6 45.3 30.2 8.9 Wegenstetten 7.1 9.2 56.8 34 0 Wil 7.8 5.3 63.9 30.7 0.1 Wittnau 11.3 6.7 39.1 54.1 0.2 Wölflinswil 9.5 7.1 60.9 32 0 Zeihen 6.9 7.6 53.1 39.1 0.3 Zeiningen 11.4 11.1 44.2 44.5 0.3 Zuzgen 8.3 5.4 58.7 35.9 0 Mittelwerte 6.9 12.4 46.8 38.5 2.3

2. Werden Landwirtschaftsfläche und Wald addiert, so liegen gut zwei Drittel der Gemeinden im Fricktal über dem kantonalen Mittelwert. An der Spitze finden wir Effingen, Hottwil, Ittenthal und Mettau mit jeweils über 95%. Demgegen-

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über stehen Stein, Sisseln, Kaiseraugst und Laufenburg mit jeweils unter 60% Wald und landwirtschaftlicher Nutzfläche.

Abb. 8

3.2.3 Landschaft und Umwelt

3.2.3.1 Landschaftsbild

Im Fricktal ist die Landschaft noch so, wie sich die Schweizerinnen und Schweizer „Heimat“ vorstellen: Bewaldete Kuppen, Grasland, Acker, Obstgärten, stattliche Bauernhäuser, der Duft von Heu, Kuhglocken; hin und wieder hat es sogar eine Linde mit dem Dorfbrunnen darunter. Gleichzeitig ist das Fricktal zerklüftet und wild und lädt zu Abenteuern ein. Dazu kommt mit dem Rhein noch das Element Wasser.

Gerade weil über drei Viertel der Schweizer Bevölkerung in städtischen Gebieten lebt, ist das Fricktal mit seinem einzigartigen Landschaftsbild ein Anziehungs-punkt: zum Wohnen, für die Freizeit und die Erholung.

Abb. 9: Panorama Sulz (Foto: Gerry Thönen)

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Abb. 10: Panorama Frick (Foto: Gerry Thönen)

Abb. 11: Mumpf und Wallbach (Foto: Gerry Thönen)

Vor diesem Hintergrund wird Landschaft zu einer zentralen Stärke des Fricktals und gleichzeitig einem zentralen Faktor im Standortwettbewerb. Die Frage „Was schätzen Sie an der Schweiz am meisten?“ ergab in einer repräsentativen Umfra-ge in der Deutschschweiz die folgenden Resultate:8

Abb. 12

Es verwundert nicht, dass „Landschaft“ bei allen Altersgruppen das mit Abstand beste Ergebnis brachte. Viele Menschen verbinden mit Landschaft eine hohe Lebensqualität: Natur, Grün, Ruhe, Erholung, Zufriedenheit. Und eine hohe Lebensqualität ist es auch, was Unternehmungen in die Schweiz bringt. Der Wirt-schaftsförderer des Kantons Zürich vertrat kürzlich an einer Veranstaltung an der HSR Rapperswil den Standpunkt, dass aus seiner Erfahrung „Lebensqualität“

8 Zitiert aus BAFU: „Umwelt“ 1/2006, S. 16

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zusammen mit hochqualifiziertem Personal, günstigen Steuern und einer guten Infrastruktur zu den vier wichtigsten Standortfaktoren zähle.

3.2.3.2 BLN-Gebiete

Unabhängig vom eher emotionalen Teil, sind im oder um das Fricktal BLN-Gebiete, auf die es beim REK Rücksicht zu nehmen gilt.

Abb. 13

Quelle: Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung

3.2.3.3 Entwicklung der Hochstamm-Obstbaumkulturen

Verfolgt man die Entwicklung der hochstämmigen Obstbaumkulturen und der Obstbäume im Fricktal, so ist seit 1951 bis 2001 ein massiver Rückgang zwischen der Hälfte und über neun Zehnteln der Baumbestände festzustellen. Eine erste Phase geht auf die «Ausmerz-Aktion» der frühen 1960er-Jahre zurück, die von der Landwirtschaftspolitik des Bundes gesteuert wurde. Der Hauptanteil des Rück-gangs hat indessen in den letzten 10 Jahren, zwischen 1991-2001, stattgefunden, überwiegend aus wirtschaftlichen Gründen.

3.2.3.4 Bauen ausserhalb Bauzone

Im Fricktal finden sich kaum Bauten und Anlagen, die gesetzeswidrig ausserhalb der Bauzonen entstanden sind; Einzelfälle ausgenommen.

Ausserhalb der Bauzonen finden sich hauptsächlich Landwirtschaftsbetriebe. Grossflächige Landwirtschaftsgebiete und die dazugehörigen Betriebe sind bei-spielsweise im Dreieck Möhlin, Zeiningen, Wallbach. Kleinflächige Landwirt-schaftsgebiete und Betriebe sind in den Tälern und an den Hanglagen zu finden.

Neben den Landwirtschaftsbetrieben finden sich auch viele weilerähnliche Sied-lungen. Dies sind z. B. die Siedlung am Chornberg zwischen Gipf-Oberfrick und Herznach oder die Siedlung am Loberg zwischen Obermumpf und Zuzgen. Diese liegen nicht in den Bauzonen, weil die Gebäude älter als das Raumplanungsgesetz sind und oft abseits der Dorfzentren liegen.

Ausserhalb der Bauzonen finden sich auch noch sogenannte „standortgebundene Anlagen“, wie zum Beispiel Abwasserreinigungsanlagen ARA oder der Flugplatz Schupfart.

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3.2.3.5 Umweltgefahren

Erosionsgefahr

Beim Nationalen Forschungsprogramm Boden NFP 22 wurde festgestellt, dass in Extremlagen jährlich bis zu 50 Tonnen Humus pro Hektare abgeschwemmt wer-den. Die folgende Karte zeigt die gefährdeten Regionen für Bodenerosion in der Schweiz:9

Abb. 14

Es verwundert nicht, dass das Fricktal zu den gefährdeten Regionen gehört; einer-seits ist die Landwirtschaft im Fricktal durch Hanglagen gekennzeichnet, anderer-seits sind die lösshaltigen Böden, namentlich im unteren Fricktal, besonders erosi-onsanfällig. Entsprechend sollten Massnahmen gegen die Bodenerosion getroffen werden, um die Landschaft nicht nachhaltig zu gefährden.

Erdbebengefahr

Die Wahrscheinlichkeit eines Erdbebens im westlichen Teil der Region Fricktal ist im Vergleich zur Deutschschweiz relativ hoch. Die nachstehende Karte zeigt, dass das Gefahrenzentrum bezüglich Erdbeben deutlich im Raum Basel liegt und auch auf die Region Fricktal Einfluss hat. Neben anderem führte das Argument der Erdbebengefahr zum Verzicht auf den Bau des AKW Kaiseraugst. Dem Erdbeben-risiko ist bei der Siedlungsentwicklung und Anforderungen an Bauten und Anlagen Rechnung zu tragen.

9 Quelle: BAFU: „Umwelt“ 4/05, S. 61

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Gefährdungszonen

Abb. 15

Quelle: BAFU: www.umwelt-schweiz.ch, Erdbeben

Hochwassergefahr

44% der Bauzonen im Fricktal liegen innerhalb von möglichen Überschwemmungs-gebieten. Dabei ist die Überschwemmungsgefahr des Rheins eher gering, abgese-hen von der Gefahr, die von einem Dammbruch des Schluchsees im Schwarzwald ausginge. Bäche und Flüsse sind der grosse Gefahrenherd. In jeder Gemeinde fliesst ein Gewässer. Dieses kann, unterstützt durch Hangrutsche und Bodenerosio-nen, zu einer Gefahr für die Bauten und Anlagen in den Siedlungsgebieten wer-den. Vgl. dazu Beilage 2 „Gefahrenkarte Hochwasser“.

3.2.3.6 Umweltbelastungen

Luftbelastung

Mit einer Messstation in Sisseln, auf dem Areal der Firma Roche, wird die Luftqua-lität regelmässig gemessen und publiziert10. Die Station liegt 300 m von der Kan-tonsstrasse entfernt und misst primär die Hintergrundbelastung der Rheinebene. Die Produktionsstätte der Firma Roche beeinflusst die Messung kaum.

Belastung Stickstoffdioxid in Sisseln Belastung Feinstaub in Sisseln

Quelle: Zentralschweizer Umweltschutzdirektoren ZUDK, www.in-luft.ch Abb. 16

Beim Stickstoffdioxid wird der Grenzwert der Luftreinhalteverordnung seit vielen Jahren eingehalten. Dies gilt auch für weitere Messungen an anderen Standorten

10 Zentralschweizer Umweltschutzdirektoren, www.in-luft.ch

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im Fricktal aus dem Jahr 200111. Beim Feinstaub wird der Grenzwert hingegen regelmässig überschritten.

Bei Hochwetterlagen im Sommer erreicht die Ozon-Belastung namentlich im unteren Fricktal und entlang der Autobahn erhebliche Ausmasse.

Bis zur Aufgabe der Aluminium-Produktion in Badisch-Rheinfelden in den 1980er-Jahren waren im Raum Rheinfelden-Ost, Möhlin erhebliche Belastungen von Fluor-Emissionen zu vermerken (sog. «Fricktaler Fluor-Krieg»).

Strassenlärm

Im beiliegenden Lärmkataster (Vgl. dazu Beilage 3 „Karte Lärmkataster“) ist ersichtlich, dass die Immissionsgrenzwerte entlang der Hauptstrassen und der Autobahn öfters überschritten werden. In mehreren Fällen ist auch der Alarmwert überschritten. Es zeigt sich in vielen Fällen eine deutliche Korrelation zwischen der Verkehrsmenge (siehe auch 2.6.1.5 Verkehrsbelastung Strassennetz) und den Lärmimmissionen.

Eisenbahnlärm

Die Bahnlinie Basel-Pratteln-Rheinfelden-Frick-Brugg wird aktuell und in Zukunft durch den Gütertransit- und Huckepack-Verkehr ganz erheblich belastet (Zu-fahrtsachse zum Gotthard). Um die Siedlungsgebiete einigermassen zu schützen, haben die SBB schon in den 1990er-Jahren mit dem Bau von Lärmschutz-Anlagen begonnen, sodass heute fast alle Siedlungen wenigstens teilweise abgeschirmt sind.

Allerdings ist festzuhalten, dass kaum je der wünschbare Lärmschutz erreicht werden konnte, weil dafür oft architektonisch und landschaftsplanerisch unzumut-bare 8 Meter hohe Lärmschutzwände erforderlich gewesen wären. Die Zerschnei-dungseffekte der Bahnlinie sind ohnehin erheblich und werden durch die Lärm-schutzmassnahmen noch verstärkt. Immerhin gelang es, wenigstens für die mobile Kleintierwelt durch Steinkörbe eine gewisse Durchlässigkeit zu erzielen, ohne Einbussen beim Lärmschutz hinzunehmen.

Abb. 17

Bahnlinien im Kerngebiet von Rheinfelden (Foto: Henri Leuzinger)

11 Baudepartement des Kantons Aargau, Massnahmenplan Luft, Juli 2002, S. 20:

Immissionsmessungen 2001

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Fluglärm

Mit der Änderung des Anflugregimes auf den Flughafen Zürich soll der Warteraum EKRIT, welcher heute im Bereich Stein und teilweise über deutschem Gebiet liegt, um 7 km nach Süden verschoben werden (neu GIPOL). Dies führt zu einer Ver-schiebung der Belastung innerhalb des Fricktals. Gemäss dem Informationsschrei-ben des Baudepartements des Kantons Aargau vom 11. April 2005 wird die un-terste operative Warteebene von ca. 3`000 m ü.M. auf ca. 2`700 m ü.M. gesenkt. Der Fluglärm, welcher durch den Wartraum verursacht wird, ist gemäss dem Bau-departement des Kantons Aargau deutlich geringer als der zulässige Grenzwert.

Warteraum GIPOL mit Anflug Flughafen Zürich

Abb. 18

Quelle: Verein „Gekröpfter Nordanflug Nein“, www.gekroepfter-nordanflug-nein.ch

Die Aargauer Regierung unterstützt nach langen Jahren der Opposition den gekröpften Nordanflug und damit das neue Anflugregime (NZZ vom 16.09.06, Konziliantere Aargauer Flughafenpolitik). Betont wird dabei die wirtschaftliche Bedeutung des Flughafens Zürich, welcher weiter wachsen können soll.

Für das Fricktal bleibt zur berücksichtigen, dass besonders in landschaftlich sensib-len Gebieten auch Lärmbelastungen unter dem Grenzwert von Bedeutung sein können. Mit dem angestrebten Wachstum des Flughafens wird der verursachte Lärm zunehmen. Im weitern sind auch psychologische Gründe (z.B. Angst vor einem Flugzeugabsturz) für die Standortattraktivität von Bedeutung.

Altlastenverdachtsflächen

Gemäss Art. 5 und Art. 6 der Verordnung über die Sanierung von belasteten Standorten (Altlasten-Verordnung) sind die Kantone verpflichtet, einen Altlasten-verdachtskataster zu erstellen und zu führen. Im Kanton Aargau ist dieser mo-mentan in Bearbeitung. Gemäss Aussage von Herr Jörger, Abt. Raumentwicklung, Departement Bau, Verkehr und Umwelt des Kantons Aargau, sind noch keine konkreten Aussagen zu vorbelasteten Gebieten in der Region Fricktal zu machen.

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3.2.3.7 Landschaftsentwicklungsprogramm

Im Auftrag des Departements Bau, Verkehr und Umwelt des Kantons Aargau ist ein Landschaftsentwicklungsprogramm (LEP) erarbeitet worden12. Als Ziel wurde formuliert: „Das Programm dient der nachhaltigen Entwicklung der Landschaft in der Region. Das Hauptziel besteht in der Aufwertung und Vernetzung ökologisch wertvoller Biotope sowie der Erhaltung und Förderung geschützter und / oder bedrohter Tier- und Pflanzenarten. Ökologisch bedeutsame Flächen und Naturpo-tenziale werden dargestellt und beschrieben, aus regionaler Sicht werden Prioritä-ten gesetzt und Massnahmen aufgelistet.“ (S. 2)

Mit den vorgeschlagenen Massnahmen werden Schritte eingeleitet, „Landschaft“ als Stärke und als Standortfaktor erhalten zu können.

3.2.3.8 Kraftorte

Kraftorte sind natürliche Energiezonen. Sie sind Teil eines umfassenden energeti-schen Zusammenspiels von Kraftlinien. Kraftlinien überziehen unseren Globus, jede Region ist mit ihnen verbunden. Kraftorte werden in sog. Boviseinheiten gemessen: 15'500 Boviseinheiten sind der Schlüsselwert an sakralen Orten, bei 18'000 Einheiten spricht man von energiereichen Orten der Kraft und bei darüber liegenden Orten von ausserordentlichen Kraftorten.13

Im Fricktal werden die folgenden Kraftorte ausgewiesen:

- Laufenburg (15'500 Boviseinheiten), Herznach (St. Nikolaus, 15'500), Rheinfel-den (15'500), Buschberg (Region um die kleine Kapelle, 34'000) und Augusta Raurica (Augst/Kaiseraugst, 12'000)

3.2.3.9 Sonnenstube Fricktal

Das Fricktal weist im Verhältnis zu anderen Regionen ausserordentlich wenige Nebeltage auf.

Abb. 19

Grafik G. Thönen

12 Creato: LEP Fricktal, November 2004 13 Blanche Merz: Orte der Kraft in der Schweiz, Olten 2001 (mit der dazugehörigen Karte)

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3.2.3.10 Naturpark

Es ist Teil unseres Auftrages, die Machbarkeit eines Naturparks im Fricktal abzu-klären. Es liegt bereits ein Projekt vor, welches federführend vom Verein „drei-klang.ch JURA–AARE–RHEIN“ betreut wird. Wir werden unsere Arbeiten im Zu-sammenhang mit der Ausarbeitung der strategischen Optionen koordinieren.

3.2.4 Entwicklung und Prognose

Da seit 1992/97 (1994) keine umfassende Arealstatistik mehr erhoben wurde, stützen wir uns auf die Analyse „Wirtschaftsstruktur und Wirtschaftsdynamik der Nordwestschweiz“.14 Dort wird auf der Basis der Arealstatistiken 1982 und 1994 eine Trendextrapolation bis 2015 gemacht. Wie die Karte auf der folgenden Seite zeigt, setzt sich der Trend seit 1982 fort, und es ist mit einem erheblichen Zuwachs an Siedlungsfläche auch im Fricktal zu rechnen.

Die Entwicklung der Bevölkerung 1995-2005 (Vgl. Ziffer 3.4.2) die Entwicklung der durchschnittlichen Siedlungsfläche und der Anteil der seit 1992 überbauten Fläche bestätigt die Trendextrapolation.

Abb. 20

Im Fricktal besteht aufgrund der zunehmenden Periurbanisierung ein erheblicher Siedlungsdruck: Landwirtschaftsfläche geht auf Kosten der Siedlungsfläche verlo-ren. Es besteht die Gefahr der Zersiedelung.

Im Bericht „Landschaft 2020“ werden konkrete Umwelt- und Nachhaltigkeits-Indikatoren, deren Entwicklung und Trends bis ins Jahr 2020 vorgestellt. Gleichzei-tig werden für jeden Indikator Zielwerte für eine intakte Landschaft definiert und eine Bilanz gegenüber dem heutigen Zustand gezogen. Die Indikatoren beziehen sich auf die Gebiete „Siedlungstätigkeit“, „Landwirtschaft“, „Waldwirtschaft“, „Wasserwirtschaft und Hochwasser“, „Verkehr“ sowie „Freizeit und Tourismus“.15 Die Bilanz der Experten fällt sowohl insgesamt als auch für die einzelnen Bereiche ernüchternd aus – gelinde ausgedrückt.

Wir sollten diese Aspekte im Rahmen unseres REK im Auge behalten, soll doch die hohe Lebensqualität im Fricktal erhalten bleiben.

14 Schneider-Sliwa et al.: Wirtschaftsstruktur und Wirtschaftsdynamik der Nordwestschweiz, Basel

2001, S. 6-9 15 BUWAL: Landschaft 2020 – Analysen und Trends, Bern 2003, S. 125 – 138

(http://www.umwelt-schweiz.ch/buwal/shop/shop.php?action=show_thema&lang=D&id_thema=19)

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3.3 Siedlung

Kurzfassung

Die gesamte Bauzonenfläche im Fricktal beträgt 29.5km2. Davon sind 23km2 überbaut, was in etwa der Fläche der Stadt Basel entspricht. Rund 6.5km2 sind unüberbaut, also sogenannte Bauzonenreserven. Sie befinden sich hauptsächlich in den Wohnzonen und Mischzonen (43%), sowie in den Gewerbe- und Industriezo-nen (41%).

Das Fricktal hat insgesamt gesehen zu viele Bauzonenreserven. Diese bieten Platz für rund 33'000 neue Einwohner und rund 37'000 neue Arbeitsplätze, was bezüg-lich Einwohnern einem Zuwachs von 46% entspricht. Die Bevölkerungsprognose zeigt jedoch lediglich einen Bedarf von 14% für die kommenden 15 Jahre, bzw. 29% für die kommenden 25 Jahre auf.

Aufgrund der zunehmenden Periurbanisierung der Städte besteht ein erheblicher Siedlungsdruck auf die ländlichen Gemeinden. Das Fricktal könnte zu einem Siedlungsbrei werden.

Jede Gemeinde des Fricktals besitzt ein Ortsbild von nationaler, regionaler oder lokaler Bedeutung. Nur wenige Gemeinden haben ihr Ortsbild aber in den Zonen-plänen rechtlich geschützt.

Fazit

Die Bauzonen im Fricktal sind überdimensioniert. Der Zersiedelung der Landschaft muss Einhalt geboten werden. Bei den kommenden Ortsplanungsrevisionen ist zu prüfen, inwieweit die vorhandenen Bauzonenreserven überhaupt sinnvoll sind, ob sie am richtigen Ort liegen und wie sich deren Überbauung auf den Raum und die Umwelt auswirken. Dem Ortsbildschutz ist dabei ebenfalls gebührend Beachtung zu schenken.

3.3.1 Heutige Bauzonen

Im Fricktal liegen total 29.5km2 Bauzonen. Davon sind 6.4km2 Bauzonenreserven, dies entspricht rund einem Viertel aller Bauzonen (vgl. dazu Beilage 4 „Karte Bauzonen“).

Übersicht Bauzonen (Stand August 2006)

Zone Überbaut Baureif Baureif in 5 Jahren

Langfristige Baureserve

Total

ha % ha % ha % ha % ha

Wohnzone 945 77 187 15 66 6 27 2 1225

Mischzone 566 88 56 9 17 2 4 1 643

Zone für öff. Bauten + Anlagen

258 91 17 6 5 2 2 1 282

Industrie- und Gewerbezone

459 63 187 26 41 6 36 5 723

Weitere Zonen 75 0 0 0 75

Total 2303 78 447 16 129 4 69 2 2948

*) Vgl. dazu Beilage 5 „ Definitionen Überbauungsstand“

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Der Anteil an überbauten Bauzonen beträgt ¾. In der Industrie - und Gewerbezo-ne sind 63% und in der Wohnzone sind 77% der Bauzonen überbaut. Die über-bauten Bauzonen betragen in der Mischzone 88% und in der Zone für öffentliche Bauten und Anlagen 91%.

Die nachfolgende Tabelle zeigt den Überbauungstand und die Bauzonenreserve in den einzelnen Gemeinden in alphabetischer Reihenfolge. Als Beispiel: Die Ge-meinde Bözen hat total 30ha Bauzonen, davon sind 23ha überbaut und 7ha Bauzonenreserve (baureif in 5 Jahre o. später).

Bauzonen nach Überbauungsstand (Stand August 2006)

Gemeinde Bauzone

Total (ha) Überbaut (ha) Bauzonen-reserve (ha) Überbaut (%)

Bözen 30 23 7 76% Effingen 26 21 4 83% Eiken 150 106 45 70% Elfingen 13 10 3 80% Etzgen 28 22 6 79% Frick 203 171 33 84% Gansingen 38 34 5 87% Gipf-Oberfrick 110 92 18 84% Hellikon 37 30 7 81% Herznach 60 47 13 79% Hornussen 33 25 8 77% Hottwil 16 12 4 77% Ittenthal 13 9 4 68% Kaiseraugst 176 132 43 75% Kaisten 140 101 39 72% Laufenburg 85 74 11 87% Magden 103 85 17 83% Mettau 19 13 6 69% Möhlin 309 281 28 91% Mumpf 48 36 12 74% Münchwilen 75 44 32 58% Oberhof 19 17 2 87% Oberhofen 16 12 4 76% Obermumpf 39 28 12 70% Oeschgen 41 28 13 69% Olsberg 20 15 5 79% Rheinfelden 343 261 82 76% Schupfart 30 23 7 77% Schwaderloch 33 23 9 72% Sisseln 117 64 53 55% Stein 108 91 16 84% Sulz 55 44 11 81% Ueken 30 23 7 78% Wallbach 75 60 15 80% Wegenstetten 43 38 6 87% Wil 26 22 4 84% Wittnau 51 37 14 73% Wölflinswil 39 27 12 70% Zeihen 39 30 10 75% Zeiningen 80 65 15 81% Zuzgen 32 27 6 83% Total 2946 2303 643 78%

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Überbauungsgrad

Der Überbauungsgrad ist ein Vergleichswert. Überbaute Bauzonen werden mit der gesamten Bauzonenfläche verglichen. Im Fricktal ist der Überbauungsgrad von 76% (Jan 05) auf 78% (Aug 06) gestiegen. In zwei Gemeinden sind nur knapp mehr als die Hälfte der Bauzonen überbaut: Sisseln 55%, Münchwilen 58%. Die Gemeinde Möhlin weist mit 91% überbauter Bauzonen einen relativ hohen Über-bauungsgrad auf.

Übersicht Überbauungsgrad

Abb. 21

Der Durchschnitt der überbauten Bauzonen im Fricktal lag Ende 2004 bei 76%. Der Vergleich mit dem Kanton Aargau (83%) zeigt deutlich, dass die Region Fricktal einen unterdurchschnittlichen Überbauungsgrad aufweist und dass im Fricktal sehr grosse Bauzonenreserven vorhanden sind.

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Überbauungsgrad der Bauzonen im kantonalen Vergleich

Abb. 22

Quelle: Kanton Aargau, Abt. Raumentwicklung, Stand der Erschliessung 2004

Heute beträgt die gesamte Bauzonenfläche pro Einwohner 369m2. Diese Fläche ist im Vergleich zum Kanton Aargau und im Vergleich zur gesamten Schweiz sehr hoch: Auf einen Aargauer entfallen rund 296m2 und auf einen Schweizer rund 218m2 Bauzonenfläche16. Entweder sind die Bauzonenreserven im Fricktal zu gross und/oder im Fricktal weist die bestehende Bauweise eine geringe Baudichte auf.

3.3.2 Bauzonenreserven

Unter den Begriff Bauzonenreserven fallen die unüberbauten Bauzonen (baureif) und die langfristigen Baugebietsreserven (baureif in 5 Jahren o. später).

Total sind im Fricktal 644ha Bauzonenreserven vorhanden. Dies entspricht der gesamten Gemeindefläche von Effingen oder Zeihen (vgl. dazu Beilage 6 „Karte Bauzonenreserven“). In Rheinfelden sind 82ha unüberbautes Bauland vorhanden. In Sisseln sind 53ha und in Eiken 45ha des Baulandes unüberbaut. In Oberhof liegen 2ha unüberbautes Bauland.

16 Quelle: Bundesamt für Statistik, Schweiz

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Bauzonenreserven relativ und absolut

Gemeinde Relativ17 absolut % ha Rheinfelden 24.0% 82 Sisseln 45.1% 53 Eiken 29.7% 45 Kaiseraugst 24.8% 44 Kaisten 27.6% 39 Frick 15.9% 32 Münchwilen 41.8% 31 Möhlin 9.0% 28 Gipf-Oberfrick 16.4% 18 Magden 17.1% 18 Stein 15.6% 17 Wallbach 19.9% 15 Zeiningen 18.6% 15 Wittnau 27.4% 14 Oeschgen 31.1% 13 Herznach 21.3% 13 Mumpf 25.6% 12 Obermumpf 30.1% 12 Wölflinswil 30.2% 12 Laufenburg 13.0% 11 Sulz 19.4% 11 Zeihen 25.0% 10 Schwaderloch 28.4% 9 Hornussen 23.3% 8 Bözen 24.2% 7 Hellikon 19.2% 7 Schupfart 22.7% 7 Ueken 22.0% 7 Etzgen 20.9% 6 Mettau 31.2% 6 Wegenstetten 12.7% 6 Zuzgen 16.8% 5 Gansingen 12.7% 5 Effingen 17.4% 5 Ittenthal 31.5% 4 Olsberg 21.2% 4 Wil 15.6% 4 Oberhofen 24.0% 4 Hottwil 23.2% 4 Elfingen 20.4% 3 Oberhof 12.6% 2

Total 644

Abb. 23

Die Bauzonenreserven im Vergleich zur gesamten Bauzonenfläche sind unter-schiedlich gross. In Möhlin beträgt die Bauzonenreserve 9% der gesamten Bauzo-ne, in Sisseln sind 45% der Bauzonen unüberbaut.

17 Verhältnis Baulandreserven im Vergleich zur gesamten Bauzonenfläche.

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Im Zusammenhang mit den Bauzonenreserven stellen sich drei Fragen:

1. In welchen Zonen liegen sie? 2. Sind sie zusammenhängend? 3. Für wie viele Einwohner und Arbeitsplätze bieten die Reserven Platz?

Von den 644ha Bauzonenreserven sind 280ha (43%) reine Wohnzonen, 77ha (12%) Mischzonen, 24ha (4%) Zone für öffentliche Bauten und Anlagen sowie 263ha (41%) reine Arbeitsplatzzonen.

Abb. 24

Neben der gesamten Reservenfläche der Gemeinden interessiert vor allem, ob die einzelnen Reserven zusammenhängen oder verstreut in der ganzen Gemeinde liegen.

Reserven an zusammenhängenden Flächen unüberbauter Bauzonen18

Abb.25

18 Quelle: Kanton Aargau, Abt. Raumentwicklung, Stand der Erschliessung 2004

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Laut dem Stand der Erschliessung 2004 sind im Fricktal viele zusammenhängende Flächen vorhanden. In der Region Kaiseraugst–Rheinfelden und in der Region Sisseln finden sich zusammenhängende Flächen von 30-40ha. Doch auch weitere Gemeinden wie Möhlin, Kaisten und Frick haben zusammenhängende Flächen von über 20ha. In den meisten Gemeinden liegen zusammenhängende Flächen unter 10ha; wobei in Bezug auf die Fricktaler Gemeinden zu erwähnen ist, dass eine zusammenhängende Fläche von 10ha (100’000m2) für Wohn-, Wohn- und Gewer-be- sowie reine Gewerbebauten bereits eine sehr grosse Fläche darstellt.

3.3.3 Einwohnerkapazität

Platz für neue Einwohner kann in den Wohnzonen und einen Teil in den Mischzo-nen geschaffen werden. Anhand der Bauzonenreserven lässt sich die Einwohner- und Arbeitsplatzkapazität abschätzen. Die heutigen Bauzonenreserven im Fricktal bieten rund 33'000 Einwohnern Platz. Vgl. dazu Beilage 7 „Kapazitätsabschät-zung“.

Abb. 26

Die grössten Einwohnerkapazitäten finden sich in Rheinfelden (2100Ew), in Frick(1620Ew) und in Magden (1470Ew).

In Ziffer 3.4.4 Bevölkerungsprognose wird beschrieben, dass die Region Fricktal bis ins Jahr 2020 um ca. 10'000 Einwohner (+14%) und bis ins Jahr 2030 um ca. 20'000 Einwohner (29%) wachsen wird. Wie lange reichen die Bauzonenreserven?

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Abb. 27

Nach Art. 15 RPG dürfen Bauzonen nur Land umfassen, das sich für die Überbau-ung eignet und voraussichtlich innert 15 Jahren erschlossen und benötigt wird. Die obenstehende Tabelle verdeutlicht, dass die meisten Gemeinden viel mehr Bauzo-nenreserven besitzen, als für die nächsten 15 Jahre benötigt werden. Die Gemein-den Möhlin (+11%) und Stein (15%) tragen dem Art. 15 im RPG Rechnung; alle anderen Gemeinden haben zu viele Bauzonenreserven (vgl. dazu Beilage 6 „Karte Bauzonenreserven“).

3.3.4 Arbeitsplatzkapazität

Für neue Arbeitsplätze stehen in erster Linen die Gewerbe- und Industriezonen zur Verfügung. Die heutigen Bauzonenreserven im Fricktal bieten Platz für rund 37'000 Arbeitsplätze. Diese Grobschätzung ist jedoch mit Vorsicht zu geniessen; vor allem in den Industriezonen kann der Platzbedarf pro Arbeitsplatz sehr stark variieren. Die Erstellung eines Hochregallagers bringt deutlich weniger Arbeits-plätze mit sich, als beispielsweise die Erstellung eines Einkaufszentrums (vgl. dazu Beilage 7 „Kapazitätsabschätzung“).

3.3.5 Ortsbildschutz

Inventar der schützenswerten Ortsbilder

Gemäss dem Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS) befinden sich in jeder Gemeinde des Fricktals ein Ortsbild von lokaler, regionaler, oder nationaler Bedeutung (vgl. dazu Beilage 4 „Karte Bauzonen“) . Ortsbilder von nationaler Bedeutung sind: - Kaiseraugst - Rheinfelden - Wallbach - Hellikon - Wegenstetten

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- Wittnau - Wölflinswil - Frick - Herznach - Laufenburg - Ittenthal - Bözen - Effingen

Ortsbildschutz in der Bau- und Zonenordnung

Einige Gemeinden haben den Ortsbildschutz rechtlich in der Bau- und Zonenord-nung geregelt. Grosse Teile der Bauzonen unter Ortsbildschutz finden sich in Wittnau und Wil. In Magden, Wallbach, Herznach, Wölflinswil, Effingen steht eine geringe Anzahl der Bauzonen unter Ortsbildschutz. In den restlichen Gemeinden befinden sich keine Bauzonen im Ortsbildschutzgebiet.

Ist ein Ortsbild im Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS), bedeutet dies nicht, dass es rechtlich geschützt ist. Rechtlichen Schutz bieten nur die kommunalen Bau- und Zonenordnungen. Von den Ortsbildern von nationaler Bedeutung sind insbesondere die Ortsbilder von Kaiseraugst, Rheinfelden, Hell-ikon, Wegenstetten, Frick, Laufenburg, Ittenthal und Bözen nicht in der kommuna-len Bau- und Zonenordnung geschützt.

3.4 Bevölkerung

Die Bevölkerung ist die Basis der politischen und wirtschaftlichen Entwicklung einer Region. Ihre Struktur und Entwicklung beeinflussen direkt das Einkommen; daraus abgeleitet die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen und nicht zuletzt das Steueraufkommen.

Kurzfassung

Von den 69'677 Einwohnern leben rund vier Fünftel in Gemeinden unter 2'000 Einwohnern. Lediglich 6 Gemeinden weisen eine Einwohnerzahl von über 3'000 auf. Im Fricktal leben vor allem Familien mit Kindern (60%). Entsprechend ist die Quote der 0-19-jährigen höher als in den Nachbarregionen. Der Ausländeranteil liegt im Durchschnitt unter dem kantonalen Mittel. In den ländlichen Gebieten ist er sogar sehr tief (Ittenthal 2.9%), in den zentralen Arbeitsorten dafür umso höher (Laufenburg 37.1%).

Das Fricktal ist eine Zuwanderungsregion. Allerdings ist das Bevölkerungswachs-tum sehr unterschiedlich auf die Gemeinden verteilt: Am meisten zugelegt haben Gemeinden an den zentralen Arbeitsorten, im Agglomerationsgürtel oder an den schönen, gut erschlossenen periurbanen Wohnlagen. Abnahmen bzw. sehr geringe Zunahmen weisen die ländlichen Gemeinden im östlichen Fricktal auf. Das Wande-rungsverhalten kann mit dem Schlagwort „Junge gehen – Familien kommen“ zusammengefasst werden.

Sämtliche Bevölkerungsprognosen gehen von einer Zunahme um 10'000 Einwoh-nern bis 2020 bzw. 20'000 Einwohnern bis 2030 aus. Es stellt sich die Frage, wo

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und wie und mit welcher Infrastruktur diese Entwicklung stattfinden soll. Wie sieht das Fricktal im Jahr 2030 aus?

Die Identität der Fricktaler wurde mit den folgenden Stichworten umschrieben: attraktiver Lebensraum, zentrale verkehrsgünstige Lage zwischen Basel und Zürich, starke Wirtschaft, Weltoffenheit, intakte Dorfstrukturen, gelebte Tradition und nicht zuletzt „Eigensinn“, was auch als Wille zur Unabhängigkeit interpretiert werden kann. Dazu kommt das Schlagwort „Einheit durch Vielfalt“. Wir stellen fest, dass die gemeinsame Identität gegen Aussen viel deutlicher zum Ausdruck kommt, als dies im Inneren des Fricktals der Fall ist.

Fazit

Das Fricktal profiliert sich mehr und mehr als Wohnregion. Es muss das Ziel sein die Lebensqualität für die erwartete Zuwanderung von 10'000 Einwohnern bis 2020 zu erhalten. Planerische Massnahmen dazu sind kanalisieren des Siedlungs-drucks, erhalten der dörflichen Siedlungsstruktur, verdichtetes Bauen, entwickeln der entsprechenden Infrastruktur und optimieren der Verwaltungsaufgaben. Ansätze, welche die Identität mit dem Fricktal stärken helfen.

3.4.1 Bevölkerungsstruktur

Das Fricktal wies im Jahr 2005 eine Wohnbevölkerung von 69'677 Einwohnern auf. 58% wohnten im Bezirk Rheinfelden, 39.4% im Bezirk Laufenburg und 2.6% im Teil des Bezirks Brugg.

Die Grafik zeigt die Verteilung auf die einzelnen Gemeinden:

Abb. 28

Rheinfelden mit knapp 11’000 Einwohnern ist die einzige Stadt im statistischen Sinne im Fricktal. Möhlin mit rund 9'000 Einwohnern liegt knapp dahinter. Jeweils 4 Gemeinden (10%) bewegen sich zwischen 3’000-5'000 bzw. 2’000-3’000 Einwoh-nern, 9 Gemeinden (22%) zwischen 1'000 und 2'000, 15 Gemeinden (54%) unter

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1'000 und 7 Gemeinden (17%) unter 500 Einwohnern. Schlusslicht ist Ittenthal mit 208 Einwohnern.

Insgesamt leben knapp vier Fünftel der Fricktaler in Gemeinden unter 2'000 Einwohnern

Abb. 29

Im Fricktal leben vor allem Familien und Eltern mit Kindern (60%), Paare ohne Kinder (24.6%) und Einpersonenhaushalte (11.9%).

Die Altersstruktur im Fricktal, verglichen mit anderen Regionen:

Altersstruktur

0 - 19 Jahre 20 – 39 Jahre 40 – 64 Jahre Über 65 Jahre

Fricktal 23.3% 27.0% 36.0% 13.7%

Bezirk Laufenburg 24.6% 26.7% 35.8% 13.0%

Bezirk Rheinfelden 22.4% 27.3% 36.1% 14.2%

Kanton Aargau 22.7% 27.4% 35.8% 14.1%

Nordwestschweiz 22.0% 28.8% * *

Schweiz ländlich 25.5% 28.1% * *

Schweiz städtisch 21.0% 30.2% * *

Schweiz 22.5% 29.5% * *

*) andere Alterseinteilung

Bei den 0-19-Jährigen weist das Fricktal eine höhere Quote auf als der Kanton, die Nordwestschweiz und die städtische Schweiz, liegt aber hinter der ländlichen Schweiz zurück. Innerregional hat es im Bezirk Laufenburg mehr Junge als in Rheinfelden.

Bei den 20-39-Jährigen, denjenigen, die am Beginn ihrer Karriere stehen, bewegt sich das Fricktal im Rahmen des Kantons, liegt aber hinter den übrigen Regionen zurück.

Bei den 40-64-Jährigen, die im Einkommenszenith stehen, gibt es kaum Abwei-chungen zum Kanton; und eine Überalterung ist auch nicht festzustellen. Im Gegenteil: Laufenburg weist sogar einen auffallend tiefen Wert auf.

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Das bestätigen auch der Jugend- und Alterslastquotienten:

Jugend- und Alterslastquotienten 2004

Jugendlast- Quotient*

Alterslast- Quotient**

Aktive auf 1 Rentner

Bezirk Laufenburg 39.4 20.8 4.8

Bezirk Rheinfelden 35.4 22.3 4.5

Kanton Aargau 35.9 22.4 4.5

Schweiz 35.6 25.6 3.9

*) 0-19-jährige im Verhältnis zu den 20-64-jährigen

**) über 65-jährige im Verhältnis zu den 20-64-jährigen

Bei den Gemeinden sind die Differenzen deutlicher sichtbar:

Abb. 30

Abb. 31

Am wenigsten Junge hat es mit 17.1% der Bevölkerung in Olsberg, am meisten in Oberhof mit 27.8%. Am wenigsten ältere Menschen in Ueken (8.1%), am meisten in Münchwilen (19.9%).

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Regionalentwicklungskonzept Fricktal, Analyse

46

Man sieht auch deutlich, in welchen Gemeinden oder Teilen des Fricktals Familien wohnen, wo die Bevölkerung gut durchmischt ist und wo Tendenzen zur Überalte-rung bestehen.

Der Ausländeranteil schwankt zwischen den Gemeinden sehr stark:

Ausländeranteil

0.0

5.0

10.0

15.0

20.0

25.0

30.0

35.0

40.0

Ittenthal

Mettau

Oberhof

Gansingen

Wölflinswil

Hellikon

Schupfart

Elfingen

Zuzgen

Wegenstetten

Olsberg

Münchwilen

ZeihenSulz

WittnauWil

Oberhofen

Wallbach

Herznach

Effingen

Oeschgen

Magden

Ueken

Obermumpf

Gipf-Oberfrick

Zeiningen

Kaisten

Eiken

Hornussen

Schwaderloch

Bözen

Sisseln

Etzgen

Möhlin

Kaiseraugst

Frick

Rheinfelden

Mumpf

Stein

Laufenburg

Pro

zen

t d

er B

evö

lkeru

ng

Abb. 32

In den eher ländlichen Regionen ist er tendenziell tief bis sehr tief, in den zentra-len Arbeitsorten dafür umso höher. So weist Ittenthal mit 2.9% den tiefsten und Laufenburg mit 37.1% den mit Abstand höchsten Ausländeranteil im Fricktal auf. Der durchschnittliche Ausländeranteil beträgt 17.4% und liegt immer noch einiges unter dem kantonalen Mittel von 20.7%.

3.4.2 Bevölkerungsentwicklung

Wichtiger noch als die Bevölkerungsstruktur ist die Bevölkerungsdynamik, ent-scheidet sich doch hier die längerfristige Entwicklung einer Region.

Abb. 33

Das Fricktal ist eine Zuwanderungsregion! Zwischen 1995 und 2005 ist die Bevöl-kerung um 8'142 Bewohner oder um 13.2% gewachsen; im Bezirk Laufenburg mit 12% und im Bezirk Rheinfelden mit 14.7%. In den 4 Gemeinden des Bezirks Brugg allerdings nur um 1.3%. Verglichen mit der Schweiz (5.9%/2000) und dem Kanton

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Regionalentwicklungskonzept Fricktal, Analyse

47

Aargau mit 7.9% (2005) sind das Spitzenwerte. Auch in der Region Oberrhein ist das Fricktal in der Spitzenposition der Bevölkerungsdynamik zu finden:

Bevölkerungsentwicklung in der Region Oberrhein 1990 - 2003

Abb. 34

Die Entwicklung ist jedoch nicht regelmässig auf das ganze Fricktal verteilt, wie die folgende Tabelle und die entsprechende Karte zeigen:

Abb. 35

Die Tabelle zeigt, dass 17 Gemeinden über dem Durchschnitt von 13.2% Wachs-tum liegen, 24 jedoch darunter.

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Regionalentwicklungskonzept Fricktal, Analyse

48

Abb. 36

Am meisten zugelegt haben Gemeinden an den zentralen Arbeitsorten im Agglo-merationsgürtel oder an den schönen, gut erschlossenen periurbanen Wohnlagen. Abnahmen bzw. sehr geringe Zunahmen weisen die ländlichen Gemeinden im östlichen Fricktal auf.

Das stimmt durchaus mit der Praxis und Theorie der Migrationsforschung überein, die sagt, dass Regionen im Umfeld von Zentren die grösste Anziehungskraft besitzen würden.

Die Beilage 8 zeigt die „Bevölkerungsentwicklung pro Gemeinde 1995 – 2005.“

3.4.3 Wanderungen: Junge gehen – Familien kommen

Um herauszufinden, welche Altersklassen für die Bevölkerungsentwicklung rele-vant sind, haben wir die einzelnen Gruppen analysiert. Wir haben die Altersklas-sen in 5-Jahres-Gruppen eingeteilt und diese in 5-Jahresschritten untersucht. Ein schematisches Beispiel:

Altersklassen

0–4 Jahre 5–9 Jahre 10–14 Jahre 15–19 Jahre usw.

2000 x y z

2005 x y z

Dies bedeutet: Wer im Jahr 2000 geboren wurde ist im Jahr 2005 fünf Jahre alt, wer im Jahr 2000 fünf war, ist im Jahr 2005 zehn usw. Vergleicht man im Jahre 2005 die Altersklasse 5-9 mit derjenigen 0-4 im Jahr 2000, so kann man feststel-len, ob der Saldo dieser Gruppe positiv oder negativ ist. Ist der Saldo positiv, so ist diese Gruppe gewachsen und hat etwas zum Wachstum beigetragen; ist der Saldo negativ, so ist diese Gruppe abgewandert oder gestorben und wir haben einen Bevölkerungsverlust zu verzeichnen. Auf diese Weise lässt sich feststellen, welche Gruppen einen grossen, kleinen oder negativen Beitrag zur Bevölkerungsentwick-lung beigetragen haben.

Wir haben diese Analyse in den beiden Bezirken Laufenburg und Rheinfelden sowie für die 4 Gemeinden des Bezirks Brugg für die Jahre 1995-2005 durchge-führt.

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Regionalentwicklungskonzept Fricktal, Analyse

49

Als wichtigstes Ergebnis kann man festhalten, dass die Jungen zwischen 15-29 Jahren entweder gehen oder deutlich unterdurchschnittlich zum Wachstum beitra-gen. Hingegen ziehen Familien (Alter: 30 -44 Jahre), oft mit Kindern, zu.

Bei den 4 Gemeinden im Bezirk Brugg und in ausgewählten Gemeinden mit Be-völkerungsabnahme gilt im Prinzip die gleiche Aussage, nur, dass dort sogar Familien wegziehen.

Das Ergebnis wird durch die Migrationsforschung bestätigt. Vgl. dazu Beilage 9 „Ergebnisse der Migrationsforschung“.

3.4.4 Bevölkerungsprognose

Bei Bevölkerungsprognosen für das Fricktal gehen alle Studien (Kanton Aargau, Credit Suisse, Regionalplanungsstelle Fricktal) von einer Zunahme von rund 1% pro Jahr aus.

Abb. 37

Grafik G. Thönen

Diese Entwicklung ist an sich sehr erfreulich. Es stellen sich trotzdem einige Fra-gen:

- Wo findet diese Entwicklung statt - geografisch gesehen? Wir haben ja festge-stellt, dass das Bevölkerungswachstum sich nicht gleichmässig im Fricktal ver-teilt.

- Wie findet diese Entwicklung statt? Können wir die Zuwanderung steuern oder geht sie in Richtung Zersiedelung der Landschaft?

- Welche Infrastrukturen sind notwendig, um diese gut 10'000 zusätzlichen Einwohner bis 2020 oder knapp 20'000 bis ins Jahr 2030 aufnehmen zu kön-nen? Gibt es genug Strassen, Arbeitsplätze, Schulen, Freizeit- und Sportstätten, Versorgungseinrichtungen, etc.?

- Wie soll ein solches Fricktal dann aussehen?

3.4.5 Identität

Wir haben alle eine Heimat. Dazu gehören Landschaften, Wetter, Pflanzen, Spiele, Speisen, vielleicht Strassen und Häuser, bestimmt aber die Art, wie Men-schen sich ihr Leben einzurichten pflegten. Die Art wie gewirtschaftet und Geld

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verdient wird, Freizeit und Sport. Und immer wieder Menschen, die unverwechsel-bare Art, Wörter auszusprechen und auf Sachverhalte zu reagieren. Die Identität ist ein Gerüst von Werten, Überzeugungen und Prinzipien. Regionale Identität ist wie die Seele oder der genetische Code einer Region.

Im Rahmen des Workshops „Vision“ waren die Teilnehmer aufgerufen, die Inhalte der Identität für das Fricktal zu definieren. Wichtige übergeordnete Ansätze waren in Stichworten:19

- Attraktiver Lebensraum (Natur und Landschaft, wohnen und arbeiten) - Zentrale verkehrsgünstige Lage zwischen Basel und Zürich - Starke Wirtschaft - Weltoffenheit - Intakte Dorfstrukturen und gelebte Tradition - und nicht zuletzt „Eigensinn“, was auch als Wille zur Unabhängigkeit interpretiert werden kann.

In den Vernehmlassungen zum Workshop wurde ein weiteres, zentrales Thema auf den Punkt gebracht: „Die Identität des Fricktals beruht eben auf einem (nicht genau definierbaren) Gefühl des Zusammengehörens trotz oder wegen seiner Verschiedenheit“.20 Wobei anzumerken ist, dass diese gemeinsame Identität gegen Aussen viel deutlicher zum Ausdruck kommt, als dies im Inneren des Frick-tals der Fall ist.

3.5 Einkommen

Kurzfassung

Die durchschnittliche Kaufkraft ist im Fricktal leicht tiefer als im Schweizer Die Unterschiede bei den Gemeinden z.T. beträchtlich: Olsberg weist eine doppelt so hohe Kaufkraft auf als Wil. Die Entwicklung der Haushalteinkommen wird im Verhältnis zur gesamtschweizerischen Entwicklung als leicht unterdurchschnittlich prognostiziert.

Fazit

Durch hochwertige Arbeitsplätze und gut qualifizierte Neuzuzüger ist die Ein-kommenssituation – und damit auch die Steuerkraft - des Fricktals zu verbessern.

Die Bevölkerungsstruktur und – entwicklung beeinflussen direkt das Einkommen einer Region. Für den einzelnen Haushalt stellt sich Frage etwas anders: Wie viel bleibt mir von meinem Lohn, wenn ich ins Fricktal oder nach Basel ziehe? Es geht um das verfügbare Einkommen oder die Kaufkraft. Die „Finanzattraktivität“ wird zu einem immer wichtigeren Standortfaktor.

Wir stützen uns bei unserer Analyse auf die Untersuchungen zur Wohnorts-Attraktivität der Credit Suisse.21

19 Für Details siehe Beilage 10 „Identität“ (aus Protokoll VISION, Seite 3) 20 Bernhard Horlacher: Stellungnahme vom 8.10.06 21 www.credit-suisse.com dort Index A-Z: Wohnortattraktaivtät

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Abb. 38

Die durchschnittliche Kaufkraft im Fricktal beträgt 95.5%, bei einem Basis-Index von 100 für die Schweiz. Die einzelnen Gemeinden differieren wiederum sehr stark: Olsberg mit einem Kaufkraft-Index von 150 hat eine doppelt so hohe Kauf-kraft wie Wil mit 76. Die periurbanen Wohngemeinden und die zentralen Ar-beitsorte führen die Tabelle an.

Die Entwicklung des Haushalteinkommens im Fricktal wird in der neuesten Studie zum Wirtschaftsraum Zürich im Vergleich zum Schweizerischen Mittel als leicht unterdurchschnittlich prognostiziert:22

Abb. 39

22 Greater Zurich Area: Standortmonitoring Wirtschaftsraum Zürich 2006, Zürich Sept. 2006, S. 37

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3.6 Wirtschaftsstruktur und -entwicklung

Das Wachstum einer Region hängt ab von der Entwicklung der Einkommen der Wohnbevölkerung einerseits und der Entwicklung der Wertschöpfung anderer-seits. Die Einkommensentwicklung wird bestimmt durch die Bevölkerungsstruktur und –dynamik, die wir in Ziffer 3.4.1 und 3.4.2 analysiert haben. Die Wertschöp-fung ihrerseits ist bestimmt durch die Branchenstruktur und deren Wettbewerbs-fähigkeit. Faktoren, welche den Arbeitsmarkt bestimmen, und die Arbeitsplätze und die Beschäftigung sicherstellen.

Kurzfassung

8.5% der Beschäftigten im Fricktal sind in der Landwirtschaft tätig, 44.8% in der Industrie und 46.7% im Dienstleistungssektor. Im Vergleich mit dem Kanton Aargau und der Schweiz kann das Fricktal als Industrieregion charakterisiert werden. Das bestätigen auch die 61% Wertschöpfung, die durch den 2. Sektor generiert werden.

Die Erwerbstätigen im Fricktal arbeiten in 49 verschiedenen Branchen. In den 11 Branchen Chemie (4'894 Beschäftigte), Bau (2'930), Gesundheitswesen (2'607), Landwirtschaft (2'447), Detailhandel (1'888), Unternehmensdienstleistungen (1'666), Maschinenbau (1'434), Gastronomie (1'350), Logistik (1'284), Erzie-hung/Unterricht (1'217) und Grosshandel (996) sind jeweils 1'000 oder mehr Be-rufstätige beschäftigt. In diesen Branchen arbeiten etwas über vier Fünftel der Fricktaler Beschäftigten. Aufgrund des Chemie-Clusters fallen Branchenbewertung und Wachstumsprognosen für das Fricktal positiv aus.

Der Strukturwandel ist auch im Fricktal spürbar: So hat der erste Sektor um 10.4% oder 298 Stellen abgenommen und der zweite um 2.4% (-628 Stellen). Dagegen legt der dritte Sektor um 6.1% oder 1'613 Stellen zu. Auf Branchenebene werden die strukturellen Veränderungen noch deutlicher: Das Gesundheitswesen schafft mit 890 Stellen eine Zunahme von 52% seit 1991. Dahinter folgen die Unter-nehmensdienstleistungen (+589 Stellen), die Chemie (+581), Logistik (+466), Maschinenbau (+313). Im negativen Bereich weisen die Branche „Nahrung, Futter, Getränke“ (-485 Stellen), „Verarbeitung von Glas, Steine, Erden“ (-299), „Textil“ (-288), „Möbelherstellung“ (-177) jeweils eine Halbierung ihrer Beschäftigtenzahlen auf. Auch die Restaurants (-290), der Detailhandel (-286), der Grosshandel (-219), die Metallherstellung und –bearbeitung (-177), der Bau (-116) und die Banken (-113) zahlen dem Strukturwandel Tribut.

Schlüsselbranchen sind Branchen, die einen bedeutenden Einfluss auf die langfris-tige Wettbewerbsposition des Fricktals aufweisen. Wir haben 7 vorläufige Schlüs-selbranchen identifiziert: Chemie, Bau, Gesundheitswesen, Land- und Forstwirt-schaft, Unternehmensdienstleistungen, Maschinenindustrie, Logistik. Heute arbei-ten 58% aller Beschäftigten im Fricktal in diesen Branchen. Die Beurteilung der Entwicklung der Schlüsselbranchen fällt im Grundsatz positiv aus. Es bestehen jedoch Risiken: „Chemie“ als tragende Branche im Fricktal birgt ein gewisses Klumpenrisiko. Im Baugewerbe ist der Strukturwandel noch nicht abgeschlossen. Starken politischen Veränderungen ausgesetzt sind die Land- und Forstwirtschaft und das Gesundheitswesen; auch hier ist der Strukturwandel noch im Gange. Wir betrachten „Energie“ als wichtige Konstante im Fricktal.

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Fazit

Das Fricktal ist nicht nur eine attraktive Wohnregion, sondern auch ein attraktiver Wirtschaftsstandort. Aufgrund der relativen Stärke der Industrie ergibt sich daraus die Chance, sich als Schwerpunktregion für den zweiten Sektor zu etablieren. Vorhandene Ressourcen, die Lagequalität und die Nähe zu Forschungsinstituten tragen dazu bei. Es gilt entwicklungsfähige Schlüsselbranchen zu identifizieren und zu fördern.

Der Dienstleistungssektor hat es schwer, sich in unmittelbarer Nähe zu Basel als Cluster zu entwickeln. Das Ziel muss deshalb sein, das Angebot an Dienstleistun-gen für die regionalen Unternehmungen zu unterstützen.

Landwirtschaft, Gewerbe und Tourismus bilden das wirtschaftliche Rückgrat des ländlichen Raumes. Deshalb ist die nachhaltige Land- und Forstwirtschaft zu för-dern. Durch eine Vernetzung von Landwirtschaft, Gewerbe und Tourismus wollen wir die vorhandenen Synergien ausschöpfen.

Wir setzen auf eine Entwicklung von Innen. So schaffen wir Arbeits- und Ausbil-dungsplätze. Für Neuunternehmer mit innovativen Technologien ist ein unkompli-zierter Zugang zu Risikokapital wichtig.

3.6.1 Wirtschaftssektoren

Weil die Wertschöpfung auf Gemeindeebene nicht erhoben wird, stützen wir uns als Basis für die Beurteilung der Wirtschaftsstruktur auf die Anzahl der Beschäftig-ten gemäss der NOGA-Systematik23 und der Betriebszählung 200124.

Im Fricktal sind 2'557 Personen oder 8.5% der 30’086 Beschäftigten in der Land-wirtschaft tätig. Im Vergleich mit dem Kanton Aargau mit 5.5% oder der Schweiz mit 5.8% ist dieser Anteil relativ hoch.

Die Tabelle zeigt den Anteil der in der Landwirtschaft Beschäftigten im Verhältnis zu allen Beschäftigten in der Gemeinde:

23 NOGA (Nomenclature générale des activités éeconomiques) ist die Brancheneinteilung des

Bundesamtes für Statistik. Sie stimmt weitgehend mit derjenigen der EU überein. 24 Die Zahlen der Betriebszählung 2005 waren zum Zeitpunkt unserer Analyse noch nicht verfüg-

bar.

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Beschäftigte in der Landwirtschaft in Prozent der Beschäftigten in der Gemeinde (2000)

0.3

0.4

0.4

1.1

3.0

3.1

3.5

4.4

4.5

4.6

6.7

8.1

9.4

11.6

13.2

19.8

19.9

21.2

22.1

24.7

26.0

27.8

27.9

32.8

35.2

35.4

37.8

38.5

39.6

41.4

42.3

44.6

47.0

48.0

48.5

48.6

48.7

54.8

62.5

63.0

68.7

0.0 20.0 40.0 60.0 80.0

Stein (AG)

Kaiseraugst

Sisseln

Rheinfelden

Münchwilen (AG)

Frick

Laufenburg

Eiken

Möhlin

Etzgen

Wallbach

Schwaderloch

Mumpf

Kaisten

Magden

Zeiningen

Wittnau

Herznach

Gipf-Oberfrick

Mettau

Hornussen

Oeschgen

Bözen

Obermumpf

Zeihen

Olsberg

Wegenstetten

Ueken

Effingen

Sulz (AG)

Wölflinswil

Hottwil

Wil (AG)

Gansingen

Zuzgen

Schupfart

Hellikon

Elfingen

Ittenthal

Oberhof

Oberhofen (AG)

Prozent

Abb. 40

In 26 der 41 Gemeinden sind mehr als ein Fünftel aller Beschäftigten im 1. Sektor tätig. Das bestätigt den ländlichen Charakter des Fricktals eindrücklich.

Im 2. Sektor arbeiten 13'474 Beschäftigte oder 44.8% der Fricktaler Erwerbstäti-gen. Im Kanton Aargau sind insgesamt 36% und in der ganzen Schweiz nur noch 26.6%, die im industriellen Sektor tätig sind. Das ist ein Indiz für die hohe Bedeu-tung von Industrie und Gewerbe im Fricktal; vgl. dazu Beilage 11 „Regionale Spezialisierung.“

Die Karte zeigt den hohen Anteil an Wertschöpfung, die durch den zweiten Sektor im Fricktal generiert wird.

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55

Abb. 41

Der Dienstleistungsbereich umfasst 14'055 oder 46.7% Erwerbstätige. Der Ver-gleich mit dem Kanton (58.5%) und der Schweiz (67.5%) ergibt den erwarteten tieferen Wert; vgl. dazu Beilage 12 „Tertiarisierungsgrad.

Das Fricktal beweist, dass auch mit dem „Werkplatz Schweiz“ positive Wirtschafts-ergebnisse erzielt werden können. Allerdings ist darauf zu achten, dass eine Spezialisierung in Richtung wertschöpfungsintensive Branchen, wenn möglich der Spitzenindustrie (vgl. Ziffer 3.6.2.1) ins Auge gefasst wird.

3.6.2 Branchenstruktur und Beschäftigung

3.6.2.1 Beschäftigung nach Branchen

In der Beilage 13 „Branchen und Beschäftigte nach NOGA 2001“ sind die einzel-nen Branchen nach Beschäftigten und Gemeinden zusammengefasst. Die Erwerbs-tätigen im Fricktal arbeiten in 49 verschiedenen Branchen:

Die Beschäftigtenzahl pro Branche bewegt sich zwischen 4'894 (Chemie) und 1 (Leder; Schifffahrt).

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56

Abb. 42

Branchenstruktur nach Beschäftigten 2001

1

1

2

5

5

6

10

18

28

60

66

87

92

93

99

99

108

111

135

138

162

168

188

218

220

234

250

276

281

305

310

356

412

486

495

507

611

615

616

673

996

1217

1350

1434

1666

1888

2607

2930

4894

0 1000 2000 3000 4000 5000

Leder

Schiffahrt

Bekleidung

Büromasch. U. EDV-Herst.

Wasserversorgung

Vermietung (o. Wg.)

Radio+TV-Geräte

Tabak

Mineralöl

Agenten, Makler

Immobilienverwaltung

F+E

Recycling

Steine, Erden

Elektrogeräte

Versicherungen

Möbelherstellung

Präszisionsinstrumente

Entsorgung

Verbände, Parteien, Kirchen

Kunststoff, Gummi

EDV/IT

Textil

Fahrzeugbau

Papier

Druck

Kultur, Sport, Unterhaltung

Banken

Steine,Erden Verarbeitung

Metallherst. und -bearbeitung

Energieversorgung

Allg. Dienstleistungen

Nachrichtenübermittlung

Auto, Garage, Tankstelle

Holz

öff. Verwaltung

Transport

Metallbau

Nahrung, Futter, Getränke

Fracht/Lager

Grosshandel

Erziehung, Unterricht

Hotels, Restaurants

Maschinenbau

Unternehmensdienstleistungen

Detailhandel

Gesunheitswesen

Bau

Chemie

Anzahl Beschäftigte

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Wir erachten die 11 Branchen mit jeweils über 1'000 Beschäftigten im ganzen Fricktal als bedeutend.

Branchenspiegel

Branche Beschäftigte effektiv Beschäftigte in % Chemie 4'894 Beschäftigte 17.8% aller Beschäftigten*

Bau 2'930 Beschäftigte 10.6% aller Beschäftigten*

Gesundheitswesen 2'607 Beschäftigte 9.5% aller Beschäftigten*

Landwirtschaft 2'447 Beschäftigte 8.1% aller Beschäftigten

Detailhandel 1'888 Beschäftigte 6.7% aller Beschäftigten*

Unternehmensdienstleistungen 1’666 Beschäftigte 6.1% aller Beschäftigten*

Maschinenbau 1’434 Beschäftigte 5.2% aller Beschäftigten*

Gastronomie 1’350 Beschäftigte 4.9% aller Beschäftigten*

Logistik (Transport/Lager) 1’284 Beschäftigte 4.6% aller Beschäftigten*

Erziehung, Unterricht 1’217 Beschäftigte 4.4% aller Beschäftigten*

Grosshandel 996 Beschäftigte 3.6% aller Beschäftigten

*) Prozentwerte ohne Landwirtschaft

Diese Branchen beschäftigen etwas über vier Fünftel der Fricktaler Erwerbstäti-gen.25 Dabei sind die Dienstleistungen quantitativ etwas besser vertreten als der industrielle Bereich.

Daneben hat es praktisch in allen übrigen Branchen Beschäftigte, die entweder einigen wenigen mittelgrossen Betrieben zugewiesen werden können, oder dann handelt es sich um Klein- oder Mikrounternehmen. Vgl. dazu Beilage 14 „Überre-gionale Firmen“.

Was auffällt ist die grosse „Baudichte“ im Fricktal. Es gibt in jeder Gemeinde grössere oder kleinere Baufirmen; im Durchschnitt arbeiten 41 Beschäftigte pro Gemeinde im Baugewerbe. Dazu kommen die vielen in der Regel relativ kleinen Schreinereien. Auch Garagen und Tankstellen sind gut vertreten. Erfreulich ist die relativ hohe Dichte beim Detailhandel.

Eine weitere Branchen-Differenzierung geht auf die Credit Suisse zurück: Sie unterscheidet in ihren Studien zwischen Traditioneller und Spitzenindustrie.

Traditionelle Industrie: Nahrungsmittel, Getränke und Tabak, Textilien und Bekleidung, Lederwaren und Schuhe, Holzindustrie, Papier- und Kartonindust-rie, Druckgewerbe, Kokerei, Raffinerie, Herstellung von sonstigen Produkten aus nichtmetallischen Mineralien, Metallerzeugnisse, sonstiges verarbeitendes Gewerbe.

Spitzenindustrie: Chemische und pharmazeutische Industrie, Gummi- und Kunst-stoffwaren, Maschinenbau, Herstellung elektrischer und elektroni-scher Geräte, Feinmechanik, Optik, Fahrzeugbau.

Der Anteil der Beschäftigten, die in der traditionellen Industrie tätig sind, beträgt im Fricktal 10% aller Beschäftigten, derjenige in der Spitzenindustrie dagegen 23%. Das ist ein zentraler Grund für die positive Branchenbewertung des Fricktals, wie wir im nächsten Abschnitt sehen werden.

25 Das bestätigt die 20/80-Regel aus der Betriebswirtschaft: 20% der Branchen beschäftigen

80% der Erwerbstätigen.

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58

3.6.2.2 Branchenbewertung

Die Branchenbewertung für das Fricktal fällt positiv aus. So stellen die Credit Suisse und die NAB in ihren Studien eine sehr gute Prognose. Die Abbildung zeigt die Gegenüberstellung der Branchenbewertung mit dem Standortqualitäts-Indikator. Das ergibt eine umfassende Beurteilung des mittel- und langfristigen Wachstumspotentials von Produktion und Wertschöpfung in den einzelnen Regio-nen.26

Abb. 43

Die Regionen in Quadrant I der Abbildung verfügen über ein gegenüber dem Landesdurchschnitt höheres mittel- und langfristiges Wachstumspotential. Die Regionen in Quadrant III müssen dagegen mit einem unterdurchschnittlichen Wachstum rechnen. Regionen in Quadrant II weisen ein intaktes langfristiges Potential auf. Auf mittlere Sicht hingegen dürfte mit erneuten Restrukturierungen zu rechnen sein, da die Branchenstruktur stärker risikobehaftet ist. Die Regionen in Quadrant IV schliesslich können dank sehr dynamischen Branchen auf mittlere Sicht mit einem überdurchschnittlichen Wachstum rechnen. Die schwache Standort-qualität kann jedoch die langfristigen Wachstumschancen beeinträchtigen, denn möglicherweise lassen sich zu wenig neue Unternehmen in diesen Regionen nie-der, oder die bestehenden wandern sogar ab.

Das Ergebnis des Fricktals sticht deutlich hervor. „Aufgrund der starken Stellung der Chemie und Pharmaindustrie erhält diese Region eine sehr hohe Branchenbe-wertung. Eine überdurchschnittliche Standortqualität unterstreicht zudem das Bild eines attraktiven Standorts im Umfeld des Wirtschaftszentrums Basel.“ (S. 24)

Das wird auch durch die Cluster-Analyse27 belegt, die in der Studie „Standortmoni-toring Wirtschaftsraum Zürich“ durchgeführt worden ist.28 In der gleichen Studie

26 NAB Regionalstudie Aargau 2004, S. 23-25 27 Unter einem Cluster versteht man die Anhäufung sich gegenseitig beeinflussender und ver-

stärkender spezifischer Unternehmungen und Fähigkeiten (Frey 1995, 301) 28 Greater Zürich Area: Standortmonitoring Wirtschaftsraum Zürich, 2004, S. 60

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Regionalentwicklungskonzept Fricktal, Analyse

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wird dem Fricktal ebenfalls ein überdurchschnittliches Wachstumspotential prog-nostiziert. (S. 49)

Abb. 44

Neben all den positiven Aussichten scheint uns eine Warnung angebracht. Einige, in Bezug auf die Beschäftigung dominierenden Branchen wie Bau, Gesundheitswe-sen, Landwirtschaft, Detailhandel unterliegen einem massiven Strukturwandel und/oder Kostendruck. Es ist davon auszugehen, dass einige Unternehmungen – auch im Fricktal – auf der Strecke bleiben werden; und mit ihnen auch die entspre-chenden Arbeitsplätze. In diesen Bereichen sind die verantwortlichen politischen Behörden gefordert. (vgl. Ziffer 3.6.2.6 Entwicklung der Schlüsselbranchen)

3.6.2.3 Strukturwandel

Strukturwandel ist ein dauerhafter, irreversibler Prozess, der die Grundlagen von Branchen und Unternehmungen und damit auch die wirtschaftlichen Grundlagen der Region verändert. Der Strukturwandel wird in der Regel an der Veränderung der Beschäftigten, der Wertschöpfung und der Produktivität gemessen. Weil uns aber auf der regionalen Ebene Daten zur Wertschöpfung und damit auch zur Produktivität für die einzelnen Branchen fehlen, beschränken wir uns bei unserer Beurteilung auf die Veränderung der Beschäftigtenzahlen.

Veränderung der Sektoralstruktur

Im ersten Sektor hat die Beschäftigung zwischen 1996 und 2001 um 10.4% abge-nommen, verglichen mit den Beschäftigen im 1. Sektor. Den mit Abstand grössten Anteil trägt die Landwirtschaft mit - 296 Beschäftigen dazu bei. Minimale Verän-derungen ergeben sich bei der Forstwirtschaft (– 9), und die Fischerei hat mit 7 zusätzlichen Beschäftigten sogar einen leichten Zuwachs zu verzeichnen.

Schaut man sich die Veränderung bei den einzelnen Gemeinden an, so sind die Unterschiede doch teilweise markant:

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So legen Frick (+36), Laufenburg (+28), Sulz (+22) und Rheinfelden (+14) in absolu-ten Zahlen doch relativ stark zu, während Gipf-Oberfrick mit –47, Hellikon (-32), Wil (-29), Schupfart (-28) und Magden (-25) doch recht stark abbauen. Es sind das auch die Gemeinden, die in der Spitzengruppe der absoluten Anzahl der Beschäf-tigten rangieren.

Abb. 45

Im zweiten Sektor wurden im gleichen Zeitraum insgesamt 628 Stellen abgebaut (-2.4%) und im dritten 1613 Stellen geschaffen (+6.1%).

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Veränderung der Branchenstruktur

Abb. 46

Wenn wir uns die Veränderung der Beschäftigung in den einzelnen Branchen ansehen, so stellen wir fest, dass das Gesundheitswesen mit 890 zusätzlichen Stellen oder einer Zunahme von 52% am meisten gewachsen ist. Dahinter folgen die Unternehmensdienstleistungen, die ebenfalls einen Zuwachs von über 50% verzeichnen, und die Chemie. Mehr als eine Verdoppelung der Stellen erzielt „Fracht / Lager“; kombiniert mit Transport ergibt „Logistik“ eine Schlüsselbranche für das Fricktal. Auch die Maschinenindustrie legt verhältnismässig stark zu. Eben-

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falls stehen Erziehung/Unterricht, Nachrichtenübermittlung und EDV/IT mit jeweils über 100 neuen Stellen zu Buche.

Im negativen Bereich weisen die Branchen „Nahrung, Futter, Getränke“ (-485) „Verarbeitung von Glas, Steine, Erden“ (-299), „Textil (-288) und Möbelherstellung (-177) jeweils eine Halbierung ihrer Beschäftigtenzahlen auf. In absoluten Zahlen sind auch die Restaurants (-290) der Detailhandel (-286), der Grosshandel (-219) die Metallherstellung und -bearbeitung (-177), der Bau (-116) und die Banken (-113) einem deutlichen Strukturwandel unterworfen.

Die Differenzierung in traditionelle Industrie und Spitzenindustrie ergibt einen Abbau bei der traditionellen Industrie von 1259 Beschäftigten. Demgegenüber weist die Spitzenindustrie einen Zuwachs von 871 Stellen auf. Diese Entwicklung bestätigt einerseits den Strukturwandel und andererseits, dass im Fricktal in die zukunftsfähigen Industrie-Branchen investiert worden ist.

3.6.2.4 Wertschöpfung

Zuerst etwas Theorie: Wollen wir wissen, um wie viel reicher ein Land und seine Bewohner in einem Jahr geworden sind, dann verwenden wir dazu das Konzept der wirtschaftlichen Wertschöpfung. Die Höhe der volkswirtschaftlichen Wert-schöpfung sagt uns, wie viel an wirtschaftlichen Werten geschaffen worden ist. Man nennt diese Grösse „Bruttoinlandprodukt“. Das BIP ist das Mass für den materiellen Wohlstand eines Landes oder einer Region.

Technisch wird die Wertschöpfung definiert als die Differenz zwischen den selbst erbrachten Leistungen eines Produzenten und den von ihm übernommenen sog. Vorleistungen.

Entstehung und Verwendung der Wertschöpfung

Abb. 47

In der Abbildung sehen wir gleichzeitig, wofür die Wertschöpfung verwendet wird, nämlich für die Mitarbeiter, den Staat, die Fremdkapitalgeber und die Eigentü-mer.

Da die Wertschöpfung auf regionaler Ebene weder vom BFS noch von der Statistik Aargau erhoben wird, stützen wir uns auf die Analysen des BAK, Basel Economics und der Credit Suisse:

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Abb. 48

Das BIP des Fricktals beträgt 1’644 Mio USD, zu einem Kurs von Fr. 1.1329 umge-rechnet, ergibt das eine Wertschöpfung von CHF 1’858 Mio.

In Bezug auf die Entwicklung des BIP seit 1990 etabliert sich das Fricktal als Spit-zenreiter im Wirtschaftsraum Basel. Erfreulich sind auch die Wachstumsaussichten: Das BAK prognostiziert ein Wachstum von 2.3% für 2006. Ein Wert, der den Spitzenplatz auch in Zukunft garantiert.

Abb. 49

Quelle: BAK, Basel Economics

Das Wachstum stützt sich auf den starken Sekundären Sektor, der bisher einen Wertschöpfungsbeitrag von 61% erbrachte.30 Davon wird rund 40% durch die Chemie- und Pharmabranche geleistet.

29 Kurs vom 31.12.04

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Sehr erfreulich ist das Aufholen des Tertiären Sektors, der einen zunehmenden Wachstumsbeitrag leistet. Das ist insofern wichtig für das Fricktal, weil zu erwar-ten ist, dass der zunehmende Kostendruck auch in der chemischen Industrie durch Produktivitätsfortschritte kompensiert werden wird.

Zur Produktivität: Die Credit Suisse attestiert dem Fricktal neben der Stadt Basel die zweithöchste Produktivität im Wirtschaftsraum Basel. Produktivität ist defi-niert als Wertschöpfung pro Beschäftigten.31

3.6.2.5 Schlüsselbranchen

Als Schlüsselbranche bezeichnen wir eine Branche, die einen bedeutenden Einfluss auf die langfristige Wettbewerbsfähigkeit des Fricktals aufweist.

Wir identifizieren die Schlüsselbranchen in 3 Schritten: 1. Nach der Anzahl der Beschäftigten in der Branche 2. Nach der Veränderung der Branchenstruktur 3. Nach dem längerfristigen Brachenpotenzial

Aufgrund der ersten zwei Schritte32 haben wir die folgenden 7 vorläufigen Schlüs-selbranchen für das Fricktal identifiziert: - Chemie - Bau - Gesundheitswesen - Land- und Forstwirtschaft - Unternehmensdienstleistungen - Maschinenindustrie - Logistik (Transport/Lager)

Im dritten Schritt vergleichen wir diese Schlüsselbranchen mit dem gesamtschwei-zerischen Branchenpotenzial. Dieses muss nicht mit dem regionalen Potenzial übereinstimmen, zeigt aber an, in welche Richtung die Wettbewerbsfähigkeit mittel- bis längerfristig bewegt.

Hilfestellung ist die Matrix „längerfristige Branchenpositionierung“ der UBS:

30 NAB: Regionalstudie Aargau 2004, S. 23 31 Credit Suisse: Wirtschaftsraum Basel, Zürich 2004, S. 39 32 Die Branchen „Gastronomie“, „Detailhandel“ und „Grosshandel“ haben wir bei den Schlüssel-

branchen ausgeschieden. Zum einen ist ihr Wertschöpfungspotenzial relativ gering, zum ande-ren haben sie seit 1991 im Durchschnitt über ein Viertel ihrer Beschäftigten im Fricktal abge-baut. „Erziehung und Unterricht“ kann nicht als Schlüsselbranche im wirtschaftlichen Sinn be-zeichnet werden, umfasst diese Branche vor allem Unterricht an den Schulen. Vgl. dazu Ziffer 3.6.2.1, 3.6.2.2 und 3.6.2.3

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Abb. 50

Quelle: UBS: Branchenspiegel, S. 10, Zürich 2006

Die Matrix zeigt die Entwicklung der Branchen in zwei Dimensionen: Die Marktatt-raktivität, geschätzt auf der Basis des Marktwachstums, und die Wettbewerbsposi-tion, geschätzt auf der Basis von Rentabilität und Produktivitätsentwicklung. Die Grösse der Kreise symbolisiert die Wertschöpfung der einzelnen Branchen.

Wir stellen fest, dass sich Chemie, Logistik (Transport/Lager), Unternehmensdienst-leistungen und Maschinenbau in der besten Matrixposition befinden. Das Gesund-heitswesen hat zwar eine relativ gute Marktposition, hat aber mit seiner Wettbe-werbsfähigkeit zu kämpfen. Das Baugewerbe und die Landwirtschaft (nicht in der Matrix) sind unter starkem Wettbewerbsdruck. Ihre Position wird sich erst wieder verbessern, nachdem der aktuelle Strukturwandel überwunden ist.

Die 7 Schlüsselbranchen für das Fricktal haben sich auch bei diesem dritten Schritt bestätigt. Zwei Bemerkungen dazu:

1. Es ist wahrscheinlich, dass mit der strategischen Ausrichtung weitere Branchen wie z.B. Tourismus dazukommen werden.

2. Schrittmacherbranchen können so nicht identifiziert werden. Schrittmacher-branchen sind solche Branchen, die ein zukünftiges Potenzial aufweisen, und später zu Schlüsselbranchen werden können. Sie sind in der Strategieentwick-lung in den Arbeitsgruppen zu identifizieren.

Ein erster Überblick zeigt, dass in den Schlüsselbranchen insgesamt 17'363 oder rund 58% aller Beschäftigten im Fricktal arbeiten: - 9'258 (53%) im 2. Sektor - 5'557 (32%) im Dienstleistungsbereich und - 2'548 (15%) in der Land- und Forstwirtschaft

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Chemie und Maschinenbau werden der Spitzenindustrie zugerechnet (6'328 Be-schäftigte oder 36%). Das macht rund die Hälfte des gesamten 2. Sektors aus.

Dieser erste Blick bestätigt die Dominanz der Industrie, die relative Stärke der Land- und Forstwirtschaft und die relativ schwache Position der Dienstleistungen bei den möglichen Schlüsselbranchen.

In einem nächsten Schritt werden die Entwicklung und Chancen und Risiken der vorläufigen Schlüsselbranchen etwas genauer ansehen.

3.6.2.6 Entwicklung der Schlüsselbranchen

Mit diesem Abschnitt verfolgen wir das Ziel, die längerfristige Position unserer Schlüsselbranchen zu beurteilen. Wenn wir keine Fricktal-spezifische Daten erho-ben haben, stützen wir uns auf allgemeine Aussagen auf gesamtschweizerischem Niveau,33 und für die Megatrends auf das Referat aus der Fricktal-Konferenz.34

Baugewerbe

Im Fricktal wurden in der Zeitspanne 2000-2004 für insgesamt 1’640 Mio. Fr. Bauinvestitionen getätigt. Das macht einen Jahresdurchschnitt von 327.7 Mio. Fr., wovon 70.6 Mio. (21.5%) in den öffentlichen und 257.1 Mio. (78.5%) in den priva-ten Bau flossen.

Abb. 51

Beim öffentlichen Bau halten sich der Hoch- und der Tiefbau mit je 50% die Waa-ge. Beim privaten Bau macht der Wohnungsbau mit rund 190 Mio. Fr. knapp drei Vierteln des Volumens aus; währenddem mit 44.6 Mio. rund 17% in Industriebau-ten investiert wurden.

Die Wohnbauinvestitionen liegen mit Fr. 2'800.—pro Kopf der Wohnbevölkerung über dem Schweizerischen Mittel von rund Fr. 2'500.—pro Kopf. Hingegen fallen die Investitionen in industrielle Objekte mit Fr. 1'650.—pro Beschäftigten gegen-über dem gesamtschweizerischen Durchschnitt von rund Fr. 2'400.—recht deutlich ab.

33 Für die nicht Fricktal-spezifischen Daten stützen wir uns schwergewichtig auf

- UBS outlook, Special: Branchen 2006 - Credit-suisse: Swiss Issues Branchen, Zürich 2006 - Credit-Suisse: Branchentrends 2006/07, Zürich 2006 - Credit-Suisse: Schweiz im Wandel – Branchen als Bausteine des Wachstums, Zürich, 2005

34 H.R. Arm: Megatrends, Referat an der Fricktalkonferenz vom 1.7.06

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Bauausgaben 1994 - 2004

0

100000

200000

300000

400000

500000

600000

1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004

Jahre

Fra

nk

en

Total Oeffentlich

Privater Wohnbau

Privater Industriebau

Gesamttotal

Abb. 52

Die Bauausgaben haben sich von 577.7 Mio. Fr. im Jahr 1994 auf 323.8 Mio. Fr. im Jahr 2000 beinahe halbiert. Dieser Trend konnte gestoppt werden. Die Bauinvestitionen zeigen mit 414.1 Mio. Fr. im Jahr 2004 eine deutliche Steigerung – wenn auch immer noch unter dem Niveau von 1994. Diese Steigerung ist vor allem auf den privaten Wohnungsbau zurückzuführen.

Der Wohnungsbestand im Fricktal beträgt 2004 total 29'734 Wohneinheiten. Das entspricht einer Zunahmen von rund 4'800 Wohnungen in den vergangenen 10 Jahren.

Bei den reinen Wohngebäuden beträgt der Anteil der Einfamilienhäuser im Mittel rund 80%. Bei der Zimmerzahl sehen wir einen Trend zu grösseren Einheiten. Heute beträgt der Anteil an 1- und 2-Zimmer-Wohnungen 9%, bei 3- und 4-Zimmern 52% und bei über 5-Zimmern 39%.

Der Mieteranteil liegt im Fricktal unter dem kantonalen Mittel. Er weist im Bezirk Laufenburg den tiefsten Wert aller Bezirke auf, wie die Grafik zeigt.

Abb. 53

Die Fakten weisen auf eine gute Ausgangslage des Baugewerbes hin. Auch wenn die Baugesuche für Einfamilienhäuser gemäss Wüest & Partner im Moment zu-rückgehen, können wir mittelfristig von einer überdurchschnittlichen Ausweitung der Immobiliennachfrage ausgehen, und zwar im gehobenen Segment. Insbeson-dere im Agglomerationsgürtel und in den periurbanen Wohngemeinden wird – auch entsprechend der Bevölkerungsprognose - eine Zunahme vorausgesagt (vgl. dazu Beilage 15 „Raumtypen“).

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Abb. 54

Quelle: NZZ am Sonntag v. 4.6.06, S. 49

Hingegen sind die Bauvorhaben für Industrie- und Gewerbebauten gemäss der kantonalen Baustatistik 2004/05 im Bezirk Laufenburg abnehmend.

Diesem positiven Ausblick sind jedoch auch einige kritische Bemerkungen entge-genzustellen:

Die Bauwirtschaft ist eine stark zersplitterte Branche mit relativ starken Überka-pazitäten. Deshalb leidet ihre Ertragslage auch bei hoher Bauproduktion unter einem ausgeprägten Preiskampf. Zwar hat der Margendruck mit der verbesserten Baukonjunktur etwas nachgelassen, aber der Druck wird wegen der grossen Kon-kurrenz hoch bleiben. Die Produktivität hat auf tiefem Niveau zugenommen, der Strukturwandel ist noch nicht abgeschlossen. Ansätze für die Verbesserung sind Zusammenarbeit zwischen den Baufirmen und grössere Spezialisierung.

Für die Fricktaler Bauwirtschaft besteht ein Konkurrenzdruck aus Deutschland. Und zwar zweifach: Erstens sind dort vergleichbare Wohnliegenschaften bis zu einem Drittel günstiger zu kaufen und zweitens bieten deutsch Unternehmer ihre Leis-tungen oft kostengünstiger an als ihre Schweizer Berufskollegen.

Das Baugewerbe ist Konjunkturschwankungen ausserordentlich stark ausgesetzt. Aktuell zieht die Baukonjunktur an, und es wird mit einer positiven Wachstumsdy-namik im Jahr 2007 gerechnet, sofern sich die Zinssituation nicht wesentlich verändert.35 Sinkt die Konjunktur, spürt dies das Baugewerbe meist überproporti-onal.

Das Baugewerbe wird durch die Megatrends kaum berührt. Allenfalls ziehen die grössere Freizeit- und Erlebnisorientierung zusätzliche Aufträge nach sich.

35 Vgl. Aargauische Kantonalbank: Konjunktur unserer Region, September 2006, S. 8

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Chemie

Die chemische Industrie weist ein stark überdurchschnittliches Wachstumspotenzial auf. Sie hat eine sehr hohe Exportorientierung und ist deshalb einem enormen Kostendruck ausgesetzt. Die Chemie hat zwischen 1995 - 2005 grösste Produktivi-tätssteigerung aller Branchen in der Schweiz erfahren36. Der globale Wettbewerb verlangt ein rigoroses Kostenmanagement, das mit der Gefahr verbunden ist, Arbeitsplätze abzubauen oder sogar die Produktion an günstigere Standorte auszulagern.

Herausforderungen der Branche ist der Preisanstieg auf erdölbasierten Roh- bzw. Grundstoffen. Dazu muss sie sich – je nach Ausrichtung – an Entwicklungen in der Bio- oder Nanotechnologie anpassen. Das ist ein Vorteil für Forschungs- und Ent-wicklungstätigkeit in der Schweiz.

Die Abhängigkeit der Wirtschaftskraft des Fricktals von der chemischen Industrie ist offensichtlich. Man kann sogar von einem „Klumpenrisiko sprechen. Sollte die Produktion reduziert oder sogar verlagert werden, wäre das ein schwerer Schlag. Allerdings hat DSM im Sisslerfeld erst kürzlich für Fr. 400 Mio. investiert, ein positives Zeichen.

Sollte sich der 6. Kondratieff-Zyklus mit dem Stichwort „Gesundheit“ durchset-zen37, so haben wir einen gewaltigen Wachstumsschub zu erwarten. Auch von Seiten der Megatrends sorgen die immer zahlreicher werdenden Senioren bei Pharma – und indirekt auch bei Chemie – für ein zunehmendes Nachfragepotenzi-al.

Syngenta, Novartis und DSM betreiben Forschung und Entwicklung in ihren Wer-ken im Sisslerfeld.

Maschinenindustrie

Die Maschinenindustrie ist sehr stark exportorientiert und entsprechend intensiv dem internationalen Wettbewerb ausgesetzt. Um die Erträge sicherzustellen, braucht es weiterhin Produktivitätssteigerungen, d.h. Kostensenkungsprogramme und Innovationen. Produktionsverlagerungen sind – mit Ausnahme nach China – im Moment kaum ein Thema, weist doch die Maschinenindustrie mittlerweile ein Lohnstückkostenniveau auf, das mit Mittel- und Osteuropa vergleichbar ist.

36 Vgl. Beilage 16 „Wertschöpfung“ 37 Die Kondratieff-Zyklen beschreiben Basisinnovationen, die zum Motor der gesamten Wirtschaft

geworden sind, und gleichzeitig zu einer Reorganisation der Gesellschaft geführt haben.

Der 6. Kondratieff-Zyklus wird nun als Entwicklung des Gesundheitswesens interpretiert. Hauptschwergewichte sind hier die Bio- und Gentechnologie, aber auch Ernährung, Wellness, Medizin und Medikamente.

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Abb. 55

Das Wachstumspotential wird als durchschnittlich bezeichnet. Durch die hohe Exportorientierung ist die Maschinenindustrie von der Entwicklung der Weltwirt-schaft einerseits und von Wechselkursschwankungen andererseits abhängig. Sie stellt deshalb ein gewisses Risiko für die Entwicklung der Maschinenindustrie dar. Die Jakob Müller AG ist im Bereich der Schmalbandtextilmaschinen weltweit führend. Sie hat eine eigene Entwicklungs-Abteilung in Frick.

Unternehmensdienstleistungen

„Unternehmensdienstleistungen“ ist eine äusserst heterogene Branche. Sie reicht von Rechtsberatung, Unternehmensberatung, Wirtschaftsprüfung und Treuhand, Werbeagenturen, Personalvermittlern, Architektur- und Ingenieurbüros, Sicherheitsdiensten, Reinigungsunternehmungen, Call-Centers bis hin zu Fotolabors. Die Grafik zeigt die wichtigsten Bereiche und ihre Entwicklung:

Abb. 56 / Quelle: UBS Branchenspiegel, S. 22

Unternehmensdienstleister sind i.d.R. regional orientiert und weisen eine klein-gewerbliche Struktur auf. Ihr Geschäft basiert auf intensiven persönlichen Kun-

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denkontakten. 1995-2005 war die Zunahme der Beschäftigung grösser als diejeni-ge der Wertschöpfung; deshalb ist die Produktivität sinkend.38

Abb. 57

Das Wachstumspotential wird als überdurchschnittlich eingeschätzt. Das hängt – neben dem Megatrend zur Dienstleistungsgesellschaft - von verschiedenen Fakto-ren ab: - Der Beratungsbedarf wird durch die zunehmende Dynamik der Wirtschaft

erhöht. - Viele Aktivitäten, die nicht zur Kernkompetenz einer Unternehmung gehören,

werden ausgelagert. - Die Wirtschaftsprüfung letztlich profitiert von zunehmenden gesetzlichen Auf-

lagen, wie z.B. dem neuen Revisionsgesetz ab 2007.

Gesundheitswesen

Das Gesundheitswesen umfasst Krankenhäuser, ambulante Versorgung (Ärzte und Zahnärzte) sowie Alters- und Pflegeheime.

Die Kosten des Gesundheitswesens nehmen kontinuierlich zu:

38 Vgl. Beilage 16 „Wertschöpfung“

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Abb. 58

Hintergründe sind die Alterung der Bevölkerung, die zunehmende Spezialisierung und die steigende Anzahl praktizierender Ärzte sowie die Markteinführung teure-rer Medikamente. Die Gesundheitskosten sind politisch stark unter Druck, was – bei zunehmendem Personal und abnehmender Produktivität39 - zu negativen Betriebsergebnissen führt. Die Branche wird weiter wachsen. Und wie in der Chemie wird der 6. Kondratieff-Zyklus auch hier einen grossen Wachstumsschub auslösen, sofern er sich durchsetzt. Ein Handicap ist die Nähe zum deutschen Gesundheitswesen, das seine Leistungen um einiges günstiger anbietet, als das in der Schweiz der Fall ist. Auch laufen bereits Versuche der Krankenkassen, die Rehabilitation von Schweizer Patienten in Deutschland durchzuführen.

Abb. 59 / Quelle: UBS Branchenspiegel, S. 48

Die beiden Regionalspitäler Laufenburg und Rheinfelden im Fricktal sind organi-satorisch zusammengeschlossen. Das sollte Betriebsschliessungen vermeiden hel-fen. Gute Aussichten werden den privaten Pflegeheimen vorausgesagt.

Daraus leiten wir eine gute Prognose für die Reha-Klinik und das Kurzentrum in Rheinfelden ab. Insbesondere das Kurzentrum bietet auch Wellness- und Fitness-angebote an, die von den Kundinnen und Kunden immer mehr verlangt werden.

39 Vgl. Beilage 16 „Wertschöpfung“

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Logistik

Abb. 60 / Quelle: UBS Branchenspiegel, S. 36

Die Logistik wird zum entscheidenden Dienstleister in unserer „Just-in-Time-Welt“. Entsprechend steigt die Nachfrage laufend. Allerdings verschärft sich auch der Konkurrenzdruck zunehmend. Wer sich langfristig behaupten will, muss eine ganzheitliche Logistik-Beratung anbieten, z.B. als LLP (Lead Logistics Provider), welche die gesamte Lieferkette optimieren. Eine neuere Dienstleistung bieten die sog. 4PLs (Fourth Party Logistics) an: Sie besitzen keine eigenen Transport- und Lagerkapazitäten und gewährleisten damit eine neutrale Kundenberatung.

Einer der zentralen Megatrends ist die steigende Mobilität – sowohl im Personen- als auch im Güterverkehr. Die Branche wird davon profitieren.

Nachteilig wirkt sich der steigende Ölpreis aus. Ebenfalls ein Nachteil scheinen die kleinen Betriebe zu haben. Die UBS schreibt dazu: „Mit zunehmender Unterneh-mensgrösse steigt der Optimismus ……“.

In Kaiseraugst hat das Fricktal optimale Voraussetzungen für ein Logistik-Cluster, vor allem seit der Eröffnung des Autobahn-Übergangs A3-A98 in Rheinfelden West, die trotz gegenteiligen Absichtserklärungen der Standortgemeinden einer neuen Nordumfahrung von Basel gleichkommt. Der Grenzübergang mit Zollamt liegt direkt am Autobahnkreuz A3 (Richtung Zürich) und A2 (Richtung Mittelland-Gotthard) bzw. Basel.

Weitere Logistikstandorte liegen im Raum Stein-Eiken-Frick (Autobahnanschluss, Rheinbrücke Stein-Säckingen), die mit dem neuen Staffelegg-Zubringer (Ostum-fahrung von Aarau) noch an Attraktivität gewinnen werden.

Land- und Forstwirtschaft

Die Landwirtschaft in der Schweiz befindet sich in einem starken Strukturwandel. Mit der Agrarpolitik (AP) 2011 soll die bereits begonnene Umlagerung der Markt-stützungen in Direktzahlungen weitergeführt werden40.

Der Agrarfreihandel wird diese Situation noch verschärfen. Unabhängig davon, dass die WTO-Verhandlungen ausgesetzt sind, hat der Bundesrat bereits explora-tive Gespräche mit der EU beschlossen.

Das wird den Strukturwandel in der Landwirtschaft noch verstärken. Liberale Politiker gehen davon aus, dass knapp die Hälfte der Betriebe ausreichen würde, um die landwirtschaftliche Fläche zu bewirtschaften. Sie sprechen denn auch von versteckter Arbeitslosigkeit in der heutigen Situation.

40 2005 betrug der Stützungsanteil an den Betriebseinnahmen der Schweizer Bauern 68%.

(NZZ v. 5./6.8.06, S. 13)

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Als Besonderheit der Grenzlage sind die landwirtschaftlichen Flächen nahen deut-schen Raum zu erwähnen, die von Schweizer Bauern bewirtschaftet werden. Auf Druck der deutschen Politik besteht ein Trend, sich von diesen Flächen mittelfristig zurückzuziehen, was sich negativ auf die Produktionsbasis einheimischer Betriebe auswirkt und Betriebsaufgaben fördert.

Die Megatrends werden die Landwirtschaft beeinflussen: Wenn sich der 6. Kondra-tieff-Zyklus durchsetzt, werden sich Nachfrageverschiebungen zu Bio-Produkten, zu Nahrungsmitteln mit gesundheitsfördernden Zusätzen, aber auch zu natürlichen, sog. alternativen Heilmethoden - oft auf Kräuterbasis – ergeben. Auch der Frei-zeitbereich könnte ein Ansatzpunkt für die Landwirtschaft sein. Das Stichwort ist hier „Natur“.

Auch die Waldwirtschaft befindet sich in einem Strukturwandel. Wir zitieren deshalb die Ansätze der Waldwirtschaft Schweiz:41

„ 1. Eigentumsgarantie für Waldbesitzer: Die Waldeigentümer sind von unnötigen Einschränkungen zu befreien. Ihre Rechte und Pflichten sind langfristig festzu-legen.

2. Festlegung der Verantwortlichkeiten: Die Zuständigkeiten von Behörden und Waldbesitzern sind zu entflechten und neu zu ordnen.

3. Aufbau einer neuen Unternehmenskultur: Die Waldbesitzer implementieren eine Unternehmenskultur, in der ökonomische, soziale und ökologische Ge-sichtspunkte in der Bewirtschaftung des Waldes im Gleichgewicht sind.

4. Änderung der Subventionspraxis: Verbesserte Wirksamkeit staatlicher Geld-flüsse über die Einführung von Leistungsprinzipien.“

Wie bei der Landwirtschaft wirken sich auch beim Wald die Megatrends positiv aus: Freizeit, Natur, sich bewegen, Abenteuer, Wissen sind Stichworte, bei denen der Wald eine zunehmende Bedeutung für die Bevölkerung erhalten kann.

Berücksichtigung der Unternehmensgrösse

Bei der Prognose der Branchenentwicklung ist jeweils auch die Betriebsgrösse der Unternehmungen zu berücksichtigen. Je nach Betriebsgrössenstruktur werden unterschiedliche Prognosen gemacht:42

Abb. 61 / Quelle: UBS Branchenspiegel, S. 13

So weisen insbesondere die Mikrounternehmungen als einzige Grössenklasse negative Erträge aus.

41 Waldwirtschaft Schweiz: 8 Thesen für eine zukunftsfähige Waldwirtschaft, Solothurn 2003 42 UBS-outlook 1/2006, S. 13

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3.6.2.7 Energie, Energiestädte und Energie-Unternehmen

Wir haben die Branche „Energie“ nicht als Schlüsselindustrie bezeichnet, obwohl sie für das Fricktal – auch historisch gesehen – eine hohe Bedeutung hat. Wir sehen „Energie“ eher als eine wichtige Konstante im und für den Wirtschaftsraum Fricktal. Der folgende Abschnitt umreisst kurz Hintergründe und Bedeutung:

Das Fricktal, namentlich der untere Regionsteil, ist in Energiefragen besonders sensibilisiert. Dies ist auf die Auseinandersetzungen um das Kernkraftwerk Kaise-raugst in den 1980er-Jahren zurückzuführen, welche die Bevölkerung in der ganzen Nordwestschweiz bewegten.

Nach dem Verzicht auf den Kernkraftwerkbau nahm der Kanton Aargau die Region gewissermassen in die Pflicht und setzte beim Neubau des Flusskraftwerks Rheinfelden einen Maximalausbau durch, der mit erheblichen Belastungen der Umwelt verbunden ist. Dennoch befürworten Region und Standortgemeinden den Neubau. Dieser reiht sich ein in die fünf deutsch-schweizerischen Flusslaufkraft-werke am Rhein im Raum Fricktal, welche zusammen eine erhebliche Kapazität an umweltfreundlich produzierter, elektrischer Energie bilden. Die Werke Augst-Wyhlen, Rheinfelden, Ryburg-Schwörstadt, Säckingen und Laufenburg wurden oder werden nach und nach technisch erneuert.

Das alte, in naher Zukunft vom Neubau abgelöste Flusskraftwerk Rheinfelden hat den Rang eines historischen Industriedenkmals: es handelt sich um die erste Anla-ge dieser Art in Europa. Es wurde von 1895-1898 erbaut, erreicht eine Jahrespro-duktion von 185 Mio KWh und besitzt eine installierte Leistung von 25,7 Mega-watt. Das neue Kraftwerk ist im Bau und vervierfacht mit 100 MW die installierte Leistung, die Jahresproduktion soll sich ab 2011 auf 600 Mio KWh pro Jahr belau-fen.

Abb. 62

Altes Kraftwerk Rheinfelden (Foto: Energiedienst AG, Rheinfelden)

Dem umweltschonenden Ressourcenverbrauch im Bereich Energie haben sich im Fricktal vier Gemeinden verschrieben, die mittlerweile das Label „Energiestadt“ besitzen, nämlich Magden, Stein AG, Wölflinswil sowie Zeihen. In Rheinfelden wird aktuell die Akzeptanz einer Windenergieanlage diskutiert.

Bei Laufenburg fallen die grossflächigen Anlagen der EGL (Elektrizitäts-Gesellschaft Laufenburg AG) landschaftlich ins Auge. Hierbei handelt es sich um

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den «Stern von Laufenburg», den Verbund des französischen, deutschen und schweizerischen 380-kV-Netzes, der bereits 1967 etabliert wurde.

Die EGL handelt Energie in ganz Europa. Sie ist ein Unternehmen der Axpo Grup-pe und an der Schweizer Börse SWX kotiert.

Die EGL kauft und verkauft Strom, Gas und energiebezogene Finanzprodukte. Sie ist mit 13 eigenen Tochtergesellschaften in den bedeutendsten europäischen Märkten lokal präsent und an den wichtigen Energiebörsen zum Handel akkredi-tiert. Die EGL hält Kraftwerksbeteiligungen in der Schweiz und investiert in den Aufbau von eigenen Produktionskapazitäten in europäischen Schlüsselmärkten. Sie beschäftigt insgesamt 351 Mitarbeiter.43

3.6.2.8 Forschungsinstitute

Neben den Forschungsaktivitäten in den Unternehmen selbst ist im Fricktal das FiBL sicher das bekannteste Forschungsinstitut. Wir zitieren aus der Homepage: „Am Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) in Frick, Schweiz, sind über 100 Fachleute beschäftigt. Es ist eines der führenden Wissens- und Dokumentati-onszentren für Biolandbau. Die enge Verzahnung verschiedener Forschungsgebie-te und der rasche Wissenstransfer von der Forschung zur Beratung und in die Praxis sind die Stärken des FiBL. Die Kompetenz des FiBL ist auch ausserhalb der Schweiz gesucht, und das FiBL ist an zahlreichen internationalen Projekten betei-ligt – sowohl in Forschung, Beratung und Weiterbildung als auch in der Entwick-lungszusammenarbeit. 2001 wurde das FiBL Deutschland gegründet, 2004 FiBL Österreich.“44

Als besonders innovatives Unternehmen im Fricktal präsentiert sich die Horlacher AG in Möhlin. Am bekanntesten wurde sie durch ihr Kunststoff-Leicht-Auto.

Daneben existieren in der weiteren Region die folgenden Forschungs-Institutionen: Universität Basel, ETH Studio Basel, Fachhochschule Nordwest-schweiz45 sowie die Forschungseinrichtungen der grossen Chemie- und Pharmaun-ternehmungen. In diesem Zusammenhang ist der Hinweis auf das 1996 gegründe-te BioValley wichtig. Diese Organisation umfasst die Regionen Baden, Elsass und Nordwestschweiz. Sie fördert die Zusammenarbeit zwischen Firmen die in der Biotechnologie und Pharmazeutik tätig sind sowie entsprechende Bildungs- und Forschungsinstitutionen. BioValley zählt heute 300 Unternehmungen sowie über 280 private und öffentliche Institutionen mit rund 100'000 Studierenden.

Das Paul Scherrer Institut (PSI) in Villigen ist ein multidisziplinäres Forschungsinsti-tut für Natur- und Ingenieurwissenschaften, das national und international eng mit Hochschulen, anderen Forschungsinstituten, den Fachhochschulen und der Industrie zusammenarbeitet. Mit seinen 1200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist es das grösste nationale Forschungsinstitut – und das Einzige seiner Art in der

43 (Quelle: www.egl.ch) 44 htttp://www.fibl.org 45 Die FHNW umfasst derzeit acht Hochschulen: Hochschule für Angewandte Psychologie; Hoch-

schule für Architektur, Bau und Geomatik; Hochschule für Gestaltung und Kunst; Hochschule für Life Sciences; Pädagogische Hochschule; Hochschule für Soziale Arbeit; Hochschule für Technik; Hochschule für Wirtschaft. Die FHNW ist auf die vier Trägerkantone verteilt mit Stand-orten in Aarau, Basel, Brugg, Liestal, Muttenz, Olten, Solothurn, Windisch und Zofingen.

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Regionalentwicklungskonzept Fricktal, Analyse

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Schweiz. Seine Fachgebiete sind Festkörperforschung und Materialwissenschaften, Elementarteilchen- und Astrophysik, Biologie und Medizin, Energie- und Umwelt-forschung.

3.6.3 Unternehmensstruktur

Kurzfassung

Im Fricktal gibt es 2'790 Betriebe: 87,1% Mikrobetriebe, 10.6% Kleinbetriebe, 1.8% mittlere Unternehmungen und 0.4% Grossbetriebe. Die Mikro- und Kleinbe-triebe oder 98% aller Betriebe beschäftigen 55%, die Mittel- und Grossbetriebe oder 2% aller Betriebe beschäftigen 45% der Arbeitnehmer.

Die Betriebe bzw. die Arbeitsplätze sind sehr ungleich auf die Gemeinden verteilt: Sie schwanken zwischen 10 Betrieben und 18 Arbeitsplätzen in Ittenthal sowie 537 Betrieben und 5’899 Arbeitsplätzen in Rheinfelden. In den 8 Gemeinden mit über 1’000 Arbeitsplätzen arbeiten 77.5% der Beschäftigten im Fricktal.

Wir haben für das Fricktal 11 zentrale Arbeitsorte identifiziert: Eiken, Etzgen, Frick, Laufenburg, Kaisten, Kaiseraugst, Möhlin, Münchwilen, Rheinfelden, Sisseln und Stein.

Die Veränderungen der Arbeitsstätten seit der Betriebszählung 1995 ergeben für das Fricktal einen positiven Saldo von 136 Betrieben. Dabei hat die Zahl der Betriebe im ersten Sektor abgenommen, ist im zweiten leicht gestiegen und hat im dritten deutlich zugelegt.

Im 2. und 3. Sektor stellen wir eine durchschnittliche Zunahme von 2.6 Beschäftig-ten für jeden neuen Betrieb fest. Im ersten eine durchschnittliche Abnahme von 4.1 Beschäftigten für jeden aufgegebenen Betrieb.

Fazit

Die Unternehmensstruktur im Fricktal soll erhalten bleiben. Sowohl die gewerbli-chen Mikro- und Kleinunternehmungen als auch die mittleren und grossen Unter-nehmungen leisten einen gewichtigen Beitrag zu Beschäftigung und Wertschöp-fung. Um diese Struktur halten zu können, braucht es jedoch einen „Spagat“: Auf der einen Seite sind die mittleren und grossen Unternehmen zu pflegen, auf der anderen Seite sind die Rahmenbedingungen so zu setzen, dass die „Kleinen“ überleben können. Nicht zuletzt auch deshalb, weil gerade diese oft innovativ sind, und so als Nukleus für eine positive Entwicklung wirken können.

3.6.3.1 Betriebe nach Unternehmensgrösse

Nach der letzten Betriebszählung von 2001 gibt es im Fricktal 2'790 Betriebe, 1'101 im Bezirk Laufenburg, 1'603 im Bezirk Rheinfelden und 86 in den 4 Ge-meinden des Bezirks Brugg.46

Bei 87% davon handelt es sich um Mikrounternehmungen, wie die folgende Tabelle zeigt:

46 Zahlen ohne Landwirtschaft

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Betriebe Bezirk

Laufenburg Bezirk

Rheinfelden Bezirk Brugg

Total

Mikrounternehmen (1-9 Beschäftigte*)

958 (34.3%)

1'390 (49.8%)

83 (2.9%)

2'431 (87.1%)

Kleinunternehmen (10-49 Beschäftigte*)

121 (4.3%)

172 (6.2%)

3 (0.1%)

296 (10.6%)

Mittlere Unternehmen (50-249 Besch.*)

18 (0.7%)

33 (1.2%)

0 (0%)

51 (1.8%)

Grossunternehmen (über 250 Besch.*)

4 (0.1%)

8 (0.3%)

0 (0%)

12 (0.4%)

Total 1'101 (39.5%)

1'603 (57.5%)

86 (3.0%)

2'790 (100.0%)

*) Vollzeitäquivalente

Wir haben es im Fricktal mit einer kleinkörnigen, gewerblichen Unternehmensstruktur zu tun, wie die Detailanalyse zeigt: - Von den 2'431 Mikrounternehmen beschäftigen 66% maximal 2 Arbeitskräfte. - Die Klein- und Mikrobetriebe machen zusammen 98% aller Betriebe im Fricktal

aus. Es besteht kein Unterschied zwischen den Bezirken. - Die mittleren und grossen Unternehmen sind in den Gemeinden Rheinfelden

(17), Möhlin (11), Kaiseraugst (8), Frick (7), Laufenburg (5), Stein (3), Münchwilen (2), Sisseln (2), Wallbach (2), Eiken (1), Etzgen (1), Hornussen (1), Oeschgen (1), Wittnau (1), Kaisten (1) domiziliert.

3.6.3.2 Beschäftigung nach Unternehmensgrösse

Die 27'529 Beschäftigten verteilen sich wie folgt auf die einzelnen Betriebsgrössenklassen:

Beschäftigte Bezirk

Laufenburg Bezirk

Rheinfelden Bezirk Brugg

Total

Mikrounternehmen (1-9 Beschäftigte*)

3'245 (32%)

4'779 (28%)

238 (76%)

8'262 (30%)

Kleinunternehmen (10-49 Beschäftigte*)

2'874 (28%)

4'112 (24%)

77 (24%)

7’063 (25%)

Mittlere Unternehmen (50-249 Besch.*)

1'898 (18%)

3'790 (22%)

0 5'688 (21%)

Grossunternehmen (über 250 Besch.*)

2'276 (22%)

4'240 (25%)

0 6'516 (24%)

Total 10'293 (37%)

16'921 (61%)

315 (1%)

27'529 (100%)

*) ohne Landwirtschaft

Etwas über die Hälfte der Beschäftigten arbeiten in Mikro- und Kleinunterneh-men. Die andere (knappe) Hälfte in Mittel- und Grossbetrieben. In Zahlen ausge-drückt: 98% der Unternehmen beschäftigen 55% und 2% der Unternehmen beschäftigen 45% der Arbeitnehmer im Fricktal. Ein weiteres Indiz für die frag-mentierte Gewerbestruktur, die in den 4 Gemeinden des Bezirks Brugg noch ausgeprägter ist, als in den anderen beiden Bezirken.

Die durchschnittliche Beschäftigtenzahl nach Betriebart: - Mikrounternehmen 3.4 Mitarbeiter - Kleinunternehmen 23.9 Mitarbeiter

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- mittlere Unternehmen 111.5 Mitarbeiter - Grossunternehmen 543 Mitarbeiter

Gleichzeitig sehen wir aber auch die Gefahr der Abhängigkeit von den relativ wenigen mittleren und grossen Betrieben. Das ist insofern von Bedeutung, als seit 1998 zwar eine Zunahme der Beschäftigung ersichtlich ist, dass aber diese Zunah-me auf die Entwicklung der Beschäftigung bei den Mikro- und Kleinbetrieben zurückzuführen ist. Die mittleren und grossen Betriebe verzeichneten im Durch-schnitt jeweils abnehmende Beschäftigungszahlen.

3.6.3.3 Betriebe und Beschäftigte pro Gemeinde

Die folgende Tabelle gibt Auskunft über die Anzahl der Betriebe, der Anzahl der Arbeitsplätze und den durchschnittlichen Arbeitsplätzen pro Betrieb in jeder Gemeinde im Fricktal. Die Gliederung orientiert sich an den Arbeitsplätzen pro Betrieb:

Betriebe und Arbeitsplätze im Fricktal 2001

Gemeinde Anzahl

Betriebe* Anzahl

Arbeitsplätze*

Durchschnittl. Arbeitsplätze pro Betrieb

Sisseln 54 1174 21.7 Stein 126 2348 18.6 Kaiseraugst 164 3023 18.4 Eiken 60 1003 16.7 Laufenburg 111 1546 13.9 Frick 248 2897 11.7 Rheinfelden 537 5899 11.0 Möhlin 329 3479 10.6 Münchwilen 41 419 10.2 Kaisten 67 670 10.0 Etzgen 23 226 9.8 Wallbach 71 596 8.4 Olsberg 10 73 7.3 Herznach 44 283 6.4 Schwaderloch 26 159 6.1 Wittnau 40 241 6.0 Hornussen 26 148 5.7 Gipf-Oberfrick 92 464 5.0 Sulz 40 198 5.0 Oeschgen 32 156 4.9 Magden 102 495 4.9 Zeiningen 72 349 4.8 Wölflinswil 34 161 4.7 Bözen 30 132 4.4 Obermumpf 29 121 4.2 Ueken 18 75 4.2 Mettau 14 58 4.1 Oberhof 13 51 3.9 Zeihen 31 118 3.8 Wegenstetten 41 148 3.6 Effingen 28 99 3.5 Hottwil 16 56 3.5

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Hellikon 29 97 3.3 Wil 29 97 3.3 Schupfart 28 92 3.3 Zuzgen 27 85 3.1 Mumpf 38 116 3.1 Gansingen 36 105 2.9 Elfingen 12 28 2.3 Oberhofen 12 26 2.2 Ittenthal 10 18 1.8

Total 2’790 27’529 9.9

*) ohne Landwirtschaft

Die Betriebe und die Arbeitsplätze sind sehr ungleich auf die Gemeinden verteilt. Sie schwanken zwischen 10 Betrieben und 18 Arbeitsplätzen in Ittenthal sowie 537 Betrieben und 5’899 Arbeitsplätzen in Rheinfelden. Eine Zusammenstellung, geordnet nach der Anzahl Betriebe bzw. der Anzahl der Beschäftigten pro Ge-meinde, finden Sie in Beilage 17.

Wichtig sind zwei Erkenntnisse: - In den 8 Gemeinden mit über 1'000 Beschäftigten arbeiten 77.5% aller Beschäf-

tigten im Fricktal und in den 10 Gemeinden mit über 500 Beschäftigten sind es 82.1%. Die restlichen 31 Gemeinden teilen sich die restlichen 17.9% der Be-schäftigten.

- Die durchschnittlichen Arbeitsplätze pro Betrieb entsprechen für 10 Gemeinden mit über 500 Beschäftigten einem Kleinbetrieb und für die 31 Gemeinden mit einer Beschäftigtenzahl unter 500 einem Mikrobetrieb. Ein weiteres Indiz für die Kleinkörnigkeit der Betriebsstruktur.

3.6.3.4 Zentrale Arbeitsorte

Die zentralen Arbeitsorte werden definiert als das Verhältnis Beschäftigten zu den Erwerbstätigen in einer Gemeinde. Ist der Quotient 1, so hat es an einem Ort gleichviel Erwerbstätige und Beschäftigte, das Angebot und die Nachfrage nach Stellen ist gleich. Bei einem Quotienten unter 1 hat es mehr Erwerbstätige als Stellen; die Gemeinde wird zu einer Wegpendlergemeinde. Bei einem Wert über 1 hat es mehr Stellen als Erwerbstätige; die Gemeinde ist eine Zupendlergemein-de. Je höher der Wert über 1 liegt, desto mehr Beschäftigte pendeln in diese Gemeinde. Sie wird zu einem zentralen Arbeitsort.

Dazu zählen wir die Gemeinden mit über 500 Mitarbeitern ebenfalls zu den zentralen Arbeitsorten.

Für das Fricktal haben wir 11 zentrale Arbeitsorte identifiziert, wie die folgende Karte zeigt:47

47 Vgl. dazu Beilage 18 „Zentrale Arbeitsorte (Tabelle)“.

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Abb. 63

3.6.3.5 Entwicklung der Arbeitsstätten

Die Veränderungen der Unternehmungen seit der Betriebszählung 1995 ergeben für das Fricktal einen positiven Saldo von 136 Unternehmungen. Der erste Sektor hat insgesamt abgenommen, der zweite ist leicht gestiegen ist und der dritte Sektor hat deutlich zugelegt. Wir können die Dienstleistungen als primären Wachstumsfaktor in Bezug auf die Anzahl der Betriebe bezeichnen.

Die Verteilung der Gewinne und Verluste der Anzahl der Betriebe pro Gemeinde haben wir in der folgenden Tabelle zusammengestellt:

Veränderung der Anzahl Betriebe 1995-2001

Gemeinde Veränderung

absolut Veränderung

in Prozent Primärer Wachstumsfaktor bzw. Verlustfaktor

Möhlin 40 10.5 Dienstleistung Frick 19 7.2 Dienstleistung Kaiseraugst 19 11.2 Dienstleistung Kaisten 15 14.9 Dienstleistung Wegenstetten 15 20.5 Dienstleistung Wallbach 12 14.1 Industrie und Dienstleistung Rheinfelden 11 2 Industrie und Dienstleistung Magden 10 7.7 Dienstleistung Wittnau 8 12.7 Industrie und Dienstleistung Stein 7 5.5 Eiken 6 8 Effingen 5 10.6 Dienstleistung Münchwilen 5 10.9 Dienstleistung Gansingen 4 5.7 Wölflinswil 3 4.1 Gipf-Oberfrick 2 1.5 Etzgen 1 3.4 Hornussen 1 2.3 Ittenthal 1 4.8 Laufenburg 1 0.9 Sulz 1 1.3

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Herznach 0 0 Obermumpf 0 0 Schwaderloch 0 0 Sisseln 0 0 Zeihen 0 0 Zeiningen 0 0 Zuzgen -1 -1.8 Hottwil -2 -5.9 Bözen -3 -6.3 Oberhof -3 -7 Oberhofen -4 -16 Landwirtschaft Oeschgen -4 -7.4 Hellikon -5 -8.3 Mettau -5 -22.7 Landwirtschaft und Industrie Olsberg -5 -20 Industrie und Dienstleistung Schupfart -5 -8.8 Elfingen -7 -28 Landwirtschaft und Dienstleistung Mumpf -8 -18.6 Landwirtschaft und Industrie Ueken -10 -32.2 Dienstleistung Wil -11 -18.3 Landwirtschaft und Industrie

Gewinner-Gemeinden

Verlierer-Gemeinden

Wir haben Gewinner- und Verlierer-Gemeinden identifiziert. Als „Gewinner“ bezeichnen wir Gemeinden, die seit 1995 mindestens 10 neue Unternehmungen angesiedelt haben oder einen Zuwachs von 10% oder mehr verzeichnen. Entspre-chen haben „Verlierer“ mindestens 10 Unternehmungen verloren oder einen Rückgang von über 10% erlitten.

Der Ergebnisse der Gesamtbetrachtung bestätigen sich auch Gemeindestufe: Der primäre Wachstumsfaktor in Bezug auf die Anzahl der Unternehmungen sind die Dienstleistungen. Die Abnahmen sind schwergewichtig auf den Rückgang der Landwirtschaftsbetriebe zurückzuführen.

3.6.3.6 Beschäftigungswirkung

Die Beschäftigungswirkung der Betriebsveränderungen: Im 2. und 3. Sektor haben wir eine durchschnittliche Zunahme von 2.6 Beschäftigten für jeden neu eröffne-ten Betrieb48, wobei der Trend – insbesondere bei den Gemeinden mit wenigen Veränderungen – nicht eindeutig ist:

48 Berechnungsbasis 1991-2001

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Abb. 64

Im 1. Sektor stellen wir eine Abnahme von durchschnittlich 4.1 Beschäftigten für jeden der 72 aufgegebenen Betriebe fest49.

3.6.4 Struktur der Erwerbstätigen

Kurzfassung

Das Ausbildungsniveau im Fricktal bewegt in etwa im Durchschnitt des Kantons. Einzig der Anteil der Erwerbstätigen mit abgeschlossener Tertiärstufe liegt sich leicht darunter. Beim Anteil der Hochqualifizierten hat das Fricktal einen Nachteil: Die Sogwirkung der Städte und der „klassischen“ Wohnregionen ist deutlich erkennbar.

Von den Erwerbstätigen arbeiten 67% Vollzeit und 27% Teilzeit, 6% sind Lehrlin-ge. Die Arbeitslosigkeit im Fricktal war 2005 über 2x tiefer als beim Kanton und als in der Schweiz insgesamt. Der Hauptgrund dürfte die kleinkörnige, gewerbli-che Struktur der Unternehmungen im Fricktal sein. Kleinere Unternehmungen sind flexibler und dadurch auch krisenresistenter als grössere.

Die Entwicklung der Beschäftigung in den Gemeinden zeigt erhebliche Unterschie-de: Wegenstetten schafft mit 83% beinahe eine Verdoppelung der Beschäftigung seit 1991, Kaiseraugst mit 909 neuen Stellen knapp 50% mehr. Mumpf verliert beinahe die Hälfte der Beschäftigung (-48%) und Laufenburg mit 477 Stellen rund ein Viertel aller Stellen, ebenfalls seit 1991.

Fazit

Die Wechselwirkung zwischen einem attraktiven Wirtschaftsstandort und dem Arbeitsmarkt ist augenfällig. Die Verfügbarkeit von Arbeitskräften ist von drei Seiten her zu steuern: Erstens durch die Ansiedlung von innovativen Unterneh-mungen, zweitens durch die Profilierung als Wohnregion und drittens durch eine gute Verkehrserschliessung und attraktivere Rahmenbedingungen für Pendler.

3.6.4.1 Qualifikation

Das Ausbildungsniveau im Fricktal liegt mit einem Anteil von 23.2% der Erwerbs-tätigen mit abgeschlossener Tertiärstufe50 leicht unter dem kantonalen Durch-

49 Berechnungsbasis 1995-2001

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schnitt von 25.1%. Der Bezirk Rheinfelden schneidet im Vergleich besser ab als Laufenburg und die 4 Gemeinden des Bezirks Brugg. Das Ausbildungsniveau auf Tertiärstufe in den einzelnen Gemeinden ist auf der Karte ersichtlich.

Abb. 65

Der höchste Prozentsatz der Hochqualifizierten befindet sich im Agglomerations-gürtel und in den peripheren Wohngemeinden.

Im internationalen Vergleich zeigt sich eine deutliche Sogwirkung der Zentren. Die Hochqualifizierten weisen ein eindeutiges Zentrum-Peripherie-Muster auf. Das hat zu tun mit der zentrumsbezogenen Konzentration von Dienstleistungsbetrie-ben, die oft eine höhere Qualifikation nachfragen, als die Industrie.

50 Die Tertiärstufe umfasst eine Ausbildung an Universitäten, ETH, Fachhochschulen, pädagogi-

sche Hochschulen, höhere Fachschulen oder eine höhere Fach- und Berufsprüfung

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Abb. 66

Die ungelernten und angelernten Erwerbstätigen bewegen sich ebenfalls im Durchschnitt des Kantons. Ebenso die höheren sozioprofessionellen Kategorien wie Oberstes Management, freie und akademische Berufe und Selbständige. Insgesamt sind in dieser Kategorie die Schwankungen pro Gemeinde etwas grös-ser, als bei der Tertiärausbildung; vgl. dazu die Beilage 19 „Anteil der Bevölke-rung mit höherer Ausbildung.“

Die Kombination der Verfügbarkeit von Hochqualifizierten und Ausbildungsstand ist ein wichtiger Standortfaktor. Hier zeigt sich die schwierige Situation des Frick-tals: Es hat einen Nachteil gegenüber den „klassischen“ Stadtregionen, es hat einen Nachteil gegenüber den „klassischen“ Wohnregionen, und es hat einen Nachteil, weil es – noch - keine überregionale Arbeitsmarktregion ist.

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Abb. 67

Quelle: NAB Regionalstudie Aargau 2004, S. 12

3.6.4.2 Beschäftigungsgrad in den Gemeinden

Von den Erwerbstätigen im Fricktal arbeiten 67.3% Vollzeit und 27% Teilzeit. Sie unterscheiden sich damit nicht vom kantonalen Mittel. Auch die Lehrlinge bewe-gen sich mit 5.6% im Durchschnitt des Kantons. Es ist von Bedeutung, die Lehrlinge als Angestellte im Fricktal halten zu können; vgl. dazu die Beilage 20 „Erwerbstä-tige im Kanton Aargau nach Beschäftigungsgrad und Gemeinde.“

3.6.4.3 Arbeitslosigkeit

Die Arbeitslosigkeit im Fricktal betrug Ende 2005 1.7%. Das ist über 2x tiefer als beim Kanton und als in der Schweiz insgesamt. Der Hauptgrund dürfte die kleinkörnige, gewerbliche Struktur der Unternehmungen im Fricktal sein. Klein und Mikrounternehmen zeichnen sich in der Regel durch eine höhere Flexibilität und dadurch auch durch eine bessere Krisenresistenz aus. Sie sind deutlich weniger konjunkturanfällig als mittlere und grosse Unternehmen.

3.6.4.4 Entwicklung der Beschäftigung

Landwirtschaft

Die Veränderung der Beschäftigung in der Landwirtschaft haben wir bereits in Ziffer 3.6.2.3. „Strukturwandel“ diskutiert. Wir wiederholen hier die zentrale Aussage: Im ersten Sektor hat die Beschäftigung zwischen 1996 und 2001 um 10.4% abgenommen, verglichen mit allen Beschäftigen im 1. Sektor. Die Vertei-lung auf die Gemeinden finden Sie ebenfalls in Ziffer 3.6.2.3.

Dienstleistung und Industrie

Die Tabelle gibt Auskunft über die Entwicklung der Beschäftigung in den Gemein-den des Fricktals 1991 – 2001. Sie ist nach der absoluten Differenz der Beschäftig-ten geordnet.

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Entwicklung der Beschäftigung 1991 - 2001

Beschäftigte 1991

Beschäftigte 2001. Gemeinde

Differenz absolut

Differenz in Prozent

2114 3023 Kaiseraugst 909 43.0 735 1003 Eiken 268 36.5

2682 2897 Frick 215 8.0 515 596 Wallbach 81 15.7

2270 2348 Stein (AG) 78 3.4 81 148 Wegenstetten 67 82.7

160 226 Etzgen 66 41.3 233 283 Herznach 50 21.5 454 495 Magden 41 9.0 318 349 Zeiningen 31 9.7

72 99 Effingen 27 37.5 69 92 Schupfart 23 33.3

222 241 Wittnau 19 8.6 146 161 Wölflinswil 15 10.3

71 85 Zuzgen 14 19.7 60 73 Olsberg 13 21.7

119 132 Bözen 13 10.9 66 75 Ueken 9 13.6 44 51 Oberhof 7 15.9

191 198 Sulz (AG) 7 3.7 18 18 Ittenthal 0 0.0

106 105 Gansingen -1 -0.9 29 26 Oberhofen (AG) -3 -10.3

103 97 Hellikon -6 -5.8 63 56 Hottwil -7 -11.1

1182 1174 Sisseln -8 -0.7 164 156 Oeschgen -8 -4.9 107 97 Wil (AG) -10 -9.3

39 28 Elfingen -11 -28.2 131 118 Zeihen -13 -9.9

5913 5899 Rheinfelden -14 -0.2 480 464 Gipf-Oberfrick -16 -3.3 176 148 Hornussen -28 -15.9 188 159 Schwaderloch -29 -15.4 155 121 Obermumpf -34 -21.9

96 58 Mettau -38 -39.6 717 670 Kaisten -47 -6.6

3532 3479 Möhlin -53 -1.5 476 419 Münchwilen (AG) -57 -12.0 224 116 Mumpf -108 -48.2

2023 1546 Laufenburg -477 -23.6

26544 27529 Total 985 3.7

Die Unterschiede sind erheblich: Der Spitzenreiter Kaiseraugst schafft mit 909 Stellen knapp 50% zusätzliche Beschäftigung seit 1991. Prozentual am meisten zugelegt hat Wegenstetten mit 82.7%. Das Schlusslicht Laufenburg verliert mit

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Regionalentwicklungskonzept Fricktal, Analyse

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einer Abnahme von 477 Beschäftigten rund ein Viertel der Stellen von 1991. Den grössten prozentualen Verlust weist Mumpf mit 48.2% auf.

Die zentralen Arbeitsorte müssten eigentlich einen Zuwachs verzeichnen. Das trifft aber nur zu für Kaiseraugst, Eiken, Frick, Stein und Etzgen. Sisseln und Rheinfel-den - vor allem aber Kaisten, Möhlin, Münchwilen und Laufenburg - weisen eine negative Entwicklung auf. Mögliche Gründe sind Betriebsschliessungen.

Ein weiterer Begründungsansatz ist die Wanderung der Arbeitskräfte aus der Theorie der Regionstypisierung. Ohne auf Details einzugehen (sie folgen später bei der Regionstypisierung) stellen wir fest, dass Theorie und Praxis mit wenigen Ausnahmen ziemlich gut übereinstimmen (vgl. Ziffer 4.2.1).

Wenn wir die Entwicklung der Beschäftigten mit der Entwicklung der Erwerbstäti-gen im ganzen Fricktal vergleichen, stellen wir fest, dass die Zunahme der Er-werbstätigen mit +13.7% deutlich höher ist, als die Zunahme der Beschäftigung mit +3.7%. D.h. die Entwicklung der Beschäftigung verläuft nicht annähernd proportional zu derjenigen der Erwerbstätigen. Der Wegpendleranteil steigt.

3.7 Mobilität

Kurzfassung

Mit 58 % arbeiten mehr als die Hälfte der Fricktaler Erwerbstätigen im Fricktal selbst. 15 % pendeln in die Stadt Basel, 11 % ins Baselbiet und 6 % in die Region Glattal und die Stadt Zürich. Der Wegpendleranteil ist steigend.

Diejenigen Fricktaler, die nach Zürich pendeln, tun dies zu rund zwei Dritteln mit dem öffentlichen Verkehr. Nach Basel sind öV und MIV ein etwa ausgeglichen und in die Aargauer oder Zürcher Regionen dominiert das Auto. Innerhalb des Fricktals gehen 26 % zu Fuss oder mit dem Velo zur Arbeit, 13 % mit dem öV und über 60 % mit dem Auto.

Mitten durch das Fricktal führt die Autobahn A3 sowie parallel dazu die Bahnlinie von Basel nach Brugg. Für die Fahrzeiten nach Basel sowie Richtung Baden, Brugg und Zürich zeigt sicht deutlich die Abhängigkeit zu diesen Verkehrsträgern. Wer nahe an der Autobahn oder bei einem Bahnhof wohnt, ist schneller in den überre-gionalen Zentren. Der Vergleich der Fahrzeiten zwischen dem öV und dem MIV zeigt, dass der öV nur in Gemeinden mit einem Bahnhof konkurrenzfähig ist. Wer zuerst den Bus zum Bahnhof benutzen muss, benötigt für die Fahrt nach Basel oft mehr als 45 Minuten. Dazu gibt es ausserhalb der Hauptverkehrszeiten von vielen Gemeinden nur eine stündliche öV-Verbindung nach Basel.

Mit dem Beitritt des Fricktals zum Tarifverbund Nordwestschweiz konnte das ÖV-Verkehrsaufkommen markant gesteigert werden.

Das Staurisiko auf der A3 im Fricktal ist gering. Anders sieht die Stausituation für die Fahrt Richtung Basel und Zürich aus. Die Stauzeiten sind dort je nach Tageszeit erheblich. Die Lärmimmissionen entlang der Autobahn und den Hauptverkehrs-verbindungen liegen oft über dem Grenzwert, an einzelnen Orten sogar über dem Alarmwert.

Die Anbindung an den internationalen Flugverkehr – sei es nach Basel-EuroAirport oder zum Flughafen Zürich – ist gut. Zum Flughafen Zürich-Kloten verkehrt der

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direkte «Flugzug», ein Zug mit Interregio-Charakter und guter Anknüpfung im Fricktal.

Für die Standortattraktivität einer Gemeinde ist die Erreichbarkeit ein wichtiger Faktor. Die Erreichbarkeit der Fricktaler Gemeinden ist sehr unterschiedlich. Sie reicht von überdurchschnittlich bis unterdurchschnittlich. Vor allem Gemeinden ohne Autobahnanschluss und ohne Bahnhof sind schlecht erreichbar.

Fazit

Eine gute Anbindung an die Zentren und die zentralen Arbeitsorte sowie regel-mässige und häufige Verbindungen im öffentlichen Regionalverkehr sind für das Fricktal sowohl als Wohn- als auch als Wirtschaftsstandort von zentraler Bedeu-tung. Das interregionale Gefälle in der Qualität der Verkehrsanbindungen bzw. der Erreichbarkeit ist zu verkleinern. Entsprechend ist der (öffentlichen) Regional-verkehr in einer zweckmässigen Kombination von öV und MIV leistungsfähiger zu gestalten. Dem Ziel der nachhaltigen Entwicklung ist dabei Rechnung zu tragen, insbesondere sind die Lärmimmissionen zu minimieren.

3.7.1 Verkehrsinfrastruktur

3.7.1.1 Verkehrsnetz Bahn

Die SBB-Linie Basel Brugg erschliesst das Fricktal mit Haltestellen in Rheinfelden, Möhlin, Stein-Säckingen und Frick.

Netzplan Bahn

Abb. 68

Quelle: Kanton Aargau, www.ag.ch, Verkehr und Mobilität, Netzgrafik Aargau, Stand 1.12.2004

Dazu verläuft die Regio-S-Bahn-Linie S1 von Frick beziehungsweise Laufenburg nach Mulhouse mit zusätzlichen Haltestellen in Eiken, Mumpf und Kaiseraugst. Das Fricktal verfügt damit als eine der wenigen Regionen der Schweiz über eine direkte S-Bahn Verbindung ins benachbarte Ausland.

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Netzplan S-Bahn

Abb. 69

Quelle: SBB, Leitung Region Nordwestschweiz, www.regio-s-bahn.ch

Im kantonalen Richtplan (2001) sind zwei Ausbauvorhaben für die Bahninfrastruk-tur enthalten. Es handelt sich dabei um folgende zwei Vororientierungen: - Dreispurausbau Pratteln-Stein (Vororientierung) - Neue Haltestelle Rheinfelden Augarten (im Bau)

Im Agglomerationsprogramm Basel (Bericht zuhanden des Bundes51) sind die ÖV-Massnahmen im Zusammenhang mit dem Erlebnisraum Salina Raurica vermerkt. Dies sind eine neue S-Bahn Haltestelle Pratteln-Längi sowie eine ÖV Korridor durch Salina Raurica.

Im Bericht zur Vernehmlassung des Agglomerationsprogramms Basel52 wird zusätz-lich der Bypass Basel erwähnt. Dieser bringt eine neue Bahnverbindung mit einer Rheinquerung von Stein-Säckingen über deutsches Gebiet zum Badischen Bahnhof Basel. Diese neue Verbindung soll den Bahnhof Basel SBB vom Güterverkehr entlasten.

3.7.1.2 Verkehrsnetz Bus

Das Busnetz besteht aus mehreren Buslinien, welche im Tarifverbund Nordwest-schweiz zusammengefasst sind.

51 Agglomerationsprogramm Basel, Bericht zuhanden des Bundes, Stand Mai 2005 52 Agglomerationsprogramm Basel, Modul Verkehr und Siedlung, Bericht zur Vernehmlassung,

September 2006

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Regionalentwicklungskonzept Fricktal, Analyse

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Netz und Haltestellenplan Bus

Abb. 70 Quelle: TNW, Tarifverbund Nordwestschweiz, www.tnw.ch

In der Nacht von Samstag auf Sonntag gibt es zusätzlich einen Nachtbus um 2.30 Uhr ab Basel Theaterplatz Richtung Rheinfelden – Magden - Möhlin – Zeiningen – Zuzgen – Hellikon - Wegenstetten – Schupfart – Obermumpf – Mumpf – Wallbach – Stein.

3.7.1.3 Verkehrsnetz Schiff

Das Rheinschiff fährt von April bis Oktober jeweils Dienstag bis Sonntag mit zwei Fahrten von Basel nach Rheinfelden und retour. Die Fahrt dauert flussaufwärts ca. 3 und abwärts ca. 2 1/2 Stunden. Diese Verkehrsverbindung hat eine rein touristi-sche Bedeutung.

Haltestellenplan Rheinschiff

Abb. 71 Quelle: Basler Personenschifffahrt, www.bpg.ch

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3.7.1.4 Strasseninfrastruktur

Durch das Fricktal führt die Nationalstrasse A3, welche bei Kaiseraugst in die A2 mündet und zuvor, in Rheinfelden-West mit der deutschen A98 über die neue Rheinbrücke verknüpft ist (sog. «Querspange A3-A98»). Weiter wird das Fricktal durch mehrere Kantonsstrassen erschlossen.

National- und Kantonsstrassen

Abb. 72

Quelle: Departement Bau, Verkehr und Umwelt des Kantons Aargau, www.ag.ch/agis

Gemäss dem kantonalen Richtplan (2001) und dem Agglomerationsprogramm Basel (Stand Mai 2005) sind folgende Strassenbauvorhaben geplant:

Nationalstrassen: - Rastplatz Oeschgen (Zwischenergebnis Richtplan)

Kantonsstrassen: - Umfahrung Augst/Kaiseraugst (Agglomerationsprogramm) - Flankierende Massnahmen zur Umfahrung Augst/Kaiseraugst (Agglomerations-

programm) - Rheinfelden Möhlin, neu Industriestrasse (Festsetzung Richtplan, steht kurz vor

Fertigstellung) - Sisseln, neuer Rheinübergang (Vororientierung Richtplan) - Knotenpunkte in Rheinfelden (Agglomerationsprogramm) - Knotenpunkte in Kaiseraugst (Agglomerationsprogramm)

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Weitere Ausbauvorhaben mit einer Relevanz für die Strasseninfrastruktur:

- NK 107 „Staffeleggzubringer“, neue Verbindung von der A1 zur Staffelegg mit erwarteter Verkehrszunahme auf der Staffeleggstrasse53 (voraussichtliche Eröff-nung 2008)

- Salina Raurica: Erlebnisraum Augst – Pratteln, wird gemäss dem Agglomerati-onsprogramm ein grösseres Verkehrsvolumen auslösen und es ist die Verlegung der Rheinstrasse H3 vorgesehen.

3.7.1.5 Verkehrsbelastung Strassennetz

Nationalstrassen – Durchschnittlicher Täglicher Verkehr

Abb. 73 / Quelle: Bundesamt für Strassen ASTRA, Strassen und Verkehr: Zahlen und Fakten 2006, www.astra.admin.ch

Die Grafik zeigt den durchschnittlichen täglichen Verkehr (DTV) auf den jeweiligen Strassenabschnitten sowie die Zunahme 2005 gegenüber 2004. Beim Abzweiger der A3 von der A1 Richtung Basel beträgt der DTV ca. 39`000 Fahrzeuge, bei der Einmündung in die A2 bei Kaiseraugst ca. 52`000 Fahrzeuge. Bemerkenswert sind die grossen Verkehrszunahmen zwischen 2004 und 2005 auf diesem Abschnitt der A3. Sie betragen von 1,1% bis 6,4%. Nach dem Zusammenschluss der A3 mit der A2 folgt vor Basel der meistbefahrene Autobahnabschnitt der Schweiz mit einem DTV von ca. 120`000 Fahrzeugen.

Die Auswirkungen der Querspange A3-A98 sind in der Grafik noch nicht enthalten.

53 strasse und verkehr, Nr. 6 / Juni 2006, S. 35

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Kantonsstrassen: Ortsdurchfahrten

Durchschnittlicher täglicher Verkehr (DTV) der Ortsdurchfahrten

Abb. 74 / Quelle: Departement Bau, Verkehr und Umwelt des Kantons Aargau, www.ag.ch/agis

Die sehr stark belastete Ortsdurchfahrt von Rheinfelden, mit einem DTV im Jahr 2005 von fast 22`000 Fahrzeugen, konnte mit der neuen Rheinbrücke entlastet werden. Daneben gibt es eine Gruppe von Ortsdurchfahrten zwischen Laufenburg und Kaiseraugst mit einem DTV von über 10`000 Fahrzeugen. Demgegenüber fällt auf, dass fast 2/3 aller Ortsdurchfahrten im Fricktal einen DTV von unter 5`000 Fahrzeugen aufweist.

3.7.1.6 Velorouten

Die Velorouten bestehen teilweise als Radwege und Radstreifen oder werden im Mischverkehr geführt. Im Mischverkehr hat es für den Velofahrenden keine sepa-

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rierte Verkehrsfläche und damit keinen besonderen Schutz. Auf mehreren Stre-ckenabschnitten sind Radstreifen geplant.

Velorouten (bestehend und geplant)

Abb. 75

Quelle: Departement Bau, Verkehr und Umwelt des Kantons Aargau, www.ag.ch/agis

3.7.1.7 Infrastruktur Flugverkehr

Auf dem Hochplateau Tägertli, zwischen Schupfart und Wegenstetten, liegt der Fricktaler Flugplatz Schupfart. Er gilt bei Sportfliegern als schön gelegener Platz zwischen Schwarzwald und Jura. Der Flugplatz mit Restaurant wird durch die Motorfluggruppe Fricktal, die Segelfluggruppe Fricktal und die Segelfluggruppe beider Basel betrieben. Der Fricktaler Flugplatz ist ein regionaler Sportflugplatz und hat im Passagierflug keine Bedeutung.

3.7.2 Erschliessungsqualität öffentlicher Verkehr

Zur Beurteilung der Qualität der Erschliessung mit dem öffentlichen Verkehr (ÖV) sind mehrer Faktoren massgebend. Ganz wichtig sind die Fahrzeit vom Ausgangs- zum Zielort, die Anzahl der angebotenen Verbindungen sowie die Erreichbarkeit der nächsten Haltestelle. Daneben sind die Betriebszeit (bis wann fährt ein Bus?), die Anzahl erforderlicher Umsteigevorgänge sowie die Abstimmung der einzelnen Verkehrsmittel von Bedeutung. Wichtig können auch weiter Kriterien, wie das Sicherheitsempfinden der Passagiere oder der Komfort sein. All diese Faktoren können für unterschiedliche Verkehrszwecke, wie den Weg zur Arbeit, in der Freizeit oder auch fürs Einkaufen, analysiert werden. Die Untersuchung im Bericht fokussiert auf den Pendlerverkehr. In diesem Bereich hat der ÖV gegenüber dem motorisierten Individualverkehr (MIV) die grösste Bedeutung.

3.7.2.1 Fahrzeiten öffentlicher Verkehr

Es wurden die Fahrzeiten in die grössten zentralen Arbeitsorte (Bözen, Frick, Kaiseraugst, Laufenburg, Möhlin, Sisseln, Stein), nach Basel sowie in die wichtigs-ten überregionalen Zentren (Baden, Brugg, Zürich) ermittelt. Dargestellt sind die schnellsten Verbindungen zwischen 7:00 und 8:00 Uhr (von Zentrum/Bahnhof bis

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Zentrum/Bahnhof), wobei für die zentralen Arbeitsorte und die überregionalen Zentren das Mittel der Fahrzeiten angegeben ist.

Fahrzeiten ÖV in die grössten zentralen Arbeitsorte

(Bözen, Frick, Kaiseraugst, Laufenburg, Möhlin, Sisseln, Stein)

Abb. 76 Datenquelle: Fahrplan www.sbb.ch

Es zeigt sich das erwartet Bild, dass die zentral gelegenen Gemeinden kürzere Fahrzeiten aufweisen als die peripheren. Für die räumlich zentral gelegenen Gemeinden Zuzgen, Hellikon und Wegenstetten ergibt sich eine längere Fahrzeit durch die topographische Lage und den damit verbundenen Bahnanschluss in Möhlin.

Fahrzeiten ÖV nach Basel

Abb. 77 Datenquelle: Fahrplan www.sbb.ch

Gemeinden mit einem direkten Anschluss an die Bahn haben die kürzeren Fahr-zeiten. Von vielen Gemeinden aus wird, auch für die schnellste Verbindung in der Hauptverkehrszeit zwischen 7:00 und 8:00 Uhr, mehr als eine halb Stunde bis nach Basel benötigt.

Für Zielorte im Gebiet des Badischen Bahnhofes von Basel ist die Verbindung von einzelnen Gemeinden (vor allem Rheinfelden) schneller mit der Deutschen Bahn als mit der SBB. Diese Anschlüsse wurden nicht berücksichtigt, handelt es sich doch nur um geringfügig schnellere Verbindungen, welche nur einem Teil der Pendler Vorteile bringen.

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Fahrzeiten ÖV in überregionale Zentren (Baden, Brugg und Zürich)

Abb. 78 Datenquelle: Fahrplan www.sbb.ch

Frick profitiert von seiner Lage Richtung Zürich und dem direkten Bahnanschluss. Die Gemeinden zwischen Zeinigen und Wegenstetten benötigen nach Baden, Brugg und Zürich im Mittel bereits über eine Stunde.

3.7.2.2 Anzahl Verbindungen öffentlicher Verkehr

Dargestellt sind die Anzahl Verbindungen mit dem öffentlichen Verkehr nach Basel, als wichtigster Ort für Pendler.

Anzahl Verbindungen nach Basel zwischen 7:00 und 8:00 Uhr

Abb. 79 Datenquelle: Fahrplan www.sbb.ch

In der Hauptverkehrszeit zwischen 7:00 und 8:00 verfügen fast alle Gemeinden über mindestens zwei Verbindungen nach Basel.

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Anzahl Verbindungen nach Basel zwischen 10:00 und 11:00 Uhr

Abb. 80 Datenquelle: Fahrplan www.sbb.ch

Zwischen 10:00 und 11:00 Uhr verfügen bereits viele Gemeinden nur noch über eine Verbindung nach Basel und im Fall von Sulz sogar über keine.

3.7.2.3 Erreichbarkeit der Haltestellen

Für eine gute Erreichbarkeit der Haltestellen wird beim Bus von einem Erschlies-sungsbereich in einem Radius von 300m ausgegangen, bei der Bahn von 800m. Im Plan ÖV-Erschliessung (vgl. dazu Beilage 21 „Karte ÖV-Erschliessung) sind die Bauzonen sowie die entsprechenden Erschliessungsbereiche markiert. Es zeigt sich deutlich, dass in mehreren Gemeinden noch Lücken betreffend der Haltestellen-dichte vorhanden sind (z.B. in Möhlin). Teilweise resultieren diese durch die Lage der Siedlung entlang einer Hauptstrasse. Eine alternative Busroute zur besseren Erfassung der Randbereiche ist dabei kaum möglich.

3.7.3 Erschliessungsqualität motorisierter Individualverkehr

3.7.3.1 Fahrzeiten motorisierter Individualverkehr

Entsprechend dem öffentlichen Verkehr wurden auch für die Fahrt mit dem Auto die Fahrzeiten in die grössten zentralen Arbeitsorte, nach Basel und in die überre-gionalen Zentren (Baden, Brugg und Zürich) ermittelt. Die Fahrzeiten wurden mit der Routen-Software TelCD-Atlas der Advanced Concepts AG bestimmt. Die ange-gebenen Zeiten gelten für die Fahrt von Zentrum nach Zentrum. Nicht berücksich-tigt sind Stausituationen. Diese sind je nach Tageszeit unterschiedlich. Auch sind die zugänglichen Daten zur Bestimmung exakter Stauzeiten knapp. Die Stausitua-tionen, besonders vor Basel und Zürich, haben aber mindestens in den Spitzen-stunden einen grossen Einfluss auf die Fahrzeiten.

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Fahrzeiten MIV in die grössten zentralen Arbeitsorte

(Bözen, Frick, Kaiseraugst, Laufenburg, Möhlin, Sisseln, Stein)

Abb. 81

Datenquelle: TelCD-Atlas, Advanced Concepts AG

Die mittlere Fahrzeit in die zentralen Arbeitsorte ist gegenüber dem öffentlichen Verkehr deutlich weniger breit gestreut und liegt im ganz Gebiet und einer halben Stunde.

Fahrzeiten MIV nach Basel

Abb. 82

Datenquelle: TelCD-Atlas, Advanced Concepts AG

Für die Fahrzeiten nach Basel zeigt sich deutlich die Abhängigkeit zur Nähe der Autobahn.

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Fahrzeiten MIV in überregionale Zentren

Abb. 83

Datenquelle: TelCD-Atlas, Advanced Concepts AG

Für die Fahrzeiten Richtung Baden Brugg und Zürich zeigt sich wiederum die nähe zur Autobahn sowie die geographische Lage Richtung Zürich.

3.7.3.2 Stausituation

Abb. 84 / Quelle: Bundesamt für Strassen ASTRA, Strassen und Verkehr: Zahlen und Fakten 2006, www.astra.admin.ch

Die Graphik zeigt die Häufigkeit der Staumeldungen im Verhältnis zum Maximal-wert. Im Fricktal liegt dieser Wert auf der A3 an mehreren Orten bei 5% des Maximalwertes. Anders sieht die Situation Richtung Basel und Zürich aus. Vor Basel werden Werte zwischen 20 bis 50% des Maximalwertes angegeben und bei Zürich liegt sogar der Maximalwert. Zu berücksichtigen ist die Verkehrszunahmen der letzten Jahre, speziell auf der A3. Es ist zu erwarten, dass Stausituationen in Zukunft häufiger auftreten werden und zu einem immer wichtigeren Faktor für die Fahrzeiten werden.

3.7.4 Vergleich Erschliessungsqualität ÖV und MIV

Im Vergleich zwischen den Fahrzeiten ÖV und MIV zeigt sich für die zentralen Arbeitsorte, nach Basel und in die überregionalen Zentren, dass die ÖV-Fahrzeiten fast durchwegs länger sind und untereinander grössere Unterschiede aufweisen. Auch unter Berücksichtigung der Stauzeiten vor Basel und Zürich ist zu erwarten, dass die MIV-Fahrzeiten für viele Gemeinden tiefer liegen als diejenigen des ÖV. Konkurrenzfähig betreffend den Fahrzeiten sind hier einzig die Gemeinden mit

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einem Bahnhof. Dies zeigt sich besonders schön im Fall von Frick, wo der ÖV in allen Bereichen mit dem MIV mithält.

Ein grosser Nachteil des ÖV gegenüber dem MIV sind die teilweise sehr wenigen Verbindungen. Für viele Gemeinden ist dies in den Randzeiten auch nach Basel nur eine stündliche Verbindung.

3.7.5 Kombination MIV und ÖV

Für die Kombination des öffentlichen Verkehrs mit dem Auto ist ebenfalls die entsprechende Infrastruktur erforderlich. An allen Fricktaler Bahnhöfen gibt es einen Park + Ride – Standort. Teilweise vorhanden sind auch Mobility – Standorte. Keinen Mobility - Standort gibt es im dicht besiedelten Gebiet /Stein/Eiken/Sisseln.

Abb. 85

Datenquelle: Departement BVU, www.ag.ch/agis und www.mobility.ch

3.7.6 Parkierung

Die Parkplatzsituation wurde in der vorliegend Analyse nicht untersucht. Es ist zu berücksichtigen, dass allenfalls auch betreffend der Parkierung regionale Aspekte wichtig sein können. Das Parkplatzangebot und eine allfällige Bewirtschaftung sind nicht nur für Einkaufszentren und andere verkehrsintensiven Einrichtungen von Bedeutung, sondern auch für lokale Gewerbetreibende. Ein gleicher Umgang mit der Parkierung in vergleichbaren Situationen kann Suchverkehr vermindern und bringt für alle „gleich lange Spiesse“.

3.7.7 Verbindungen internationaler Flugverkehr

Das Fricktal liegt für die Anbindung an den internationalen Flugverkehr an idealer Lage zwischen dem Flughäfen Zürich und dem Basler EuroAirport. Die Fahrzeiten mit dem öffentlichen Verkehr sind an beide Flugplätze in etwa gleich. So werden von Frick für die Fahrt an den Flughafen Zürich ca. 50 min benötigt, zum EuroAir-port ca. 45 min. Zu beiden Flughäfen gibt es zum Beispiel von Frick stündlich zwei Verbindungen.

3.7.8 Pendler

Im Zuge der Sub- und Periurbanisierung stieg die Entflechtung von Arbeits- und Wohnort stark an. Das führt zwangsläufig zu mehr Pendlern. Im Fricktal stieg der Wegpendler-Quote von 66% im Jahr 1990 auf 72.2% im Jahr 2000.

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3.7.8.1 Regionale Pendlerströme

Die regionalen Pendlerströme zeigen, dass 57.8% der Erwerbstätigen im Fricktal auch im Fricktal arbeiten. Die restlichen 42.2% pendeln nach Basel (15%), ins untere und obere Baselbiet (11%), nach Aarau (4%) und nach Brugg/Zurzach (4%). Die nicht im Detail aufgeführten „anderen Regionen“, in die immerhin rund 6% der Fricktaler pendeln, sind die Region Glattal und die Stadt Zürich.

Abb. 86

Eine der zentralen Fragen der zunehmenden Pendlerströme ist deren verkehrs-technische Bewältigung. Und hier ist die Wahl des Verkehrsmittels entscheidend. Die Darstellung zeigt den Anteil der Wegpendler nach Verkehrsmittelwahl:

Abb. 87

Diejenigen Fricktaler, die nach Zürich pendeln, tun dies zu rund zwei Dritteln mit dem öffentlichen Verkehr. Nach Basel sind öV und MIV in etwa ausgeglichen und in Aargauer oder Zürcher Regionen dominiert das Auto.

Innerhalb des Fricktals wird für 60% der Arbeitswege das Auto verwendet. 26% gehen zu Fuss oder mit dem Velo zur Arbeit, 13% mit dem öV54.

Die Wahl des Verkehrsmittels hängt einerseits vom Angebot des öffentlichen Verkehrs ab, andererseits aber auch vom „Staurisiko“, das mit zunehmender Zentrumsgrösse steigt. Daneben ist aber die individuelle Einstellung der Pendler 54 Bundesamt für Statistik, Pendlerstatistik 2000, www.pendlerstatistik.admin.ch

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nicht zu unterschätzen: „Während rund die Hälfte der Pendler, die den öffentli-chen Verkehr benutzen, bereit sind, eine Fahrzeit von über 40 Minuten in Kauf zu nehmen, sind es beim Privatverkehr nur 10%.“55 In einer Studie, die wir selbst für die Verkehrsbetriebe der Stadt Zürich durchgeführt haben, war der wichtigste – emotionale – Grund für die Benutzung des eigenen Fahrzeugs die Privatsphäre im Auto. „Wenn ich ins Auto steige, habe ich Feierabend; und wenn ich mit dem öV fahre, habe ich erst Feierabend, wenn ich aus dem Zug aussteige“ war ein typi-sches Statement.

3.7.8.2 Pendlerströme im Fricktal

Im Fricktal hat es insgesamt 14'044 Zupendler und 23'828 Wegpendler, was einen Pendlersaldo von – 9784 ergibt.

Die Pendlersaldi der einzelnen Gemeinden sind in der folgenden Tabelle zusam-mengestellt. Wir sehen auf einen Blick, dass der Wegpendleranteil deutlich grös-ser ist, als der Zupendleranteil:

55 NAB Regionalstudie 2004, S. 14

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Pendlerströme im Fricktal 2004

Gemeinde Zu- Quote Weg- Quote Pendler- pendler in % pendler in % saldo

Stein 1446 78.5 855 68.3 591

Frick 1764 69.9 1351 64.0 413

Sisseln 914 82.7 506 72.6 408

Laufenburg 828 69.5 640 63.8 188

Münchwilen 280 85.4 230 82.7 50

Etzgen 112 71.8 119 73.0 -7

Mettau 33 48.5 108 75.5 -75

Olsberg 74 59.2 149 74.5 -75

Elfingen 13 31.0 94 76.4 -81

Kaiseraugst 1530 78.1 1619 79.1 -89

Ittenthal 6 31.6 96 88.1 -90

Oberhofen 5 13.9 119 79.3 -114

Effingen 51 37.0 214 71.1 -163

Oberhof 26 31.7 190 77.2 -164

Bözen 73 47.4 253 75.7 -180

Schwaderloch 65 45.1 247 75.8 -182

Wil 39 28.7 239 71.1 -200

Wölflinswil 71 34.0 291 67.8 -220

Herznach 158 52.5 381 72.7 -223

Zuzgen 32 23.4 259 71.2 -227

Hellikon 40 29.6 270 74.0 -230

Schupfart 41 38.3 281 81.0 -240

Hornussen 116 61.7 358 83.3 -242

Zeihen 63 35.4 312 73.1 -249

Wittnau 168 56.4 436 77.0 -268

Wegenstetten 59 35.3 357 76.8 -298

Gansingen 46 27.4 348 74.0 -302

Oeschgen 35 31.0 338 81.3 -303

Ueken 23 26.7 328 83.9 -305

Wallbach 284 57.8 595 74.2 -311

Sulz 73 33.5 424 74.5 -351

Obermumpf 46 30.7 404 79.5 -358

Kaisten 344 54.2 724 71.3 -380

Mumpf 72 41.9 469 82.4 -397

Eiken 215 57.2 725 81.8 -510

Zeiningen 165 43.8 741 77.8 -576

Rheinfelden 2807 58.6 3453 63.5 -646

Magden 232 42.6 1169 78.9 -937

Gipf-Oberfrick 251 46.1 1204 80.4 -953

Möhlin 1444 51.5 2932 68.3 -1488

Abb. 88

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Interessant ist nun die Frage, wohin die Erwerbstätigen innerhalb des Fricktals pendeln. Die folgende Karte gibt darüber Auskunft:56

Abb. 89

Die Pendler pendeln an die zentralen Arbeitsorte (vgl. Ziffer 3.6.3.4), also ins Sisslerfeld, nach Rheinfelden, Möhlin Kaisten, Frick und Laufenburg. Kaiseraugst ist ein Spezialfall: Einerseits ist Kaiseraugst eine Rotationsgemeinde57 und ande-rerseits pendeln viele Erwerbstätige nach Basel und nicht innerhalb des Fricktals.

Die volkswirtschaftlichen Auswirkungen von Pendlern sind ambivalent: So wirkt sich ein Zupendlerüberschuss positiv auf das regionale Bruttoinlandprodukt aus, weil dieses am Ort der Entstehung gemessen wird. Weil aber die Steuern am Wohnort der Erwerbstätigen anfallen, profitiert auf der anderen Seite auch die Wohngemeinde von den Wegpendlern.

3.7.8.3 Grenzgänger

Die Anzahl der Grenzgänger im Fricktal beträgt insgesamt 4'639 oder 15.4% aller Beschäftigten. Die Tabelle zeigt deren Verteilung auf die Gemeinden und den Anteil in Prozent am Total der Beschäftigten in der Gemeinde:

Grenzgänger im Fricktal 2000

Gemeinde Grenzgänger In Prozent der Beschäftigten

Rheinfelden 947 16.1 Möhlin 674 19.4 Kaiseraugst 598 19.8 Stein 494 21.0 Sisseln 488 41.6 Laufenburg 451 29.2 Frick 309 10.7 Münchwilen 165 39.4 Kaisten 97 14.5

56 In der Karte wurden die Wegpendlersaldi von einer Gemeinde in die andere nur erfasst, wenn

sie grösser als 10 waren. Damit werden zwar nicht alle Pendlerströme erfasst, doch bleibt die Übersichtlichkeit gewahrt.

57 Von einer Rotationsgemeinde spricht man dann, wenn sich der Quotient der Zupendler in % zu den Wegpendlern in % zwischen 0.8 und 1.2 bewegt.

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Wallbach 88 14.8 Eiken 61 6.1 Etzgen 51 22.6 Magden 45 9.1 Gipf-Oberfrick 33 7.1 Schwaderloch 26 16.4 Sulz 14 7.1 Zeiningen 14 4.0 Effingen 12 12.1 Herznach 10 3.5 Mumpf 7 6.0 Obermumpf 7 5.8 Oeschgen 6 3.8 Hottwil 5 8.9 Olsberg 5 6.8 Gansingen 4 3.8 Wittnau 4 1.7 Schupfart 3 3.3 Ueken 3 4.0

Zeihen 3 2.5 Hornussen 2 1.4 Mettau 2 3.4 Oberhofen 2 7.7 Zuzgen 2 2.4 Bözen 1 0.8 Elfingen 1 3.6 Hellikon 1 1.0 Oberhof 1 2 Wegenstetten 1 0.7 Wil 1 1.0 Wölflinswil 1 0.6 Ittenthal 0 0

Zentrale Arbeitsorte

Am meisten Grenzgänger hat es an den zentralen Arbeitsorten, was nicht verwun-dert. Was auffällt, ist der z.T. hohe prozentuale Anteil der Grenzgänger am Total der Beschäftigten. So sind in Sisseln mit 41.6%, in Münchwilen mit 39.6 knappen Hälfte der Beschäftigten Grenzgänger. Die zentrale Begründung ist sicher das höhere Lohniveau in der Schweiz. Inwieweit die konjunkturelle Entwicklung eine Rolle spielt können wir nicht beurteilen.

Rund drei Viertel der Grenzgänger im Fricktal kommt aus Deutschland, rund ein Viertel aus Frankreich. Laut Pendlerstatistik hat der Anteil der deutschen Grenz-gänger zwischen 1990 und 2000 um rund 30% abgenommen, derjenige aus Frank-reich lediglich um rund 2%.

Zwei Fragen sind noch offen: 1. Welche Qualifikation weisen die Grenzgänger auf? 2. In welchen Branchen sind sie tätig?

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Wir konnten sie auf der Basis unserer Datenlage nicht beantworten. Im Zusam-menhang mit dem Schlagwort „Schaffen von Arbeitsplätzen“ sollten wir diese Fragen bei der Entwicklung unserer Strategie im Auge behalten.

3.7.8.4 Erreichbarkeit

Die Standortattraktivität einer Gemeinde oder einer Region hängt entscheidend von ihrer Erreichbarkeit ab. Ob es sich um Firmenansiedlungen handelt oder um Wohnnutzungen oder um Freizeitaktivitäten, immer ist die Erreichbarkeit ein zentrales Thema. Erreichbarkeit ist kein zu unterschätzender Faktor im Wettbe-werb der Standorte.

Uns liegen zwei Untersuchungen zur Erreichbarkeit vor: 1. Die Untersuchung im Bericht „strukturschwache Regionen“58

(vgl. dazu Beilage 22 „Erreichbarkeit“) 2. Die Beurteilung der Verkehrsverbindungen im Zusammenhang mit der „Woh-

nortattraktivitäts-Analyse der Credit-Suisse59 (vgl. dazu Beilage 23 „Verkehrsverbindungen nach SQI)

Beide kommen zum gleichen Schluss: Die Erreichbarkeit der Gemeinden im Fricktal ist unterschiedlich. Sie reicht von deutlich überdurchschnittlich bis unterdurchschnittlich. Eine sehr gute Erreichbar-keit wird in beiden Untersuchungen Kaiseraugst und Rheinfelden zugesprochen. Unterdurchschnittlich sind, wiederum in beiden Untersuchungen identisch, die Gemeinden Zuzgen, Hellikon, Wegenstetten und Oberhofen sowie die Gemeinden zwischen Ittenthal und Wil.

58 Kanton Aargau, Abteilung Raumentwicklung/Gemeindeabteilung: Strukturschwache Regionen,

November 2005, S. 10-13 59 Vgl. dazu die Beilage 23 „Verkersverbindungen nach SQI“ oder www.credit-suisse.com, dort

im Index bei Wohnort-Attraktivtät

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Erreichbarkeitsgrad (MIV) gemäss Strukturschwächen-Bericht

Abb. 90

Quelle: Kanton Aargau, Abteilung Raumentwicklung/Gemeindeabteilung: Strukturschwache Regionen, November 2005, S. 13

Erreichbarkeit gemäss Wohnort-Attraktivität der CS

Abb. 91 Datenquelle: Rechner Wohnortattraktivität der CS, www.credit-swiss.com

Die Untersuchung der CS definiert die Erreichbarkeit als Güte der Verkehrsverbin-dung (ÖV und MIV) unter Berücksichtigung der ökonomischen Aktivitäten am Zielort wie folgt:

„ Die Qualität der Verkehrserschliessung kann verstanden werden als Summe der Vortei-

le, welche sich aus der Nähe zu Ballungsräumen ergeben. Der verwendete Indikator wird

aufgrund von Verkehrsnetzen für den motorisierten Individualverkehr und den öffentli-

chen Verkehr berechnet. Die Knoten dieser Netze stellen die Ballungsräume dar und die

Verbindungen werden anhand der Fahrzeiten ausgedrückt. Für das Potential an Attrak-

tionsmöglichkeiten und das Gewicht ökonomischer Aktivitäten werden Bevölkerungs-

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Regionalentwicklungskonzept Fricktal, Analyse

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und Arbeitsplatzzahlen verwendet. Mit anderen Worten wird davon ausgegangen, dass

ein Zielort umso attraktiver ist, je mehr Einwohner und Arbeitsplätze er aufweist. Dabei

werden die erreichbaren Vorteile mit zunehmender Fahrzeit geringer gewichtet.“

Die Gemeinden des Fricktals liegen alle beim oder über dem schweizerischen Durchschnitt. Bezogen auf den Durchschnitt des Kantons Aargaus sind hingegen weite Gebiete unterdurchschnittlich. Vor allem Gemeinden, welche weder an der Autobahn noch im Bereich der Eisenbahnlinie liegen, weisen eine schlechte Er-reichbarkeit auf.

3.8 Freizeit, Tourismus und Kultur

Kurzfassung

Das Fricktal bietet einiges an Sehenswürdigkeiten und Freizeitangeboten: Histori-sche Altstädte, intakte Dorfstrukturen, Kirchen, Schlösser, Kapellen, Museen und nicht zuletzt Augusta Raurica. Dazu Wanderwege in den Jurahöhen oder dem Rhein entlang. Die berühmteste Wanderung ist der Fricktaler Höhenweg. Bäder, Golfplätze und Driving Ranges, eine Eisbahn, ein Skilift und ein Sportflugplatz runden das Angebot ab.

Der Blick auf die Statistik zeigt, dass die Logiernächte im Fricktal in den vergan-genen 10 Jahren um 12% abgenommen haben. Interessant ist die Auswertung der wichtigsten Gemeinden: Rheinfelden als führende Destination weist einen Rück-gang um rund einen Viertel aus, ebenso Kaiseraugst. Dagegen legen Möhlin (+90%) und Frick (+58%) deutlich zu.

Die touristische Infrastruktur im Fricktal entspricht nicht in allen Teilen den immer anspruchsvolleren und differenzierteren Bedürfnissen der Erholungssuchenden. Die einzelnen Gemeinden haben nur beschränkte Möglichkeiten, ihre Infrastruk-turen entsprechend auf- und auszubauen.

Das Fricktaler Kulturangebot ist recht vielfältig: Ausstellungen, Märkte, Theater-aufführungen, Konzerte, Vorträge, Jassturniere, Sportveranstaltungen, Unterhal-tungsabende. Die meisten Veranstaltungen werden von den Dorfvereinen oder der Gemeinde organisiert. Das Vereinsleben erscheint als sehr breit gestreut und intensiv.

Fazit

Das vielfältige Freizeitangebot ist zu halten. Das Fricktal weist ein Potenzial als naturnahes Naherholungsgebiet auf. Dieses Potenzial gilt es mittels „sanftem“ Tourismus auszuschöpfen. Eine entsprechende Infrastruktur ist aufzubauen. Der Bekanntheitsgrad des Fricktals ist zu erhöhen.

Kultur gibt Impulse. Sie ist wichtig für die Identität des Fricktals. Wir erachten es als wichtig, dem Kulturangebot Profil zu verleihen. Die Ausstrahlungen auf Tou-rismus, Image und Bekanntheitsgrad sind nicht zu unterschätzen.

Das Fricktal muss sein Angebot und die entsprechende Infrastruktur als Gesamt-Region planen, will es sich als Tourismusregion profilieren.

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3.8.1 Tourismusangebot

Die Region Fricktal bietet eine breite Palette an Erholungs- und Sportmöglichkei-ten. Dazu zählen die Wanderwege und Biketouren sowie verschiedene Erlebnis-ausflüge. Der Fricktaler Tourismus lebt von der Natur und Landschaft.

3.8.1.1 Sehenswürdigkeiten

Einige der Sehenswürdigkeiten im Fricktal sind die Altstädte von Rheinfelden und Laufenburg sowie Kirchen, Schlösser, Kapellen und Ausgrabungen. Augusta Rauri-ca in Kaiseraugst - Augst ist wohl die bekannteste Ausgrabungsstätte im Fricktal und zeigt die erste römische Siedlung der Schweiz. Die alte Dorfkirche in Kaise-raugst gilt als erste Sakralbaute in der Region Basel. In Frick werden immer wie-der Saurierskelette gefunden, unter anderem auch ein komplettes. Die Häufigkeit und die gute Qualität dieser Skelette lassen die Experten und Touristen rätseln. Ausgrabungen können im Sauriermuseum Frick bestaunt werden.

Die Altstadt Rheinfelden ist die älteste Zähringerstadt auf Schweizer Boden. Der östliche und südliche Teil der Stadtmauer mit Wehrgang und Türmen ist noch vollständig erhalten. Die Altstadt Rheinfelden ist grösstenteils autofrei. Die Alt-stadt Laufenburg wurde an einer Flussenge des Rheins errichtet. Die Altstadt mit Stadtmauer und Türmen ist terrassenförmig angelegt und zuoberst befindet sich die Ruine der Burg, einstiger Stammsitz der Grafen von Habsburg- Laufenburg.

Der Aussichtspunkt Sonnenberg ist ein beliebtes Wanderziel. An Wochenenden treffen sich dort Jung und Alt.

3.8.1.2 Freizeitangebote

Der Fricktaler Höhenweg ist ein rund 60km langer Wanderweg und führt von Rheinfelden via Frick nach Mettau und wird als 2-Tageswanderung propagiert.

Eine weitere fünfstündige Wanderung bietet sich auf dem Flösserweg. Dieser führt von Laufenburg via Mettau, Hottwil, Villigen nach Stilli. Doch gerade für Familien mit Kindern sind diese Wanderungen zu lang und bietet zu wenige Erlebnis- und Spielplätze. Für Familien empfiehlt sich eher eine Wanderung / Spaziergang entlang des Rheinufers oder der Besuche einer der vielen Feuerstel-len.

Entlang des Rheinufers, in der Region Laufenburg findet jährlich ein Slow-Up-Tag statt. An diesem Tag sind Strassen für den motorisierten Verkehr gesperrt und stehen für den Langsamverkehr zur Verfügung.

Daneben stehen weitere Freizeitangebote zur Verfügung:

- Freibad: Kaiseraugst, Rheinfelden, Magden, Möhlin, Laufenburg, Wölflinswil und Frick

- Hallenbad: Kaiseraugst, Sisseln

- Kino: Frick und Rheinfelden

- Eisbahn: Rheinfelden

- Skilift: Wegenstetten

- Sportflugplatz: Schupfart

- Sportzentrum: Kaiseraugst und Stein

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- Golfplatz / Driving Range: Frick, Rheinfelden, Wittnau, Hornussen

- Museum in: Frick (Saurier), Kaiseraugst (Augusta Raurica), Laufenburg (Kunst), in Magden (Aussenstelle PTT-Museum, Bern), Möhlin (Dorfmuseum), Oeschgen (Ve-lo, Zirkus Nock), Rheinfelden (Fricktaler Museum), Sulz (Nagelschmiede), Zeihen (Dorfmuseum), Zeiningen (Militär)

- Rheinschifffahrt von Basel nach Rheinfelden retour

Weitere Wander- und Velowege runden das Freizeitangebot ab. (Vgl. dazu Beila-ge 24 „Karte Freizeit und Tourismus“)

Anerkennenswert ist das Engagement des Vereins Dreiklang Aare-Jura-Rhein. Bereits wurden Freizeitbroschüren und Übersichtspläne publiziert und auf der eigenen Homepage informiert der Verein laufend über die aktuellen Projekte.

3.8.2 Übernachtungsmöglichkeiten 60

3.8.2.1 Nachfrage an Übernachtungsmöglichkeiten 61

Die Anzahl an Logiernächten belegt die Nachfrage an Übernachtungsmöglichkei-ten. Das Fricktal verbuchte 2005 insgesamt knapp 50'000 Logiernächte. Dies sind ca. 8% aller Logiernächte im Kanton Aargau. In den Jahren 1996 – 2005 hat die Anzahl an Logiernächten jährlich um 1.2% abgenommen, wogegen in der Schweiz eine leichte Zunahme zu beobachten war.

Rheinfelden zieht mit Abstand am meisten Touristen an, über zweidrittel der Logiernächte im Fricktal, leicht abnehmend (-2.4%). Möhlin (9.0% pro Jahr) und Frick (5.8% pro Jahr) haben in den vergangenen zehn Jahren stark an Logiernäch-ten zugelegt.

3.8.2.2 Angebot an Übernachtungsmöglichkeiten62

Die Fricktaler Tourismusinfrastruktur ist kleinstrukturiert und geprägt von vorwie-gend traditionellen Anbietern.

Das BFS erfasste Ende 2005 im Fricktal 26 Hotelbetriebe und 522 Betten. Das Angebot an Betten und Hotelbetrieben ging gegenüber 1996 um vier Betriebe zurück, die Bettenzahl nahm um 94 Betten (-1.53%) ab. Während auch im Kanton Aargau die Bettenzahl leicht zurückging (-2%) nahm diese in der Schweiz leicht zu (+2%).

Die Hotellerie im Fricktal kämpft im Vergleich zur Schweiz mit einer deutlich unterdurchschnittlichen Bettenauslastung. Auch die Hotellerie im Kanton Aargau hat damit zu kämpfen: Auslastung 2005, Fricktal 25.5%, Kanton Aargau 28.8%, Schweiz 32.9%. Eine zusätzliche Übernachtungsmöglichkeit während den Som-mermonaten bieten die Campingplätze und Jugendherbergen an. (Vgl. dazu Beilage 24 „Karte Freizeit und Tourismus“)

60 Quelle: Bundesamt für Statistik, Hotels und Kurbetriebe, Angebot und Nachfrage.2006 61 Quelle: Bundesamt für Statistik, Hotels und Kurbetriebe, Angebot und Nachfrage.2006 62 Quelle: Bundesamt für Statistik, Hotels und Kurbetriebe, Angebot und Nachfrage.2006

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Angebot und Nachfrage der Hotellerie im Fricktal 1996 - 2005

Logiernächte Vorhandene Gästebetten Betten-auslastung

effektiv Wachstum

in % effektiv Wachs-

tum in % In %

Gemeinde 1996 2005 1996 - 2005 1996 2005 1996 - 2005 1996 2005

Frick 3372 5319 +58% 71 96 +35% 13.0% 15.2%

Laufenburg 5544 5597 +1% 52 47 -10% 29.2% 32.6%

Kaiseraugst 4194 3000 -28% 38 35 -8% 30.2% 23.5%

Möhlin 2410 4576 +90% 61 83 +36% 10.8% 15.1%

Rheinfelden 39525 30027 -24% 263 195 -26% 41.2% 42.2%

Fricktal 55045 48519 -12% 485 456 -6% 24.5% 25.5%

Aargau 727’980 598’870 -18% 5802 5700 -2% 34.4% 28.8%

Schweiz 30’998’696 32'943’736 +6% 267’993 274’034 +2% 31.7% 32.9%

Insgesamt gingen die Logiernächte im Fricktal zwischen 1996 und 2005 um 6'526 Logiernächte oder 12% zurück, etwas weniger stark als im Kanton; im Vergleich mit der Schweiz aber doch deutlich. Interessant ist die Auswertung der wichtigsten Gemeinden: Rheinfelden als führende Destination weist einen Rückgang von rund 9'500 Übernachtungen (-24%) aus. Auch in Kaiseraugst gingen die Logiernächte um 1'200 zurück (-28%). Diese Verluste konnten durch Möhlin (+90%) und Frick (+58%) nur teilweise kompensiert werden.

3.8.3 Tourismusinfrastruktur

Die Bedürfnisse der Touristen sind in den letzten Jahren differenzierter und anspruchsvoller geworden. Über das „traditionelle“ Angebot hinaus werden vermehrt Unterhaltungs-, Wellness-, Sport-, Fitness- und individualisierte Erho-lungsmöglichkeiten verlangt.

Die Stadt Rheinfelden verfügt über solche Angebote. In vielen Hotelbetrieben finden sich Bade-, Wellness- und Erholungsmöglichkeiten. Die zwei Drittel aller Logiernächte im Fricktal belegen das.

Daneben weist das Fricktal keine eigentlichen Feriendestinationen auf. Und die einzelnen Gemeinden haben nur beschränkte Möglichkeiten, ihre Infrastrukturen entsprechend auszubauen. Es kann auch nicht die Aufgabe jeder Gemeinde sein, ein vielfältiges Freizeit- und Tourismusangebot zur Verfügung zu stellen. Das Fricktal muss sein Angebot und die entsprechende Infrastruktur als Gesamt-Region planen, will es sich als Tourismusregion profilieren.

Das Fricktal liegt zentral zwischen den beiden Metropolitanräumen Zürich und Basel. Wir sehen hier ein grosses Potenzial als Naherholungsraum. „Unberührte“ Landschaft und Natur ist ein Wert, der immer wichtiger wird.

Allerdings ist der Bekanntheitsgrad des Fricktals – vor allem im Raum Zürich – (noch) nicht genügend gross. Hier orten wir Nachholbedarf.

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3.8.4 Kultur

3.8.4.1 Veranstaltungen

Die Region Fricktal bietet eine Vielzahl von Veranstaltungen. Ausstellungen, Märkte, Theateraufführungen, Konzerte, Vorträge, Jassturniere, Sportveranstal-tungen, Beachparty. Die meisten Veranstaltungen werden von den Dorfvereinen oder der Gemeinde organisiert. Traditionell sind die Unterhaltungsabende der lokalen Vereine.

Das Musikfestival in Schupfart ist eine der wenigen Veranstaltungen, welches im überregionalen Rahmen organisiert wird. Dieses Festival findet jährlich während drei Tagen statt. Dieses Jahr zählte diese Veranstaltung rund 14'000 Besucher. Nächstes Jahr wird das 25-jährige Bestehen gefeiert. Weitere ähnliche Veranstal-tungen: Jazz-Tage in Laufenburg, Fricktaler Blues Festival in Frick, Aufführungen der Fricktaler Bühne in Rheinfelden und des Lehrertheaters in Möhlin etc.

Das Angebot an Veranstaltungen ist in der Region Rheinfelden und der Region Frick grösser als in den ländlichen Gebieten.

3.8.4.2 Kulturvereine

Als Kulturvereine werden Vereine bezeichnet, die als Ziel die Organisation von kulturellen Anlässen haben. Solche Vereine finden sich in Gipf-Oberfrick (Konzerte und Vorlesungen), Effingen (Musik- und Tanzparties), Eiken (Internet-Spiele), Gansingen (Disco und Openairs), Herznach (Konzerte), Wittnau (Disco und Plausch-turniere) und in Zeihen (Ausstellungen, Exkursionen, Märkte). Die Aufzählung zeigt, dass sich vor allem die Dorfvereine stark für eine kulturelle Vielfalt im Fricktal engagieren.

3.8.4.3 Vereine

Im Fricktal scheint das Vereinsleben recht intensiv zu sein. Der Grossteil der Verei-ne ist eher traditionell ausgerichtet.63 Vgl. dazu Beilage 25 „Vereinsleben“.

In den meisten Gemeinden findet man einen Turnverein, einen Sportverein, einen Musikverein und einen Schützenverein. In der Gemeinde Elfingen gibt es mit einem Frauenverein, einer Trachtengruppe und einem Weinbauverein relativ wenige Vereine. Viele kleinere Gemeinden weisen eine relativ kleine Anzahl von Vereinen auf. Der Grund dürfte die geringe Einwohnerzahl sein.

Neben den traditionellen Vereinen findet man auch unüblichere Gruppierungen, wie z.B. Monkeyclub, Möchtegang, Singleclub, Grassskiclub, Feierabendclub.

3.9 Öffentliche Finanzen

Wir haben die öffentlichen Finanzen für das Fricktal für das Jahr 2004 analysiert; und zwar aus dem Grunde, weil für 2005 der Datensatz noch nicht vollständig vorlag. Die grundsätzlichen Aussagen werden dadurch aber nicht verändert.

63 Grundlage dieses Abschnitts sind die aktuellen Vereinsverzeichnisse der einzelnen Gemeinden.

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Kurzfassung

Der durchschnittliche Steuerfuss der Gemeinden im Fricktal ist mit 113.5 leicht höher als der Kantonsdurchschnitt von 108.8. Im gesamtschweizerischen Kontext und im Vergleich zu den Nachbarregionen befindet sich das Fricktal in Bezug auf den Standortfaktor „Steuern“ im günstigeren Mittelfeld.

Das Fricktal weist insgesamt eine Steuerkraft von Fr. 151.9 Mio., einen Nettover-waltungsaufwand von Fr. 126.2 Mio., einen Cash-flow von Fr. 44.3 Mio. und eine Nettoschuld von Fr. 133.6 Mio. aus. Bei der Analyse der Totalwerte liegen erwar-tungsgemäss die grossen Gemeinden vorne. Hier zeigen sich die finanziellen Disparitäten zwischen den Gemeinden am deutlichsten.

22 der 41 Gemeinden sind nicht in der Lage ihren Nettoverwaltungsaufwand mit der Steuerkraft zu decken. Insgesamt beziehen 26 Gemeinden, die zusammen ein Viertel der Bevölkerung repräsentieren, total Fr. 9.1 Mio. Finanzausgleich. Der Anteil von 6% der Steuerkraft ist etwa doppelt so hoch wie der Durchschnitt im Kanton. Wie sich das neue Steuergesetz und das neue Gesetz über den Finanzaus-gleich die Situation auswirken wird, bleibt abzuwarten. Die stark unterschiedliche Entwicklung der einzelnen Regionsteile ist der Grund für dieses erhebliche Gefälle der finanziellen Leistungsfähigkeit der Gemeinden.

Bei der Analyse der Variablen pro Einwohner erweisen sich bei der Steuerkraft Münchwilen, Kaiseraugst und Olsberg als besonders leistungsstark. Werden Steu-erkraft und Finanzausgleich zusammengenommen, liegen immer noch die drei leistungsstarken Gemeinden vorne, dahinter folgen aber mit Hottwil und Ittenthal bereits die zwei Gemeinden, die am meisten Finanzausgleich pro Kopf beziehen. Beim Nettoverwaltungsaufwand pro Kopf führen die kleinen Gemeinden die Rangliste an. Sie sind nicht in der Lage, ihre Kosten auf genügend Einwohner zu verteilen. Der Cash-flow verdeutlicht nochmals die unterschiedliche Leistungsfä-higkeit der einzelnen Gemeinden. Der regionale Mittelwert der Nettoschuld pro Einwohner liegt bei Fr. 1'949.--. Er ist damit 2.5x höher als der kantonale Mittel-wert von Fr. 779.--.

Zwischen 2000 und 2004 sind mit Ausnahme des Cash-flows sämtliche Finanzzah-len stärker gestiegen als die Bevölkerung. Die grösste relative Steigerung erfuhr der Nettoaufwand, der proportional stärker anstieg als die Steuerkraft.

Fazit

Um die Finanzlage rund der Hälfte der Gemeinden im Fricktal steht es nicht gut. Wir sehen die folgenden Ansätze zur Verbesserung: Wirtschafts- und Wohnstand-ort sind auf ein günstiges Steuerklima angewiesen. Die überproportional steigen-den Nettoverwaltungsaufwände sind entweder durch effizientere Verwaltungs-führung oder durch vermehrte Zusammenarbeit und/oder Zusammenschlüsse der Gemeinden zu senken. Die Gemeinden müssen in der Lage sein, neue Investitio-nen finanzieren zu können.

Eine Grundfrage bleibt: Wie gehen wir verteilungspolitisch mit der unterschiedli-chen Entwicklung der einzelnen Regionsteile um?

Wir basieren unsere Analyse auf den Daten in den Tabellen „öffentliche Finanzen im Fricktal“, die Sie als Beilagen finden: Definition der Begriffe als Beilage 26 „Definitionen Gemeindefinanzen“; Gliederung der Gemeinden nach Alphabet als

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Beilage 27 „Gemeindefinanzen Fricktal 2004“; Beilage 28 „Gemeindefinanzen Fricktal 2004 / Werte pro Einwohner alphabetsich“ und Beilage 29 „Gemeindefi-nanzen Fricktal 2004 / Werte pro Einwohner nach Gemeindegrösse“ Gliederung der Gemeinden nach der Grösse und Werte pro Einwohner.

3.9.1 Steuerfüsse

Die Steuerfüsse sind mit einem Durchschnitt von 113.5 (mit der Einwohnerzahl gewichtet) für das Fricktal im Vergleich mit dem Kantonsdurchschnitt von 108.8 relativ hoch. Den tiefsten Wert im Kanton Aargau weist Oberwil-Lieli mit 85 auf, den höchsten Stilli mit 128.64 2006 sank zwar der Durchschnittssteuerfuss, derjeni-ge im Kanton aber auch, so dass der Abstand in etwa gleich bleibt.

Steuerfüsse im Fricktal 2004

0

20

40

60

80

100

120

140

Schwaderloch

Effingen

Hornussen

Ittenthal

Obermumpf

Ueken

WegenstettenWil

Zeihen

Elfingen

Bözen

Gansingen

Hellikon

Herznach

OberhofenSulz

Etzgen

Mettau

Mumpf

Oeschgen

Wölflinswil

Zuzgen

Hottwil

Schupfart

Wittnau

Oberhof

Eiken

Laufenburg

Möhlin

Zeiningen

Kaisten

Gipf-Oberfrick

Magden

Rheinfelden

Stein

MünchwilenFrick

Olsberg

Wallbach

Kaiseraugst

Sisseln

Ste

uerfu

ss

Abb. 92

Die Grafik zeigt, dass im Jahr 2004 nur 2 Gemeinden unter einem Steuerfuss von 100 lagen: Sisseln mit 95 und Kaiseraugst mit 100. Heute sind es bereits drei: Kaiseraugst mit 94, Sisseln mit 95, Münchwilen mit 96.

26 Gemeinden liegen über 120, 11 Gemeinden zwischen 120 und dem Kantons-durchschnitt (108.8) und lediglich die erwähnten 2 Gemeinden liegen unter dem kantonalen Mittel.

Der Steuersatz ist ein wichtiger Standortfaktor. Im gesamtschweizerischen Kontext ist das Fricktal im „günstigeren Mittelfeld“ positioniert. Es erreicht beim SQI65 einen Durchschnitt von 99.3 (Schweiz = 100), die steuergünstigste Gemeinde Sisseln 91.5. Der Vergleich mit anderen Regionen: Kanton Aargau 96.2, Kanton Basel Stadt 110.4, Basel Land 106.5, Kanton Schwyz 68.2, Gemeinde Freienbach 50.2.

64 2006 ist immer noch Oberwil-Lieli am tiefsten, allerdings nur noch mit einem Steuerfuss von 77.

Den höchsten Steuerfuss im Kanton weist Schwaderloch mit 125 auf. 65 Standort-Qualitäts-Index der Credit-Suisse, (vgl. Beilage 47 „Beurteilung nach SQI und Wohn-

ortattraktivität“)

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Die Grafik zeigt den Vergleich des Fricktals mit den Nachbarregionen.66

Abb. 93

Die Aargauer Regionen bewegen sich – was die Kombination von der Besteuerung von juristischen und natürlichen Personen anbelangt - auf einem durchaus wett-bewerbsfähigen Niveau. Während die Zürcher Regionen vor allem natürliche Personen im Blick haben, dafür die juristischen stärker besteuern, machen es die Luzerner Regionen gerade umgekehrt, sie visieren eher Unternehmungen an, und besteuern die natürliche Personen dafür etwas höher.

Am 22. August 2006 hat der Grosse Rat des Kantons Aargau eine Revision des Steuergesetzes beschlossen, das Steuerentlastungen für natürliche und juristische Personen bringt. Als Preis für die Erhöhung der Standortattraktivität wird mit Steuerausfällen von insgesamt Fr. 700 Mio. bis zum Jahr 2010 gerechnet (Fr. 450 Mio. für den Kanton und Fr. 250 Mio. für die Gemeinden). Die Volksabstimmung darüber findet am 26. November 2006 statt.

Die Beilage 30 „Einkommensbelastung 2004“ gibt einen Überblick über die regionale Steuerbelastung in der Schweiz.

3.9.2 Steuerkraft

Die Steuerkraft ist der Gemeinde-Sollsteuerbetrag von natürlichen Personen, zuzüglich des Gemeindeanteils an den Gewinn- und Kapitalsteuern der juristischen Personen, umgerechnet auf einen Steuerfuss von 100%.

Das Fricktal weist als Region eine Steuerkraft von Fr. 151.9 Mio. aus.

66 NAB Regionalstudie Aargau 2004, S. 11

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Steuerkraft absolut 2004

0

5'000

10'000

15'000

20'000

25'000

30'000

Rheinfelden

Möhlin

Kaiseraugst

Frick

Magden

Stein

Gipf-Oberfrick

Laufenburg

Kaisten

Zeiningen

Wallbach

Eiken

Sisseln

Herznach

Münchwilen

Mumpf

WittnauSulz

Wegenstetten

Obermumpf

Gansingen

Zuzgen

Oeschgen

Zeihen

Ueken

Wölflinswil

Schupfart

Olsberg

Hornussen

Hellikon

Schwaderloch

Bözen

Effingen

EtzgenWil

Oberhof

Mettau

Elfingen

Oberhofen

Hottwil

Ittenthal

in 1

'000 F

ran

ken

Abb. 94

Die Grafik zeigt den Abstand der drei „Grossen“, Rheinfelden (27.7 Mio), Möhlin (18.4 Mio) und Kaiseraugst (16 Mio.). Nachher reduzieren sich die Werte von 10 Mio. (Frick) auf 311'000 Franken (Ittenthal) kontinuierlich. Die absoluten Differen-zen sind erheblich. Die finanziellen Disparitäten im Fricktal werden hier am deut-lichsten.

Die Abhängigkeit der Steuerkraft von der Grösse einer Gemeinde, gemessen an ihrer Einwohnerzahl, geht auch deutlich aus dem hohen Korrelationskoeffizienten von 0.98 hervor.

Wichtig bei der Beurteilung der Steuerkraft ist der Anteil der juristischen Perso-nen. Er macht im Schnitt 10.2% aus, was in etwa dem Mittelwert des Kantons entspricht. Bei 2 Gemeinden beträgt er 25% und mehr, bei 3 liegt er zwischen 15 und 20%, bei 7 zwischen 5 und 10%; bei den restlichen liegt er unter 5% und geht bis Null.

Steueranteil juristischer Personen 2004

0.0

5.0

10.0

15.0

20.0

25.0

30.0

35.0

Laufenburg

Kaiseraugst

Münchwilen

SteinFrick

Kaisten

Möhlin

Gansingen

Eiken

Rheinfelden

Sisseln

Etzgen

Hottwil

Zuzgen

Obermumpf

Mettau

Zeiningen

Hellikon

Herznach

WallbachWil

Oberhof

Schupfart

Zeihen

Bözen

Oeschgen

Effingen

Mumpf

Gipf-Oberfrick

Hornussen

Oberhofen

Wölflinswil

Schwaderloch

Elfingen

Magden

UekenSulz

Olsberg

Wegenstetten

Wittnau

Ittenthal

Pro

zen

t d

er

Ste

uerk

raft

Abb. 95

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Regionalentwicklungskonzept Fricktal, Analyse

118

Auch hier haben wir einen relativ starken Zusammenhang zwischen der Steuer-kraft und dem Anteil der juristischen Personen an den Steuern festgestellt. (Korre-lationskoeffizient von 0.84)

Etwas anders sieht es bei der Steuerkraft pro Einwohner aus:

Abb. 96

Besonders „leistungsstark“ sind Münchwilen, Kaiseraugst und Olsberg. Diese Gemeinden weisen eine über doppelt so starke Steuerkraft pro Einwohner aus, als über die Hälfte der übrigen Gemeinden. Obwohl etwas weniger deutlich als bei der absoluten Betrachtung manifestieren sich die Unterschiede zwischen den Gemeinden deutlich. Oberhofen weist mit Fr. 1'224 die tiefste Steuerkraft pro Einwohner im ganzen Kanton auf.

Auch hier haben wir einen interessanten Zusammenhang festgestellt: Der Steuer-fuss und die Steuerkraft hängen recht stark voneinander ab. (Korrelationskoeffi-zient von 0.82)

Im Vergleich zum Kanton kann man die Steuerkraft des Fricktals als durchschnitt-lich bezeichnen. Es trägt 12.1% zur gesamten Steuerkraft des Kantons bei, bei einem Bevölkerungsanteil von ebenfalls 12.1%. Die Steuerkraft pro Einwohner erreicht mit Fr. 2’216 nicht ganz den kantonalen Mittelwert von 2’243. Hingegen werden die 4'021 Fr. der Stadt Baden oder die 3'273 des Kantons Zürich bei weitem nicht erreicht, dafür aber z.B. Luzern mit einer Steuerkraft von 1'421 pro Einwohner deutlich übertroffen.

Die NAB hat in ihrem Bericht zu den öffentlichen Finanzen im Kanton Aargau einen Zusammenhang hergestellt zwischen der Steuerkraft und der Standortquali-tät nach SQI. Sie stellt einen positiven Zusammenhang fest: „Gemeinden, die sich als attraktiver Wohnort und/oder Unternehmensstandort positionieren können, erzielen im Durchschnitt eine höhere Steuerkraft.“67 Vgl. dazu die folgende Karte:

67 NAB Regionalstudie Aargau 2005, S. 28

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Regionalentwicklungskonzept Fricktal, Analyse

119

Abb. 97

3.9.3 Finanzausgleich

Weil die Finanzausgleiche unregelmässig anfallen, haben wir den Durchschnitt der Jahre 2000-2004 für unsere Analyse eingesetzt.

Mit 15 haben nur rund ein Drittel der 41 Gemeinden im Fricktal in dieser Periode keinen Finanzausgleich beansprucht. Insgesamt wurden im Fricktal Fr. 9.1 Mio. Finanzausgleich ausgerichtet. Der Anteil an der Steuerkraft des Fricktals beträgt 6%. Zum Vergleich der Kanton: Dort sind es insgesamt 3%, der Anteil ist im Fricktal also etwa doppelt so hoch. Die Grafik zeigt die Verteilung auf die Ge-meinden:

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Regionalentwicklungskonzept Fricktal, Analyse

120

Finanzausgleich Mittelwerte 2000 - 2004

0 100 200 300 400 500 600 700 800

Zeihen

Wil

Hornussen

Gansingen

Hellikon

Effingen

Wölflinswil

Oberhof

Sulz

Hottwil

Bözen

Oberhofen

Mettau

Ittenthal

Obermumpf

Elfingen

Wegenstetten

Wittnau

Schwaderloch

Zuzgen

Schupfart

Mumpf

Etzgen

Herznach

Oeschgen

Ueken

Eiken

Frick

Gipf-Oberfrick

Kaiseraugst

Kaisten

Laufenburg

Magden

Möhlin

Münchwilen

Olsberg

Rheinfelden

Sisseln

Stein

Wallbach

Zeiningen

in 1'000 Franken

Abb. 98

Die 15 Gemeinden ohne Finanzausgleich repräsentieren rund drei Viertel der Bevölkerung, die 26 Gemeinden, die Finanzausgleich beziehen, rund einen Vier-tel.

Was intuitiv auf einen Zusammenhang schliessen lässt, nämlich die Höhe des Steuerfusses und die Höhe des Finanzausgleichs ergibt zwar auch mathematisch einen Zusammenhang, aber nicht so stark wie angenommen (Korrelationskoeffi-zient 0.67)

Der Finanzausgleich pro Einwohner im Fricktal beträgt Fr. 133.-, rund 2x mehr als im Durchschnitt für jeden Einwohner im Kanton bezahlt wird.

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Regionalentwicklungskonzept Fricktal, Analyse

121

Die Grafik zeigt die starken Schwankungen zwischen den Gemeinden:

Finanzausgleich pro Einwohner Mittelwerte 2000-2004

0

200

400

600

800

1000

1200

1400

1600

1800

EikenFrick

Gipf-Oberfrick

Kaiseraugst

Kaisten

Laufenburg

Magden

Möhlin

Münchwilen

Olsberg

Rheinfelden

Sisseln

Stein

Wallbach

Zeiningen

Ueken

Herznach

Oeschgen

Mumpf

Etzgen

Wittnau

Wegenstetten

Zuzgen

Obermumpf

Schupfart

SchwaderlochSulz

Bözen

Wölflinswil

Gansingen

Hellikon

Zeihen

Hornussen

Effingen

Oberhof W

il

Elfingen

Mettau

Oberhofen

Ittenthal

Hottwil

Fra

nk

en

Abb. 99

Von den Bezügern liegt Ueken mit Fr. 66.- pro Einwohner am tiefsten und Hottwil mit Fr. 1'661 am höchsten.

In der Karte sieht man die geografische Verteilung:

Abb. 100

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Regionalentwicklungskonzept Fricktal, Analyse

122

Ein ausgeglicheneres Bild ergibt sich, wenn wir die Grafik „Steuerkraft und Fi-nanzausgleich pro Einwohner“ ansehen:

Abb. 101

Die vorher als „leistungsfähige“ Gemeinden bezeichneten Münchwilen, Kaise-raugst und Olsberg liegen wieder vorne, dahinter folgen aber mit Hottwil und Ittenthal bereits die zwei Gemeinden, die am meisten Finanzausgleich pro Ein-wohner beziehen. Die Grafik zeigt jeweils die Anteile der Steuerkraft bzw. des Finanzausgleichs. Die durchschnittliche Steuerkraft pro Einwohner hat sich von Fr. 2'216 auf Fr. 2'349 erhöht.

Der Bericht über strukturschwache Regionen im Kanton Aargau kommt im Prinzip zu den gleichen Resultaten, obwohl ein anderer Betrachtungszeitraum gewählt worden ist. Vgl. dazu die Karte in der Beilage 31 „Relative Steuerkraft (Durch-schnitt 1999 – 2004)“.

Nicht zu vergessen sind die Gemeinden die im horizontalen Finanzausgleich Leis-tungen erbringen. Sie haben – wieder mit den Durchschnittszahlen von 2000-2004 gerechnet – insgesamt Fr. 662'342 an schwächere Gemeinden geleistet. Im Detail: - -Kaiseraugst 516'434 - Sisseln 93'180 - Laufenburg 39'212 - Wallbach 9’766 - Olsberg 3'750

Es ist offen, wie sich 2008 die Gesetzesrevision zum Finanz- und Lastenausgleich zwischen Kanton und Gemeinden auswirken wird. So wie es aussieht werden die Gemeinden im horizontalen Finanzausgleich entlastet und die Empfängergemein-den erhalten mit grosser Wahrscheinlichkeit insgesamt weniger an Ausgleichszah-lungen.

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123

3.9.4 Nettoverwaltungsaufwand

Der Nettoverwaltungsaufwand ist Verwaltungsaufwand der Gemeinden abzüglich des Verwaltungsertrags. Das entspricht den effektiven Ausgaben, die eine Ge-meinde getätigt hat, unter Berücksichtigung gegenseitiger Verrechnungen, z.B. für Schule usw.

Die Gemeinden des Fricktals weisen zusammen einen Nettoverwaltungsaufwand von Fr. 126.2 Mio auf.

Nettoverwaltungsaufwand 2004

0.0

5000.0

10000.0

15000.0

20000.0

25000.0

30000.0

Rheinfelden

Möhlin

Kaiseraugst

Frick

Magden

Gipf-Oberfrick

Stein

Laufenburg

Kaisten

Zeiningen

Eiken

Wallbach

Sisseln

WittnauSulz

Mumpf

Herznach

Obermumpf

Zeihen

Wegenstetten

Gansingen

Hornussen

Wölflinswil

Effingen

Münchwilen

Ueken

Oeschgen

Schwaderloch

Oberhof W

il

Schupfart

Zuzgen

Hellikon

Bözen

Olsberg

Etzgen

Mettau

Oberhofen

Hottwil

Ittenthal

Elfingen

in 1

'00

0 F

ran

ke

n

Abb. 102

Bei den grossen Gemeinden ist der Aufwand naturgemäss grösser als bei den kleinen. Allerdings ist der Abstand von Rheinfelden schon auffällig gross und nicht proportional zu der Bevölkerung in Möhlin als die nächstgrössere Gemeinde. Trotzdem korrelieren die absoluten Nettoaufwendungen hoch mit der Einwohner-zahl. (Korrelationskoeffizient 0.99)

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Regionalentwicklungskonzept Fricktal, Analyse

124

Bei der Betrachtung pro Einwohner dreht sich das Ganze:

Nettoaufwand pro Kopf 2004

0.000

0.500

1.000

1.500

2.000

2.500

3.000

Ittenthal

Hottwil

Effingen

Oberhof

Olsberg

Mettau

Rheinfelden

Münchwilen

Oberhofen

Laufenburg

Elfingen

Kaiseraugst

Stein

EtzgenWil

Magden

Schwaderloch

Wittnau

Hornussen

Zeihen

Wallbach

Sisseln

Eiken

Ueken

Möhlin

Schupfart

Gipf-Oberfrick

Wölflinswil

Sulz

Bözen

Gansingen

Obermumpf

Zeiningen

KaistenFrick

Herznach

Zuzgen

Hellikon

Oeschgen

Wegenstetten

Mumpf

Fra

nken

Abb. 103

Die kleinen Gemeinden führen die Rangliste an. Sie sind nicht in der Lage, ihre Fixkosten auf genügend Einwohner zu verteilen.

Bei 22 Gemeinden ist der Nettoaufwand höher als ihre Steuerkraft. Die kleinen Gemeinden sind auf Finanzausgleich angewiesen, wollen sie ihre Aufgaben erfül-len. Sie sind finanziell nicht unabhängig, und entsprechend ist ihr politisches Gewicht gering.

3.9.5 Cash-flow

Der Cash-flow ist der Ertrags- oder Aufwandüberschuss zuzüglich Abschreibungen. Davon werden die Buchgewinne abgezogen. Der Cash-flow entspricht den selbst-erarbeiteten Mitteln, die für Investitionen zur Verfügung stehen.

Der gesamte Cash-flow beträgt im Fricktal für das Jahr 2004 Fr. 44.3 Mio. Bei Nettoinvestitionen von Fr. 34 Mio. ergibt das einen Selbstfinanzierungsgrad von 130.3%. D.h. dass die Verschuldung 2004 abgenommen hat.

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Regionalentwicklungskonzept Fricktal, Analyse

125

Abb. 104

Auch hier führen die grösseren Gemeinden die Rangliste der absoluten Werte an. Bei der Selbstfinanzierung pro Einwohner stehen Elfingen, Münchwilen und Herz-nach an der Spitze. Der Grund, dass Ueken so deutlich abfällt, ist das Defizit im Jahre 2004.

Abb. 105

3.9.6 Nettoschuld

Die Nettoschuld ist das Fremdkapital vermindert um das Finanzvermögen oder das Eigenkapital vermindert um das Verwaltungsvermögen.

Die Gemeinden im Fricktal sind insgesamt mit Fr. 133,6 Mio. netto verschuldet.

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126

Nettoschuld 2004

-5000

0

5000

10000

15000

20000

25000

30000

Sisseln

Kaiseraugst

Münchwilen

Zuzgen

Hellikon

Oberhof

Kaisten

Bözen

Elfingen

Hottwil

Ittenthal

Mettau

Olsberg

Schwaderloch

Effingen

Etzgen

Hornussen

Oberhofen W

il

Wittnau

Wölflinswil

Oeschgen

Zeiningen

Eiken

Schupfart

Gansingen

Wegenstetten

Zeihen

Mumpf

Sulz

Ueken

HerznachFrick

Gipf-Oberfrick

Obermumpf

Stein

Laufenburg

Magden

Wallbach

Rheinfelden

Möhlin

Negative Nettoschuld = Vermögen

in 1

'000 F

ran

ken

Abb. 106

5 Gemeinden weisen ein Nettovermögen aus, 28 Gemeinden eine Nettoschuld bis Fr. 5 Mio. und 8 Gemeinden eine solche über Fr. 5 Mio. Bei dieser absoluten Be-trachtung ist Möhlin mit 29.2 Mio. Spitzenreiter, gefolgt von Rheinfelden mit rund 15 Mio. Fr.

Betrachtet man die Nettoschuld pro Einwohner, so relativieren sich die grossen Differenzen. Neben den 5 Gemeinden mit einem Nettovermögen sind 11 Gemein-den bis zu Fr. 2’000 pro Einwohner verschuldet, 7 zwischen Fr. 1’000 – 2’000, 12 zwischen Fr. 2’000 – 3’000 und 6 über Fr. 3’000 Franken. Die grösste Verschuldung pro Einwohner weisen Oberhofen (Fr. 5'890) und Ueken (Fr. 5'965) auf.

Nettoschuld pro Einwohner 2004

-4000

-3000

-2000

-1000

0

1000

2000

3000

4000

5000

6000

Sisseln

Münchwilen

Zuzgen

Kaiseraugst

Hellikon

Kaisten

Oberhof

BözenFrick

Zeiningen

Rheinfelden

Schwaderloch

Eiken

Hornussen

Gipf-Oberfrick

Wittnau

Effingen

Stein

Magden

Elfingen

Wölflinswil

Oeschgen

Olsberg Wil

Wegenstetten

Laufenburg

Mumpf

Mettau

Möhlin

Hottwil

Gansingen

EtzgenSulz

Zeihen

Herznach

Ittenthal

Schupfart

Obermumpf

Wallbach

Oberhofen

Ueken

Negative Nettoschuld = Vermögen

Fra

nken

Abb. 107

Der regionale Mittelwert liegt bei Fr. 1’949 pro Einwohner. Mit 25 Gemeinden liegen etwas über die Hälfte über diesem Wert. Der kantonale Mittelwert von Fr. 779.-- ist 2.5 x tiefer; eine deutliche Differenz.

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Regionalentwicklungskonzept Fricktal, Analyse

127

3.9.7 Entwicklung der öffentlichen Finanzen

Wir haben die Entwicklung der öffentlichen Finanzen zwischen 2000 – 2004 unter-sucht. Die Grafik zeigt die indexierten Werte für das gesamte Fricktal:

Entwicklung der Gemeindefinanzen

75

88

100

113

125

2000 2001 2002 2003 2004

Jahre

Wert

e in

dexie

rt (

2000 =

100)

Einwohner

Steuerfuss

Steuerkraft

Nettoaufwand

Durchschn. Finanzausgleich

Nettoschuld

Cash-flow

Abb. 108

Der Steuerfuss wurde im Fricktal insgesamt leicht gesenkt. Die Steuerkraft hat im Verhältnis zur Entwicklung der Einwohner überproportional zugenommen. Offen-sichtlich hat die Steuersenkung die Attraktivität des Fricktals erhöht und gut verdienende Neuzuzüger ins Fricktal gebracht. Auch der durchschnittliche Finanz-ausgleich ist stärker gestiegen als die Bevölkerung. Diese Aussage gilt in einem noch stärkeren Ausmass für den Nettoaufwand, der stärker steigt als die Steuer-kraft bzw. der Finanzausgleich. Einen eigentlichen Absturz erlebte der Cash-flow in den Jahren 2001 und 2002, erholte sich aber in den folgenden Jahren und stieg bis 2004 wieder stark an.

3.9.8 Entwicklung der Gemeindefinanzen

Wir haben für jede Gemeinde ein Gemeindeblatt „öffentliche Finanzen“ erstellt. Es zeigt als Diagramme die Entwicklung der folgenden Variablen für die Jahre 2000-2004: - Einwohner - Steuerfuss - Steuerkraft - Finanzausgleich - Nettoverwaltungsaufwand - cash-flow - Nettoschuld - Selbstfinanzierungsgrad - Tragfähigkeitsfaktor

Sie finden die Gemeindeblätter als Beilage 32.1 – 32.41 „Entwicklung der Ge-meindefinanzen“. Sie zeigen die unterschiedliche Entwicklung und die unter-schiedliche Finanzkraft der Gemeinden.

3.10 Ausstattung, Verwaltung und Infrastruktur

Damit eine Region funktioniert, sind – neben Verkehrsanlagen – weitere Infrastruktur- und Dienstleistungseinrichtungen erforderlich. Stichworte sind Bildung, Kultur, Versorgung mit Detailhandelsgeschäften, Banken und Poststellen, Sozial- und Gesundheitswesen; weiter Kirchen, Spiel- und Sportanlagen sowie

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Regionalentwicklungskonzept Fricktal, Analyse

128

und Gesundheitswesen; weiter Kirchen, Spiel- und Sportanlagen sowie weitere Freizeiteinrichtungen. Nicht zuletzt sind die Verwaltungen und die technischen Dienste der öffentlichen Versorgung von Bedeutung.

Kurzfassung

Die Ausstattung des Fricktals mit Kindergärten und Primarschulen ist sicherge-stellt. Die Oberstufenstandorte wurden mit dem Projekt REGOS geregelt. Die Mittelschulstandorte befinden sich ausserhalb des Fricktals. Die Lehrlingsausbil-dung findet in Rheinfelden, Brugg, Lenzburg, Aarau oder Wohlen statt. Die kan-tonalen Prognosen bis zum Jahr 2015 gehen – mit Ausnahme der Maturitätsschu-len – von abnehmenden Schülerzahlen aus.

Die Grundversorgung mit Detailhandelsgeschäften, Banken und Poststellen ist nicht in allen Gemeinden gewährleistet. Die Prognose ist vor dem Hintergrund der heutigen Wettbewerbssituation eher negativ.

Das Sozial- und Gesundheitswesen im Fricktal ist gut ausgebaut und hält den kantonalen und gesamtschweizerischen Vergleichen stand. Die Spitäler sind zum Gesundheitszentrum Fricktal zusammengeschlossen.

Für die kleineren Gemeinden im Fricktal ist es nicht immer leicht, ihre Aufgaben vollumfänglich optimal zu erfüllen. Deshalb arbeiten bereits heute einzelne Gemeinden in verschiedenen Bereichen zusammen.

Es werden auch intensive Fusionsgespräche geführt: Projekt ZUMU über den Zusammenschluss der Gemeinden Etzgen, Gansingen, Hottwil, Mettau, Oberhofen, Schwaderloch, Sulz und Wil. Daneben gibt es Gespräche zwischen Laufenburg und Sulz sowie zwischen Ittenthal und Kaisten. Wir erachten es als wichtig, dass Frick-talRegio in diese Gespräche involviert wird.

Fazit

Die Grundversorgung und die Ausstattung mit Schulen sowie dem Gesundheits- und Sozialwesen sind zu halten.

Das Fricktal muss sich als Ganzes entwickeln. Deshalb erachten wir eine Zusam-menarbeit aller Gemeinden - wenn nötig mit Nachbarkantonen und -Staaten – als notwendig. Damit die Leistungsfähigkeit der einzelnen Gemeinden – und damit des ganzen Fricktals – gestärkt wird, betrachten wir Gemeindefusionen als sinn-voll. Es sind Kriterien zu formulieren, damit die Zusammenschlüsse für alle Betei-ligten vorteilhaft verlaufen.

Eine umfassende Bestandesaufnahme ist im Rahmen dieser Arbeit nicht möglich. Die folgenden Ausführungen geben einen Überblick über wichtige Aufgaben.

3.10.1 Schule

3.10.1.1 Kindergarten und Primarschule

Die Ausstattung Kindergärten und Primarschulen im Fricktal ist – z.T. in kommuna-ler Zusammenarbeit - sichergestellt. Die meisten Gemeinden verfügen über eine eigene Schule und/oder einen eigenen Kindergarten.

Die Standorte gehen aus den Schülerzahlen hervor:

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Regionalentwicklungskonzept Fricktal, Analyse

129

Abb. 109 Abb. 110

3.10.1.2 Oberstufe

Im Rahmen des Projektes REGOS wurden die Schulkreise und Standorte der Ober-stufenzentren neu geregelt. Die Karte zeigt Schulkreise und die Standorte der Schulzentren:

Abb. 111

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Regionalentwicklungskonzept Fricktal, Analyse

130

Insgesamt gehen im Fricktal 3’304 Oberstufenschüler zur Schule, 36% Bezirksschü-ler, 22% Realschüler und 42% Sekundarschüler.

Die Bezirksschüler sind auf 4 Standorte konzentriert: Frick (410 Schüler), Laufen-burg (163 Schüler), Möhlin (300 Schüler) und Rheinfelden (367 Schüler).

Die Aufteilung auf die Schulstandorte der Sekundar- und Realschüler ist in der folgenden Grafik ersichtlich:

Abb. 112

3.10.1.3 Weitere Schulen

Mittelschulen

Das Fricktal hat keine eigene Kantonsschule. Mittelschulstandorte befinden sich in Basel, Muttenz, Liestal, Baden und Aarau. Es bestehen Abkommen mit Deutsch-land, dass Schweizer Schüler in Rheinfelden und in Bad Säckingen das Abitur machen können.

Total besuchen im aktuellen Schuljahr 06/07 507 Schülerinnen und Schüler aus dem Fricktal die Mittelschule.

Berufswahlschulen

Berufswahlschulen befinden sich in Frick (14 Schüler)68 und Rheinfelden (23 Schü-ler).

Kleinklassenschulen

Kleinklassen- oder Sonderschulen hat es in Frick (47 Schüler)69, Laufenburg (28 Schüler), Stein (12 Schüler), Möhlin (34 Schüler) und in Rheinfelden (52 Schüler). Insgesamt besuchen im Fricktal 173 Schüler in Kleinklassenschulen.

Einschulungsklassen

In den Einschulungsklassen wird das 1. Schuljahr in 2 Jahren abgeschlossen. Die folgenden Gemeinden bieten Einschulungsklassen an: Frick 20 Schüler)70, Gipf-

68 Zahlen vom November 2005 69 Zahlen vom November 2004 70 Zahlen vom November 2004

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Regionalentwicklungskonzept Fricktal, Analyse

131

Oberfrick (14 Schüler), Laufenburg (16 Schüler), Zeihen (16 Schüler), Kaiseraugst (11 Schüler), Möhlin (28 Schüler), Rheinfelden (36 Schüler), Stein (18 Schüler). Die Einschulungsklassen werden von 159 Schülerinnen und Schülern beansprucht.

Werkjahr

Ein Werkjahr kann besucht werden in Frick (47 Schüler)71, und in Rheinfelden (18 Schüler).

Heilpädagogische Sonderschule (HPS)

Eine HPS wird ebenfalls in Frick und in Rheinfelden angeboten. Schülerzahlen: 33 in Frick, 29 in Rheinfelden.

Lehrlingsausbildung

Die Lehrlingsausbildung findet in Rheinfelden statt. Weitere Berufsschulen sind in Brugg, Wohlen, Lenzburg und Aarau. Das bedeutet für die Lehrlinge je nach Ausbildungsort einen recht beschwerlichen Anmarschweg. Besser wäre eine Lösung mit dem Kanton Baselland, wo die Berufsschulen oft einfacher zu erreichen sind.

3.10.1.4 Prognose

Eben erst hat das Bundesamt für Statistik die neusten Schülerprognosen veröffent-licht.72 Wir haben im Kanton Aargau bzw. in der Nordwestschweiz mit Ausnahme der Maturitätsschulen mit abnehmenden Schülerzahlen zu rechnen.

Vorschule bis 2010 Kanton Aargau - 6.9% Schweiz + 3.7%

Primarschule bis 2010 Kanton Aargau - 7.1% Schweiz - 6.0%

Sekundarstufe 1 bis 2010 Kanton Aargau - 7.8% Schweiz - 6.0%

bis 2015 Kanton Aargau - 15.0% Schweiz - 12.6%

Schulabgänge 9. Klasse bis 2010 Kanton Aargau - 7.4% Schweiz - 5.5%

bis 2015 Kanton Aargau - 6.2% Schweiz - 5.9%

Schüler der Berufsbildung bis 2015 Nordwestschweiz - 9.2% Schweiz - 7.1%

Maturitätsschulen bis 2015 Nordwestschweiz + 5.1% Schweiz + 8.5%

Fachmittelschulen bis 2015 Nordwestschweiz - 1.6% Schweiz + 5.7%

Übergangsausbildung bis 2015 Nordwestschweiz - 4.3% Schweiz + 0.2%

71 Zahlen vom November 2004 72 Bundesamt für Statistik: Szenarien für die obligatorische Schule 2006-2015, Neuchâtel 31.8.06

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Regionalentwicklungskonzept Fricktal, Analyse

132

Für das Fricktal gibt es keine statistischen Prognosen. Weil wir jedoch von einem überproportionalen Bevölkerungswachstum – vor allem Familien - ausgehen, könnten sich die kantonalen Zahlen entsprechend verändern.

3.10.2 Bank, Post, Detailhandel

Für die Lebensqualität und damit für die Standortattraktivität einer Region ist das Angebot an Detailhandelsgeschäften und kundennahen Dienstleistung von beson-derer Bedeutung. Die Versorgung mit Detailhandelsgeschäften, Banken und Poststellen ist hier wichtig.

Wie die Tabelle zeigt, ist die Grundversorgung nicht in allen Gemeinden gewähr-leistet. Lebensmittelgeschäfte gibt es mit Ausnahme von Schwaderloch in allen Gemeinden. Im Fricktal befinden sich auch 2 Einkaufszentren (in Frick und Kaise-raugst) sowie Aldi und Lidl (geplant). Sie sind für die Dorfläden Ergänzung und Konkurrenz zugleich.

Versorgung der Gemeinden im Fricktal

Gemeinde Post Bank Lebensmittel-Laden Bemerkungen

Bözen x - x Effingen x - x Eiken x x x Elfingen - - x Etzgen - x (x) Bündtelädeli

Frick x x x COOP-Zentrum, Aldi, Lidl geplant

Gansingen x x x Gipf-Oberfrick x x x Hellikon - x (x) Chäsi Herznach x x x Hornussen Gemeindehaus - x Hottwil - - (x) Kellerladen mit beschränkter Ittenthal Hausdienst - x Öffnungszeit Kaiseraugst x - x Zentrum Kaisten x x x Laufenburg x x x Magden x x x Mettau im Laden - x Rheinfelden x x x Schupfart im Laden x x Schwaderloch - x - Sisseln x x x Stein x x x Sulz x x x Ueken x - x Wallbach x x x Wegenstetten x x x Wil - - x Wittnau x x x Wölflinswil x x x Zeihen x x x Zeiningen x x x Zuzgen - - x

7 Gemeinden haben keine eigene Poststelle. Wenn man den Trend zum Kostensparen bei der Post betrachtet, so sind einige der heutigen Poststellen gefährdet.

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Regionalentwicklungskonzept Fricktal, Analyse

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Bei einem Viertel der Gemeinden fehlt eine Bank. Angesichts der Tatsache, dass immer mehr Menschen ihre Bankgeschäfte mittels electronic-banking erledigen, ist dieser Mangel am ehesten zu verschmerzen.

Der gesamtschweizerische Vergleich zeigt, dass das Fricktal bei den Lebensmittelgeschäften und den Banken im dritten Viertel der Erreichbarkeit positioniert ist. Vgl. dazu Beilage 33 „Erreichbarkeit Lebensmittelgeschäfte“ und Beilage 34 „Erreichbarkeit Banken“.

Die Prognose in Bezug auf eine umfassende Grundversorgung ist eher negativ. Bei zunehmendem Wettbewerb und entsprechenden Rationalisierungsbemühungen bei Post und Bank ist hier mittelfristig mit einer Verschlechterung der Versor-gungslage zu rechnen. Das gilt noch in vermehrtem Masse für die Detailhandels-geschäfte. Die Zentren mit ihren umfangreicheren günstigeren Angeboten – die im Zuge der Tiefpreiskonkurrenz noch günstiger werden – werden Kunden abzie-hen. Dazu kommt der Einkauf in Deutschland. Gemäss einer Studie von COOP geben die Schweizer im Grossraum Basel rund 450 Mio Fr. pro Jahr jenseits der Grenze aus. Wenn keine lokalen Initiativen ergriffen werden, wird sich das Läde-listerben auch im Fricktal fortsetzen.

3.10.3 Gesundheits- und Sozialwesen

Nachstehende Karte zeigt die Standorte wichtiger Institutionen des Gesundheitswesens:

Abb. 113

3.10.3.1 Ärzte

Die Gemeinden mit Arztpraxen stimmen mit Ausnahme von Eiken und Münchwilen mit den zentralen Arbeitsorten überein. Daneben hat es auch Arztpraxen in Bözen, Herznach, Magden, Mettau, Mumpf, Wallbach, und Zeiningen, so dass man von einer geografisch recht guten Abdeckung mit Ärzten ausgehen kann.

Das zeigt auch die Beilage 35 „Erreichbarkeit Arztpraxen“, die – im schweizeri-schen Vergleich – für das Fricktal eine recht gute Erreichbarkeit für Arztpraxen angibt.

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Regionalentwicklungskonzept Fricktal, Analyse

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2005 gab es total 96 Ärzte im Fricktal, davon 42 Allgemeinpraktiker und 55 Spezialärzte. Die Ärztedichte bei den Allgemeinpraktikern ergibt einen Wert von 0.59 pro 1'000 Einwohner, d.h. pro 1'000 Einwohner stehen durchschnittlich 0.6 Allgemeinpraktiker zur Verfügung. Damit steht das Fricktal etwas besser da als der Kanton Aargau mit 0.50 und leicht schlechter als der Schweizerische Durch-schnitt von 0.63.

3.10.3.2 Zahnärzte

Die Anzahl der Zahnärzte ist mit 19 naturgemäss kleiner als diejenige der Ärzte. Mit Ausnahme von Zeiningen und Gipf-Oberfrick sind die Praxen an den zentralen Arbeitsorten zu finden.

3.10.3.3 Apotheken

Die 13 Apotheken konzentrieren sich ebenfalls auf die zentralen Arbeitsorte. Ausnahmen sind Magden und Gipf-Oberfrick. Die Erreichbarkeit der Apotheken sieht – insbesondere im kantonalen Vergleich – gut aus. Vgl. dazu Beilage 36 „Erreichbarkeit Apotheken“.

3.10.3.4 Tierärzte

Im Fricktal arbeiten 19 Tierärzte in 9 Praxen. Die relativ hohe Anzahl ist ange-sichts der Bedeutung der Landwirtschaft nicht verwunderlich.

3.10.3.5 Spitäler

Die Spitäler haben sich zum Gesundheitszentrum Fricktal zusammengeschlossen. Die Standorte sind Rheinfelden und Laufenburg. Sie bieten zusammen 136 Akut-betten und 172 Pflegebetten an.

Daneben gibt es in Rheinfelden die Reha-Klinik, das Kurzentrum mit Reha-, Fit-ness- und Wellnessbereichen sowie die private Klinik Schützen.

3.10.3.6 Spitex

Die spitalexterne Versorgung wird durch dezentrale Funktionskreise wahrgenom-men, die z.T. über das Fricktal hinausgehen: Oberes Fricktal, Regio Frick, Staffe-leggtal, Kaiseraugst, Kaisten-Ittenthal, Leibstadt-Schwaderloch, Magden/Olsberg/ Maisprach, Mettauertal-Laufenburg, Möhlin, Rheinfelden, Mittleres Fricktal, Sulz, Wegenstettertal/Schupfart.

3.10.3.7 Altersheime

Der Verein für Altersbetreuung im Oberen Fricktal (VAOF) betreut Alterheime in Frick und Laufenburg (zusammen 160 Betten) und 28 Alterswohnungen in Frick. Verschiedene nicht zusammengeschlossene Altersheime sind in Möhlin73 (71 Bet-ten), Kaiseraugst (40 Betten) und Rheinfelden (2 Heime mit 20 und 34 Betten) domiziliert. Daneben gibt es auch private Einrichtungen wie die Wohngruppe

73 Die Trägerschaft ist als Verein ausgebildet. Die beteiligten Gemeinden sind Mitglieder: Möhlin,

Magden, Mumpf, Wallbach, Zeiningen, Zuzgen.

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Regionalentwicklungskonzept Fricktal, Analyse

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„Steg“ in Kaisten oder die „Villa Generettli“ in Laufenburg, die aber beide nicht auf der kantonalen Pflegeheimliste verzeichnet sind.

3.10.4 Kirchen

Die Karte zeigt die Anteile der drei wichtigsten Konfessionen im Fricktal:

Abb. 114

Vgl. dazu die Beilage 37 „Reformierte Kirchgemeinden im Fricktal“, Beilage 38 „Römisch-Katholische Kirchgemeinden im Fricktal“, Beilage 39 „Christkatholische Kirchgemeinden im Fricktal“.

3.10.5 Verwaltung und technische Versorgung

3.10.5.1 Zusammenarbeit74

Für die kleineren Gemeinden im Fricktal ist es nicht immer leicht, ihre Aufgaben vollumfänglich optimal zu erfüllen. Sei es aus personellen, finanziellen oder Effizienzgründen. Deshalb arbeiten bereits heute einzelne Gemeinden zusammen und/oder führen Fusionsgespräche. Im einzelnen:

Projekt ZUMU

Mit dem Projekt ZUMU wird die Zusammenarbeit bzw. der Zusammenschluss zwischen den Gemeinden Etzgen, Gansingen, Hottwil, Mettau, Oberhofen, Schwa-derloch, Sulz und Wil geprüft. Der heutige Stand ist der, dass die Projektleitung vorschlägt, die bereits bestehende Zusammenarbeit zu einem Gemeindezusam-menschluss voranzutreiben.

Es stehen 2 Varianten zur Diskussion: Die Fusion von 6 Gemeinden (ZUMU 6: Etzgen, Gansingen, Hottwil, Mettau, Oberhofen und Wil) oder die Fusion von 8 Gemeinden (ZUMU 8: Etzgen, Gansingen, Hottwil, Mettau, Oberhofen, Schwader-loch, Sulz und Wil). Die neue Ortsbezeichnung wäre Mettau. Beide Varianten sind im Moment in der politischen Diskussion. Aus der Sicht unserer Regionstypisierung (vgl. Ziffer 4) stellt sich allerdings die Frage, ob eine Gemeinde Mettau – ohne

74Vgl. dazu Beilage 40 „Optimale Gemeindegrösse“ (ubs outlook 3/2003)

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Regionalentwicklungskonzept Fricktal, Analyse

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eine starke wirtschaftliche Basis – die gewünschte, langfristig positive Entwicklung sicherstellen kann.

Fusion von Laufenburg und Sulz?

Obwohl Sulz in der Diskussion mit den ZUMU-Gemeinden steht, wird momentan ein Zusammenschluss mit Laufenburg ernsthaft geprüft.

Fusionsgespräche zwischen Ittenthal und Kaisten

Momentan werden Vorabklärungen über einen Zusammenschluss zwischen den Gemeinden Ittenthal und Kaisten geführt. Das scheint aus der Sicht unserer Analy-se vernünftig, liegt doch Ittenthal bei vielen Analysepunkten eher am Schluss der Rangliste. Eine Fusion würde beide Gemeinden stärken.

Gescheiterte Fusions-Gespräche zwischen Wölflinswil und Oberhof

Die Gemeinden Wölflinswil und Oberhof arbeiten im Bereich der Gemeindever-waltung eng zusammen und haben sogar seit vielen Jahren eine gemeinsame Gemeindeverwaltung. Dennoch sind Fusionsgespräche bisher gescheitert.

Integration von Fricktal Regio in Fusionsgespräche

Im Zusammenhang mit der Entwicklung des REK Fricktal erhalten die regionalen Fragen eine zunehmende Bedeutung. Wir erachten es deshalb als wichtig, Fricktal Regio in diese Gespräche zu involvieren. Damit erhält der regionale Aspekt einer Fusion eine Stimme.

Weitere Aufgaben

Wir haben weitere Aufgaben und ihre Funktionskreise untersucht:

- Die Feuerwehren verschiedener Gemeinden im Fricktal arbeiten zusammen. Die meisten sind jedoch autonom.

- Die Zivilstandsämter entsprechen den heutigen Bezirken: Laufenburg mit Sitz in Laufenburg, Rheinfelden mit Sitz in Rheinfelden und Brugg für die 4 Gemeinden des Bezirks Brugg.

- Die Friedensrichterkreise sind innerhalb der Bezirke nach Kreisen geregelt:

Abb. 115

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Regionalentwicklungskonzept Fricktal, Analyse

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- Ab 1.1.2007 gilt das neue Polizeigesetz. Es regelt die Kompetenzen der Kantonspolizei und der neu einzuführenden Regionalpolizei.

- Der Sitz der Kantonspolizei wird Rheinfelden, Frick und Laufenburg sein. Derje-nige der Regionalpolizei Frick für den Bezirk Laufenburg, und Rheinfelden, Kai-seraugst, Möhlin und Stein für den Bezirk Rheinfelden.

- Die Abfallentsorgung ist im oberen und unteren Fricktal geregelt: Oberes Fricktal GAOF, unteres Fricktal GAF.

Die Aufzählung der verschiedenen Aufgaben ist nicht vollständig. Sie dient nur dazu, zu überlegen, ob und wo in Zukunft eine grössere Effizienz erzielt werden kann, wenn die Zusammenarbeit mittelfristig verstärkt und/oder die Aufgaben-verteilung allenfalls neu geregelt wird.

Internet-Auftritte

Jede Gemeinde wirbt um neuen Einwohner. Dabei sind das Wohn-, Arbeitsplatz-, Freizeit- und Erholungsangebot und auch die Dienste der öffentlichen Verwaltung nicht zu vernachlässigen. Die heutigen Arbeitszeiten verunmöglichen den Einwoh-nern oft den Kontakt mit der Gemeindeverwaltung. Deshalb ist ein zeitgemässer Internet-Auftritt und Online-Schalter wichtig und wird immer öfters zu einem Standortfaktor der Wohnorts- resp. Gemeindewahl.

Den heutigen Anforderungen genügen am ehesten die Internet-Auftritte und Online-Dienste der Gemeinden Laufenburg, Oeschgen, Ueken, Wallbach, Frick, Schupfart und Sisseln.

Die Analyse basiert auf dem Bewertungssystem nach guichet-schweiz75. Dabei kommen folgende Kriterien zur Anwendung.

- Aktuelle Informationen

- Interaktionen

- behindertengerechte Aufbereitung

- Design

- Gesamteindruck

Keine Gemeinde im Fricktal hat ihren Internet-Auftritt auf Personen mit einer Behinderung ausgerichtet. Auch sind teilweise die Informationen nicht auf dem aktuellen Stand. Da besteht noch einen grossen Nachholbedarf.

75 Guichet Schweiz kürt monatlich den Besten Internet-Auftritt einer schweizer Gemeindeverwal-

tung. Dazu dienen die Kriterien, aktuelle Informationen, Interaktionen sowie behindertenge-rechte Aufarbeitung. Zusätzlich wurde das Design und der Gesamteindruck bewertet. Guichet Schweiz, 8952 Schlieren

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3.11 SWOT-Analyse76

Kurzfassung

Das Fricktal verfügt über gute Wachstums- und Entwicklungsaussichten. Als Kern-fähigkeiten haben wir identifiziert: Die zentrale verkehrsgünstige Lage zwischen den Metropolitanräumen Basel und Zürich, die Landschaft und das Landschaftsbild als prägendes Element des Fricktals, den hohen Freizeitwert als Naherholungs-raum, schöne Wohnstandorte für Familien, ein Industrie-Standort mit entwick-lungsfähigen Schlüsselbranchen. Demgegenüber stehen zentrale Herausforderun-gen für das Fricktal, soll die Wettbewerbsfähigkeit langfristig erhalten und aus-gebaut werden: Durch Kanalisierung der Zuwanderung der Zersiedelung Einhalt gebieten, die dörfliche Siedlungsstruktur und die schützenswerten Ortsbilder erhalten, einen – sanften – Tourismus aufbauen und den Bekanntheitsgrad des Fricktals erhöhen, die Leistungsfähigkeit der Gemeinden stärken und die öV-Erschliessung neben den Hauptachsen verbessern.

Durch die unterschiedliche Entwicklung der einzelnen Regionsteile entstehen zwei Problemkreise: Wie soll das strukturschwache östliche Fricktal - mit Abwande-rungstendenzen - gestärkt werden? Und damit eng verbunden: Wie gehen wir verteilungspolitisch mit den Unterschieden zwischen den Regionsteilen um?

Fazit

Wie sollen die Wettbewerbsvorteile des Fricktals genutzt werden? Durch was soll sich das Fricktal als eigenständige Region profilieren? Als Wirtschaftsstandort, als Wohnstandort für Familien, als Naherholungsraum für die Zentren, als Tourismus-region oder als eine Kombination von allem? Wie kann der unterschiedlichen Entwicklung der Teilregionen begegnet werden?

Erst wenn die Stärken und Schwächen sowie die Chancen und Gefahren einer Region erfasst sind, ist eine zweckmässige Beurteilung der zukünftigen Entwick-lungsrichtung möglich. Entsprechend ist die SWOT-Analyse eine wichtige Basis der strategischen Optionen für das Fricktal.

Wir haben eine dreistufige Analyse durchgeführt:

1. Auflistung der Stärken und Schwächen, Chancen und Gefahren nach Funktionen (Vgl. dazu Beilage 41 „Stärken und Schwächen, Chancen und Risiken (Basista-belle)“

2. Stärken / Schwächen-Portfolio (Vgl. dazu Beilage 42 „Stärken und Schwächen – Portfolio“)

76 SWOT ergibt sich aus „Strengths“ (Stärken), „Weaknesses“ (Schwächen), „Opportunities“

(Chancen, Möglichkeiten) und „Threats“ (Gefahren, Bedrohungen).

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3. eine verdichtete SWOT-Analyse (vgl. nachstehende Tabelle)

Stär

ken

- Baulandreserven - Strukturwandel in der (Land)-Wirtschaft - Dörfliche Siedlungsstruktur; Ortsbilder - Chemie- Cluster - Grundversorgung (Detailhandel, Post, Bank,

Schulen) - Zuwanderung

- Gute Erreichbarkeit der Metropolitanräume Zürich und Basel

- Landschaftsbild (Naturpark) - Wohn-Standort für Familien - Hoher Freizeitwert; Naherholung - Industrie- Standort - Entwicklungsfähige Schlüsselbranchen - Kleinkörnige Unternehmensstruktur

Sch

wäc

hen

- Zersiedelung - (ÖV)- Erschliessung neben Hauptachsen - Lärm- und Feinstaubbelastung entlang A3,

Hauptachsen und Ortsdurchfahrten - Junge gehen - Rückgang Obstbaumkulturen - Trennung in oberes und unteres Fricktal - Unterschiedl. Entwicklung der Regionsteile - Strukturschwaches östliches Fricktal

- Unternehmungen mit innovativen Technolo-gien

- Bio- Landwirtschaft - Sanfter Tourismus und Infrastruktur - Bekanntheitsgrad (Image) - ÖV- Erschliessung neben Hauptachsen - Disparitäten der Leistungsfähigkeit der Ge-

meinden - Zusammenarbeit / Fusionen - Steuern / Kosten

- Verfügbarkeit von Hochqualifizierten

Gefahren Chancen

Als Ergebnis der SWOT-Analyse haben wir Kernfähigkeiten77 und zentrale Heraus-forderungen für den langfristigen Erhalt und den Ausbau der Wettbewerbsfähig-keit des Fricktals abgeleitet:

Kernfähigkeiten - Lage zwischen Basel und Zürich - Landschaft und Landschaftsbild - Hoher Freizeitwert / Naherholungsraum - Wohnstandort für Familien - Industrie-Standort - Entwicklungsfähige Schlüsselbranchen

Zentrale Herausforderungen - Zuwanderung - Zersiedelung, dörfliche Siedlungsstruktur, Ortsbilder - Sanfter Tourismus und Infrastruktur - Bekanntheitsgrad - Leistungsfähige Gemeinden - öV-Erschliessung neben Hauptachsen - Unterschiedliche Entwicklung der Regionsteile - Strukturschwaches östliches Fricktal

Das Fricktal verfügt über gute Wachstums- und Entwicklungsaussichten. Zwischen den Metropolitanräumen Basel und Zürich liegend, verfügt es über ein ausrei-chendes Potenzial, um sich als eigenständige Region zu positionieren.

77 Als Kernfähigkeiten werden diejenigen Faktoren bezeichnet, mit denen das Fricktal seine

Konkurrenzregionen schlagen will. Sie sind die Basis für die Wettbewerbsfähigkeit des Fricktals.

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Es stellt sich die Frage, wie dieses Potenzial genutzt werden soll: Als eigenständi-ger Wirtschaftsstandort, als Wohnstandort für Familien, als Naherholungsraum für die Zentren, als Tourismusregion oder als eine Kombination von allem.

Durch die unterschiedliche Entwicklung der einzelnen Regionsteile ergeben sich zusätzliche Fragestellungen: Wie soll das strukturschwache östliche Fricktal - mit Abwanderungstendenzen - gestärkt werden? Und damit eng verbunden: Wie gehen wir verteilungspolitisch mit den Unterschieden zwischen den Regionsteilen um?

Ein Grundsatz der strategischen Planung lautet, auf den vorhandenen Stärken aufzubauen und diese auszubauen. Nicht zuletzt sei darauf hingewiesen, dass das Fricktal sehr eng mit anderen Regionen verbunden ist, und so auch von deren Stärken profitieren kann.

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4. Strategische Teilregionen im Fricktal

Kurzfassung und Fazit

Das Ziel der Regionstypisierung ist es, das Fricktal aufgrund struktureller Merkma-le in strategisch und geografisch ähnliche Teilregionen zu gliedern.

Das Fricktal ist nämlich gekennzeichnet durch unterschiedliche Strukturen und Entwicklungen der verschiedenen Regionsteile. Daraus ergibt sich für jede Teilre-gion eine andere Ausgangsposition. Für jede Teilregion werden deshalb auf ihre spezifischen Stärken und Schwächen abgestimmte Ziele und Strategien erarbeitet – ähnlich einer Unternehmung, die nicht für ihr ganzes Sortiment weltweit die gleiche Strategie einsetzt, sondern diese kundenspezifisch oder geografisch diffe-renziert. Hintergrund der strategischen Teilregionen ist das Ausnützen der jewei-ligen Eigenheiten und damit der gezieltere Einsatz spezifischer Massnahmen. Die strategischen Teilregionen werden zu einer Gesamtstrategie koordiniert und leisten so einen optimalen Beitrag zur Erreichung des Gesamtziels, nämlich der Stärkung der Wettbewerbsposition des gesamten Fricktals.

Zur Auswahl der Teilregionen: Strategische Teilregionen gleichen sich in ihrer Grundstruktur. Sie besitzen alle eine wirtschaftliche Basis sowie Wohn- und Naher-holungsgebiete und sind geografisch nicht zu sehr voneinander getrennt.

Fazit

Die Karte zeigt die vorläufigen strategischen Teilregionen des Fricktals.

Das Ziel der Regionstypisierung ist es, das Fricktal aufgrund struktureller Merkma-le in strategisch und geografisch ähnliche Teilregionen zu gliedern. Diesen strate-gischen Teilregionen werden jeweils eigene, auf sie abgestimmte Ziele und Stra-tegien zugeordnet. Sie leisten so einen auf ihren spezifischen Stärken/Schwächen aufbauenden Beitrag zur Erreichung des Gesamtziels, nämlich unserer Vision.

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4.1 Das 4-Regionen-Schema

Grundlage für das Aufspüren von homogenen Teilregionen bildet das Vier-Regionen-Schema. Die Einteilung der Gemeinden oder Regionen wird mit Hilfe des Kriterienkatalogs im beiliegenden Beurteilungsblatt erstellt.

Entwicklungsdynamik tief hoch

hoch

Reife Region

Wachstums- region

Entw

ickl

ungs

stan

d

tief

Problemregion

Entwicklungs- region

Abb. 116

Bei einer Problemregion sind der Entwicklungsstand und die Entwicklungsdynamik tief. „Tief“ ist immer relativ gemeint: Im Verhältnis zum Kanton, zu den Nachbar-regionen oder Gemeinden. Es besteht die Gefahr von Abwanderungen. (s. dazu den nächsten Abschnitt) Das Ergebnis ist eine Negativspirale, bei welcher der Rückstand auf die Nachbarregionen immer grösser wird. Der Jura oder Teile von Graubünden können gesamtschweizerisch hier eingeordnet werden.

Eine aufholende oder Entwicklungsregion ist auf dem Sprung von einer Problem-region zu einer Wachstumsregion. Es werden Innovationen umgesetzt, Infrastruk-turen hochgezogen, dynamische Firmen und Menschen ziehen dorthin. Der Kanton Freiburg ist ein Beispiel.

Reife Regionen sind alternde, sehr oft industrieorientierte Regionen. Die Innovati-onsdynamik fehlt, man ruht sich auf den Lorbeeren aus oder verpasst die neuesten technologischen Entwicklungen. Es droht die Gefahr der Abwanderung von Ar-beitskräften und Kapital. Man spricht in diesem Zusammenhang oft auch von einer „potentiellen Problemregion“. Eine Region also, die Probleme erhält, wenn sie nichts unternimmt. Glarus ist ein entsprechendes Beispiel.

Wachstumsregionen oder hochentwickelte Regionen stehen im Zenith ihrer wirt-schaftlichen Stärke. Sie sind Zentrum für ihre Angebote und ziehen wiederum Zulieferbetriebe und Dienstleister an. Beispiele sind Basel und Zürich.

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4.2 Wanderung der Produktionsfaktoren

Bestehen zwischen Regionen Disparitäten, so kommt es zu Wanderungen der Produktionsfaktoren Arbeit, Kapital (d.h. Investitionen) und Know-how. Die zent-rale Fragestellung lautet: Wohin wandern die Arbeitskräfte, das Kapital und das Know-how?

Die Faktorbewegungen werden ebenfalls mittels des Vier-Regionen-Schemas beurteilt.

4.2.1 Wanderung von Arbeitskräften

Nach dem Humankapital-Ansatz wird die Wanderung von Arbeitskräften durch die Einkommensdifferenzen zwischen alternativen Standorten bzw. Wohnorten be-stimmt.

Nach dem Lebenszyklus-Ansatz wird dann gewandert, wenn im Leben ohnehin eine grössere Änderung eintritt, also mit dem Beginn und Abschluss der Ausbil-dung, bei der Heirat, der Geburt von Kindern oder beim Eintritt der Pensionie-rung.

Dazu gibt es weitere Bestimmungsfaktoren, wie etwa die Lebenshaltungskosten, die Wohn-, Umwelt und Freizeitqualität, die öffentlichen Leistungen und Steuern, der Bekannten- und Freundeskreis.

Und nicht zuletzt sind junge Leute mobiler, weil die immateriellen bzw. emotiona-len Umzugskosten mit dem Alter ansteigen.

Auf der Grundlage dieser Ansätze kann das Wanderungsmodell für Arbeitskräfte für die vier Regionstypen erstellt werden. In der Grafik sehen Sie die Hauptwan-derrichtungen.

Abb. 117

4.2.2 Wanderung von Kapital

Eine interregionale Verschiebung von Kapital findet statt, wenn zwischen den Regionen Renditeunterschiede bestehen.

Hohe Renditen werden in Entwicklungs- und Wachstumsregionen erzielt. Folglich finden Kapitalbewegungen von Problemregionen (Push-Wirkung) zu Entwicklungs-

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regionen (Pull-Wirkung) statt. Trotz der hohen Renditen üben Wachstumsregionen eine vergleichsweise schwächere Pull-Wirkung aus, da sie selbst über ein grosses Investitionspotential verfügen.

Abb. 118

4.2.3 Fluss an Know-how

Know-how umfasst den technischen Fortschritt, organisatorische und Marktinnova-tionen.

Die Know-how-Flüsse werden hauptsächlich durch 3 Faktoren bestimmt:

1. durch die Forschung und Entwicklung;

2. durch die Rezeptionsfähigkeit des verfügbaren neuen technischen Wissens, d. h. die Fähigkeit, Forschungserkenntnisse in Produkt- und Prozessinnovationen zu transformieren; und

3. durch die Möglichkeit, neue Innovationen überhaupt vornehmen zu können. Das wiederum hängt entscheidend von der Investitionstätigkeit ab.

Obwohl reife Regionen meist über gut ausgebaute Forschungs- und Entwicklungs-institutionen verfügen, werden dort relativ wenige Investitionen zur Umsetzung von Innovationen getätigt. Demgegenüber ziehen Entwicklungs- und Wachstums-regionen durch ihre rege Investitionstätigkeit Know-how an. Eine besonders starke Pull-Wirkung geht von Wachstumsregionen aus, da sie auch über ausgebau-te Forschungsinstitutionen und eine hohe Rezeptionsfähigkeit verfügen. In Ent-wicklungsregionen ist die Rezeptionsfähigkeit noch wenig ausgebildet. Sie bildet jedoch in Form des Wissens- und Technologietransfers einen Ansatzpunkt für die Wirtschaftsförderung.

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Abb. 119

4.3 Strategische Teilregionen

Ein für das weitere Vorgehen entscheidender Punkt ist die Identifikation von strategischen Teilregionen. Wir bilden strategische Teilregionen, weil wir eine funktionale Strategie für das ganze Fricktal nicht als optimal ansehen. Denn Funktionale Strategien orientieren sich an Schwerpunktstrategien wie Wirtschafts-strategie, Landschaftsstrategie, Verkehrsstrategie, Siedlungsstrategie, usw. Das Ergebnis würde der Verschiedenheit der Teilregionen des Fricktals nicht gerecht.

Das Fricktal ist nämlich gekennzeichnet durch unterschiedliche Strukturen und Entwicklungen der verschiedenen Regionsteile. Daraus ergibt sich für jede Teilre-gion eine andere Ausgangsposition. Für jede Teilregion werden deshalb auf ihre spezifischen Stärken und Schwächen abgestimmte Ziele und Strategien erarbeitet – ähnlich einer Unternehmung, die nicht für ihr ganzes Sortiment weltweit die gleiche Strategie einsetzt, sondern diese kundenspezifisch oder geografisch diffe-renziert. Hintergrund der strategischen Teilregionen ist das Ausnützen der jewei-ligen Eigenheiten und damit der gezieltere Einsatz spezifischer Massnahmen. Die strategischen Teilregionen werden zu einer Gesamtstrategie koordiniert und leisten so einen optimalen Beitrag zur Erreichung des Gesamtziels, nämlich der Stärkung der Wettbewerbsposition des gesamten Fricktals.

Zur Auswahl der Teilregionen: Strategische Teilregionen gleichen sich in ihrer Grundstruktur. Sie besitzen alle eine wirtschaftliche Basis sowie Wohn- und Naher-holungsgebiete und sind geografisch nicht zu sehr voneinander getrennt.

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Abb. 120

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Eckdaten zu den einzelnen Teilregionen

Wir haben für die einzelnen Teilregionen die wichtigsten Variablen zusammenge-fasst. Sie erhalten so einen Eindruck über das grundsätzliche Potenzial einer Teilregion.

Region 1 Region 2 Region 3 Region 4 Region 5

Einwohner 19'204 15'083 9'318 15'857 9'095

Bev.-entwicklung 1995-2005 13.70% 14.30% 17.10% 13.90% 5.00%

Steuerkraft/Kopf 2'758 2'018 2'276 1'867 1'945

Nettoaufwand/Kopf 2'103 1'671 1'775 1'718 1'848

Finanzausgleich/Kopf - 77 97 309 455

Beschäftigte total 9'680 5'310 5'501 5'793 3'802

Beschäftigte 1. Sektor 190 556 228 940 643

Beschäftigte 2. Sektor 4'058 1'814 3'895 2'065 1642

Beschäftigte 3. Sektor 5'432 5'310 1'378 2'788 1517

Besch.-entw. 1991-2001 total 12.80% -6.10% -21.30% 1.60% -31.20%

Besch.-entwicklung 1. Sekt. -5% -10.60% -24.10% -11.00% -4.90%

Besch.-entwicklung 2. Sekt. 8.90% -18.10% 5.20% -10.70% -22.70%

Besch.-entwicklung 3. Sekt. 12.80% 23.40% -2.30% 23.30% -3.60%

Anzahl Unternehmen total 813 569 376 648 384

Mikrobetriebe (1-9 Besch.) 693 501 326 569 342

Kleinbetriebe (10-49 Besch.) 95 55 42 69 35

Mitllere Untern. (50-249) 19 12 5 9 6

Grossbetriebe (über 250) 6 1 3 1 1

Vorgehen zur Identifikation der strategischen Teilregionen

Wir dokumentieren im folgenden unsere Vorgehensweise:

1. Analyse der Wirtschaftskraft

Wir haben sämtliche Gemeinden nach den Kriterien im Beurteilungsblatt in Beila-ge 43 „Beurteilungsblatt Wirtschaftskraft“ beurteilt. Die Ergebnisse je Gemeinde finden Sie in den Beilagen 44.1 – 44.41.

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Regionalentwicklungskonzept Fricktal, Analyse

148

In einem zweiten Schritt haben wir sie mit der Karte „Gemeinden nach Struktur-stärke-Index“78 verglichen (Vgl. Beilage 45 „Gemeinden nach Strukturstärke-Index“). Ergebnis ist die Karte mit „Gemeinden nach Wirtschaftskraft“ in der Beilage 46 „Gemeinden nach Wirtschaftskraft“.

2. Analyse der Wohnattraktivität

Wir haben die Wohnortattraktivität sämtlicher Gemeinden analysiert (Vgl. dazu Beilage 47 – 47.2 „Beurteilung nach SQI und Wohnqualität“). Ergebnis ist die Karte mit den „Gemeinden nach Wohnortattraktivität“ in der Beilage 48 „Ge-meinden nach Wohnortattraktivität“.

3. Integration der zentralen Arbeitsorte

Wir haben die zentralen Arbeitsorte integriert. Vgl. dazu die Ausführungen in Ziffer 3.6.3.4 (Beilage 49 „Zentrale Arbeitsorte, Karte“).

4. Synthese

Wir haben die drei Ansätze kombiniert. Ergebnis ist die Karte mit „Gemeinden nach Synthese“ (Vgl. dazu Beilage 50 „Gemeinden nach Synthese“).

5. Integration der Raumstruktur

Wir haben die Teilregionen mit den geografischen und topografischen Gegeben-heiten verglichen (Vgl. dazu Beilage 51 „Panoramakarte“). Zum Teil haben wir die geografische Einteilung, wie wir sie am Anfang im Abschnitt „Raumstruktur“ vom LEP übernommen hatten, korrigiert (Vgl. dazu Beilage 52 „Regionstypen und Raumstruktur“).

6. Bilden von Strategischen Teilregionen

Wir haben in der Karte „Regionstypen und Raumstruktur“ Teilregionen gebildet, die eine ähnliche Struktur aufweisen.

Ergebnis ist die Karte „Strategische Regionen im Fricktal“, wie wir sie am Anfang des Abschnitts vorgestellt haben.

78 Kanton Aargau (Abteilung Raumentwicklung und Gemeindeabteilung): Strukturschwache

Regionen, Aarau 2005, S. 15

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Regionalentwicklungskonzept Fricktal, Analyse

149

5. Schlussfolgerungen

Die Region Fricktal hat einiges zu bieten! Die Trümpfe des Fricktals im Standort-wettbewerb sind die Landschaft und das unverwechselbare Landschaftsbild sowie eine wettbewerbsfähige Branchenstruktur mit entwicklungsfähigen Schlüsselbran-chen. Dazu kommt die zentrale, verkehrsgünstige Lage zwischen den Metropolit-anräumen Basel und Zürich.

Die Unternehmensstruktur im Fricktal ist kleinkörnig: 98% aller Unternehmungen sind Mikro- oder Kleinbetriebe; sie beschäftigen 55% der Beschäftigten. Die 2% mittleren und grossen Unternehmungen beschäftigen 45% aller Beschäftigten.

Prägend für das Fricktal ist aber auch das gleichzeitig Trennende und Verbinden-de: Rhein und Jurahöhen mit ihren markanten Seitentälern einerseits und die emotionale Trennung in oberes und unteres Fricktal andererseits.

Wie schafft es das Fricktal, sein Potenzial auszuschöpfen? Welche Voraussetzun-gen müssen erfüllt sein, damit sich das Fricktal als eigenständige Region profilie-ren kann?

Die folgenden Ansätze sollen den Weg weisen zu einem international wettbe-werbsfähigen Fricktal. Sie verstehen sich als Einladung zum Aufbruch und doku-mentieren die anpackende Haltung gegenüber einem immer härteren Standort-wettbewerb.

- Es ist unumgänglich, das Trennende und Verbindende künftig in einer starken Region Fricktal zu bündeln. Das Fricktal muss das Profil der „Einheit in der Viel-falt“ entwickeln.

- Das Fricktal muss Sorge tragen, dass die Landschaft als Lebensraum, als Natur-raum, als Erlebnisraum und als Identifikationsraum erhalten bleibt. Die Idee eines Naturparks kann dazu beitragen.

- Die überdimensionierten Bauzonenreserven sind zu kanalisieren: Es sind Entwicklungsachsen und Verdichtungsgebiete festzulegen.

- Das Fricktal muss der Gefahr der Zersiedelung entgegenwirken. Der dörflichen Struktur und dem Ortsbildschutz ist gebührend Beachtung zu schenken.

- Das Fricktal hat die Chance, sich als wertschöpfungsstarken Industrie-Standort zu profilieren. Vorhandene Ressourcen, die Lagequalität und die Nähe zu For-schungsinstituten tragen dazu bei.

- Wettbewerbsfähige Schlüsselbranchen sichern den Wirtschaftsstandort: Chemie, Bau, Maschinenindustrie, Logistik, Gesundheitswesen und Unternehmensdienst-leistungen. Einen Dienstleistungssektor, der über das Angebot an Dienstleistun-gen für die regionalen Unternehmungen hinausgeht, sehen wir wegen der unmittelbaren Nähe zu Basel nicht.

- Land- und Forstwirtschaft, Gewerbe und „sanfter“ Tourismus bilden das wirt-schaftliche Rückgrat des ländlichen Raumes.

- Die kleinkörnige Unternehmensstruktur soll erhalten bleiben. Sowohl die Mikro- und Kleinunternehmungen als auch die mittleren und grossen Unternehmungen leisten einen gewichtigen Beitrag zu Beschäftigung und Wertschöpfung.

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Regionalentwicklungskonzept Fricktal, Analyse

150

- Das Fricktal setzt auf eine Entwicklung von Innen. So schaffen wir Arbeits- und Ausbildungsplätze. Für Neuunternehmer mit innovativen Technologien ist ein unkomplizierter Zugang zu Risikokapital wichtig.

- Das Fricktal muss den (öffentlichen) Regionalverkehr in einer zweckmässigen Kombination von öV und MIV leistungsfähiger gestalten. Die Lärmimmissionen sind zu minimieren.

- Das Potenzial als Naherholungsraum ist mittels „sanftem“ Tourismus auszu-schöpfen. Eine entsprechende Infrastruktur ist aufzubauen.

- Der Bekanntheitsgrad des Fricktals ist zu erhöhen.

- Das Fricktal muss sein Angebot und die Infrastruktur als Gesamt-Region planen, will es sich als Tourismus-Region profilieren.

- Die Disparitäten der finanziellen Leistungsfähigkeit der Gemeinden sind abzu-bauen. Die Gemeinden müssen in der Lage sein, neue Investitionen finanzieren zu können.

- Das Fricktal muss sich als Ganzes entwickeln. Deshalb erachten wir Gemeindezu-sammenschlüsse als sinnvoll. Es sind Kriterien zu formulieren, damit die Zusam-menschlüsse für alle Beteiligten vorteilhaft verlaufen.

Bei diesen plakativen Ansätzen soll es nicht bleiben. Sie dienen als Basis für die Entwicklung von Zielen und Strategien, um das Fricktal in der Konkurrenz der Wirtschaftsstandorte in eine günstige Position zu bringen.

Ein erster Schritt zur Strategieentwicklung ist die Identifikation von strategischen Teilregionen. Strategische Teilregionen gleichen sich in ihrer Grundstruktur. Sie haben jeweils eigene spezifische Stärken und Schwächen. Daraus werden auf sie abgestimmte Ziele und Strategien erarbeitet – ähnlich einer Unternehmung, die nicht für ihr ganzes Sortiment weltweit die gleiche Strategie einsetzt, sondern diese kundenspezifisch oder geografisch differenziert. Hintergrund der strategi-schen Regionen ist das Ausnützen der Eigenheiten der jeweiligen Teilregionen und damit der gezieltere Einsatz der Massnahmen. Die strategischen Teilregionen werden zu einer Gesamtstrategie koordiniert und leisten so einen Beitrag zur Erreichung des Gesamtziels, nämlich der Stärkung der Wettbewerbsposition des gesamten Fricktals.

Rapperswil, 21. November 2006 1104.1 / arm, we, ml, mk

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Regionalentwicklungskonzept Fricktal, Analyse

151

6. Abbildungsverzeichnis Abb. Nr. Name / Bezeichnung Kapitel Seite

Abb. 1 Grafik Drei-Dimensionen-Konzept der nachhaltigen Entwick-lung

2.3 15

Abb. 2 Plan Planungsgebiet Fricktal Regio 2.4 16

Abb. 3 Plan Landschaftsräume gemäss LEP Fricktal 2.4.2 17

Abb. 4 Plan Metropolitanräume der Schweiz 2.4.3 18

Abb. 5 Plan Agglomerationsgemeinden im Fricktal nach Definition BFS

2.4.3 19

Abb. 6 Diagramm Gemeindefläche total 3.2.1 22

Abb. 7 Diagramm Durchschnittliche Bodennutzung 3.2.2 23

Abb. 8 Plan Wald- und Landwirtschaftsflächen 3.2.2 25

Abb. 9 Foto Panorama Sulz 3.2.3.1 25

Abb. 10 Foto Panorama Frick 3.2.3.1 26

Abb. 11 Foto Mumpf und Wallbach 3.2.3.1 26

Abb. 12 Diagramm Auswertung der Umfrage: „Was schätzen Sie in der CH am meisten?“

3.2.3.1 26

Abb. 13 Plan Übersicht BLN Gebiete in der Nordwestschweiz 3.2.3.2 27

Abb. 14 Plan Gefahrenkarte Bodenerosion in der CH 3.2.3.5 28

Abb. 15 Plan Gefahrenkarte Erdbebengefahr 3.2.3.5 29

Abb. 16 Diagramm Belastung NO2 und Feinstaub in Sisseln 3.2.3.6 29

Abb. 17 Foto Bahnlinien im Kerngebiet von Rheinfelden 3.2.3.6 30

Abb. 18 Plan Flugwarteraum gekröpfter Nordanflug 3.2.3.6 31

Abb. 19 Diagramm Nebeltage im Vergleich 3.2.3.9 32

Abb. 20 Plan Trendfortschreibung Anteil Siedlungsflächen an Gesamt-fläche

3.2.4 33

Abb. 21 Diagramm Übersicht Überbauungsgrad 3.3.1 36

Abb. 22 Plan Überbauungsgrad im kantonalen Vergleich 3.3.1 37

Abb. 23 Diagramm Bauzonenreserven relativ und absolut 3.3.2 38

Abb. 24 Grafik Bauzonenreserve nach Zonenart 3.3.2 39

Abb. 25 Plan Reserven an zusammenhängenden Flächen unüberbau-ter Bauzonen

3.3.2 39

Abb. 26 Diagramm Einwohnerkapazitäten im Vergleich zu den Einwohnern Stand 2005

3.3.3 40

Abb. 27 Diagramm Einwohnerkapazitäten im Vergleich zur heutigen Einwohnerzahl in Prozent

3.3.3 41

Abb. 28 Diagramm Wohnbevölkerung 2005 3.4.1 43

Abb. 29 Plan Gemeinden nach Grössenklassen 3.4.1 44

Abb. 30 Plan Anteil der unter 19-jährigen an der Wohnbevölkerung 3.4.1 45

Abb. 31 Plan Anteil der über 65-jährigen an der Wohnbevölkerung 3.4.1 45

Abb. 32 Diagramm Ausländeranteil 3.4.1 46

Abb. 33 Diagramm Bevölkerungsentwicklung im Fricktal 3.4.2 46

Abb. 34 Plan Bevölkerungsentwicklung in der Region Oberrhein 1990-2003

3.4.2 47

Abb. 35 Diagramm Bevölkerungswachstum 1995-2005 3.4.2 47

Abb. 36 Plan Entwicklung der Wohnbevölkerung 3.4.2 48

Abb. 37 Diagramm Bevölkerungsprognose 2002-2030 3.4.4 49

Abb. 38 Diagramm Kaufkraft 3.5 51

Abb. 39 Plan Haushaltseinkommen pro Kopf im Wirtschaftsraum Zürich bis 2008

3.5 51

Abb. 40 Diagramm Beschäftigte in der Landwirtschaft in Prozent der Beschäftigten in der Gemeinde (2000)

3.6.1 54

Abb. 41 Plan Beitrag des zweiten Sektors an die kantonale Wertschöp-fung 2001

3.6.1 55

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Regionalentwicklungskonzept Fricktal, Analyse

152

Abb. Nr. Name / Bezeichnung Kapitel Seite

Abb. 42 Diagramm Branchenstruktur nach Beschäftigten 2001 3.6.2.1 56

Abb. 43 Grafik Mittel- und langfristiges Wachstumspotential der Wertschöpfung

3.6.2.2 58

Abb. 44 Plan Identifizierte regionale Cluster im Wirtschaftsraum Zürich 3.6.2.2 59

Abb. 45 Diagramm Veränderung der Beschäftigung in der Landwirtschaft 1996-2001

3.6.2.3 60

Abb. 46 Diagramm Veränderung der Branchenstruktur 1991-2001 3.6.2.3 61

Abb. 47 Grafik Entstehung der Wertschöpfung 3.6.2.4 62

Abb. 48 Plan Reales BIP 2004 Metrobasel 3.6.2.4 63

Abb. 49 Diagramm Wertschöpfungswachstum Fricktal 3.6.2.4 63

Abb. 50 Grafik Längerfristige Branchenpositionierung 3.6.2.5 65

Abb. 51 Grafik Bauinvestitionen 3.6.2.6 66

Abb. 52 Diagramm Bauausgaben 1994-2004 3.6.2.6 67

Abb. 53 Diagramm Mieteranteil nach Bezirken 2000 3.6.2.6 67

Abb. 54 Plan Durchschnittspreise für Wohnflächen im Fricktal 3.6.2.6 68

Abb. 55 Diagramm Umsatz-, Export- und Beschäftigungsentwicklung in der Maschinenindustrie

3.6.2.6 70

Abb. 56 Diagramm Dienstleistungen für Unternehmen 3.6.2.6 70

Abb. 57 Diagramm Vollzeitäquivalente Beschäftigung 3.6.2.6 71

Abb. 58 Diagramm Gesundheitskosten nach Leistungserbringern 3.6.2.6 72

Abb. 59 Diagramm Gesundheits- und Sozialwesen 3.6.2.6 72

Abb. 60 Diagramm Logistik 3.6.2.6 73

Abb. 61 Diagramm Ergebnisse der Umfrage nach Unternehmensgrössen 3.6.2.6 74

Abb. 62 Foto Altes Kraftwerk Rheinfelden 75

Abb. 63 Plan Zentrale Arbeitsorte 3.6.3.4 81

Abb. 64 Diagramm Beschäftigungswirkung der Betriebsveränderungen 3.6.3.6 83

Abb. 65 Plan Erwerbstätige mit abgeschlossner Tertiärstufe 3.6.4.1 84

Abb. 66 Diagramm Ausbildungsstand der Bevölkerung in der Region Oberrhein 2000

3.6.4.1 85

Abb. 67 Grafik Ausbildungsstand und Verfügbarkeit von Hochqualifi-zierten

3.6.4.1 86

Abb. 68 Grafik Netzplan Bahn 3.7.1.1 89

Abb. 69 Grafik Netzplan S-Bahn 3.7.1.1 90

Abb. 70 Grafik Netz- und Haltestellenplan Bus 3.7.1.2 91

Abb. 71 Grafik Haltestellenplan Rheinschiff 3.7.1.3 91

Abb. 72 Plan National- und Kantonsstrassen 3.7.1.4 92

Abb. 73 Grafik Verkehrsbelastung Nationalstrassen 3.7.1.5 93

Abb. 74 Diagramm DTV der Ortsdurchfahrten 3.7.1.5 94

Abb. 75 Plan Kantonale Velorouten 3.7.1.6 95

Abb. 76 Plan Fahrzeiten ÖV in die grössten zentralen Arbeitsorte 3.7.2.1 96

Abb. 77 Plan Fahrzeiten ÖV nach Basel 3.7.2.1 96

Abb. 78 Plan Fahrzeiten ÖV in überregionale Zentren 3.7.2.1 97

Abb. 79 Plan Anzahl Verbindungen nach Basel zwischen 0700-0800 Uhr

3.7.2.2 97

Abb. 80 Plan Anzahl Verbindungen nach Basel zwischen 1000-1100 Uhr

3.7.2.2 98

Abb. 81 Plan Fahrzeiten MIV in die grössten zentralen Arbeitsorte 3.7.3.1 99

Abb. 82 Plan Fahrzeiten MIV nach Basel 3.7.3.1 99

Abb. 83 Plan Fahrzeiten MIV in überregionale Zentren 3.7.3.1 100

Abb. 84 Plan Häufigkeit der Staumeldungen 2004 3.7.3.2 100

Abb. 85 Plan Kombination MIV und ÖV 3.7.5 101

Abb. 86 Diagramm Anteil der Erwerbstätigen am Wohnort in % 3.7.8.1 102

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Regionalentwicklungskonzept Fricktal, Analyse

153

Abb. Nr. Name / Bezeichnung Kapitel Seite

Abb. 87 Diagramm Anteil Wegpendler nach Verkehrsmittelwahl 3.7.8.1 102

Abb. 88 Diagramm Pendlerströme im Fricktal 2004 3.7.8.2 104

Abb. 89 Plan Pendlerströme innerhalb des Fricktals 3.7.8.2 105

Abb. 90 Plan Erreichbarkeitsgrad (MIV) gemäss Strukturschwächen-Bericht

3.7.8.4 108

Abb. 91 Plan Erreichbarkeit gemäss Wohnort-Attraktivität der CS 3.7.8.4 108

Abb. 92 Diagramm Steuerfüsse im Fricktal 2004 3.9.1 115

Abb. 93 Grafik Steuerbelastung der natürlichen und juristischen Personen

3.9.1 116

Abb. 94 Diagramm Steuerkraft absolut 2004 3.9.2 117

Abb. 95 Diagramm Steueranteil juristischer Personen 2004 3.9.2 117

Abb. 96 Diagramm Steuerkraft pro Einwohner 2004 3.9.2 118

Abb. 97 Grafik Steuerkraft und Standortqualität im Kanton Aargau 2000-2004

3.9.2 119

Abb. 98 Diagramm Finanzausgleich Mittelwert 2000-2004 3.9.3 120

Abb. 99 Diagramm Finanzausgleich pro Einwohner Mittelwerte 2000-2004 3.9.3 121

Abb. 100 Plan Finanzausgleich pro Kopf 2000-2004 3.9.3 121

Abb. 101 Diagramm Steuerkraft und Finanzausgleich pro Einwohner 2004 3.9.3 122

Abb. 102 Diagramm Nettoverwaltungsaufwand 2004 3.9.4 123

Abb. 103 Diagramm Nettoaufwand pro Kopf 2004 3.9.4 124

Abb. 104 Diagramm Selbstfinanzierung 2004 3.9.5 125

Abb. 105 Diagramm Selbstfinanzierung pro Einwohner 2004 3.9.5 125

Abb. 106 Diagramm Nettoschuld 3.9.6 126

Abb. 107 Diagramm Nettoschuld pro Einwohner 2004 3.9.6 126

Abb. 108 Diagramm Entwicklung der Gemeindefinanzen 3.9.7 127

Abb. 109 Diagramm Kindergartenschüler nach Schulstandort 2005 3.10.1.1 129

Abb. 110 Diagramm Primarschüler nach Schulstandort 2005 3.10.1.1 129

Abb. 111 Plan Regos Standorte 3.10.1.2 129

Abb. 112 Diagramm Sekundar- und Realschüler nach Oberstufenstandort 2005

3.10.1.2 130

Abb. 113 Plan Gesundheitswesen Fricktal 3.10.3 133

Abb. 114 Plan Verteilung Konfessionen 3.10.4 135

Abb. 115 Plan Friedensrichterkreise 3.10.5.1 136

Abb. 116 Grafik Das 4-Regionen-Schema 4.1 142

Abb. 117 Grafik Wanderung der Arbeitskräfte 4.2.1 143

Abb. 118 Grafik Wanderung des Kapitals 4.2.2 118

Abb. 119 Grafik Wanderung von Know how 4.2.3 145

Abb. 120 Grafik Strategische Teilregionen im Fricktal 4.3 146

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7. Beilagen

Beilage 1: „Glokalisierung“ als Resultat von Globalisierung und lokaler Standortattraktivität, NZZ Themen und Thesen der Wirt-schaft, 31.12.1999 Nr. 305

Beilage 2: Gefahrenkarte Hochwasser

Beilage 3: Karte Lärmkataster

Beilage 4: Karte Bauzonen

Beilage 5: Definitionen Überbauungstand

Beilage 6: Karte Bauzonenreserven

Beilage 7: Kapazitätsabschätzung

Beilage 8: Bevölkerungsentwicklung pro Gemeinde 1995-2005

Beilage 9: Ergebnisse der Migrationsforschung

Beilage 10: Identität

Beilage 11: Regionale Spezialisierung

Beilage 12: Tertiarisierungsgrad

Beilage 13: Branchen und Beschäftigte nach NOGA 2001

Beilage 14: Überregionale Firmen

Beilage 15: Raumtypen

Beilage 16: Wertschöpfung

Beilage 17: Zusammenstellung Betriebe und Arbeitsplätze je Gemeinde

Beilage 18: Zentrale Arbeitsorte (Tabelle)

Beilage 19: Anteil der Bevölkerung mit höherer Ausbildung

Beilage 20: Volkszählung 2000: Erwerbstätige im Kanton Aargau nach Beschäftigungsgrad und Gemeinde

Beilage 21: Karte ÖV-Erschliessung

Beilage 22: Erreichbarkeit

Beilage 23: Verkehrsverbindungen nach SQI

Beilage 24: Karte Freitzeit und Tourismus

Beilage 25: Vereinsleben

Beilage 26: Definitionen Gemeindefinanzen

Beilage 27: Gemeindefinanzen Fricktal 2004 / Werte absolut

Beilage 28: Gemeindefinanzen Fricktal 2004 / Werte pro Einwohner - alphabetisch

Beilage 29: Gemeindefinanzen Fricktal 2004 / Werte pro Einwohner nach Gemeindegrösse

Beilage 30: Einkommens- und Vermögensbelastung 2004

Beilage 31: Relative Steuerkraft (Durchschnitt 1999 – 2004)

Beilage 32.1 – 32.41: Entwicklung der Gemeindefinanzen

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Beilage 33: Erreichbarkeit Lebensmittelgeschäfte

Beilage 34: Erreichbarkeit Banken

Beilage 35: Erreichbarkeit Arztpraxen

Beilage 36: Erreichbarkeit Apotheken

Beilage 37: Reformierte Kirchgemeinden im Fricktal

Beilage 38: Römisch-Katholische Kirchgemeinden im Fricktal

Beilage 39: Christkatholische Kirchgemeinden im Fricktal

Beilage 40: Optimale Gemeindegrösse, UBS Outlook 3/2003

Beilage 41: Stärken und Schwächen, Chancen und Gefahren der Region Fricktal (Basistabelle)

Beilage 42: Stärken und Schwächen – Portfolio

Beilage 43: Beurteilungsblatt Wirtschaftskraft

Beilage 44.1 - 44.41: Beurteilungsblatt Wirtschaftskraft je Gemeinde

Beilage 45: Gemeinden nach Strukturstärkenindex

Beilage 46: Gemeinden nach Wirtschaftskraft

Beilage 47 – 47.2: Beurteilung nach SQI und Wohnortattraktivität

Beilage 48: Gemeinden nach Wohnortattraktivität

Beilage 49: Zentrale Arbeitsorte (Karte)

Beilage 50: Gemeinden nach Synthese

Beilage 51: Panoramakarte

Beilage 52: Regionstypen und Raumstruktur